RE: Enzyme, Selen usw.
Sehr geehrter Herr Dr. Kahmann,
vielen Dank für Ihre Antwort; ich habe aber den Eindruck, dass wir uns missverstanden haben: Ich frage nach den Vitamine- und Mineralien-Zusatztherapien nicht um mich selbst zu bilden, sondern um endlich Klarheit in der Verordnungsfähigkeit dieser Mittel hierzulande zu schaffen, also da, wo der Gesetzgeber versagte, denn auch dieser hat nicht das letzte Wort - über ihm steht noch die Entscheidung der Gerichte. Zu diesem Zweck eignen sich die Informationen auf der von Ihnen empfohlenen KISP-Webseite, die ich schon lange kenne, herzlich wenig. Zugegeben: Als Belletrie liest es sich gut, ist auch durchaus spannend, mehr aber nicht. Ich beschäftige mich jetzt mit der Aufarbeitung der rechtlichen Aspekte dieses Dillemas, also mit der Beweisführung, die imstande wäre, auch bei Berufungsgerichten zu bestehen, und dazu kann ich NAMENLOSE (jawohl, namenlose!) Märchen eines gewissen "Dr. Bobs", ohne Anschrift und ohne Verweise auf dessen Veröffentlichungen in der anerkannten (deutschen!) Fachpresse, nichts anfangen. Herr Dr. Kahmann, versuchen Sie sich einmal vorzustellen, wie Sie selbst an der Klageschrift basteln: Wie würden Sie die Klage (egal ob gegen die KK oder der Regierung oder einer andern Institution) begründen? Würden Sie selbst dort schreiben: ".., weil Doctor Bob schrieb, das es so ist"?? Mehr an Beweisen steht in dem KISP-Wisch nämlich nicht. Wenn man dieses Pamphlet ausdruckt und dem Gegner oder gar dem Richter als ernst zu nehmendes Argument vorlegt, lachen sich diese schief und Ihre Anträge, Widersprüche und Klageschriften wandern kommentarlos sofort in den Papierkorb. Allein die vertrauliche Bezeichnung "Dr. Bob" ruft eher eine Kabarett-Stimmung hervor und ist somit für meine Zwecke zu unseriös, um diesen Artikel verwenden zu könen; außerdem deutet sie fast auf eine geradezu erotische Beziehung des KISP-/BPS-Herausgebers zu diesem imaginären "Dr. Bob" hin und das macht in seriösen Kreisen und bei ernsthaften Themen auch keinen guten Eindruck.
Lesen Sie aber selbst, was Sie mir da empfohlen haben:
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"DR. BOBS AND DR. STEVES LISTE EMPFOHLENER VITAMINE UND
NAHRUNGSERGÄNZUNGEN"
http://www.prostatakrebse.de/informationen/pdf/Vitaminliste.pdf
(Zitat, gleich am Anfang

"Multivitamin “one a day”. Wir empfehlen nachdrücklich, eine landesweit [d. h. in den USA – Anm. d. Übers.] bekannte Marke zu verwenden, wie Centrum, One-A-Day usw. Verwenden Sie keine Produkte aus Gesundheitsläden, da diese nicht der Kontrolle durch das FDA [Food and Drug Adminstration – Anm. d. Übers.] unterliegen."
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Mir fehlen für solche Empfehlungen einfach die Worte!
Weitere Gesichtspunkte:
(Zitate

"Vitamin C: (...) Eine Gruppe britischer Forscher hat festgestellt, dass Vitamin C (...)"
"Betakarotin: (...) eine in Finnland durchgeführte Studie..., in der herausgefunden worden war, dass (...)"
"Echinacea: (...) In einer klinischen Studie wurden 108 Patienten (...) - "Einige Studien deuten darauf hin, dass Echinacea nach mehr als acht Wochen (...)".
"Mariendistel: (...) Eine Anzahl von Studien geben an, dass Mariendistel ...., eine provozierende Studie gab an, dass es Patienten mit Hepatitis C (...)"
"Johanniskraut – Studien deuten darauf hin, dass Johanniskraut so wirksam (...) Andere Studien fanden, dass Johanniskraut bei der Behandlung (...)"
Das alles behauptet angeblich ein gewisser "Dr. Bob", ohne zu verraten, um WELCHE Gruppe britischer Froscher und WELCHE Studien (Name, Ort & Datum der Studie) es sich handelt und WO man deren Forschungsergenisse und die Studien-Resultate nachlesen kann, um damit argumentieren zu können. Das, was KISP/BPS anbietet, sind lediglich Behauptungen eines privaten Interessenvereins, der nicht einmal in der Lage ist, Quellen nachzuweisen und diese durch nichts untermauerten, bloßen Behauptungen einem fiktiven "Arzt" undefinierter Herkunft (so wird's ein nicht betroffener Außenstehender jedenfalls auslegen) in den Mund legt.
