• Dr. Frauke HölleringOb Orgasmus, Stellungen beim Sex oder Selbstbefriedigung: Haben Sie Fragen zur Sexualität? In unserem expertenbetreuten Forum Sexualität können Sie sich ganz anonym über die schönste Nebensache der Welt austauschen. Unsere Expertin Dr. med. Frauke Gehring steht Ihnen – für eine begrenzte Anzahl von Fragen – gerne zur Seite. Die Allgemeinärztin arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis in Arnsberg mit Schwerpunkt Psychosomatik und Sexualmedizin und ist zudem als Referentin und Moderatorin für zahlreiche medizinische Themen im Print-, TV- und Internetbereich tätig.

Dornenvögel 2. Teil !!!

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Susanne110

Guest
An alle die mir versucht haben so klasse unter die Arme zu greifen, mich psychisch zu unterstützen oder mich wach zu rütteln, ein herzliches Danke !
Ich mache zur Zeit wirklich eine schwere Krise durch, meine Seele scheint echt zu zerbrechen. Mein Vater starb vor 13 Monaten, vor 8 Wochen wäre fast meine Mutter gestorben, sie lag auf der Intensiv an der Beatmung, meine 92 Jährige Tante liegt mit einer Lungenentzündung im Bett, ich arbeite im Schichtdienst und dazu meine Dornenvögelgeschichte. Ich stelle mir lauter Existensfragen, finde mich nicht und bin unendlich traurig. Ich komme nicht da raus, habe Reiki, Meditation, I-Ging versucht, alles nix ! Deshalb versuchte ich es jetzt mal hier, ob ihr eine Idee habt. Ich danke euch, ihr seid echt liebe zu mir !!! Gruß Susanne 110
 
RE: Dornenvögel 2. Teil !!!

Du Arme!!!
Warum versuchst Du es nicht mal mit einem schönen Abend mit der besten Freundin! Ist am einfachsten und bewirkt Wunder!!!
 
RE: Dornenvögel 2. Teil !!!

Hi Susanne,

Du hast wahrlich vieles um die Ohren. Da sollte doch so eine Liebschaft genau das Richtige sein, sich etwas aus dem "Teig" ziehen zu lassen.
Wie problematisch eine Liebe oder Beziehung auch ist - sie birgt doch trotz allem erhabene und wunderbare Momente. Vielleicht kannst Du versuchen, Dir das Positive deiner Liebesgeschichte zu bewahren und die negativen Seiten im Glanze der Glückssekunden ersticken zu lassen....

Ich wünschte mir dass Du das so schaffen würdest....

Liebe Grüsse
Pedro
 
RE: Dornenvögel 2. Teil !!!

Guten Morgen Susanne,
sicher ist das eine schwere Zeit für dich. Aber greif doch mal die Idee mit dem Abend zusammen mit Deiner Freundin auf. Finde ich gut den Vorschlag!
Ich habe auch schön ähnliches durchgemacht und auch Deine Liebessituation kenne ich nur zu gut.
Lass Dich nicht entmutigen, Deine Liebe wird Dir helfen und das Gefühl geliebt zu werden ist ein wahrhaft heilendes. Es lässt einen vieles durchstehen, auch wenn Du Deinem geliebten Freund etwas ferner bist als Du es gerne hättest. Es kommt jedermanns Zeit und Deine wirst Du auch erhalten! Und je mehr Du durchhälst, desto schöner wird das Erlebnis, glaube mir. Ich kenne das...
Du hast mindestens eine Person die Dich richtig liebt und das ist schon mehr, als viele andere Menschen haben. Schätz Dich glücklich, auch wenn es ab und an schwerfällt.

Der Blubb
 
RE: Dornenvögel 2. Teil !!!

Hallo,

Jesus kann Dir wirklich helfen. Er ist von den Toten auferstanden und lebt auch heute noch.
Wende Dich im Vertrauen auf Jesus. Sag ihm mit einfachen Worten, wo Du Hilfe brauchst und Du wirst merken, dass er real ist.
Gott ist bei den Menschen, die ein zerüttetes Herz haben.
Versuch es frei nach dem Vers: "Rufe mich an in der Not, und du wirst mich preisen" (die wahre Rufnummer 110).
Dies ist kein frommes Gerede meinerseits. Ich hab Jesus in meinem Leben erfahren und vertraue ihm alle Lebensbereiche an.


Alles Liebe und Gute
Michael
 
RE: Dornenvögel 2. Teil !!!

