• Kognitive Verhaltenstherapie, Psychoanalyse, Psychopharmaka,... Die moderne Psychiatrie und Psychotherapie hat heute eine große Bandbreite an verschiedenen Therapiemöglichkeiten. Aber welche ist für Sie die richtige? Wann sollte man in eine psychiatrische Klinik gehen, wann reicht eine ambulante Psychotherapie?

Ich kapiere es einfach nicht!

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Ein ganz normaler Trauerstammtischabend war eine große Herausforderung für mich
Naja, ich kenne mich jetzt mit Trauerstammtischen nicht aus... aber ehrlich gesagt hört sich das auch nicht unbedingt nach zwangsläufig leichter und stets entspannter Kost an.
Da würde ich definitiv nicht zuviel hinein interpretieren - wenn schon manche Geburtstagsfeier anstrengend sein kann ;), sind es solche Jahrestage von ihrer Bedeutung her noch viel eher. Man wird an die Vergangenheit erinnert, womöglich an eine schöne, in der man mit dem/der Verstorbenen friedliche und wunderschöne Zeiten verbracht hat - und an so einem Abend wird man dann daran erinnert und trauert nicht nur der Person, sondern auch den vergangenen Zeiten hinterher.
Erlaube Dir, daß Du so empfunden hast und etwas/sehr aufgewühlt warst :)

Ich bin überhaupt sehr empfindlich gegenüber Lärm geworden. Straßenlärm bereitet mir Herzklopfen. Laute Musik geht mir durch Mark und Bein. Ohrwürmer wiederholen sich des öfteren. Reizüberflutung macht mich unruhig und hibbelig. Dazu noch jeden dritten Tag Tinnitus. Am besten ist es immer noch, ruhig auf der Couch zu liegen und den ganzen Stress wegzuatmen, Kreuzworträtsel zu lösen und viel zu lesen.
Das kann ich phasenweise wie gesagt voll und ganz für mich unterschreiben.

Wie schonmal gesagt: Gerade, weil Du grundsätzlich gern unter Menschen und auch einigermaßen unternehmungsfreudig bist, würde ich Dir wirklich mal einen kleinen (!) Gruppenkurs Autogenes Training, Meditation, Yoga, Tai-Chi oder nen Kirchen-/Gospel-Chor empfehlen. Das könnte Dir vielleicht dabei helfen, auch wieder andere Seiten des Zusammenseins mit anderen Menschen zu erfahren. Nicht jede Gruppe muß sich zwangsläufig immer in lauten Kneipen oder auf Weihnachtsmärkten zusammenfinden.

Möglicherweise zehren die letzten zehn stressreichen Jahre noch immer an mir obwohl ich es jetzt aufregungstechnisch so viel besser als früher habe. Ob es wohl auch so ist, dass man ohne große seelische Defizite zu haben, einfach nur seelisch erschöpft sein kann.
Definitiv ja, denke ich.
Weiterhin können der Körper und die Psyche manches, was sich ereignet hat, erst aufarbeiten, wenn etwas Ruhe eingekehrt ist - solange Du unter Strom standest damals, hast Du Dir das Erschöpftsein und Zusammenklappen garantiert "verboten", richtig? Es ging ja wahrscheinlich eben auch nicht, irgendwas wird immer gewesen sein... oder?
Schließlich gibt es eben einschneidende Lebensereignisse, die nachwirken.

Bei Dir werden garantiert Zweitens und Drittens zusammenkommen - das Lange-Aushalten-sich-Ruhe-Versagen-und-keine-Zeit-für-Ausruhen-haben, und die Ereignisse.

Und ja, ich bin 75, vergleichen mit anderen unternehmungslustigen Leuten in meinem Alter darf ich mich allerdings nicht.
Richtig, aber auch in der anderen Richtung nicht!
Du bist garantiert unternehmungsfreudiger, aufgeschlossener und trotz aller Umstände aktiver als es manch eine 75-Jährige schon ohne solche Geschichten ist. Von in irgendeiner Weise anders vom Schicksal gebeutelten Altersgenossen nicht zu reden.
Und wenn ich mir meinen Vater mit 68 ansehe, dann igelt der sich garantiert mehr ein, und das ganz ohne Symptome wie die Deinigen zu haben. Nen Stammtisch und nen Weihnachtsmarkt hat er garantiert seit 15 Jahren nicht mehr gesehen, und seine Besuche bei mir, seit ich vor 20 Jahren ausgezogen bin, kann ich ungelogen an einer Hand abzählen!!

Also: Genauso, wie Du es zu mir sagst, sage ich es jetzt Dir: Stell Dein Licht nicht unter den Scheffel :)
Du machst das alles genau richtig und im richtigen Tempo und mit der erforderlichen Ruhe. Da ist nichts falsches dran, sondern das ist nur vernünftig und sinnvoll. Je mehr Achtsamkeit und Ruhe Du jetzt beherzigst, wo es nötig ist, umso besser kommst Du durch diese Phase durch und raus :)

Sei gnädig, verständnis- und liebevoll mit Dir und zur Dir selbst - Du kannst stolz auf Dich sein :)

LG,
Alex
 
Hallo Alex,

danke für die Blumen. Bin ganz, ganz gerührt über deine einfühlsamen Worte. Danke, jetzt bin ich wieder ein bisschen getröstet.

Und doch noch etwas zu dem Trauerstammtisch. Das sind einzelne Betroffene, die sich wie ich, vom eigentlichen Trauertreff losgelöst haben und ganz normal miteinander umgehen. Es ist schon irgendwie zum Lachen. Sämtliche vier Witwer haben binnen drei Jahren wieder neue Partnerinnen gefunden und freuen sich mehr oder weniger des Lebens. Aus der Gruppe heraus hat sich selbst ein Paar gebildet, eines von dem es niemand erwartet hätte.
Ich gönne es jedem, wenn er nach der schweren Trauerzeit sein Glück noch einmal in die Hand nehmen will, aber ich kann da einfach nicht mitschwingen, zu viel vergangenes lastet noch auf mir. Es ist einfach unvorstellbar für mich zur Zeit, munter durch den Tag zu tingeln.Irgendwie wird es an diesem Stammtisch von einem verständlicherweise auch erwartet, dass es einem gut gehen sollte. Ich kann da einfach innerlich nicht mithalten und bin deshalb manchmal auch ein bisschen einsam, versuche aber, mir das nicht anmerken zu lassen und das Beste daraus zu machen.
Von der Diakonie wird eine Entspannungs- eine Frühstücks und eine Wandergruppe angeboten. Da könnte ich evtl. auch hingehen durch Vermittlung meiner Sozialarbeiterin. Kurse, die abends angeboten werden, kann ich nicht besuchen, weil unsere Stadtbusse um diese Uhrzeit nicht mehr fahren und ich zwar ein Auto, aber keinen Führerschein habe!!!!!!!Und Sohnemann will ich nicht überfordern.
Mit deinem Papa! Wenn er wüsste und schätzen könnte, was er für einen wertvollen Sohn hat, dann müsste er den ganzen Tag glücklich sein! Du kannst auch stolz auf dich sein!!!!!!!!!!.
VSV
 
Hallo,

Nach zwei schlimmen Tagen geht es mir heute etwas besser.
Ich habe mich in der letzten Zeit etwas genauer beobachtet und kann nachvollziehen, was tired gemeint hat. Es scheint tatsächlich so zu sein, dass meine Psyche ständig auf der Lauer vor neuem Unheil liegt, mit den Folgen vieler körperlicher Symptome, die ich nicht steuern kann. Selbst wenn ich meinem Unterbewusstsein erklären will, dass es zur Zeit nichts zu befürchten gibt, reagiert es, scheinbar auf jeden Mist. Ich arbeite sehr viel an mir, aber der Erfolg will sich einfach nicht einstellen. Ein Albtraum in der Nacht, macht den ganzen nächsten Tag zunichte. ein ängstlicher Gedanke und der Körper reagiert.
Die scheinbare Medikamentenunverträglichkeit dieses Arthrosemittels mit Jucken und Muskelkrämpfen wirft mich vollkommen aus der Bahn. Arzt ist erst nächste Woche wieder erreichbar, Langsam zweifele ich daran, ob das überhaupt das richtige Medikament war. Wie kann ich dem allen nur entgegensteuern?Ich bin ja nicht überlastet eigentlich!

