• Kognitive Verhaltenstherapie, Psychoanalyse, Psychopharmaka,... Die moderne Psychiatrie und Psychotherapie hat heute eine große Bandbreite an verschiedenen Therapiemöglichkeiten. Aber welche ist für Sie die richtige? Wann sollte man in eine psychiatrische Klinik gehen, wann reicht eine ambulante Psychotherapie?

Erfüllendes Leben trotz psychischer Störung?

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TheOtherSide

New member
Ist in euren Augen ein erfüllendes Leben mit einer psychischen Störung, die im Laufe der Jahrzehnte die Persönlichkeit und die Lebenseinstellungen verändert hat, möglich?
 
Klar ist es möglich, kommt auf deinen Umgang damit an, ob die Therapien greifen und auch deine innere Einstellung.
Natürlich ist es nicht jedem möglich das hin zu bekommen, aber Verbesserungen gehen immer, falls es viele Baustellen gibt muss man vielleicht auch mal Prioritäten setzen, damit es wenigstens hier und da besser wird.

Es ist auch immer die Frage ob Medikamente sinnvoll sind, ob sie gut wirken, ob man einen Zugang zu Psychotherapien findet usw.
Es gibt so viel, so dass für fast jeden etwas dabei ist was es zumindest leichter macht, dass es wieder sehr gut geht ist auch nicht ausgeschlossen.
Man darf nur nicht mit der Zeit davor vergleichen wenn diese besser war, früher ist vorbei und kommt nicht wieder, es wird anders aber nicht unbedingt schlechter.
 
Für mich erscheint es stets so als ob die Vergangenheit an einem haftet und keine positiven Momente in der Gegenwart zulässt. Dabei spielt es keine Rolle ob es im Privatleben, im Berufsleben oder in der Therapie zu einem Fortschritt kommt.

Sobald man zu lange eine positive Emotion empfindet, wird man wieder ins 'schwarze Nichts' hineingezogen.
 
Dieses schwarze 'Etwas' zieht einen mit so einer Macht an, dass man sich - wenn überhaupt - nur mit Mühe wehren kann und dieser ständige Kampf, der Kampf um ein Licht am Horizont ist die tägliche Herausforderung.
 
Eigentlich findet alles im Kopf statt, ob das Leben gut ist, oder schlecht.
Wenn du eine Therapie machst, kannst du den Therapeuten mal drauf ansprechen.
Es gibt spezielle Übungen und auch Rollenspiele, vielleicht kann dir das helfen.

Falls du keinen Sport machst, fang damit an.
Ausdauersport, Kraftsport, Walken, alles was geht und den Körper fordert tut gut und hilft positive Emotionen etwas länger halten zu können.

Dass du bei positiven Emotionen wieder in ein Loch gezogen wirst, hat sicher auch einen Grund, der fest im Empfinden und Denken verankert ist, dem kannst du auch in der Therapie nachgehen und entsprechend bearbeiten.
Man kann umlernen, lernen zu genießen anstatt sich schlecht zu fühlen wenn es gut geht.
Es ist viel Arbeit und dauert, aber eine es ist auch Möglichkeit die bei vielen Menschen funktioniert.
 
Die eine Seite in mir möchte auch genießen, möchte sich wahrnehmen, möchte die Umwelt wahrnehmen, aber die andere Seite, die so negativ geladen ist, gewinnt immer wieder die Überhand.

Mittlerweile sind die beiden Anteile so verschwommen, dass man selbst nicht mehr erkennt was eigentlich richtig ist bzw. was der richtige Weg ist.
 
Wär halt ein Thema für die Therapie, wo du mit Unterstützung entschlüsseln kannst was da los ist.

Manchmal ist es ja so, dass man selber das Gefühl hat gerne die negative Seite auszuleben, oder besser gesagt, dass man sich dort mehr zuhause fühlt, warum sollte sie sonst so viel Raum erhalten.
Meist merkt man aber, wenn die Zeiten besser sind, dass es gar nicht so ist wie man es empfindet wenn die dunkle Seite an der Macht ist, man merkt es gefällt viel besser die helle Seite zu haben.
Nur, man kann das nicht unbedingt beeinflussen, also nicht einfach so, dazu muss man sich viel damit beschäftigen, einiges ausprobieren und am Besten mit Unterstützung.

Machst du Sport?
 
"dass man selbst nicht mehr erkennt was eigentlich richtig ist bzw. was der richtige Weg ist."

Trotzdem hat Trinco am Ende doch immer einen Weg gefunden.
 
Der Therapeut ist über diese andere Seite nicht im Bilde, da ich noch nicht bereit bin davon zu erzählen.

Sie taucht einfach immer wieder im Alltag auf bei vollkommen banalen Gelegenheiten, sei es die Ampel vor dem Supermarkt und man in dem Moment in dem der Bus vorbei fährt ein Stück nach vorne tritt um diesen Moment so intensiv wie möglich zu spüren, dessen Nähe, weil es die einzige Möglichkeit ist, sich überhaupt lebendig zu fühlen und das Gefühl von Kontrolle zu haben, was ansonsten in den Tiefen verschüttet ist.

