• Dr. Frauke HölleringOb Orgasmus, Stellungen beim Sex oder Selbstbefriedigung: Haben Sie Fragen zur Sexualität? In unserem expertenbetreuten Forum Sexualität können Sie sich ganz anonym über die schönste Nebensache der Welt austauschen. Unsere Expertin Dr. med. Frauke Gehring steht Ihnen – für eine begrenzte Anzahl von Fragen – gerne zur Seite. Die Allgemeinärztin arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis in Arnsberg mit Schwerpunkt Psychosomatik und Sexualmedizin und ist zudem als Referentin und Moderatorin für zahlreiche medizinische Themen im Print-, TV- und Internetbereich tätig.

Errektile Dysfunktion oder zu wenig Selbstvertrauen?

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MonaLuna

New member
Ich habe folgende Situation: Ich bin mit meinem Freund (43 J.) seit einem halben Jahr zusammen. Er leidet seit seinem 11 Lj. an Diabetes Typ 1. Er ist athletisch, sportlich und achtet auf eine gesunde Ernährung. Wir lieben uns sehr und teilen viele Gemeinsamkeiten, vor allem in der Freizeitgestaltung. In der Kommunikation läuft es nicht ganz rund, da er bei Konfliktgesprächen deutliche Ansätze von passiv-aggresivem Verhalten zeigt und eine direkte, offene und ehrliche Aussprache dadurch erschwert ist. Dadurch gelingt es mir auch nicht, über sexuelle Themen mit ihm offen zu sprechen,ohne dass er sich kritisiert und gekrängt fühlt. Ich gebe ihm oft positive Rückmeldungen, sage ihm wie sehr ich es mit ihm genieße, etc.., um sein Selbstbewusstsein zu unterstützen.
Das Problem ist Folgendes: mein Freund kommt beim Sex nur etwa bei jedem 3. Mal, und auch da unter größter Anstrengung, dass ich manchmal denke ihm platzt gleich der Kopf, so rot und verkrampft wirkt er dann. Außerdem benötigt er dabei eine starke Penetration und gefühlte 20-30 Minuten, was mir selber nicht entgegen kommt und z.T. bei mir zu Mißempfindungen führt. Schon oft habe ich ihn gefragt, ob es etwas gibt, was er sich wünscht oder ob ich etwas anders machen soll, ob wir zusammen etwas ausprobieren können, damit er besser erregt ist und einfacher kommt. Auf diese Fragen habe ich noch nie eine Antwort erhalten. Er sagt dann nur, dass er mich liebt und total verrückt nach mir ist. Trotzdem bin ich immer diejenige, die beim sex die Regie hat und für Abwechslung sorgt, obwohl diese Rolle nicht meinem Naturell entspricht, da ich normalerweise eher zurückhaltend bin. Aber einer muss ja die Initative ergreifen, Impulse und Anregungen setzen, etc. Wobei ich es auch nicht übertreibe. Ich mache ihm auch keinen Orgasmusdruck, gehe eher entspannt damit um, da für mich Sex vor allem auch Ausdruck von Liebe, Lust und Leidenschaft ist und die Wahrnehmung anregen soll, ohne stets mit einem Ziel im Hinterkopf. Es ist schön, sich einfach intensiv miteinander körperlich und sinnlich zu beschäftigen.Trotzdem stört es mich, dass er nicht offen mit mir darüber spricht. Zum Beispiel könnte doch auch ein medizinisches Problem dahinter stecken, aufgrund seiner Diabetes. Einmal habe ich allgemein über das Thema errektile Dysfunktion bei Diabetikern gesprochen, da meinte er, dass er zu null darunter leiden würde. In seinem Badezimmerschrank habe ich eine Medikamentenpackung mit dem Namen "Varde" gefunden. Will ihn aber nicht darauf ansprechen, da er sich bloßgestellt fühlen könnte.
Wenn ich ihm Tipps und Anregungen gebe, was mir gefällt und wie er auf mich eingehen kann, setzt er diese zwar langfristig um, wirkt aber zunächst gekränkt und fühlt sich als "Versager" oder "Grobmotoriker", wie er sagt. Dabei bin ich absolut zufrieden mit seinen "Fähigkeiten", aber ich denke jeder Mann ist auf Rückmeldungen seitens der Frau angewiesen, da jede Frau anders tickt.
Was könnt ihr mir raten, wie ich weiter vorgehen soll. Denkt ihr, mein Freund leidet unter einem zu geringen Selbstwertgefühl? Wie kann ich dies noch weiter positiv unterstützen? Oder verfahre ich mich gerade total, kann ja auch sein.
 