Dieses Stimmungshin- und her, einmal aufgedreht, dann wieder erschöpft schafft mich.
Könnte es mit den Schlafstörungen sich so verhalten, dass durch die jahrelange Medikamenteneinnahme von Mirtazipin mein Schlafrhythmus aus dem Lot geraten ist? Ich denke vor allem da an diese intensive Träumerei, und das Früherwachen. Seltsamerweise geht es mir tagsüber besser, wenn ich weniger schlafe, auch meinem Tinnitus. Das entbehrt doch jeder Logik!

Wie, bitte wie, kann ich meiner Psyche klarmachen, dass sie in allem vollkomen falsch liegt, dass es eine endgültige Sicherheit nicht gibt, dass ich mich nicht ständig beobachten sollte, dass ich einfach einmal ohne Ängste vor mich hinleben kann , dass sie nicht ständig auf der Lauer liegen sollte? Meine Psyche ist doof!!!!


VSV







I
 
Hallo VSV

Seltsamerweise geht es mir tagsüber besser, wenn ich weniger schlafe,

Das kenne ich sehr gut, das zu wenig Schlaf sogar euphorisch machen kann.
Dieser Umstand ist etwas das auch die Psychiatrie für sich nutzt, hast du schon einmal was von Schlafentzug gehört?
Im Rahmen eines Klinikaufenthalts wird zwei, drei mal die Woche in der zweiten Hälfte der Nacht, manchmal sogar die ganze Nacht, auf Schlaf verzichtet.
Es darf erst wieder in der nächsten Nacht geschlafen werden, also kein Mittagsschlaf, das wird sogar recht erfolgreich in depressiven Phasen eingesetzt.
Du erfährst also etwas das die Medizin auch entdeckt hat, weniger Schlaf kann dabei unterstützen Depressionen zu bessern.

Deine Psyche ist auch nicht doof, sie hat über lange Zeit gelernt dass Gefahren sehr real sind und deinen Alltag begleitet haben, die Psyche hat über die Zeit gelernt dies als Normalzustand anzunehmen und somit versucht sie unentwegt die Gefahr zu erkennen bevor sie da ist.
Vielleicht versucht sie dich so zu entlasten, damit du dich in der Zeit bewusst um anderes kümmern kannst, während sie ohne dein Zutun über die nächsten Gefahren wacht um dich rechtzeitig warnen zu können.
In der Steinzeit wäre das noch lebensrettend gewesen, Beeren Sammeln während die Sinne nach dem Bären Ausschau halten.
In unserer Zeit ist es krank machend da diese Ängste aus dem Ruder geraten, wir auch zu viel Bewusstsein haben um damit natürlicher umgehen zu können, wir brauchen diese Funktion einfach nicht mehr aber sie ist dennoch da und wir sind fähiger als unsre Vorfahren uns darüber Gedanken zu machen, Angst vor dem Morgen zu bekommen, dieses Gefühl zu fürchten und es dadurch noch stärker zu fühlen.

Wie man dagegen erfolgreich ankämpfen kann, kann ich dir leider auch nicht sagen, aber normalerweise wäre das ein Standardthema für deine Therapeutin, wenn sie denn mal drauf eingehen würde.
Vielleicht müssen einem die Gefahren ein Stück weit egal werden, wenn ich vor dem Eintreten eines Umstandes keine Angst habe, dann kann auch die Psyche keinen Ansatz finden um dir Angst zu suggerieren.
Im Sinne von egal meine ich, dir zu überlegen vor was du Angst hast, es als eingetretenes Szenario durchdenken, was wäre das Schlimmste was passieren könnte und zu versuchen dieses Schlimme zu entschärfen, da es immer einen Weg gibt klar zu kommen, auch wenn etwas passiert.
Der andere Gedanke wäre, du kannst nichts beeinflussen von dem du nicht weißt was es genau ist und ob es jemals eintritt, es ist also zwecklos Angst vor etwas zu haben das noch nicht einmal in Gang gesetzt wurde.
Ich denke besonders letzteres braucht sehr viel Zeit, das Gehirn braucht Zeit um diese Autosuggestionen zu verinnerlichen und das was Gefahr wittert langsam zu verdrängen.

Ob Mirtazapin den Schlafrhythmus durcheinander bringen kann, weiß ich leider auch nicht, ich kenne es nur als Mittel um genau diesen Rhythmus wieder zu finden.
Ich kann mir aber vorstellen dass anhaltende Albträume aufgrund des Medikaments und dass dadurch provozierte Aufwachen, etwas mit dir machen können.
Eben auch wieder eine Gefahr signalisieren und verinnerlichen die eigentlich nicht da ist, aber in deinem Gedächtnis festgeschrieben wird, mit jedem weiteren Traum.
Da habe ich Glück dass mich nur sehr selten Träume erschrecken und ich den übelsten Albträumen meist eher Neugierde als Ängste entgegenbringen kann.
Ich denke sonst hätten meine Träume und die daraus resultierenden Nachtwanderungen, sicher auch einiges mit mir gemacht, was den Schlaf zum Feind werden lässt.
Vielleicht kannst du ja irgendwie den Träumen etwas positives abgewinnen, überlegen um was sie gehen und ob das vielleicht eine Bedeutung haben könnte, die Hinweise auf deine Ängste liefert.
Versuch den Träumen mit Interesse zu begegnen, mit Neugierde ob sie wohl etwas über dein Unterbewusstes verraten und die negativen Gedanken und Gefühle, durch positive Neugierde zu ersetzen.

Leicht gesagt, so etwas ist sicher schwierig und ich bin froh dass mir zumindest der meist entspannte Umgang mit den Träumen in die Wiege gelegt wurde und ich nur mit einem immer wiederkehrenden Szenario Probleme habe, welches aber Phasenweise über Wochen immer wieder da ist.
Aber auch da gab es etwas was mir ein wenig helfen konnte, man kann lernen seine Träume zu kontrollieren.
Nun, kontrollieren kann ich sie immer noch nicht wirklich, mir fällt aber während so eines Traums viel frühzeitiger ein dass es ein Traum ist und so komme ich viel schneller wieder runter, erspare mir dadurch oft das eigentliche Grauen dieses Traumes.
Irgendwie gelingt es immer öfter das Bewusstsein für diesen Traum mit in den Schlaf zu nehmen und mich genau daran zu erinnern, wenn ich in dieser üblen Phase zwischen Aufwachen und Schlafen bin, in der normalerweise die Panik übernimmt.
Da kann ich mir immer häufiger selber sagen, es ist nur Traum und du wirst ihn überleben, du musst nur wach werden und aufhören das zu tun was dir der Traum suggeriert dass du es tun musst.
Das wäre auch ein gutes Thema für eine Therapie, die VT kennen durchaus Techniken mit denen gelernt werden kann in einen Traum aktiv einzugreifen, das Bewusstsein jederzeit anschalten zu können und das auch ohne aufwachen zu müssen.
 
"Das entbehrt doch jeder Logik!"

Nein, es ist sogar umgekehrt.

Für die positive Transmitterkonstellation ist manchmal weniger Schlaf sogar günstig.

Tired hat ja schon auf den Schlafentzug bei bestimmten Depressionsformen hingewiesen.
 
Weniger Schlaf ist günstig, weil während des Nichtschlafens keine Transmitterbewegungen stattfinden?

VSV
 
"Weniger Schlaf ist günstig, weil während des Nichtschlafens keine Transmitterbewegungen stattfinden?"

Da muss man differenzieren: Generell gilt das nur eingeschränkt.
Es steht sogar fest, dass zu wenig Schlaf - also unter dem eigentlichen Bedarf - schädlich ist.

Das Gegenteil - also zu viel im Bett liegen - ist ebenfalls ungünstig, da Liegen an sich schon Muskelatrophie (die sogenannte Inaktivitätsatrophie) fördert und zu viel Schlaf auch den zirkadianen Rhythmus stört.