Einerseits ist die eine Seite da, die ihren Alltag beschreitet und tief im Inneren diese andere Seite, die schädigen möchte.
 
Naja, wenn du dem Therapeut nichts sagst, dann bleibt dir dessen Hilfe und Erfahrung verwehrt.
Machst du Sport?
 
Der Therapeut besitzt keine Kenntnis darüber, weil ich genau weiß, dass ich dafür 'bestraft' werden würde, wenn ich von dieser anderen Seite erzähle.
Außerdem habe ich mittlerweile die Hoffnung aufgegeben, dass diese Seite jemals schwächer werden wird.

Hin und wieder unternehme ich eine ausgiebige Fahrradtour entlang des Fluss, aber auch hier ist ein tiefgreifendes Bedürfnis da, wenn man am Brückengeländer steht und hinab blickt. Dieses Gefühl begleitet einen einfach im Alltag.
 
Wahre Freiheit spürt man nur in dem Moment, in dem das Flugzeug abhebt und im selben Augenblick die Last zurück gelassen wird.

Ist ein erfüllendes Leben also nur woanders zu finden, nur zu finden, wenn man seine Heimat zurücklässt?
 
Ist ein erfüllendes Leben also nur woanders zu finden, nur zu finden, wenn man seine Heimat zurücklässt?

Sicher nicht, dann wäre ja ständig Völkerwanderung auf Rezept.
Im Bezug auf dich kann man aber nichts dazu sagen, zu wenig Infos.
 
Wahre Freiheit spürt man nur in dem Moment, in dem das Flugzeug abhebt und im selben Augenblick die Last zurück gelassen wird.

Ist ein erfüllendes Leben also nur woanders zu finden, nur zu finden, wenn man seine Heimat zurücklässt?
Da kann ich für mich persönlich so definitiv nicht unterschreiben. Ich fühle mich auch unwohl oder mulmig, wenn das Flugzeug abhebt, genauso, wie ich mich auch an anderen Orten unwohl fühlen kann, mal so, mal so. Manchmal sogar unwohler als wäre ich Zuhause geblieben.

Grundsätzlich gilt für mich folgende Faustregel:
Vor sich selbst kann man nicht davonlaufen.
Das klappt anfangs vielleicht noch, aber spätestens nach der x-ten Wiederholung, wenn man sich schon fast daran gewöhnt hat, nicht mehr.

Es wird also sicher auch von der Art der psychischen Störung abhängen und davon, was einen an einem jeweiligen Ort triggert.

Eine echte Ausnahme werden wahrscheinlich wirklich nur die Fälle sein, wo die psychische Beeinträchtigung auf einer tiefen Sehnsucht nach irgendeinem fernen Ort oder generell "Wanderlust" beruht. Wenn man also sein ganzes Leben, Tun und Streben mit diesem Ort bzw. der Reisetätigkeit in Verbindung bringt.

Bei den meisten anderen Menschen jedoch dürfte das Zurücklassen der Heimat eher Symptombekämpfung sein, die zwar zum Erfolg führen kann, aber nicht 100% muß. Vielleicht verstärkt es die Krise sogar noch, denn von Natur aus ist der Mensch eigentlich sehr auf Herde, Heimat und Sicherheit bedacht - der Weg ins Flugzeug und der Sprung in ein fernes Land sind eher das Gegenteil davon.
 
Seit der frühen Kindheit existiert das Gefühl, dass man nicht hier her gehört.
Man spürt nichts - keine Verbindung, keine erfüllenden Emotionen in Gesprächen mit den Mitmenschen und auch nicht in der Außenwelt, die einen umgibt.

Wenn man den Nachmittag mal in der Natur verbringt und die Flugzeuge am Himmel sieht, möchte man einfach selbst auch nur davon gleiten, hoch oben, hoch oben im Himmel, wo alles so viel friedvoller als hier auf Erden ist.

Der Wunsch nach einer anderen Heimat liegt auch darin begründet, dass in Deutschland eine sehr abwertende Haltung herrscht, womöglich sogar noch nicht einmal mit Absicht, aber man spürt es sehr deutlich.
In Schweden hingegen werden Menschen, die anders sind, zwar nicht im Sinne einer psychischen Störung, aber z.B. hochsensibel, wertgeschätzt.

Hierzulande spüre ich keine Verbindung, aber selbst zu mir spüre ich keine Verbindung.
Es ist als ob man nur existieren würde. Der Körper bewegt sich zwar, aber man befindet sich in einer anderen Ebene - ganz, ganz weit weg und dieses mächtige Gefühl der Trauer und Sehnsucht, das bis heute nicht zu erklären ist. Es legt sich wie ein Schatten um das eigene Wesen.

Der Schritt ins Ausland ist wohl die Alternative, die einzige Alternative.
 
Vielleicht verstärkt es die Krise sogar noch, denn von Natur aus ist der Mensch eigentlich sehr auf Herde, Heimat und Sicherheit bedacht - der Weg ins Flugzeug und der Sprung in ein fernes Land sind eher das Gegenteil davon.

