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Gabe von Medikamenten bei Morbus Alzheimer

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memory

Guest
Sehr geehrter Herr Dr. Spruth, haben Sie Erfahrungswerte, bis zu welchem Stadium man
von Alzheimer betroffenen Patienten Medikamente
geben kann oder sollte?, in diesem Fall handelt
es sich wohl um das sogenannte 3. Stadium.
Bettlägerige Patientin, pflegebedürftig- die bis
dato noch Axura erhält.
Vielen Dank für Ihre Antwort.

MfGrüßen memory
 
Re: Gabe von Medikamenten bei Morbus Alzheimer

Hallo,

theoretisch kann man diese Medis bis zum Lebensende nehmen.

Da sie auf die Erhaltung der kognitiven Fähigkeiten ausgerichtet sind, ist es die Frage, wann es noch Sinn macht.

Viele Ärzte empfehlen die Einstellung, wenn die kognitiven Test (wie z.B.MMST) nur noch sehr wenige Punktwerte bringen.

Da alle Medikamente auch Nebenwirkungen haben,
ist eine salomonische Entscheidung pro Patient und contra weiterer Belastungen für den Körper
auch für den betreuenden Angehörigen zu erwägen.

Häufig haben aber Angehörige das Problem, man müsse behandeln, damit man was tut, um dem Gefühl der Hilflosigkeit zu entrinnen.

Wie viele Patienten schlucken also Tabletten, die nichts mehr bringen, ausser den Begleitern ein besseres Gewissen.

Dann lieber auf gesunde Nahrung und ausreichend Trinken achten, Gingko Biloba schadet nichts und
Nahrungsergänzungsmittel, Folsäure, natürliches Vitamin C usw. sind eine Alternative.

Das ist kein ja und kein nein, sollte man aber durchaus mal überlegen zur begleitenden ärztlichen Empfehlung.

Besten Gruss
Auguste D.
 
Re: Gabe von Medikamenten bei Morbus Alzheimer

Hallo Frau Auguste, vielen Dank für Ihre Antwort.
Ich nehme an, dass Sie aus dem medizinischen
Bereich kommen und auf jeden Fall mit der Alzheimer Krankheit konfrontiert waren?
Ich habe teilweise die Beiträge und die gestellten Fragen verfolgt. Leider erscheinen mir
einige Antworten zu wissenschaftlich. Wer aus einer Not heraus hier im Forum eine Frage stellt,
hat bestimmt auch gern eine verständliche Antwort.
Man sollte da auch immer an sogen. "Neulinge" denken. Die einmal angekündigte Betreuung von mehr Fachleuten hier im Forum ist aber bis heute
nicht gekommen, was ich schade finde. Natürlich kann jeder im Internet alles recherchieren. Aber
kompakt einen Rat zu erhalten, kann in so einer
Situation sicher mehr helfen.
Zu Ihrer Antwort, dazu gibt es sicher auch unterschiedliche Meinungen. Wenn man nach den
Ausführungen von Werner Saumweber geht, ist wie in unserem Fall wohl der Übergang von Stadium 6 zum Stadium 7 eingetreten mit
einem schweren Verlust der kognitiven Fähigkeiten. Andererseits beobachten wir bei unserer "Patientin" immer wieder, dass sie noch
spricht- sehr wenig, oft leise murmelnd. Dann auch plötzlich wieder laut und verständlich.
Sie liegt also im Pflegebett, versucht aber z.B.
beim Waschen und danach beim Ankleiden noch behilflich zu sein, indem sie z.B. versucht, das
Nachthemd anzuziehen.
Ich habe zu Medikamentengabe auch nachfolgendes gefunden
"Bei Betroffenen mit einer leichten bis mittelgradigen Alzheimer-Krankheit ist es wissenschaftlich nachgewiesen, dass Medikamente aus der Gruppe der so genannten Cholinesterase-Hemmer die Hirnleistungsfähigkeit sowie die Alltagsfähigkeit verbessern können. Außerdem verzögern sie das Fortschreiten der Erkrankung. Diese positiven Effekte dauern in den meisten Fällen allerdings leider nur rund sechs bis zwölf Monate an. Klinische Neurologie. Springer (2002); Berger, M. : Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer



Bei Betroffenen mit mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Krankheit bewirken Medikamente aus der Gruppe der so genannten Memantine zwar keine Verbesserung, aber ein langsameres Fortschreiten der Symptome."

Ich hatte diese Anfrage im Forum gestellt, weil
man der Meinung war,bei unserer zu Betreuenden alles abzusetzen,
wir aber diese Meinung nicht teilen- solange noch
ein "Rest kognitiver Fähigkeiten" vorhanden ist.
Denn das können oder müssen wir früher oder später
dann wohl tun. Aber solange sie noch "menschliche Regungen zeigt- wollen wir diese fördern. Die
Nebenwirkungen spielen für uns hier eine untergeordnete Rolle, sie sind nach Aussage des
Hausarztes vertretbar in dieser Situation.
Wir haben ja nichts davon, unser Gewissen zu
beruhigen, es geht immer nur um das Wohl der Patientin. Aber vielen Dank für Ihre Antwort.
 
