Zeitgeist?
Zeitgeist?
Susanne schreibt:
"Sexuell lebt er mit mir das erste mal im Leben richtig". (Ist das ihr Gefühl, oder seine Beteuerung, um sie bei der Stange zu halten?) "Nun sitze ich seit 12 Tagen hier und weine, breche zusammen. Mein Herz und meine Seele drohen nach all dem restlos zu zerbrechen". Da Susanne nicht um die Familie ihres Lovers weint, begreife ich den Zusammenhang nicht ganz. Mehr als ein Jahr betrügt sie die ihr fremde Frau und deren Kinder. Jetzt, wo die Geschichte aufgeflogen ist kommen ihr Skrupelund sie heult?
Susanne kann man wohl nicht ernsthaft raten. Sie hat Ihre Entscheidung bereits gefällt. Dreizehn Monate war Sie damit einverstanden, daß ihr Pastor seine Ehefrau und auch sie selbst abwechselnd betrügt. Sie wird alles versuchen, eine für sie positive Entscheidung herbei zu führen. Was sie hier möchte, ist nur die Bestätigung des Unabänderlichen.
Die Beiträge zu diesem Thema sind aber so vielfältig und interessant, daß ich mich entschlossen habe, noch einige Gedanken bei zu steuern.
GottLieb schreibt am 30.03.02:
"Ihr habt ein tragisches Problem."
Machen wir uns nichts vor, dieses Problem ist hausgemacht und alles andere als tragisch. Tragisch würde ich lediglich eine ungewollte und nicht verhinderbare Situation nennen. Eine außereheliche sexuelle Beziehung über einen so langen Zeitraum gehört meines Erachtens nicht dazu. Wir alle neigen dazu, Liebe mit sexueller Anziehung zu verwechseln. Es hat niemals einen Blitz oder etwas vergleichbares gegeben, welcher die beiden untrennbar mit einander verbunden und ins Bett gefördert hat. Dieser Vorgang ist gewachsen, und von beiden ab einem bestimmten Zeitpunkt gewollt. Bis dahin bestanden auf beiden Seiten uneingeschränkte Rückzugsmöglichkeiten.
Kl 1968 schreibt am 30.03.02 :
"Ich denke, würde er sich leichtfertig von seiner Frau und den Kindern trennen, wäre er nicht der Mann, den du liebst".
Bitte helft mir: Was hat er denn in all den Monaten im Bett einer anderen gemacht? War er da seiner Frau verbunden?
jupp schreibt am 31.03.02:
"Es ist doch möglich, dass der Pfarrer nach Jahren auf eine Frau trifft, die ihn wirklich beglückt und mit der er jetzt zusammen sein will". Zwischen treffen und beglücken liegen doch sicherlich mehrere Stunden, wenn nicht gar Tage oder Wochen. Oder trug sie eine Aufschrift auf der Stirn, die ihm sein Glück verheissen hat?
Weiter schreibt jupp: "Schließlich wächst und reift der Mensch und da muß es doch auch mal möglich sein, dass man sich im Leben umentscheidet". Hier irrst Du, jupp. Nicht nur der Pfarrer hat sich weiterentwickelt, auch seine Frau, ebenso wie alle anderen Menschen. Liebe bedeutet, dafür Sorge zu tragen, daß man sich in die gleiche Richtung entwickelt. Das ist nicht immer bequem, aber die einzige Möglichkeit, sich nicht auseinander zu leben. Frau und Kinder sind mit Sicherheit der bequemste Weg durch das Leben - aber der schönste.
Josy schreibt am 31.03.02
"Keiner von uns kann es beurteilen, ob er es sich leicht macht"
Da gebe ich Dir recht, Josy. Sicher ist für mich allerdings auch, daß er es sich nicht schwer gemacht hat in dem abgelaufenen Jahr. Seine Schwüre wegen der abgöttischen Liebe, und seine Argumente bezüglich der Ehe ( an der sich über den ganzen Zeitraum nichts geändert hat) kommen mir irgendwie bekannt vor.
Liebe Josy. Du schreibst weiter: "Jetzt seid ihr aufgeflogen und er muss sich entscheiden". Wie meinst Du das? Könnte er fröhlich ohne Entscheidung weitermachen, wenn er nicht aufgeflogen wäre? Was ist, wenn seine Ehefrau auch so ein Naivchen wie Susanne ist, und ihn behalten will. Wäre das nicht die Ideallösung? Beide Frauen sind zwar unglücklich, aber kann sorgenfrei durch die Betten hüpfen. Nein, ich glaube nicht, daß Du das gemeint hast.
Ich merke schon, der Beitrag wird viel zu lang. Darum nur noch die für mich bemerkenswerteste Feststellung von Der Blubb vom 02.04.02.
"Auch sie lieben und haben ein von Gott gegebenes Recht zu lieben. Und wenn sich deren Gefühl für jemanden abschwächt und für eine andere Person erwacht, dann haben sie ebenfalls das Recht, dies zu erleben und ihre eigene Entscheidung zu treffen und zu tragen"
Darin spiegelt sich ein heute nicht mehr zu übersehender Trend der Zeit. Ich habe das Recht - aber keine Pflicht. Mich hat die Liebe erwischt - dafür kann ich nichts. Ich bin damit frei von jeder Verantwortung.
Diesen Trend erkenne ich in vielen Beiträgen, und er macht mich sehr traurig.
Es grüßt Euch alle
Sam