In all den Jahren hat niemand mir dieses tiefgründige Gefühl nehmen können.

Die Herde in der ich mich zuhause fühlen würde, wäre ein Vogelschwarm. Verbunden in einer Gemeinschaft und stets achtend aufeinander, aber doch frei.
 
Jeder Jeck ist anders :)

Eventuell ist das für Dich wirklich der richtige Weg und Schritt.

Bei einem meiner Brüder scheint es ähnlich zu sein: Es zog ihn so sehr nach Südfrankreich, wo wir als Kinder damals mit unseren Eltern ein paar Urlaube verbracht haben, daß er hier in Deutschland nie zufrieden war und Fuß fassen konnte. Er torkelte von einem Problem ins nächste.

Vor knapp zwei Monaten etwa ist er dann schließlich ausgewandert, hat hier praktisch alle Zelte abgebrochen und lebt jetzt in der Provence. Ob ihm das auf Dauer etwas bringt, wird sich noch zeigen. Aber zumindest für den Augenblick ist er so zufrieden und glücklich mit seinem Leben wie er es zwanzig Jahre lang nicht war.

Der Wunsch nach einer anderen Heimat liegt auch darin begründet ...
Die Herde in der ich mich zuhause fühlen würde, wäre ein Vogelschwarm.
Nun ja, den Begriff "Heimat" muß man auch nicht zwangsläufig so örtlich begrenzt sehen. Ich denke, eine Heimat im weiteren Sinne kann eben auch eine "Herde", eine Gemeinschaft sein, selbst wenn diese nie wirklich fest an einem Ort verhaftet ist. "Fahrendes Volk" sind, denke ich, ein gutes Beispiel dafür: Alle paar Tage und Wochen an einem anderen Ort, eine neue Stadt, neue Gesichter - und trotzdem ist es für diese Menschen selbst ein Zuhause, eine Heimat, die ihnen Geborgenheit, Sicherheit und Liebe gibt.

Andere wiederum kriegen die Krise, wenn sie nach einer behüteten Kindheit zwanzig Jahre lang an einem Ort plötzlich wegziehen und woanders hin müssen. Schlimmstenfalls sogar ins Ausland, wo sie auch noch eine fremde Sprache lernen müssen.

Deswegen läßt sich Deine Aussage
Ist ein erfüllendes Leben also nur woanders zu finden, nur zu finden, wenn man seine Heimat zurücklässt?
eben nicht so pauschal auf jedermann übertragen.

Für Dich mag das dagegen durchaus zutreffen.

Kleiner Tipp am Rande:
Wenn Du von "Dir" sprichst, dann verwende auch am besten das Wort "ich". Und nicht das allgemeine "man".
Erstens stellst Du Dich und Deine potentiell berechtigten Bedürfnisse damit in den Hintergrund. Zweitens kann es zu Mißverständnissen führen ;)
 
Für Dich mag das dagegen durchaus zutreffen.

Vielen Dank für die beispielhafte Geschichte deines Bruders, Alex.
Womöglich hat er nun die lang ersehnte Erfüllung gefunden.
Jeder, der dieses Gefühl kennt, sei es zu wünschen, denn ohne dieses Gefühl der Zugehörigkeit, des Wert des eigenen Daseins stellt man sich immer wieder in Frage und hinterfragt seine Existenz.

Kleiner Tipp am Rande:
Wenn Du von "Dir" sprichst, dann verwende auch am besten das Wort "ich". Und nicht das allgemeine "man".
Erstens stellst Du Dich und Deine potentiell berechtigten Bedürfnisse damit in den Hintergrund. Zweitens kann es zu Mißverständnissen führen ;)

Jeder Therapeut (und davon gab es zahlreiche) hat mich immer wieder auf dieses Problem hingewiesen und das es Teil des Problems ist.
Niemand hat aber bisher verstanden, dass ich das nicht mit böser Absicht tue, weder um den Misserfolg einer Therapie zu fördern noch um mich selbst noch mehr in den Abgrund hineinzupressen.

Wie oft erlebe ich es, wenn ich z.B. etwas schreibe, oder auf der Arbeit meine Unterschrift unter etwas setze, dass es mir fremd und falsch vorkommt.
…weil man sich fremd und falsch auf dieser Welt fühlt.
 
Dieses Gefühl nach Schutz ist niemals mehr verschwunden seit damals...

Noch immer findet man die wahre Sicherheit nur tief in seinem Innersten - in vielen, vielen, vielen Schichten vergraben, die unerreichbar sind für Außenstehende, damit man nie wieder Schmerzen - sei es seelisch oder körperlich - zugefügt bekommt.
Doch gleichzeitig hat man sich selbst ins Nichts verbannt durch dieses Verhalten. Aber nur so ist man in Sicherheit.

Es lastet sehr schwer auf einem, dass man anderen Menschen so misstraut, obwohl sie einem ein aufrichtiges Lächeln schenken, aber man kann nicht anders.
Nur innen ist es sicher, sicher und einsam, bitter einsam.
 
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