Re: Gabe von Medikamenten bei Morbus Alzheimer

Liebe Memory,

leider hat die Technik meine Antwort vor Tagen verhagelt und dann hat man nicht immer den Nerv....nochmals alles....

Letzteres, ich habe meine Mutter begleitet und ich begleite andere Angehörige schon sehr lange Zeit.

Ätztezeit ist eben knapp bemessen und ich denke, wenn hier engagierte Angehörige schreiben, wissen die oft mehr, vor allem über Umgang und Pflege, dass sie die Fachkräfte nicht unbedingt so stark missen müssen. Herr Dr. Spruth tut ja, was er kann und das ist schon sehr viel wert.

Werner hat die die sieben Stadien nicht erfunden.
Das war ein Herr Reisberg ;-), der die Entwicklung zurück beschrieben hat. Ob 7 oder 12
Stadien, es entwickelt sich nicht immer gleich und darf nur als grober Anhaltspunkt gelten.

Ich kenne Werner Saumweber aus der Zeit als seine Mutti noch lebte. Ich weiss, was er alles angestellt hat und war dabei als die M-files Monat für Monat Fortsetzung fanden. Es freut mich sehr, dass diese noch heute im Internet gefunden werden und offensichtlich interessierte Leser finden. Das wird Werner freuen ;-) Heute lebt er ein Leben ohne das Thema.

Der Fall, dass sie keine Regung mehr erleben, wird nie eintreten. Da hat schon so mancher gestaunt, der nach Monaten ohne dirkete Rekflektion von seinem Lieben überrascht wurde von eindeutigen Gesten und sinnvollen Worten.

Ich habe für meine Mutter entscheiden müssen und solche Entscheidungen sind fies. Es gab den Zeitpunkt, wo ich wenig Sinn in der Weitergabe von Aricept gesehen habe, weil meine Mutter alles an intellektuellen Fähigkeiten und die meisten der Motorischen verloren hatte.
Ich habe auch danach keinen Einbruch bei ihr erlebt, wie dies 3 Jahre vorher (da hatte der Heimhausarzt es ohne mein Wissen abgesetzt :o( ) bemerkbar war.

Ja, eine schwere Entscheidung und es ist gut, wenn man einen guten Arzt auf der Seite hat.


Herzlichst
Auguste
 
Re: Gabe von Medikamenten bei Morbus Alzheimer

Hallo Auguste!

Meine Mutter bekommt auch Axura. Vor ca. einem Jahr hat sie damit begonnen. Am Anfang habe ich auch eine Verbesserung ihres geistigen Zustandes festgestellt.
Durch Axura ist lediglich eine Verzögerung des geistigen Zerfalls zu beobachten.

Wichtig ist wie du schreibst auf eine gesunde Ernährung (Obst, Gemüse ausreichend trinken) zu achten.

Zu den Nahrungsergänzungsmitteln ist noch zu sagen, das ich ihr auch noch Gingko Biloba gebe. Eine Wirkung erziehlt man aber erst bei einer Dosis von 160 bis 240 mg tgl. und das mindestens 6 Monate lang.

Folsäure schützt ebenfals vor Alzheimer

Kupermangel ist ebenfalls eine Ursache für Alzheimer.

Ist der Kupferspiegel im menschlichen Gehirn zu niedrig, können Plaques-Ablagerungen die Hirnzellen zerstören.

Timur
 
Re: Gabe von Medikamenten bei Morbus Alzheimer

Liebe Auguste,

vielen Dank für Ihren Beitrag auf meine Anfrage.
Was die 7 Stadien von Werner Saumweber oder die
von anderen genannten 3 Stadien bei Alzheimer Patienten betreffen, gibt es sicher keinen deutlichen Übergang von einem Stadium zum anderen.
Wir haben sehr oft bei unserer Patientin "Symptome" aus eigentlich noch nicht
erreichten Stadien oder umgedreht erlebt. Aber als
Orientierung hilft dies schon, versteht man vor
allem als Betreuender viele Abläufe dieser Krankheit besser.
Bisher haben wir nur gute Erfahrungen mit Axura
gemacht. Und solange es noch verschrieben wird
vom beh. Hausarzt, machen wir davon Gebrauch.
Das es lediglich verzögert, ist uns bekannt.
Aber für uns bzw. für die Patientin noch ein
bissel mehr Lebensqualität- sofern man dies
so nennen kann.
Alles andere erlebt man ja nur selber am Patienten
. Die ganze graue Theorie klingt zwar gut, aber
im persönlichen Erleben ist alles anders- wenn denn der Fall dieser Krankheit eintritt.
Und was die Ernährung betrifft, wie Timur schreibt, ist sicher richtig. Es kommt auch darauf an, wie der Zustand ist, was sie noch
bewältigen kann an Essen. Es gibt da viele Möglichkeiten.
In einem fortgeschrittenen Stadium wird aber Folsäure kaum noch etwas bewirken, kann ich mir
nicht vorstellen.
Ich wünsche jedenfalls all denen, die ihre
Lieben mit dieser schlimmen Krankheit betreuen,
alles Gute und viel Kraft.