Was im o.g. Beitrag gemeint war, ist der Schlafentzug als einmalige oder eher seltene Maßnahme.
Daher kommt die Beobachtung, dass man zum eigenen Erstaunen nach einer "schlechten Nacht", in der man kaum geschlafen hat, sich tags darauf gar nicht schlecht, sondern bezüglich der Stimmung sogar recht gut fühlt, in Ausnahmefällen manchmal regelrecht euphorisch ist.
 
Hallo,
in einem Schlafgestörtforum wird davon ausgegangen, dass nach dem Absetzen von Mirtazipin und auch anderen Psychopharmaka Parasomnien und auch Albträume dadurch entstehen können, dass während der Antidepressivaeinnahme die REM- Schlafphasen unterdrückt worden sind. Diese These könnte meiner Erfahrung nach schon irgendwie stimmen, weil ich keine Schlafstörungen hatte, nachdem ich einmal eine Depression ohne Medikamente durchgestanden habe. Auch nicht solch intensive Träumereien.

Man hat mir empfohlen, ,es mit der Schlafverlagerung (Schlafrestruktion) einmal zu versuchen um wieder in einen normalen Schlafrhythmus zu finden.
Ist jemandem diese Therapie bekannt?

VSV
 
Hallo und guten Morgen,

heute habe ich endlich wieder einmal für meine Verhältnisse gut geschlafen. Dennoch hatte ich in dem Zeitpunkt vor dem Aufwachen Bedrohungsgefühle, obwohl dieses Mal kein Albtraum vorausging. Es wurde mit der Zeit besser, indem ich versucht habe, mir die Angst vor diesem Zustand zu nehmen und mir suggeriert habe, dass das nicht gefährlich sei. Damit verschwand auch der Tinnitus.

Gestern beim Aufwachen störte plötzlich der Straßenlärm der während der rush-hour ja immerzu gleich ist, es ist ein kleines Sträßchen in einiger Entfernung, das zwischen Wiesen und Wäldern durch eine idyllische Landschaft führt, aber wohl irgendwie den Schall auf mein Haus wirft. Ich wurde dadurch noch aufgeputscher als ich ohnehin schon war, und es brauchte mehr als zwei Stunden, bis mein Aufgedrehtsein fast völllig wieder verschwand. Mit Atemübungen habe ich mich etwas herunterfahren können. Aber es war unglaublich mühsam. Ich habe dabei das Gefühl, dass mein Nervensystem einfach nicht zur Ruhe kommen könne. Im Hinterkopf dann immer noch , Entzugserscheinungen von den PP.

Faschingssendungen zu hören, geht gar nicht. Dieses Täterä, und vor allem Musik, die ins Ohr geht, hallen bei mir oft noch sehr lange nach.

Also, ich kapier es wieder einmal nicht !
Was hat nur dieses Hin- und Her zu bedeuten? Mir kommt da der Begriff Stresshormonachse in den Sinn, könnte da etwas dran sein? Eine Stresshormonachse, die durch die frühere permanente Überbelastung aus dem Lot ist?

Oder beobachte ich mich einfach zu sehr und mache mich selbst verrückt? Sind das ganz natürliche Schwankungen, die bei jedem vorkommen können und normalerweise nicht bemerkt werden? Ich komme mir manchmal vor, wie der "Eingebildete Kranke" aber wenn dem auch so sein sollte, ist es wirklich schlimm. Es schürt meine Gefühle von Angst und untergräbt mein Selbstbewusstsein.

Kann das jemand verstehen?

VSV
 
Hi VSV,

ich kenne ähnliches im Zusammenhang mit Erwartungen, Stress, als ob die Sinne überfordert sind und nicht nur die.
Dann stört mich alles was mich irritiert, ablenkt, gerade wenn dann mal ein bisschen Ruhe einkehrt und jemand beginnt das Bohren und Klopfen, oder eine laute Baustelle, irgendjemand will noch was von mir, da bekomme ich die Krise.
Genau wie mich neuerdings bestimmte Sendungen pulsmäßig eher hoch bringen und da meine ich nicht mal Krimis oder so etwas.

Auf mich bezogen denke ich dass es eine Art der Überforderung ist, zu viel auf was man sich konzentriert und dann kommt etwas das Lärm macht und die Aufmerksamkeit nochmal abzieht, wo diese ja ohnehin schon gelitten hat und es regelrecht anstrengt, da ist alles was auf einen einprasselt nochmal ein ein Stück größer und störender als früher.

Vielleicht wirklich ein seelischen Ungleichgewicht, dass es unmöglich macht mit dem was nochmal oben drauf kommt, ob nun Lärm oder sonst was, gelassen umgehen zu können und eventuell auch ein Ärger der sich dann darüber auftut?
 
Hallo VSV :)

Gestern beim Aufwachen störte plötzlich der Straßenlärm [...] Faschingssendungen zu hören, geht gar nicht. Dieses Täterä, und vor allem Musik, die ins Ohr geht, hallen bei mir oft noch sehr lange nach. [...] Also, ich kapier es wieder einmal nicht !
Was hat nur dieses Hin- und Her zu bedeuten? Mir kommt da der Begriff Stresshormonachse in den Sinn, könnte da etwas dran sein? Eine Stresshormonachse, die durch die frühere permanente Überbelastung aus dem Lot ist?
Mir sagt der Begriff "Streßhormonachse" bisher nichts.
Aber wie Du ja aus meinen eigenen Posts weißt, habe ich solche Erfahrungen auch schon gemacht. Bei mir löst übermäßiger Lärm seit einiger Zeit dieses "Streßklingeln" in den Ohren aus; Lärm wohlgemerkt, den ich noch vor ein paar Jahren ausgehalten habe und der mir noch vor zehn oder zwanzig Jahren nicht einmal viel ausgemacht hat.

Ich weiß nicht, ob Dir das weiterhilft.
Aber meine persönliche Theorie aus den letzten Wochen und Monaten ist im Kern immer mehr die, daß wir Menschen uns selbst einfach nicht mehr "artgerecht" halten:
  • Falsche Ernährung
  • Zu wenig Schlaf
  • Zu wenig Ruhe
  • Zu viele Aufgaben
  • Zuviel Verantwortung
  • Zu viele Verpflichtungen
  • "Vorzugsweise" auch noch Multitasking
  • Das gesamte Umfeld - gesellschaftlich und technologisch - wird immer schneller und hektischer
  • Auseinanderbrechen von gesellschaftlichen Strukturen, die sich gegenseitig unterstützen (Familien, Clans, Sippen)
  • Zuviel Streß

Man lese sich einmal alte Erfahrungsberichte von Menschen aus dem 19. Jahrhundert anläßlich der ersten Eisenbahnfahrten durch: Viel zu schnell, viel zu hektisch.
Heute lachen wir moderne Menschen darüber :)
Die Frage ist nur auch, warum wir darüber lachen: Weil es eben noch viel, viel schneller geht! Mit ner alten Adler, die mit 30 km/h die Schienen entlangschleicht, lockt man heutzutage höchstens noch nen Dreijährigen hinter'm Ofen hervor.

Je mehr ich mich allerdings aus meiner eigenen Situation heraus notgedrungen mit der gesamten Streß-Thematik beschäftige, desto sicherer bin ich mir allerdings, daß das Lebewesen "Mensch" aus biologisch-evolutionärer Sicht für immer schnelleren und immer rasanteren Fortschritt schlichtweg nicht mehr geschaffen ist - in den modernen Industriegesellschaften haben wir unsere physiologische und psychologische Leistungsgrenze und Belastbarkeit überschritten, jedenfalls, was rund 20-25% der Bevölkerung angeht, wenn ich mal wenigstens Angststörungen und Depressionen zugrundelege. Tendenz steigend.

Hinzu kommt, daß die Lebenserwartung in den letzten zwei Jahrhunderten ebenfalls stark gestiegen ist.

Und ich wage jetzt mal ganz mutig zu behaupten, daß gerade auch unsere psychologische Grundausstattung spätestens in Kombination mit den ganzen modernen Streßfaktoren nicht auf ein so langes Leben ausgerichtet ist - auf ein so langes Leben im (Dauer-)Streß!