Sein Selbstwert ist mit Sicherheit angekratzt.Vermutlich eben wegen seiner Potenzschwäche.

Das Problem ist, dass ihr (wohl vor allem er) nicht offen miteinander drüber sprechen könnt. So versucht er, diese Schwäche vor dir zu verbergen, nimmt heimlich Potenzmittel (das erklärt auch teilweise seinen roten Kopf) und reagiert auf "Kritik" natürlich doppelt empfindlich.

Er hat eindeutig Angst dir nicht zu genügen. Sobald man sich als Mann eigestehen muss, ohne Potenzpillen nicht mehr seinen Mann zu stehen, fühlt man sich minderwertig. Da kannst du nix machen. Und mieses Selbstwertgefühl führt zu Vermeidungsverhalten und verstärkt die Probleme mit der Erektion natürlich noch - zu viel Nachdenken beim Sex war noch nie hilfreich.

Wenn klar ist, dass du es absolut ok findest, wenn es mal nicht klappt (es gibt ja auch andere tolle Sachen, die eine Frau im Bett gut finden kann), du es weißt und es akzeptierst, dass er mit Varde oder was auch immer mal nachhelfen mag - und vor allem er es weiß, dass du das weißt und überhaupt nicht schlimm findest - ja dann...könnte es sein, dass wieder mehr Lockerheit in euer Sexualleben kommt.

Nochmal: es gibt nichts Schlimmeres für einen Mann als das Gefühl zu haben, es nicht mehr zu bringen und die Frau einen dafür verachtet.
 
Danke für deine Antwort! Sie hat mir geholfen, mich noch besser in die Lage meines Freundes hineinzuversetzen und Verständnis für sein Verhalten zu haben. Dass Potenzprobleme die sexuelle Sicherheit und das Selbstwertgefühl eines Mannes ankratzen, konnte ich mir zwar denken, aber wahrscheinlich habe ich das Ausmaß unterschätzt. Vielleicht muss ich ihm mehr vermitteln, dass es für mich keine wirkliche Rolle spielt, dass es bei ihm nicht immer so klappt. Und das ist ja auch die Wahrheit. Bei Frauen klappt es auch nicht immer, weil da noch so viele andere Faktoren eine Rolle spielen. Also wir sind alle nur Menschen und keine Roboter. Ich hätte mir halt gewünscht, dass mein Freund inzwischen schon soviel Vertrauen zu mir aufgebaut hat, dass er mit mir über alles sprechen kann. Da ich umgekehrt ihm auch alles erzähle, selbst wenn es für mich unvorteilhaft ist, ich mich blamieren könnte oder es peinlich sein könnte. Aber jeder ist anders. ich brauche immer den ehrlichen Austausch, um mich wohlzufühlen, und ihm macht es eher Angst.
 
... Ich hätte mir halt gewünscht, dass mein Freund inzwischen schon soviel Vertrauen zu mir aufgebaut hat, dass er mit mir über alles sprechen kann. Da ich umgekehrt ihm auch alles erzähle, selbst wenn es für mich unvorteilhaft ist, ich mich blamieren könnte oder es peinlich sein könnte. Aber jeder ist anders. ich brauche immer den ehrlichen Austausch, um mich wohlzufühlen, und ihm macht es eher Angst.
Männer sind da ohnehin nicht so gesprächig, glaube ich. Wie gesagt, es kratzt fundamental am Selbstverständnis eines Mannes.
Offenheit hilft aber beiden.
Ich habe in 10 Jahren Beziehung bspw. niemals zugegeben, mit Pillen nachzuhelfen. Fühlte enormen Druck, weil SIE Sex immer mit langer Penetration verband. Irgendwann wusste sie es und machte Andeutungen, aber wir haben nie offen über unsere sexuellen Wünsche gesprochen. Führte irgendwann dazu, dass wir (vor allem ich) möglichst keinen Verkehr mehr anstrebte und nur noch auf ihr Drängen meine "Pflicht" erfüllte.
Hätten wir darüber sprechen können, wäre unser Sex erfüllender, häufiger, interessanter und liebevoller gewesen.
Sprachlosigkeit führt in eine Sackgasse. Aber als Mann fängt man mit dem oberpeinlichen und demütigenden Thema ED niemals von alleine an zu reden.
Den Knoten musst vermutlich du zerschlagen...
Wünsche euch viel Glück dabei!
 