Beste Grüße
memory
 
Re: Gabe von Medikamenten bei Morbus Alzheimer

Sehr geehrte/r memory,

ihre Frage lässt sich nicht allgemeingültig beantworten. Eine konkrete Empfehlung, in welchem Stadium der Krankheit die Behandlung eingestellt werden sollte gibt es nicht. Dies ist deshalb der Fall, weil die Wirkung der neueren antidementiven Medikamente über die oftmals besser beurteilbaren (und z.T. messbaren) Stabilisierungen der höheren Hirnleistungen wie Gedächtnis, Sprache, Orientierung,... hinaus geht. Auch wenn diesbezüglich eine kontinuierliche Verschlechterung statuiert werden muß, zeigen einige Patienten nach Absetzen doch nocheinmal eine Herabsetzung der Fähigkeiten bei der Pflege mitzuarbeiten und Ähnliches. Auch Symptome, die das Verhalten der Patienten betreffen (Aggressivität, Unruhe,...) werden bei einigen/vielen Patienten günstig durch die Antidementiva beeinflusst, auch in sehr fortgeschrittenen Stadien. Auf der anderen Seite beeinflussen sowohl die sog. Acetylcholinesterasehemmer als auch Memantine die Übertragung von Informationen von einer zur anderen Nervenzelle, d.h. daß irgendwann im Verlauf der Erkrankung die Wirkung wegen des Fehlens von "Zielstrukturen" für die Wirkstoffe nachlässt. Bei einem schwerstdementen Patienten, der bettlägrig ist und zu einer Kommunikation kaum noch oder nicht mehr in der Lage wird man daher meist ein Ansprechen auf die Therapie vermissen.
Die Entscheidung zum Einstellen der Behandlung mit antidementiven Präparaten fällt auch deshalb nicht leicht, weil sie für die Angehörigen oft etwas wie einen letzten Strohhalm bedeutet und sie dann das Gefühl haben, der Patient werde aufgegeben.
Ein praktikabler Weg könnte sein, auch auf die Gefahr eines Einbruchs hin einen Absetzversuch zu unternehmen, wenn man zusammen mit dem behandelnden Arzt das Gefühl hat, das klinische Bild verschlechtere sich stetig. Sollte es daraufhin in zeitlicher Nähe zu neuen Symptomen kommen, sollte das Präparat probatorisch wieder angesetzt werden, um einen Zusammenhang des einen mit dem anderen zu überprüfen. Wenn dies zu einer Stabilisierung führt, ist eine Restwirkung anzunehmen und die Behandlung weiter fortzusetzen.

Mit freundlichen Grüssen und der Bitte um Nachsicht für die späte Antwort,

Spruth
 
Gabe von Medikamenten bei Morbus Alzheimer

Sehr geehrter Herr Dr.Spruth,ich bin das erst mal in diesem Forum und habe auch zur Alzheimertherapie Fragen.Mein Vater( 80 ) ist seit 2 Jahren an Alzheimer erkrankt.Unter Aricept 10mg 1 Tbl./die schreitet die Erkrankung zunehmend fort.Das Kurzzeitgedächtnis lässt ihn jetzt völlig im Stich.Die behandelnde Neurologin empfiehlt Absetzen von Aricept und alleinige Verstärkung der psychosozialen Betreuung.Ich glaube aber,dass die Therapie noch nicht ausgereizt ist.Emotionales Verhalten und Altzeitgedächtnis sind noch vorhanden.Ist es sinnvoll auf einen anderen Acetylcholinesterasehemmer zu wechseln oder Aricept und Mementine zu kombinieren?Vielleicht können Sie mir weiterhelfen.Vielen Dank.
 
Re: Gabe von Medikamenten bei Morbus Alzheimer

Sehr geehrte/r scien,

direkt zu Ihrer Frage: "Ist es sinnvoll auf einen anderen Acetylcholinesterasehemmer zu wechseln oder Aricept und Mementine zu kombinieren?"
Meines Erachtens lautet die Antwort "ja". Erst das eine (Umstellen auf einen anderen Acetylcholinesterasehemmer), dann ggfs. das andere (Kombinieren oder ganz auf Memantine umstellen).

Mit freundlichen Grüssen,

Spruth
 
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