Klar hatten Menschen im Mittelalter sicher auch den ein oder anderen Streß, gerade hinsichtlich der Erfüllung der Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, Schlafen, ein Dach-über'm-Kopf. Aber um viele viele andere Dinge, die uns heute fortwährend beschäftigen, mußte man sich wiederum nicht kümmern - Termindruck und Multitasking in der heutigen Form gab es nicht. Die alleinerziehende Supermutter mit Dreiviertelstelle oder den toughen Manager, der abends noch ins Fitness-Studio muß - zum Ausgleich! - sowas gab's einfach nicht.
Gleichzeitig bezogen aber auch sehr viel mehr Menschen Kraft aus ihrem Glauben, und schließlich starben sie eben auch mit 30, 40 oder 50, dem Alter, in dem bei uns heutzutage die Streßkrankheiten ausbrechen und zunehmen!

Unsere Vorfahren in der Steinzeit wurden selten älter als 30. Einerseits schade, ja. Andererseits führten sie garantiert ein ausgeglicheneres Leben als wir (ohne es zu wissen), in dem sie meist nur dann unter Streß standen, wenn sie auf der Jagd waren oder angegriffen wurden und sich verteidigen bzw. fliehen mußten.


Ich will mit all dem nicht sagen, daß ich gern ein Steinzeitmensch gewesen wäre. Und im Mittelalter wäre ich wahrscheinlich auch leichter unter die Räder gekommen, mag sein. Mag aber auch sein, daß ich mit einem damaligen Schicksal unter den damaligen Randbedingungen unter'm Strich besser zurecht gekommen wäre, mental gesehen. Und in jedem Fall wäre ich wahrscheinlich früh genug gestorben, daß es mich psychisch nicht über Jahre und Jahrzehnte hinweg mitgenommen, beschäftigt und hätte leiden lassen...


Wie gesagt: Meine Sicht der Dinge:
Ich denke einfach, individuell gesehen ist es für manche Menschen mittlerweile einfach zuviel, was auf sie einprasselt - Tag und Nacht, von morgens bis abends, im Job, privat, persönlich. Echte Ruhe und echtes Loslassen kennt doch kein Erwachsener mehr.

Ich merke das bei mir auch daran, daß ich letzte Woche drei Tage Zuhause war, weil Sohnemann krank war. Drei Tage kein Büro, drei Tage tagsüber relativ wenig Verpflichtungen, drei Tage vergleichsweise mehr Ruhe - und schon ging es mir ab Freitag, Samstag herum sehr viel besser, sehr viel entspannter, sehr viel gelöster. Sonntag konnte ich mich vom Karnevalstrubel befreien - schon die Aussicht auf den Zug mit der lauten Musik und dem ganzen Gedöns löste beinahe Streßklingeln aus! -, und Sonntag Abend sind wir ins Sauerland in den Schnee gefahren. Montag den ganzen Tag auf der Rodelpiste - und mir ging's gut bis richtig gut :) Gestern auf der Heimfahrt bröckelte die Stimmung dann wieder ansatzweise, und heute Morgen auf dem Weg ins Büro und dort dann die ersten Stunden waren wieder echt zäh... Ich mach meine e-Mails auf und werde erstmal von über 70 ungelesenen e-Mails erschlagen sowie von rund 300 Standardberichten der letzten Tage. Drei e-Mails im Tenor "Der Kollege [Alex] ist zur Zeit außer Haus, das können wir erst klären, wenn er wieder da ist"... Ist ja einerseits schön, wenn man gebraucht wird ;) Aber bei dem Druck, der auf dem Gesamtprojekt ist, ist es dann schon wieder zuviel des Guten, wenn man das Zünglein an der Waage ist.
Und Zuhause stapeln sich auch all die Dinge, die mal aufgeräumt und in Ordnunge gebracht werden müssten...


Dazu noch unsere zumeist industriell aufbereitete Ernährung im (Berufs)Alltag, die uns sicher auch nicht allem versorgt, was die Menschen früher auf natürlicherem Wege erhielten - dafür so tolle Zusatzstoffe wie Glutamat, Acrylamid und anderer potentiell krebserzeugender Mist. Womit man ja übrigens heutzutage auch fast nix mehr essen kann, ohne sich vorher nen Streß darüber zu machen, ob es jetzt schädlich ist oder nicht... *seufz* ;)


Ich weiß nicht, ob Dir meine persönlichen Ansichten da weiterhelfen.
Ich will damit nur darauf hinaus, daß ich selbst - Alex - wahrscheinlich da mit knapp über 40 eben einfach an (m)einer individuellen, biologisch-evolutionären Belastbarkeitsgrenze kratze - mehr geht eben womöglich nicht mehr so ohne weiteres und vor allem dauerhaft / permanent. Dafür bin ich nicht geschaffen. Punkt.

Was nicht heißen soll, daß ich deswegen den Kopf in den Sand stecke - auch wenn ich das manchmal gern tun würde ;)
Aber ich versuche und gebe mein Bestes, bemühe mich, am Ball zu bleiben und nicht unterzugehen, trotzdem so viel Spaß am Leben zu haben, wie es nur geht - und ansonsten sind die Dinge eben, wie sie sind. Wenn ich im Supermarkt Eier kaufen soll, aber es gibt keine mehr, kann ich mich auf den Kopf stellen - davon kommt die nächste Eierlieferung auch nicht schneller an - was es nicht gibt, kann ich nicht kaufen. Punkt.
Und ähnlich sehe ich das eben mittlerweile auch mit meiner Psyche und den ganzen Symptomen: Solange es geht, ist es gut. Wenn es besser geht, ist es natürlich besser ;)
Aber wenn es nicht geht, geht es eben nicht. Punkt. Und dann braucht auch niemand an mir zu zerren und zu ziehen - was nicht geht, geht nicht.
Klar - wenn Sohnemann krank ist oder meine Frau dringendst Unterstützung braucht, kratze ich schon irgendwie noch ein paar Reserven zusammen. Aber spätestens nach einer solchen Aufgabe brauche ich dann meine Erholung. Und wenn das notfalls hieße, am nächsten Tag zum Arzt zu gehen und mir ne Krankmeldung für ein paar Tage zu holen, um wieder zu (psychischen) Kräften zu kommen, dann ist das eben so. Das macht mich zu keinem schlechteren Menschen als insbesondere denjenigen, die tatsächlich simulieren.


Deswegen, VSV, wir sind keine "eingebildeten Kranken". Wir sind schlichtweg - individuell gesehen - immer wieder schnell am Ende unserer Kräfte, unter anderem auch deshalb, weil wir uns zwischendurch nicht einmal vernünftig und dauerhaft erholen und wieder Kraft tanken können. So, wie es den Menschen vor Jahrhunderten und Jahrtausenden von Jahren eben wahrscheinlich noch sehr viel eher möglich gewesen ist als uns, weil sie nicht so durch den Tag hetzen mußten bzw. gehetzt wurden.


Wie gesagt: Ich will die Vergangenheit da auch nicht glorifizieren - es ist nicht immer alles Gold, was glänzt, und die Menschen damals hatten auch Sorgen und Ängste. Und irgendwo leidet die (zivilisierte) Menschheit sicher schon seit jeher, sonst hätten sich Buddha, die Stoiker oder andere Philosophen und Theologen nicht schon vor Jahrtausenden mit diesen Themen beschäftigt. Wenn ich mir dagegen indigene, naturnah lebende Völker mit einem deutlich geringeren Zivilisationsgrad als dem unseren oder auch dem vieler Völker der Antike ansehe, dann dürften die meisten von denen sehr viel unbeschwerter und sehr viel mehr im Einklang mit sich selbst und der Natur leben als wir (nach allem, was ich so gelesen habe; wissen tue ich es natürlich nicht).
Daher denke ich, daß es früher greifbarere Ängste und Sorgen waren und bei weitem nicht so viele unterschwellige, latent schwelende und schwer greifbare 24h-Dauerängste über jahre- und jahrzehntelange Zeiträume wie heute.


