RE: Hirntumore
Danke Franz! ,
fuer den ausfuehrlichen Bericht!
Ich versuche mal knapp zu schildern, was vielleicht fuer andere auch Anregung sein koennte. Die Diagnose Kehlkopfkrebs mit der Konsequenz Resektion war natuerlich
ein Schocker, und dann das Ungeheuer Krebs ueberhaupt. Dazu kommt, dass ich fern der Heimat Deutschland bin und man sagte "komm bloss schnell zurueck".
In dieser Situation schmiss ich mich ins Internet, um soviel es geht selbst zu verstehen
und zu lernen. Gibt es die krebsausloesenden psychischen Dinge? Kann man mit
XYZ-Diaeten, 1000 Vitaminen, Pillen vom alten Indianerhaeuptling usw. was bewirken?
Ziemlich rasch bekam ich Kontakt zu Ernst Breitsch und dem Verband
www.kehlkopflose-suedbaden.de
Das war grossartig! Ernst hat mir sehr geholfen, Mut gemacht und ich war nicht mehr
allein.
Ich konnte so aber abschaetzen, was fuer mich passend ist.
Die OP in Cape Town wurde von einem gradlinigen juengeren Prof. gemacht.
Besser waere es nirgendwo gewesen.
Viele Schlaeuche aus allen moeglichen Oeffnungen und Ernaehrung ueber den
Tropf aber keine Schmerzen. Nach 7 Tagen war ich wieder zu Hause.
Das war 2002 April. An das neue andere Sprechen gewoehnte ich mich schnell.
Bald war ich wieder voll auf der Hoehe und arbeitete wie immer.
2004 wollte eine Sinusitis nicht enden. Biopsie, Nasentumor. Mein Prof. hat auch den
kunstgerecht entfernt.
Die jeweils nachfolgenden Bestrahlungen (jeweils 30 Tage lang) haette ich fast vergessen. Vermutlich, weil die Nebenwirkungen fast Null waren. Muedigkeit und Abgeschlagenheit gab es schon und auch Haarausfall. War aber alles nicht
sehr belastend.
Ich will kurz Willy erwaehnen. Er ist 75 und hatte vor zwei Jahren einen Tennisball
aehnlichen Tumor an der Leber. Maximal 6 Monte hat er sagten die Aerzte.
Als ich ihn vor einem Jahr besuchte zeigte er mir MRT-Bilder und seine Sammlung von
Pillen und Geraeten. Nein bloss keine OP! sagte er. Er nahm taeglich. Antioxydantien, Magnesium, Tamarin, brasitianischen Pilzextrakt, Vitamin C usw.
und haengt sich an ein Reizstromgeraet. Vor 3 Wochen traf ich ihn im Farbengeschaeft zufaellig. Er sah blendend aus und voll fit. Nach dem 6 Tage alten
Scan sei der Tumor nur noch halb so gross! Mit PO waere ich schon lange tot, lachte er!
Also zurueck zur Situation nach der Nasen-OP. Das war ein Daempfer. War es eine Metastase? Der Prof sagte NEIN! Es sei ein neuer primaerer Tumor!
2005 starke Erkaeltung. Der Doktor sagte machen wir ein x-Ray zur Vorsicht.
Da war was. Im Scan sah man anschliessend 3 Metastasen 3cm, 2cm, 1cm.
Was tun? Tenor der Arzte: a) Heilen ist nicht moeglich. b) Wir versuchen Lebens-
zeit mit Qualitaet zu gewinnen!
Die sehr offen gradlinige Onkologin riet zu Taxol/Cisplatin 6 Infusionen.
Nun dachte ich wieder an Willy, der ja schon lange tot haette sein muessen!
Soll ich Mittelchen schlucken? Die Onkologin hatte nichts dagegen.
Also Chemo, Mittelchen und immer den Rat aller im Ohr "positiv sein".
Im uebrigen baute ich ein Haus. Das ist ja was Positives [ausserdem hatte ich schon angefangen ;-) ] !
