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RE: Hirnmetastasen?
Hallo devil400,
Deinem Vater ging es ja schon Anfang dieses Monats nicht besonders gut. Du hattest damals erwähnt, er habe starke Atembeschwerden und es sei ihm kein Gerät zur Hilfe verordnet worden. Hat sich an diesem Zustand etwas verändert in der Zwischenzeit?
Es tut mir wirklich leid zu hören, dass sein Allgemeinzustand sich weiter verschlechtert hat. Wenn er Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme und vor allem bei der Flüssigkeitszufuhr hat, dann können die Sehstörungen damit zusammehängen: der Kreislauf und der Flüssigkeitshaushalt des Körpers sind nicht gut, weil er vielleicht schon dehydriert, sicher aber nicht gut ernährt ist.
Mein Schwiegervater hat ebenfalls sehr viel an Gewicht verloren, weil sein Appetit einfach nicht vorhanden war und er massive Schluckprobleme hatte (teilweise auch Pilzbefall der Mundschleimhäute bis in Rachen und Speiseröhre).
Eine Prognose, inwieweit eventuelle neue Fundstellen von Metastasen noch einen Einfluss auf die Überlebenszeit Deines Vaters haben, kann ich nicht geben. Ich bin mir sogar sicher, dass auch die Ärzte dazu nichts Konkretes sagen könne. Es ist sehr schwer, den Tatsachen ins Auge zu sehen, aber sprich mit Deinem Vater über seine Wünsche, wie er weiter vorgehen möchte. Mach ihm da Mut, wo er noch nicht aufgeben möchte und unterstütze ihn, wenn er lieber keine weiteren Tests über sich ergehen lassen möchte. Er selbst, seine Gefühle und Bedürfnisse sollten jetzt im Mittelpunkt des Interesses stehen.
Vielleicht fragst Du die Ärzte einmal konkret danach, ob Du für Deinen Vater bereits nach einem Hospizplatz suchen solltest oder ob sie - weiterhin - von größeren Zeiträumen ausgehen, wenn es um die Überlebenschancen Deines Vaters geht. Anders als in "üblichen" Kliniken sind Hospize und palliative Kliniken besonders auf den Umgang mit totkranken und sterbenden Patienten ausgerichtet. Sowohl dem Betroffenen als auch den Angehörigen wird hier sehr viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt als gemeinhin üblich. Das ist für Angehörige sehr hilfreich - und für den Patienten sowieso.
Bitte nicht missverstehen: Ich kann nichts dazu sagen, ob Dein Vater bereits jetzt dort gut aufgehoben wäre. Diese Frage kann Dir nur das Ärzteteam vor Ort einigermaßen zuverlässig beantworten. Wenn Du das Gefühl hast, für Deinen Vater wird vor Ort nicht genug/nicht das Richtige getan, dann sprich das an. Der Betroffene selbst hat wahrscheinlich nicht mehr die Kraft, seine Interessen zu vertreten. Und wenn er selbst seine Wünsche nicht mehr durchsetzen kann, dann kannst und solltest Du das für ihn tun.
Es ist eine schwere Entscheidung, die Du treffen musst, und auch die Ärzte vor Ort können sie Dir nicht abnehmen. Wenn noch etwas zu tun ist, was Deinem Vater Lebensqualität zurückbringt, werden sie Dir diese auf Deine Frage vorschlagen. Wenn zögerliche oder ausweichende Antworten kommen, dann stelle die Frage, die ich damals gestellt habe: Wenn es ihr Angehöriger wäre, würden sie es versuchen? Manchmal bekommt man dann erstaunlich ehrliche Antworten.
Du kannst Deinem Vater mit Deiner Kraft den Rücken stärken, aber Du kannst diesen Kampf nicht für ihn weiter kämpfen, wenn seine Kraft aufgebraucht ist. Ich hoffe sehr für Dich, dass ihr miteinander einen Weg findet, dem Betroffenen seine Würde zu lassen, ohne sich vorzeitig in sein Schicksal zu ergeben. Es ist ein Grenzgang, den jeder für sich gehen muss mit dieser Krankheit. Da gibt es keine pauschalen Ratschläge.
Alles Liebe
Anke
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