Re: Hilfe
Moin Jacky,
bitte tu dir und deinem Kind Ruhe an. Bis vor etwa 20 Jahren galt als top-Zucker-Einstellung für die werdende Mutter mit Diabetes der zuckerfreie Urin. Bedeutet, dass der Blutzucker bis dahin als gesund galt, wenn er insgesamt die meisten von 24 Stunden unter 180mg/dl blieb. Denn Zucker im Urin gibt es erst über so um 180mg/dl. Dabei blieb auch schon recht zuverlässig das häufigste Ergebnis von schlecht behandeltem Schwangerschafts-Diabetes aus, die deutlich übernormale Größe und das deutlich übernormale Gewicht des Kindes.
Zuverlässig ab etwa 1995 wurde allgemein auf die Zuckermessung am Finger umgestellt, und den damit neuen Möglichkeiten entsprechend wurde die Ziel-Ansage auf praktisch gesunde Größen verschärft: Morgens nüchtern bis 90mg/dl (bei manchen Ärzten auch bis 100) und 1 Stunde nach dem Essen bis 140mg/dl (bei manchen Ärzten auch bis 120).
Leider entspricht der Zielansage bis heute keine allgemeine Anleitung zum Erreichen dieser Ziele, auch nicht mit dem einzigen in der Schwangerschaft zugelassenen Zuckermittel, dem Insulin.
Denn frau kommt nur sehr selten mit dem einfachen BE-Rechnen der einzuverleibenden KHs hin. Ganz einfach, weil mehr als die Hälfte der in 24 Stunden von unserem Organismus umgesetzten Glukose nicht direkt aus dem Essen kommt, sondern diabetisch zu viel von Leber und Nieren beigetragen wird. Diese diabetisch fehlgesteuerten Beiträge machen auch den höheren BZ am Morgen, obwohl frau die ganze Nacht nix gegessen hat.
Für jemande ohne Insulin-Erfahrung ist schwierig, sich da vor allem selbst rein zu finden. Denn wie viel Insulin 10 Frauen für die gleiche Scheibe Brot brauchen, wenn sie vor dem Essen 90 messen und 2-3 Stunden nach dem Essen wieder bei 90 ankommen wollen, ist 10mal z.T. sehr verschieden.
Vor diesem Hintergrund macht Sinn, die Ansagen gelassener zu sehen. Das bedeutet, etwas höhere BZ-Werte gelassen zu beobachten und dann senkend einzugreifen, wenn mit Insulin zuverlässig niedrigere erzielt werden können. Dann verschreibt der Dok das auch, und dann werden hier sicher einige von uns (auch Mütter, die sich längst mit ihren gesunden Kindern plagen) gut dazu anleiten können, wie du damit am besten zurecht kommst.
Klar kannst du schon mal deine KHs reduzieren, wenn du mental damit zurecht kommst und nicht doch zutiefst glaubst, dass die für die Entwicklung deines Kindes notwendig sind. Und vielleicht reicht das ja vollkommen dafür aus, dass dein BZ morgens nüchtern nicht über 120 kommt und ne Stunde nach dem Essen nicht über 160. Das wären die Größen, ab deren Überschreiten ich meinen Töchtern bei Schwangerschafts-Diabetes zu Insulin raten würde.
Wenigstens so wichtig wie einigermaßen gesunder Blutzucker ist für die heranwachsenden Babys die Ruhe ihrer Mütter!
Daumendrück, Jürgen