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Gedankenübertragung
Gedankenübertragung
Hallo Ilupeju,
es ist, als hätte ich gespürt, dass ich genau an diesem Tag meine Frage an Dich richtigen sollte. Ich kann mir das nicht erklären und ich wollte mich nicht aufdrängen, nicht zum falschen Zeitpunkt in diese sehr persönliche Phase drängen mit meinen Zeilen. Ich bin nicht gut in Beileidsbekundungen, aber ich bin traurig, dass der Abschied nun doch schneller kam, als ihr ihn euch wohl alle vorgestellt hattet.
Es beruhigt mich, dass Du so viel Hilfe erfahren hast, allein durch die Anteilnahme hier, aber auch durch Deine Familie und die Betreuung Deines Bruders vor Ort.
Und es ist natürlich auch für mich gut zu wissen, dass ich mit meiner Prognose nicht ganz daneben gelegen habe und er ohne Qualen einschlafen durfte. Darum macht man sich ja nun wirklich am meisten Gedanken, wie er denn aussehen wird, der Übergang vom Leben zum Tode. Die gemeinsamen Stunden mit Deinem Bruder werden Dir sicher auch für die künftigen "dunklen" Stunden ein wenig Trost geben.
So viele Menschen haben leider nicht das Glück, intensiv miteinander/voneinander Abschied zu nehmen. Bei den Gedanken an das Sterben fürchten viele, die vermeintliche Angst des Sterbenden und/oder dessen Leiden nicht ertragen zu können. Deshalb wiederhole ich gern immer wieder, dass der Sterbende in der richtigen Umgebung keine Angst und keine Schmerzen haben wird, dass also im Umkehrschluss die Angehörigen am Sterbebett nicht fürchten müssen, zu schwach zu sein oder im Wege zu stehen, sondern dort genau am richtigen Ort sind.
Du hast eine tolle Familie, die Dir in dieser Zeit den Rücken frei gehalten hat. Auch das ist leider nicht in jeder Familie selbstverständlich. Ich denke, dass gerade Deine eigene Krankheit dazu beigetragen hat, ihnen bewusst zu machen, wie wichtig die Unterstützung jedes einzelnen Familienmitgliedes für den Zusammenhalt der Familie ist.
Ich freue mich nicht nur, dass Du Deine eigene Krankheit gut überstanden hast, sondern auch, dass Du eine Familie hast, auf die Du Dich in Notsituationen wie dieser voll verlassen kannst. Wenn ihr künftig über Deinen Bruder sprecht, werden sie Deinen Stolz und Deine Dankbarkeit dafür heraushören, dass Du ihm so nahe sein konntest, wie ihr beide es gebraucht habt.
Es ist merkwürdig, wie verbunden man sich einem völlig fremden Menschen fühlen kann, nur weil er ähnliches erlebt hat, wie man selbst...
Alles Gute für Dich und Deine Familie! Ich werde weiter an Euch denken...
Liebe Grüße
Anke
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