Enzyme werden in diesem Wisch überhaupt nicht erwähnt.
"Dr. Bob" vulgo KISP schreibt dort seblst zum Schluss:
"** Bitte beachten Sie, dass nichts in diesem Artikel oder irgend einem anderen von uns geschriebenen Artikel als medizinische Beratung oder Behandlung aufgefasst werden sollte."
Aber die Beratung wollte ich ja gerade haben!! Was soll dieser Schwachsinn?
Weiter schreibt Ihr "Dr. Bob":
"Alles muss mit Ihrem Arzt besprochen werden."
Aber - u.a. - gerade gegen diesen (meinen) Arzt sammle ich die Argumente! Auch dieser würde sich totlachen, wenn ich ihm von einem imaginären "Dr. Bob" erzählen würde. "Dr. Bob" konnte - falls es ihn überhaupt gibt (wird mir jeder sagen) - 2002 auch nicht wissen, dass das Gesundheitswesen in fernem Deutschland paar Jahre später von Automobilherstellern und Sonderschullehrerinnen beinah aufs Burkina-Faso-Niveau vermurkst sein wird.
"Kein Leser soll dies als Form einer ärztlichen Konsultation oder Beratung betrachten.", schreibt der angebliche "Dr. Bob". - Nanu? - Ist er selbst kein Arzt oder wie? Oder ist er vielleicht "Doctor of Divinity" oder "Philosophy"?
Wenn es so ist und die Schmiererei medizinisch gar nicht verbindlich / verwertbar ist, dann konnte ich mir das Studium der 12 kleingedruckten Seiten in der Tat ersparen und die Zeit für etwas Nützlicheres verwenden. - Toll! - "Doctor Bobs Gutenachtgeschichten" eben, mehr nicht.
Wie können Sie diese Webseite / diesen Artikel überhaupt so vorbehaltslos empfehlen?
Es sei denn, Sie bestätigen hier als dt. Arzt pauschal und wortwörtlich ALLE Aufführungen dieses komischen "Dr. Bobs" mit Ausnahme des letzten Absatzes (jetzt bin ich gespannt, wie sie es formulieren würden - "Ich stehe dafür, dass die Angaben des Dr. Bobs bezügl. Vitamine & Co. auch in Dtl. uneingeschränkte Gültigkeit haben, einschl. der Margarinesorten „Take Control“ und „Benecol“" etwa?) - dann könnte man sich auch auf Sie als Autorität berufen. Aber das kann ich mir gar nicht vorstellen.
"Überarbeitet von Dr. Bob im April 2002" ist der einzige Hinweis auf die Herkunft dieses Artikels.
Ein paar schämenhafte Hinweise auf "Annals of Internal Medicine" oder "Journal of Urology" in der "Dr. Bobs and Dr. Steves Liste empfohlener Vitamine und Nahrungsergänzungen" werden die deutschen Behörden wohl kaum beeidrucken, diese interessiert nur das, was von der dt. Schulmedizin anerkannt und evtl. in der deutschen Ärztezeitung o.ä. publiziert wird. Und darauf, und auf nichts Anderes, richtete sich meine Frage an Sie.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie zu der angesprochenen Materie doch noch Stellung nehmen würden und begrüße sehr auch die Mitwirkung Ihres Kollegen Herrn Dr. Henkel als NEM-Spezialisten. Ich bitte aber dringend um Berücksichtigung der Tatsache, dass es sich bei meinem Anliegen nicht so sehr um sogenannte "Nahrungsergänzungsmittel" geht, wie sie gesunden Kunden in jeder Drogerie angeboten werden, sondern - mit Betonung - um den gezielten therapeutischen Einsatz dieser Mittel bei PK-Kranken. Z.B. hochdosierte Selenkapseln oder gar -injektionen oder -trinkampullen sind sogar verschreibungspflichtig und werden ausschließlich in Apotheken gehandelt - diese habe ich auch gemeint, und nicht die 50-mcg-Selenefe-Kombipräparate aus dem Supermarkt, die m.E. theraspeutisch total wertlos sind.
Besten Dank, ich hoffe auf eine fruchtbare Zusammenarbeit.
Mit freundlichen Grüßen
Molitor