Das finde ich sehr traurig, dass ihr in 10 Jahren Beziehung niemals offen über Sexualität, eure Wünsche und evtl. Schwachpunkte (ED) gesprochen habt. So habt ihr eine Menge verpasst und eure Beziehung unnötig belastet.
Mein Partner ist auch kein freund großer Worte. Er macht immer alles mit sich selber aus und ist verschlossen. Besondere Themen muss ich immer ansprechen. Ich möchte nicht, dass es dazu führt, dass er irgendwann, wie du, Sexualität meidet oder aus "Pflichtgefühl" macht.
Du sagst selber (als Betroffener), hättet ihr darüber sprechen können, wäre euer Sex und bestimmt eure gesamte Beziehung erfüllender, interessanter und liebevoller gewesen. Du rätst mir deshalb, dass ich den Knoten zerschlagen sollte. Dazu bin ich bereit. Aber wie soll ich da am besten vorgehen? Was hätte dir damals geholfen, dass deine Partnerin damit umgegangen wäre?
 
P.s.: Ich mache mir einfach auch riesige Sorgen um seine Gesundheit. Ich habe gelsenen, dass Männer, die unter ED leiden, häufig 2-5 Jahre später einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden können. Und da er Diabetker ist, hat er ja eh schon ein stark erhöhtes Risko für Gefäßerkrankungen.
 
Ist dein Freund beschnitten ? Bei Beschnittenen Männer ist oft auch das Lustbändchen durchtrennt oder nicht mehr vorhanden und die Empfindsamkeit der Eichel eingeschränkt. Teilweise fehlt dann natürlich auch die empfindliche Vorhaut, da beschnitten.
Das könnte mit ein Grund für seine starke Anstrengung sein. Anstrengung wiederum, so habe ich gelesen führt dazu das man weniger empfindet, was wiederum den Orgasmus lange herauszögert oder einschränkt. Er sollt sich auch im Wechsel zwischen Anspannung im Becken und Entspannung bewegen, dann wird es was und ist lustvoller.

grüße
Torben
 
Mein Freund ist nicht beschnitten.
Ja, mit der Anstrengung ist so eine Sache. Ich mag es eigentlich entspannter und langsamer. Als ich ihm das mal sagte, reagierte er wieder sehr gekränkt und meinte, dass alle Frauen mit denen er vorher zusammen war, genau so eine starke Penetration bevorzugt hätten. Ich wäre da die absolute Ausnahme.Wenn er langsamer mache, dann wäre das für ihn wie Stillstand. Nett war seine Aussage nicht, aber ich bin nicht gekränkt deshalb, weil ich finde, dass niemand das recht hat über die Sexualität eines anderen, über seine Vorlieben, Abneigungen und Grenzen zu urteilen. Auch er nicht.
Naja, umgesetzt hat er meinen Wunsch langfristig schon, im Rahmen seiner Möglichkeiten. ich denke er braucht diese harte Penetration und Anstrengung, um seine Erregung halten zu können.
Also mein Verdacht ist nach wie vor, dass die langjährige Diabetes seine Folgeerkrankungen zeigt, wie Durchblutungsstörungen, etc..
 
Varde könnte ein Vardenafil- Präparat sein. Das Blöde ist nur, dass es Vardenafil nur als Original Levitra gibt. Alle (!) anderen Präparate sind Fälschungen, die keinen oder nur wenig Wirkstoff enthalten (sonst hätten Sie ja auch weniger Probleme bemerkt). Insofern ist ihm sein Problem schon bewusst.
Ich würde weniger von ihm reden, als den Fokus auf sich selbst richten: "ICH kann es nicht genießen, wenn du 20 bis 30 Minuten in mich eindringst, es tut mir weh und nimmt mir die Lust. Was können wir gemeinsam tun?" Sie können ihm ja mal vorschlagen, einen Versuch mit Viagra zu machen,dass es als Sildenafil relativ preiswert gibt (und da hat man was Richtiges). Ich weiß, dass ihn das auch seelisch treffen kann, aber keiner kann von Ihnen verlangen, so lange in Sie hinein stoßen zu dürfen, bis Sie wund sind!
Sorgen brauchen Sie keine zu haben, die betreuenden Ärzte achten auch auf die Adern ihrer Diabetiker.

