RE: Was ist unser Schönheitsideal?
RE: Was ist unser Schönheitsideal?
Hallo Rora, liebe Sabine,
als kleine Unterhaltung beim Frühstück würde ich gern eure Beiträge aus meiner Sicht beantworten. Gleichzeitig hilft mir das, auf die richtige Kalorienmenge meiner Ernährung leichter zu achten, um nicht an dieser Stelle die Kalorienlehre, die ja sehr wichtig ist, zu vergessen.
Vor ein paar Wochen hat eine Freundin einen Wandkalender mitgebracht. Darauf waren die Wiener Feuerwehrmänner, habbnackt vor ihren Löschfahrzeugen mit Flammen und Rauch im Hintergrund abgebildet. Sie präsentierten ihren "Feuerwehrkalender", sie feierten ihn buchstäblich total erotisch. Ich bin fast von einer Leiter gefallen. Wir wollten selbstverstänlich nach Wien, bis eine andere Bekannte im Hintergrungd sagte "Na ja, so was haben bereits die Jungbauern auch versucht". Eins war aber klar. Diese Wiener Feuerwehmänner, mit ihren wie aus Marmor gemeißelten Körper, waren schön und wir als Frauen haben sie gemocht. Wir haben darüber geredet, daß jetzt auch bei Männern so ähnliche Tendenzen zu beobachten sind, wie bei Frauen seit Jahrzehntenen, die logischerweise mit unserer soziokultureller Entwicklung zu zu tun haben.
Was ist den SCHÖN? Das ist unser zeitweiliges Ideal. Schön ist jung, dynamisch, unternehmerisch, innovativ, athletisch und SCHLANK. Schön ist sich gesund zu halten, nicht Rauchen, wenig in der Öffentlichkeit trinken und das nach außen zu zeigen, wenig Körperbeharrung, straffe Muskel. Schön ist Sport zu treiben, sich nach außen körperlich bemerkbar zu machen, hübsche Beine, knappe Röcke, flotter Gang, Bauch frei. Und das sind unsere kollektive Schönheitsvorstellungen. Die Nacktkultur unserer Zeit, die beeinflußt nicht nur den Markt, sondern auch unser Bewußtsein, und die, die unser Schönheitsideal nicht einigermaßen entsprechen, sind selten glücklich. Wenn wir uns Bilder aus den letzten 100 Jahren anschauen würden, würden wir es sofort merken: das ist die Entwicklunge von der wohlbeleibte Figur zum athletischem Körper. Wir sprechen über die Macht der Medien und über die sozialen Trends, die die Medien uns auferlegen. Wir sprechen über meinen Lieblingsbegriff: die mediale Ikonen. Warum sind so viele Frauen seit 20 Jahren in Richard Gere verliebt? Er ist doch heute nicht mehr jung und hat eigentlich zu kleine Augen. Weil er, mit seinen Körpermaßen, ein Vorbild einer medialen Ikone schlechthin ist. Weil er einer der ersten mit seinem American Gigollo war, der den Frauen eine klare Aussage gamacht hat: er zeigte, daß Frauen sich die Männer anschauen dürfen, daß die Männer nicht nur reich und gut situiert sein sollen, sondern das sie auch körperlich attraktiv und athletisch sein müssen. Das bringt wiederum die ältere Generation wiederum unter einem gewissen Zwang. Die Älteren müssen sich darum kümmern, jugendlich aussehen, im Berufsleben und auch privat. Die menschliche Geschichte kennt so einen Enthüllungs- und Entkleidungprozess eigentlich gar nicht. Die Kleider für Frauen, aber auch zunehmend für Männer, sind heute so total knapp, als gar nicht Stoffe, sondern nur nackte Körper vorgeführt werden. Diese Mode will tatsächlich einen Körper. Die setzt eine starke Formung der Silhouette voraus, sonst funktioniert das Ganze nicht. Und in jeder Gesellschaft werden die Menschen, die das soziokulturelle Ideal nicht einigermaßen entsprechen, mehr oder weniger Nachteile haben.
Ich wünsche euch was...
Detelina