Einfach ein paar Gedanken zu meiner Situation. Vielleicht paßt ja auch ein bißchen was davon auf Dich und macht es Dir etwas leichter, den "Mist" als gegeben zu akzeptieren :) (Nicht, daß es mir immer leichtfiele ;))

LG,
Alex
 
Hallo,

Alex, ein bisschen passt auch auf mich, von dem was du geschrieben hast, aber bei mir liegt es eben in der Vergangenheit, denn zur Zeit ist es mir ja möglich, ein einigermaßen stressfreies Leben zu führen. Aber mit diesen Dauerängsten hast du schon recht. Die bekommen mir mehr als bekannt vor.

Ich habe heute mit meiner Therapeutin noch einmal darüber gesprochen, was zehn Jahr Demenz meiner Mutter, die zehn jährige Krebserkrankung meines Mannes sowie die Psychosen meines Sohnes bei mir bewirkt haben.

Sie ging davon aus, dass ich schon Zeit meines Lebens Ängste gehabt hätte. Ängste wohl, aber bis zu meiner ersten Depression im Alter von 35 Jahen kam ich mir wirklich recht normal vor und kein bisschen anders als andere. Ich hatte auch keine postnatale Depression. Auch bis zu meinem Ruhestand konnte ich mein Leben mit allen Höhen und Tiefen bewältigen, ohne mich groß beeinträchtigt zu fühlen.
Das glaubte sie mir nicht. Was meinen heutigen Zustand anbetrifft, sprach sie von Narben auf der Seele, Narben die niemals mehr verheilen werden und sich im Laufe des Lebens angehäuft hätten. Genau wir körperliche Narben eben auch.

Diese Narben führten zu meinen Symptomen. Ich solle die Symptome annehmen und nicht bewerten. Wie soll das nur gehen?

Als ich die Praxis verließ, war alles noch in Ordnung. Aber etwa eine halbe Stunde danach, bemerkte ich, wie ich mir auf die Zähne biss, Angst aufkam, panisch wurde und mich große Hoffnungslosigkeit überkam. Am liebsten hätte ich mich vor ein Auto geworfen, aber nein, soweit habe ich mich schon noch in der Gewalt. Auch jetzt habe ich noch Schüttelfrost, aber irgendwie scheint es mich zu beruhigen, dass ich hier schreiben kann.

Ich meine, meine Therapeutin mag ja vielleicht irgendwo auch recht haben. Aber sie treibt mich mit dem Gedanken, des Aushalten müssens immer mehr in die Angstspirale hinein, Ich weiss, es sind meine überreizten Nerven, die mich so reagieren und alles noch schlimmer erscheinen lassen, aber wie komme ich da wieder heraus? Gibt es da überhaupt einen Weg?

Ich habe noch einen schüchternen Versuch unternommen und sie gefragt, ob denn überhaupt keine Besserung mehr möglich sei , da hat sie gesagt, Narben sind Narben. Die werden Sie ewig behalten.

Oh Gott, was mache ich nur? Ich kann mir doch keinen Strick nehmen! Oder habe ich das alles nur falsch verstanden?

Themenwechsel.

Als ich kürzlich das Rheumamittel eingenommen habe, traten ähnliche Nebenwirkungen wie bei den Antidepressiva auf. Juckreiz und rote Striemen am ganzen Körper, Muskelkrämpfe, Müdigkeit bis zum Abwinken. Ich habe den Internisten gefragt, ob die jahrelange Einnahme von Antidepressiva daran mitbeteiligt sein könnte, an der Intensivierung der Nebenwirkungen und er hat dies bejaht.

Ich habe sofort abgesetzt und es hat noch drei Tage gedauert, bis ich diese Nebenwirkungen danach wieder losbekam. Und nach zwei Wochen war auch die Fingergelenkentzündung verschwunden. Deshalb werde ich so schnell nicht auf Antidepressiva zurückgreifen. Irgendwie geistert mir auch noch im Kopf herum, dass ich doch noch in einem Langzeitantidepressivaentzug bin, so unwahrscheinlich mir das auch erscheinen mag.

Eigentlich wollte ich auch einmal etwas positives schreiben und danke sagen für die Hilfe, aber heute geht das offensichtlich noch nicht.

Alles Liebe, VSV
 
Narben sind Narben. Die werden Sie ewig behalten.

Stimmt, ist aber im Bezug darauf ob sich noch was besser kann Unsinn.
Es gibt Narben die immer wieder aufbrechen und welche die mit der Zeit verblassen.
 
Sie ging davon aus, dass ich schon Zeit meines Lebens Ängste gehabt hätte. Ängste wohl, aber bis zu meiner ersten Depression im Alter von 35 Jahen kam ich mir wirklich recht normal vor und kein bisschen anders als andere. Ich hatte auch keine postnatale Depression. Auch bis zu meinem Ruhestand konnte ich mein Leben mit allen Höhen und Tiefen bewältigen, ohne mich groß beeinträchtigt zu fühlen.
Das glaubte sie mir nicht. [...]
Als ich die Praxis verließ, war alles noch in Ordnung. Aber etwa eine halbe Stunde danach, bemerkte ich, wie ich mir auf die Zähne biss, Angst aufkam, panisch wurde und mich große Hoffnungslosigkeit überkam.
Ich kenne dieses Gefühl im Ansatz, das ging mir ein paar Mal genauso, wenn ich aus der Therapie gekommen bin. Diese Sitzungen können leider im ersten Moment einen solchen Effekt haben und wirken manchmal auch 2-3 Tage nach...

Aber: Laß Dich da bitte nicht ins Bockhorn jagen: Deine Therapeutin muß Dir das auch nicht glauben! Weder ist das ihr Job, noch sollte sie sich das anmaßen - in meinen Augen!

Warum ich das so sehe?
=> Weil das im Prinzip auch meine Entwicklung bis zum Alter von 36 gewesen, bevor mich die Depression-Angst das erste Mal "voll" erwischt hat.
Ja - ich bin von meinem Naturell her schon immer schüchterner, vorsichtiger und zaghafter gewesen als andere. Richtig. Will ich gar nicht abstreiten.
Aber wie Du von Dir schreibst, so kam auch ich mir bis zum Alter von 36 "normal" vor und nicht übermäßig ängstlich. Sicher - eventuell hätte das ein "Experte" oder Therapeut schon zehn Jahre vorher mal erkannt, worauf das hinauslaufen könnte. Das ändert aber nichts daran, daß ich mich selbst so vorher nicht gekannt und wahrgenommen habe.

Deswegen ist auch an Deiner Wahrnehmung von früher nichts "falsch" oder ist da irgendwas, was man Dir nicht glauben können sollen müßte...

Und genau genommen hat ausnahmslos JEDER Mensch heutzutage Ängste - wenn sie der Mensch als solcher nicht schon immer gehabt hat, spätestens, seitdem er bewußt denken, handeln und Konsequenzen ableiten und lernen kann.
Trotzdem entwickelt daraus nicht jeder zwangsläufig eine Depression oder Angststörung, wenngleich die Prädisposition dafür sicherlich höher ist. So sehr wahrscheinlich auch bei mir.

Es ist aber auch so, wie Du es ebenfalls selbst schreibst:
Ich habe heute mit meiner Therapeutin noch einmal darüber gesprochen, was zehn Jahr Demenz meiner Mutter, die zehn jährige Krebserkrankung meines Mannes sowie die Psychosen meines Sohnes bei mir bewirkt haben.
=> Solche dramatischen Erfahrungen gehen nicht spurlos an einem vorbei. Überleg mal: Zehn Jahre, jeweils! Zusätzlich Dein Sohn. Und alles zeitweise wahrscheinlich auch noch parallel als Doppel- und Dreifachbelastung.
=> So etwas speichert unser Gehirn eben einfach ungefragt ab.


