RE: chemo und schlechtes gewissen
RE: chemo und schlechtes gewissen
Ich könnte es ganz kurz machen und sagen, lassen Sie das mit der Chemo...
Sie sind wütend, weil Sie die Gründe nicht verstehen können, was nicht verwunderlich, ja normal ist.
Aber wie soll ich das, was ich während vieler Jahre lernen konnte, in so einem Forumsbeitrag erläutern?
Der Tumor ist entfernt.
- Richtig, sonst wüßten wir hier nicht, worüber wir sprechen.
Der Tumorrand ist frei.
- Wenn dies nicht so wäre, hätte man nachoperieren müssen, ggf. die Brust entfernen.
Die andere Brust ist krebsfrei.
- Wenn dies nicht so wäre, müßte man dort operieren.
14 Lymphknoten sind tumorfrei.
- Das ist schön und gut so.
Die Bestrahlung s o l l (und tut es entsprechend der Untersuchungen auch) verhindern, dass der Tumor in der Brust erneut wächst, indem evtl. versprengte Tumorzellen damit abgetötet werden sollen.
Die systemische Therapie (Hormon- und Chemotherapie) s o l l die Bildung von Metastasen in Knochen, Lunge, Leber beispielsweise vermeiden.
Der Grund ist also derselbe.
A b e r: Beide wirken unterschiedlich und erhöhen damit nach den vorliegenden Untersuchungen die Sicherheit, da eine Brustkrebserkrankung eben keine auf die Brust beschränkte Erkrankung ist und ohne eine systemische Therapie die Wahrscheinlichkeit von Metastasen größer ist. (Und ein metastasierter Brustkrebs ist auch heute nicht heilbar.)
Daher ist es sinnvoll, diese Metastasierung möglichst zu vermeiden.
Die Mehrgleisigkeit ist wichtig, weil ein Tumor nicht homogen ist. Die Tumorzellen können ganz unterschiedlich reagieren. Manche darauf, andere darauf.
Man hatte mal Knochenmark von Brustkrebspatientinnen untersucht und bei einer ganzen Reihe von Frauen Tumorzellen dort gefunden. Diese können über Jahre nichts machen, aber dann eben doch Knochenmetastasen.
Die alten Chirurgen hatten durch immer größere, radikalere Operationen erfolglos versucht, der Erkrankung Herr zu werden.
Vielen Frauen kann eine solche Verstümmelung heute erspart bleiben.
Aber eine wirkliche Verbesserung der Heilungschancen
war erst mit der Hormon- und Chemotherapie möglich, als man eben erkannt hat, dass man nicht die Brust und das umliegende Gewebe behandeln muß, sondern den ganzen Menschen.
Von daher ist das schon ein Beispiel für eine ganzheitliche Medizin, aber eben in untersuchtem, durch Studien abgesicherten Bereich.
Ich kenne die Probleme der Chemotherapie sehr gut, arbeite selbst damit.
Aber es gibt Dinge, die eine derartige Behandlung sinnvoll erscheinen lassen, ohne dass man garantieren kann, dass mal wieder der Brustkrebs auftritt.
Wenn die Hormonrezeptoren bei Ihnen deutlich positiv wären, dann wäre die Wahrscheinlichkeit einer hohen Wirksamkeit des Tamoxifens gegeben.
Da dies bei Ihnen nicht der Fall ist, würde ich eben eher eine Chemotherapie empfehlen, wobei letzlich Sie die Entscheidung treffen müssen.
Vielleicht wäre es für Sie wirklich wichtig, sich eine zweite, bzw. ja nun schon eine dritte Meinung einzuholen.
Die Möglichkeit haben Sie kostenpflichtig hier über den Servicebereich von M-WW oder aber auch ganz normal auf Überweisungsschein bei einem anderen onkologisch erfahrenen Arzt Ihrer Wahl.