LG, Dr. Gehring
 
Guten Abend Frau Dr. Gehring! Danke, dass Sie meinen Beitrag gelesen und geantwortet haben! Ja, ich denke dass er das Varde-präparat aus seinem Ägypten-Urlaub letztes Jahr mitgebracht hat, da dort etwas in arabischer Schrift auf der Packung stand. Mein Freund erwartet auch gar nicht, dass er so lange in mich eindringen darf. Ich muss ihm nur ein kleines Zeichen von Unbehagen vermitteln, dann hört er auf, weil er mir nicht weh tun will. Wenn ich ihm kein Zeichen gebe, dann dauert es sehr lange und er kommt oft trotzdem zu keinem Ergebnis.
Ich kann ihm den Vorschlag mit dem Viagra machen, aber er wird sich sehr verletzt fühlen. Er wird dann denken, dass es mir so nicht genügt. Eine Errektion bekommt er ja auch fast immer, nur den Orgasmus erreicht er nicht so einfach. Ungefär jedes 3. Mal. Ab wann spricht man denn von einer erektilen Dyfunktion?
Ich bin beruhigt zu wissen, dass ich mir um seine Gesundheit weniger Sorgen machen muss, da der Arzt seine Adern mit im Blick hat. Mein freund hat das nie erwähnt, dass seine Adern regelmäßig untersucht werden.
 
Wenn ich es jetzt richtig verstehe hat er gar kein so großes Problem damit seinen Penis steif zu kriegen oder zu halten, sondern eher zum Orgasmus zu gelangen? Dann würde ich eigentlich nicht von ED im klassischen Sinne sprechen.

Kann es sein, dass seine sexuellen Eigenarten, die dir Schwierigkeiten bereiten, eher psychischer Natur sind? Möglich, dass er es "gelernt" hat, diese Art der Dauerpenetration sei der sexuelle Königsweg und nur wenn er diesem genügt, erreicht er die Akzeptanz der Frau? Nur so ein Gedanke, der mir beim Lesen deiner letzten Post kam. Vielleicht setzt er sich damit so unter Druck, dass er meint, er braucht Varde/Viagra etc. um auf der sicheren Seite zu sein. Doch das Gefühl der Sicherheit sollte er eher über mentales Training bekommen, und den Glauben und das Vertrauen, mit dir auf jeden Fall etwas Schönes zu erleben - egal wie lang, wie oft und wie ausdauernd "er" hart ist.

Dass er nicht zum Höhepunkt kommt, deutet doch gewaltig darauf hin, dass er innerlich total verkrampft.

Mag falsch liegen, aber die körperliche ED ist in meinen Augen nicht sein Hauptproblem.
 
Dieser Gedanke ist mir auch schon gekommen. Deshalb trägt der Beitrag auch die Überschrift "ED oder zu wenig Selbstvertrauen".
Mein freund selber meint, es wäre eine reine Kopfsache, dass er nicht kommt. Außerdem behauptet er, dass er immer kommen kann, er brauche nur länger. Die Idee mit der ED ist mir deshalb gekommen, weil er Diabetiker ist und ich das Medikament in seinem Schrank gefunden habe. Außerdem ist er sexuell immer so zurückhaltend, überhaupt nicht fordernd und lässt immer mich jeden weiteren Schritt einleiten. So etwas kenne ich nicht von Männern.
Vielleicht hat er gelernt, je länger er den Höhepunkt hinauszögern kann, desto besser für die Frau. Nur für mich ist das garnichts. Vor allem nicht in dem Tempo. Wenn es wenigstens dann langsam und sinnlich wäre (wie beim Tantra), dann könnte ich dem ganzen einiges abgewinnen. Aber so......
Aber seine Ex-freundinnen wollten es angeblich alle genauso haben, und ich bin die Ausnahme. Seine Ex-freundinnen konnte er auch alle, ohne weitere Zusatzstimulation und Bemühungen, auf diesem Weg zum Höhepunkt bringen. Und fast alle Frauen stehen auf AV u.s.w. Ich weiß selber, dass er mir solche Dinge sagt, um mich zu verunsichern. Innerlich schmunzel ich, wenn er so etwas sagt. Es beweist für mich nur, dass er selber nicht sehr selbstbewusst ist, was ich schade finde. Selbstbewusste Menschen haben es nicht nötig, andere auf so eine subtile Weise abzuwerten.
Aber ich liebe ihn :-)
 
Sei mir nicht böse, wenn ich das sage: das Verhalten und die Einstellung deines Freundes finde ich recht egoistisch und fast schon einfältig. Ich an deiner Stelle wäre da nicht so duldsam und verständnisvoll.
Hoffe aber, dass sich alles für euch doch noch zum Guten richtet.
 
Einfältig....das ist ein gutes Stichwort. Er sagt er liebt die Abwechslung......hat aber noch nie einen Impuls dazu gebracht. Wenn ich freundlich sage, dass ich mir Iniative von ihm wünschen würde, dann reagiert er beleidigt.
Naja, ich muss ihn wohl akzeptieren, wenn ich mit ihm zusammenbleiben möchte.
Danke für deine Meinung, Barnaby!
 
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