Im Ganzen vergleiche ich unsere Psyche und unser Gehirn gern mit einem Regenfaß:
Wenn wir geboren werden, ist das Faß üblicherweise leer.
Im Verlauf unseres Lebens regnet es da nun hinein, das Faß füllt sich.
Kleinere Ereignisse führen nur nen leichten Nieselregen zu, größere Ereignisse ne wahre Sintflut.
Von Zeit zu Zeit kommt jemand bzw. ein Ereignis, das schöpft etwas von dem Wasser wieder ab - aber ganz leer wird es niemals mehr - ein mehr oder weniger großer Bodensatz bleibt immer.
Vielleicht haben manche Fässer auch Wurm- oder Bohrlöcher, durch die dauerhaft etwas abfließen kann, andere eben weniger.
Aber in jedem Fall sind solche Lebensereignisse, wie Du sie erfahren hast, definitiv solche, die das Faß sprichwörtlich zum Überlaufen bringen!

Und ganz im Ernst: Da ist es relativ unwesentlich, ob man schon immer ängstlich gewesen ist oder nicht. Meiner Meinung nach.

Ich habe einen Arbeitskollegen, rund 15 Jahre älter als ich, der sich um seine beiden alten, senilen und gebrechlichen Eltern kümmert, die noch dazu ein leichtes Alkoholproblem haben. Zusätzlich ist seine Frau ebenfalls leicht psychisch krank, ist in mancherlei Hinsicht nicht geschäftsfähig, und auch um die kümmert er sich. Er arbeitet Vollzeit, und nachmittags/abends fährt er in der Regel immer noch für ein bis zwei Stunden zu seinen Eltern: Einkaufen, Besorgungen erledigen, Schreibkram durchsehen, gut zureden und versuchen, dem Alterstarrsinn gegenzuwirken. Wenn er Zuhause ist, kann es sein, daß seine Frau gut drauf ist - oder auch nicht...
Äußerlich steckt er das alles beeindruckend gut weg, man merkt ihm die Belastung kaum an. Aber an einer Gastritis laboriert er nun ebenfalls schon seit zwei Jahren herum, und an manchen Tagen sieht er dann doch ziemlich fertig aus.
Abgeben möchte er die Verantwortung aber auch nicht, weder für seine Eltern noch für seine Frau.

Ich ziehe da wirklich meinen Hut vor.
Ich weiß aber auch, daß ich das nicht packen würde - der "normale" Alltag mit Job, Familie und Kind ist mir ja schon oft genug zuviel. Und dann so etwas on top...?


Daher sage ich:
Laß Dich nicht ins Bockshorn jagen!

Ja, es mag sicher sein, daß Du ein grundsätzlich ängstlicheres Naturell mit in die Wiege gelegt bekommen hast, so wie ich und eine Vielzahl von anderen Menschen auch.
Aber solange man nicht über Gebühr belastet wird / belastet worden ist, kann man etwas ängstlicher und unsicherer sein und trotzdem in sich ruhen. Was dem einen etwas ausmacht, macht dem anderen nichts aus, und umgekehrt. Man führt unter'm Strich trotzdem ein "normales" Leben - oder das, was wir modernen Menschen dafür halten ;)

Sobald aber eben langjährige, scheinbar permanent anhaltende Belastungen auftreten wie eben bei Dir, schaltet die Psyche eben früher oder später in den Dauerbereitschafts- und -alarmzustand. Bei dem einen dauert es zwei Jahre, beim anderen fünf - aber 2x 10 Jahre plus krankes Kind dürften über so lange Zeiträume wirklich kaum jemanden unberührt lassen, auch die selbstsichersten Menschen nicht.

Und unsere Psyche bzw. unser Gehirn vergißt eben nichts.
Aus evolutionärer Sicht gesehen ist das früher überlebensnotwendig gewesen, solche bedrohlichen Erlebnisse anhand ihrer Anzeichen abzuspeichern und sofort das Adrenalin zur Verfügung zu haben - wer nach dem ersten Angriff durch einen Säbelzahntiger noch mit nem Kratzer davongekommen ist, will das kein zweites Mal erleben...
Du wirst also in den letzten ein bis zwei Jahrzehnten eine ganze Menge von Erlebnissen und Triggern gehabt haben, die Dein Gehirn als potentiell bedrohlich abgespeichert hat. Dazu gehört eben auch das Wach-werden am Morgen mit all den Sorgen und Ängsten, die Du seinerzeit alle gehabt hast, als Du noch sehr viel akuter gefordert gewesen bist...

Das Gehirn vergißt nichts... insbesondere eben das nicht, was potentiell lebensbedrohlich ist... was paradoxerweise genau das ist, was unsereins immer wieder an den Rand der Kräfte und des Lebenswillen bringt... *seufz* ;)


So gesehen, ja, sind es sicher irgendwo Narben auf der Seele, das mag schon sein.

Aber gib nicht auf, sie einfach das sein zu lassen, was sie sind: Narben, anfangs noch frisch, mit der Zeit immer blasser und blasser, bis es irgendwann nur noch weiße Striche auf der Haut bzw. Psyche sind. Sie werden nicht weggehen, Du wirst sie immer sehen, wenn Du in den Spiegel siehst. Aber sie können Dir nichts mehr tun, sie selbst schmerzen auch nicht mehr, nur die Erinnerung daran. Denen, die wider Erwarten doch immer wieder aufbrechen, kannst Du nur Zeit, Ruhe und Pflege zur Genesung angedeihen lassen.

Nur verurteile Dich nicht dafür :)
Gestehe Dir Momente der Hoffnungslosigkeit zu, wie nach der Sitzung - aber verliere die Hoffnung nicht - Hoffnung gibt es immer :)
Ich kenne das Gefühl nur zu gut, wenn mir mein Therapeut oder auch aktuell die Coaching etwas sagen oder raten, was mir ansatzweise den Boden unter den Füßen wegzieht. Manches Mal sitze ich danach auch im Auto und frage mich, was ich genau falsch mache und was das alles noch für einen Sinn ergibt... Nach der x-ten Erfahrung dieser Art weiß ich aber mittlerweile auch, daß das Gefühl innerhalb von ein bis drei Tagen wieder vergeht und langsam die Sonne und die Hoffnung wieder zum Vorschein kommen. Die Hoffnung ist immer untendrunter, die Sonne immer da - nur manchmal sind ein paar übel dunkle Wolken davor :)


Ich hab lange gebraucht, und oft genug zaudere ich immer noch:
Aber gib es auf, zuviel Logik in etwas hinein interpretieren zu wollen, was sich aufgrund von Evolution, Biologie und psychischen Schutzmechanismen schlicht der Logik entzieht. Manches läßt sich erklären, manches nicht.
Und auch Deine Therapeutin hat nicht auf alles eine Antwort - mit manchem sind auch Therapeuten auf dem Holzweg ;)


Du kannst echt stolz auf Dich und Deine Leistungen sein. Paß auf Dich, mach' keinen "Mist" ;) Das Leben hat noch viele schöne Momente :)

(Sorry - schon wieder viel länger geworden als vorgehabt ;))


LG,
Alex
 
Alex, ich kann nur ganz schlicht und einfach danke sagen. Ich empfinde alles genau so, wie Du es beschreibst.
Gerade eben kommt wieder so etwas auf wie mein alter Kampfgeist auf,
aber leider nur ganz schwach.

Ich bin nur so sehr erschrocken, weil die Thera zu glauben meint, dass ich aufgrund der Narben für alle Zeiten mit diesen Symptomen herumlaufen muss. Mit Angst nach draußen zu gehen, mit Angst, allein etwas zu unternehmen, mich manchmal als Zombie zu empfinden und.. und ... und. Dann wäre ja all die Arbeit der vergangenen Jahre an mir selbst sinnlos gewesen. Warum dann also noch kämpfen?

Ich werde jetzt nie mehr etwas zu ihr über meine Emotionen, Stimmungsschwankungen und Ängste sagen. Sie versteht nicht, was ich ihr sagen will, in ihrer vollkommenen Professionalität sie lobt mich für Dinge, des täglichen Lebens, die mir nicht schwerfallen, ich will mir nicht ständig für Lapalien auf die Schulter klopfen, ich will angenommen werden in meiner Schwäche und Bedürftigkeit und einen Weg gewiesen haben, wie ich mir selbst besser helfen kann. Und wenn es nur Entspannungsübungen wären. Sie raubt mir auf ihre Weise jede Hoffnung.