Nebenwirkungen der Chemo absolut null. Keine der Uebelkeitspillen musste ich nehmen. Einen Monat nach der letzten Chemo Kontroll-Scan: Die Lunge war
frei! Vom 3cm Tumor gab es nur noch etwas Nabengewebe.
Was haben die Mittelchen zum Erfolg beigetragen? Weiss ich nicht; aber
schlecht koennen sie nicht gewesen sein; denn wer mit 66 zehn Stunden am
Bau rumturnt und im Dachstuhl haengt, um den Ungelernten das Nageln beizubringen
muss die Kraft und Ausdauer ja irgendwoher beziehen!
Dass nun in 2006 Hirnmetastasen entdeckt wurden, hat folgenden Hintergrund.
Ich hatte (habe) ein unerklaerlich taubes Gefuehl in beiden Fuss-sohlen etwas
Zittern im linken Arm. Vorsorglich wurde ein MRT vom Kopf gemacht. Bei der Vorgeschichte naheliegend. Ergebnis: 2 Metastasen, 2cm und 1 cm.
Die Aerztin meinte, die mir verabreichte Chemo wirkt im ganzen Koerper, nicht jedoch
im Hirn!
Konventioneller Rat in SA: Wir bestrahlen den ganzen Kopf und anschliessend die
Metastasen gezielt. Ist das optimal? Wer weiss das? Hier nun der Vorteil des
Internets fuer den, der nicht klein beigibt und sich nicht in Resignation begibt!
Man lernt schnell, was fuer Therapien es gibt und so weiter und so fort. Aber
wie fast immer im Leben, man muss das Glueck haben einen hilfreichen Menschen
zu treffen, der obendrein auch noch weiss wovon er redet. In meinem Falle ist das
der Franz, welcher mir den wichtigen Tip gab.
Nun ging/geht alles sehr fix. Ich fliege heute Nacht nach Muenchen. Dann folgt in den
naechsten Tagen das Cyber-Knife, welches mir als Ing. besonders einleuchtet.
Als ich hier der Cheftechnikerin der Onkologie davon berichtete war die ganz aus dem
Haeuschen! Sie hat lange Erfahrung auch mit Linearbeschleunigern, Neutronen,
Protonen etc.
Was soll man Patienten raten?
1) Soviel lesen, studieren, Gedanken mit anderen tauschen wie moeglich!
2) Wissen, dass man sich selbst am besten hilft, wenn man sachkundig ist
und die leidgeprueften Aerzte besser versteht und unterstuezten kann.
3) Den festen Willen haben, selbst zu kaempfen! Das kann nicht ersetzt werden
durch naiven Glauben an ein Wundermittel oder den Segen eines Wunderheilers.
4) Die alten Griechen wussten schon, dass geistige und koerperliche Gesundheit
zusammenhaengen. Also sollte man geisig wach sein! Dann kommt einem schon
automatisch die Einsicht, dass der eigene Koerper nicht mit jedem Futter
gleich gut versorgt ist.
5) Wir wissen viel ueber ein paar hundert verschiedener Krebserkrankungen und
zugleich zu wenig ueber das Warum der fehlgesteuerten Zellteilungen und
deren Verbreitung. Der Arzt weiss viel mehr als Du selbst, dennoch braucht er
Deine Mithilfe dringend. In guter Zusammenarbeit steigt die Chance gegen den
unberechenbaren und weitgehend unbekannten Feind.
6) Ich habe an mir selbst erlebt, dass der Krebs trotz Krankheitssymptomen
nicht erkannt wurde und schliesslich fast zu spaet erkannt wurde. Bei 20
konsultierten Aerzten in 3 Kontinenten scheint es fast die Regel zu sein, dass
man auf Krebs erst dann kommt, wenn massive Beschwerden auftreten. Dann
liegen aber meist schon grosse Probleme fuer die Therapie vor.
Andererseits gibt es keine einfache Frueherkennung/ Fruehwarnung fuer den
Krebs. Man kann schon Krebs haben und sich kerngesund fuehlen.
Da gibt es meines Erachtens nur ein Gegenmittel: wachsam und informiert sein
ohne zu Hypochonder zu werden.
Viele Gruesse
Joerg