Es stimmt, dass ich als Kind vielleicht ängstlicher und sensibler war, als andere Kinder, nur dann nicht, wenn ich in Wut geriet, zumeist berechtigt. Da konnte ich weit über mich hinauswachsen und habe mir mein verlorenes Selbstbewusstsein wieder zurückerkämpft. Wut kann eine ungeheuere Kraft sein. Heute kann ich sie nicht mehr spüren.


Alex, bevor ich jetzt noch mehr wirres Geschreibsel von mir gebe, möchte ich dir dafür danken, dass du mir Trost gegeben hast. Mir geht es jetzt tatsächlich ein ganzes Stück weit besser.

Ich habe bei dir das Gefühl, dass du auf einem ganz richtigen Weg bist, vor allem der Gedanke, dass man nicht mit zu viel Logik vorgehen soll, sich manches einfach nicht erklären lässt
 
Ups, lässt einen vielleicht ein kleines Stück lockerer werden.

Ich wünsche es dir so sehr, VSV
 
Nur ganz kurz, weil ich auf dem Weg ins Bett bin - trotzdem zwei drei spontane Gedanken zu dem, was Du schreibst:

Gerade eben kommt wieder so etwas auf wie mein alter Kampfgeist auf,
aber leider nur ganz schwach.
Auch das ist normal. Gut ist, daß Du ihn spürst, und wenn es nur schwach ist.
Gib ihm Zeit, dränge ihn nicht - er wird in ein zwei Tagen wieder da sein. Versprochen :)

Ich bin nur so sehr erschrocken, weil die Thera zu glauben meint, dass ich aufgrund der Narben für alle Zeiten mit diesen Symptomen herumlaufen muss.
Naja, gerade manche Bilder sind es, die einen nicht mehr loslassen...
Die Symptome sind schei**e unangenehm, kann ich ja auch ein Lied von singen... Aber je mehr ich lerne, halbwegs gelassen damit umzugehen, umso erträglicher wird es. Nicht immer gut, meistens trotzdem mies bis maximal ok. Aber auszuhalten.

Gerade was Du bzgl. Entspannungsübungen sagst, kann ich Dir nur auch nochmal raten, Dich in Deiner Nähe mal umzusehen. Ich hatte am Samstag meine letzte große Meditationsrunde, und obwohl es mir nicht prickelnd ging, haben die vier Stunden Ruhe weg von Zuhause mir doch sehr geholfen, mal für eine Zeitlang etwas zur Besinnung zu kommen :)

Wut kann eine ungeheuere Kraft sein. Heute kann ich sie nicht mehr spüren.
Ja, Wut kann eine enorme Kraft sein.
Aber Wut ist nicht unbedingt gut.
Was Du brauchst, ist wirklich Nachsicht mit Dir selbst und Liebe zu Dir selbst, Deiner Person, Deinen Ängsten, Schwächen, aber eben auch Deinen Stärken. Du hast so viel gemeistert in Deinem Leben, Situationen, an denen andere komplett zerbrochen wären - liebe Dich dafür, zolle Dir selbst die Anerkennung, die Du dafür verdienst! :)

Ich für meinen Teil hatte vorhin im Auto auf der Heimfahrt den komischen Gedanken, es vielleicht sogar mal zu versuchen, meine Angst zu lieben... und einen Moment später schoß mir der weithin bekannte Satz der Buddhisten durch den Kopf, daß mit Liebe und Mitgefühl alle Sorgen und Ängste wie Eis in der Sonne schmelzen.
Sicher habe ich den tieferen Sinn dahinter noch nicht ganz erfaßt, sicher ist es noch ein relativ weiter Weg. Aber allein schon, daß es mir einfach so durch den Kopf schoß, auf meine Ängste nicht länger wütend oder darüber frustriert zu sein, sondern es mit Liebe zu versuchen, hat mich etwas stutzig und schmunzeln gemacht :)

Vielleicht sind wir wirklich nur vollständig und gesund, wenn wir es gelernt haben, auch unsere Ängste und Schwächen zu akzeptieren und gewissermaßen zu lieben... *Kopf-kratz-nachdenklich*
Vielleicht werden auch meine Ängste und Symptome nie mehr ganz weggehen - aber vielleicht bekomme ich es hin, sie gelassen zu akzeptieren und auf eine gewisse Art zu lieben, so daß sie sich angenommen und wertgeschätzt fühlen - und dann tun sie vielleicht nicht mehr so weh :)

Ich werde jetzt nie mehr etwas zu ihr über meine Emotionen, Stimmungsschwankungen und Ängste sagen. Sie versteht nicht, was ich ihr sagen will, in ihrer vollkommenen Professionalität sie lobt mich für Dinge, des täglichen Lebens, die mir nicht schwerfallen, ich will mir nicht ständig für Lapalien auf die Schulter klopfen, ich will angenommen werden in meiner Schwäche und Bedürftigkeit und einen Weg gewiesen haben, wie ich mir selbst besser helfen kann. Und wenn es nur Entspannungsübungen wären. Sie raubt mir auf ihre Weise jede Hoffnung.
Dann ist sie nicht die richtige Therapeutin für Dich. Ich an Deiner Stelle würde gar nicht mehr zu ihr hingehen und mir eine andere suchen. Gerade der letzte Satz, den Du geschrieben hast, ist nicht gerade das, was eine vertrauensvolle Basis darstellt - zu niemandem, und erst Recht nicht zu einem Therapeuten, bei dem man sein Innerstes nach außen kehrt.
Auch, wenn Du womöglich ein paar Wochen oder Monate auf einen neuen Therapeuten warten mußt, bist Du in der Zwischenzeit womöglich besser dran ohne sie. Und auf Tired, Dr. Riecke und mich hier im Forum kannst Du Dich jederzeit verlassen; wir helfen Dir, so gut wir das über ein Medium auf die Entfernung hinweg können :)

Alex, bevor ich jetzt noch mehr wirres Geschreibsel von mir gebe, möchte ich dir dafür danken, dass du mir Trost gegeben hast. Mir geht es jetzt tatsächlich ein ganzes Stück weit besser.
Nichts zu danken.
Und es freut mich, wenn es Dir etwas besser geht :)
Laß den Kopf nicht hängen. Und um's platt zu sagen: Deine Therapeutin ist DOOF! ;)

Ich habe bei dir das Gefühl, dass du auf einem ganz richtigen Weg bist, vor allem der Gedanke, dass man nicht mit zu viel Logik vorgehen soll, sich manches einfach nicht erklären lässt
Sagen wir es mal so: Eine gewisse Logik liegt dem Ganzen eben schon zugrunde. Aber es ist die evolutionäre Basis-Logik des Lebens selbst, und die läßt sich eben nicht bis ins letzte Detail begreifen. Für mich ist es zunehmend ausreichend zu wissen, daß es einen evolutionären, biologischen "Masterplan" gibt, der in mir abläuft, wie auch in jedem anderen Lebewesen. Im tiefsten Wesenskern tickt auch ein Mensch nicht anders als ein Affe, ein Delphin und jedes andere Tier auch. Warum werden Bäume so alt, warum Galapagos-Schildkröten, Grauwale oder Elefanten - und das ganz ohne moderne, menschliche Medizin? => Weil sie keinen Streß in der Form haben wie wir! Und sobald sie den haben, werden sie von Natur aus gesehen auch nicht mehr so alt, sondern krank und sterben.
Mich beruhigt das ein gutes Stück. Denn ich mache nichts falsch, ich bin nicht "krank" im pathologischen Sinne, und auch der liebe Gott würde mich sicher nicht als "krank" bezeichnen. Ganz im Gegenteil mache ich alles richtig und funktioniere exakt so, wie es der liebe Gott für mich, meinen Körper und meine Psyche bestimmt hat.

Das reicht mir mittlerweile als Logik :)

LG, und gute Nacht; schlaf gut :)
Alex
 
Nur ganz kurz, weil ich auf dem Weg ins Bett bin - trotzdem zwei drei spontane Gedanken zu dem, was Du schreibst:


Auch das ist normal. Gut ist, daß Du ihn spürst, und wenn es nur schwach ist.
Gib ihm Zeit, dränge ihn nicht - er wird in ein zwei Tagen wieder da sein. Versprochen :)


Naja, gerade manche Bilder sind es, die einen nicht mehr loslassen...
Die Symptome sind schei**e unangenehm, kann ich ja auch ein Lied von singen... Aber je mehr ich lerne, halbwegs gelassen damit umzugehen, umso erträglicher wird es. Nicht immer gut, meistens trotzdem mies bis maximal ok. Aber auszuhalten.

Gerade was Du bzgl. Entspannungsübungen sagst, kann ich Dir nur auch nochmal raten, Dich in Deiner Nähe mal umzusehen. Ich hatte am Samstag meine letzte große Meditationsrunde, und obwohl es mir nicht prickelnd ging, haben die vier Stunden Ruhe weg von Zuhause mir doch sehr geholfen, mal für eine Zeitlang etwas zur Besinnung zu kommen :)


Ja, Wut kann eine enorme Kraft sein.
Aber Wut ist nicht unbedingt gut.
Was Du brauchst, ist wirklich Nachsicht mit Dir selbst und Liebe zu Dir selbst, Deiner Person, Deinen Ängsten, Schwächen, aber eben auch Deinen Stärken. Du hast so viel gemeistert in Deinem Leben, Situationen, an denen andere komplett zerbrochen wären - liebe Dich dafür, zolle Dir selbst die Anerkennung, die Du dafür verdienst! :)

Ich für meinen Teil hatte vorhin im Auto auf der Heimfahrt den komischen Gedanken, es vielleicht sogar mal zu versuchen, meine Angst zu lieben... und einen Moment später schoß mir der weithin bekannte Satz der Buddhisten durch den Kopf, daß mit Liebe und Mitgefühl alle Sorgen und Ängste wie Eis in der Sonne schmelzen.
Sicher habe ich den tieferen Sinn dahinter noch nicht ganz erfaßt, sicher ist es noch ein relativ weiter Weg. Aber allein schon, daß es mir einfach so durch den Kopf schoß, auf meine Ängste nicht länger wütend oder darüber frustriert zu sein, sondern es mit Liebe zu versuchen, hat mich etwas stutzig und schmunzeln gemacht :)

Vielleicht sind wir wirklich nur vollständig und gesund, wenn wir es gelernt haben, auch unsere Ängste und Schwächen zu akzeptieren und gewissermaßen zu lieben... *Kopf-kratz-nachdenklich*
Vielleicht werden auch meine Ängste und Symptome nie mehr ganz weggehen - aber vielleicht bekomme ich es hin, sie gelassen zu akzeptieren und auf eine gewisse Art zu lieben, so daß sie sich angenommen und wertgeschätzt fühlen - und dann tun sie vielleicht nicht mehr so weh :)


Dann ist sie nicht die richtige Therapeutin für Dich. Ich an Deiner Stelle würde gar nicht mehr zu ihr hingehen und mir eine andere suchen. Gerade der letzte Satz, den Du geschrieben hast, ist nicht gerade das, was eine vertrauensvolle Basis darstellt - zu niemandem, und erst Recht nicht zu einem Therapeuten, bei dem man sein Innerstes nach außen kehrt.
Auch, wenn Du womöglich ein paar Wochen oder Monate auf einen neuen Therapeuten warten mußt, bist Du in der Zwischenzeit womöglich besser dran ohne sie. Und auf Tired, Dr. Riecke und mich hier im Forum kannst Du Dich jederzeit verlassen; wir helfen Dir, so gut wir das über ein Medium auf die Entfernung hinweg können :)


Nichts zu danken.
Und es freut mich, wenn es Dir etwas besser geht :)
Laß den Kopf nicht hängen. Und um's platt zu sagen: Deine Therapeutin ist DOOF! ;)


Sagen wir es mal so: Eine gewisse Logik liegt dem Ganzen eben schon zugrunde. Aber es ist die evolutionäre Basis-Logik des Lebens selbst, und die läßt sich eben nicht bis ins letzte Detail begreifen. Für mich ist es zunehmend ausreichend zu wissen, daß es einen evolutionären, biologischen "Masterplan" gibt, der in mir abläuft, wie auch in jedem anderen Lebewesen. Im tiefsten Wesenskern tickt auch ein Mensch nicht anders als ein Affe, ein Delphin und jedes andere Tier auch. Warum werden Bäume so alt, warum Galapagos-Schildkröten, Grauwale oder Elefanten - und das ganz ohne moderne, menschliche Medizin? => Weil sie keinen Streß in der Form haben wie wir! Und sobald sie den haben, werden sie von Natur aus gesehen auch nicht mehr so alt, sondern krank und sterben.
Mich beruhigt das ein gutes Stück. Denn ich mache nichts falsch, ich bin nicht "krank" im pathologischen Sinne, und auch der liebe Gott würde mich sicher nicht als "krank" bezeichnen. Ganz im Gegenteil mache ich alles richtig und funktioniere exakt so, wie es der liebe Gott für mich, meinen Körper und meine Psyche bestimmt hat.

Das reicht mir mittlerweile als Logik :)

LG, und gute Nacht; schlaf gut :)
Alex[
 
Hallo,



hoffentlich war dein Nachtschlaf lieberf Alex gut, nachdem du dir noch zu so später Stunde so viele Gedanken über mich gemacht hast. .

Mich beschäftigt gerade eine interessante Definition von Dr.Weekes, einer ehemaligen australischen Nevenärztin, die über die Sensitivierung, vielleicht im heutigen Sinne auch Konditionierung, folgendes geschrieben hat: " Ein Zustand in dem die Nerven darauf konditioniert sind, auf Stress in einer übertriebenen Art und Weise zu reagieren. Die Nerven seien so geölt und reizfreudig, dass sie jederzeit bereit sind, auf die kleinste Stimulierung mit alarmierender Geschwindigkeit zu antworten. Das kann zur Folge haben, dass man nicht nur durch den tatsächlichen Stress sondern mehr nur durch die Stressymptome selbst leidet.
Die Lösung ist, genau wie du es berichtest, Akzeptanz.

Sie schreibt " es ist seltsam, wie wir unsere Fassung bewahren können, wenn wir bereit sind, diese Fassung loszulassen. Wir können nicht die richtige Art von Fassung durch ein angespanntes Sich-Zusammenreissen aufrechterhalten, wie so viele annehmen. Indem wir uns dem überlassen, das unser Körper gerade tun will, lösen wir die Spannung, die die Kontrollfunktion der Nerven über die Muskeln und Blutgefäße ermüden lässt, so dass sie sich erholen und die Fähigkeit zur normalen Funktion wieder erlangen und die körperliche Kraft allmählich zurückkehren lässt ".

Sie empfiehlt, alle Symptome so lange anzunehmen, bis sie keine Bedrohung mehr darstellen, was natürlich mehr als leicht gesagt ist.

Das ist jetzt bestimmt nichts Neues, hat aber für mich in meinem jetzigen Zustand doch etwas beruhigendes, wie auch immer das künftig auch aussehen mag.

Aber ich lerne von dir und diesem Forum , was sehr zu schätzen ist, da ich ja vollkommen auf mich allein gestellt bin.

Bei meiner Thera habe ich bereits 80 Stunden hinter mir, mein Mann hat immer dazu gedrängt.
Jetzt habe ich schon 83 Stunden, obwohl sie bisher noch nicht in der Lage war, den Verlängerungsantrag für weitere 10 Stunden zu begründen. Sie weiss das seit Oktober 2017 denn zu diesem Zeitpunkt habe ich meinen Antrag auf Verlängerung ausgefüllt.

Ich nehme es ihr so sehr übel, weil es wieder einmal beweist, wie gleichgültig ich ihr letztendlich bin. Und wie das mit der Bezahlung wird, keine Ahnung, sie glaubt, den Antrag durchzubringen. Und wenn nicht ?

Ich glaube, es macht wirklich keinen Sinn mehr, weiter zu ihr zu gehen.

VSV
 
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