Hallo Susanne,
dich trifft ja gerade die volle Breitseite des Lebens. Schon klar, dass du dich da an deine Liebe klammerst.
Mal vorweg zu den Vorwürfen von Teil 1: Nicht du machst eine Ehe kaputt, sie war es schon. In eine funktionierende Beziehung kann niemand eindringen, und ihn hat es genauso erwischt wie dich, sonst wäre er nicht ein Jahr lang zweigleisig gefahren. Natürlich gibt es Männer, die das skrupellos tun, nur unterstelle ich deinem Pfarrer zumindest eine gewisse "Grundmoral".

Opfer sind immer die Kinder, und die werden leiden, egal wie er sich entscheidet - unter einem unglücklichen Vater oder unter einem fehlenden.

Ich befürchte nur, in einem ist dein Liebster nicht ganz ehrlich - vielleicht nicht einmal sich selber gegenüber. Aus reinem Zweck hat er nicht geheiratet, und das Märchen von "meine Frau hat mich noch nie verstanden" erzählen sie alle - wobei sie an den Verständigungsschwierigkeiten immer mit mindestens 50 Prozent beteiligt sind.

In deiner momentanen Lage kannst du nicht rational denken, also lasse dich von ihm auffangen, das ist er dir schuldig. Wenn sich deine übrige Lebenssituation wieder etwas eingerenkt hat, musst du nur ganz kritisch überlegen, ob du ihn nicht total überhöhst. Ob Euer Gefühl wirklich den hohen Preis wert ist, den ihr zahlen müsst. Bei "Ja" kämpfe drum.

Ich wünsche dir viel Kraft - mit oder ohne Jesus

Josy
 
RE: Dornenvögel 2. Teil !!!

Danke du bist süß, du hast dir so viel Mühe gegeben, danke !
Ja, also ich kann dir nur zustimmen. Die Kraft bekomme ich von ihm zur Zeit in keinster WEise. Er ist völlig in seiner jetztigen Lebenssituation versunken. Da muß er jeztt durch. Dementsprechend leide ich, weil von ihm nur up's and down's kommen. Er kann zur Zeit nicht anders. Aber ich bin nicht böse, ich kann von niemanden erwarten, das er mich aus einem "LOCH" holt, das muß wohl jeder Mensch selber machen. Morgen habe ich einen Termin bei einer Heilpraktikerin, ich hoffe, es hilft mir weiter mit mir selber klar zu kommen. Ich danke dir nochmal Gruß Susanne110
 
RE: Dornenvögel 2. Teil !!!

Hallo Josy,

hinter deine Behauptung, dass niemand in eine funktionierende Beziehung eindringen koenne, mache ich ein grosses Fragezeichen.

Auf euch Frauen wird das in aller Regel zutreffen. Bei Maennern waere ich mir nicht so sicher. Ich kenne mich selbst und mache mir nichts vor, und ich habe das promiskuitive Verhalten meiner Artgenossen zu oft beobchtet.

Nun magst du sagen, dass die Beziehung eben nicht in Ordnung ist, wenn der Mann schwach wird. Ich wuerde das akzeptieren, dich dann aber fragen wieviele intakte Verhaeltnisse es dann wohl noch gibt?

Vielleicht gibt es zwei verschiedene Arten funktionierender Beziehungen: Die eine weiblich, die andere maennlich. Wobei Maenner sicher eine ganze zeitlang die weibliche Form der Beziehung praktizieren koennen. Manche ja sogar lebenslaenglich. Aber das sind, so scheint mir, eher die Ausnahmen.

Ich kenne einen Haufen Maenner, die zwar ihre Affairen hatten, dennoch keine Problem haetten, ihre Ehe als in Ordnung zu bezeichnen und zu sagen, dass sie ihre Frauen lieben. Sieh dir doch nur an, dass Maenner in der Lage sind, zu Prostituierten zu gehen, dies aber nicht als Ehebruch ansehen.

Ich fuerchte dass mit Liebe und Beziehung viel Wunschdenken, viel Theater, viel Illusionsspektakel verbunden ist, und dadurch ein Erwartungshorizont entsteht, dem die Realitaet im Laufe eines langen Lebens meist nicht gerecht wird. Grenzenlose Enttaeuschung ist die Folge, mit oft verheerenden Konsequenzen. Vielleicht waere es besser fuer uns, wenn wir weniger erwarteten.

Wenn die glueckliche Braut in Weiss aus der Kirche kommt und in die Hochzeitskutsche einsteigt, hoert es bei Courts-Mahler auf. Im Leben faengt es da erst an.

Wahrscheinlich werde ich jetzt niedergemacht. Ach Gott, wir sind ja alle so gut und so edel! Wir sind hier offenbar eine Versammlung von Chorknaben. Das wirkliche Leben spielt sich wohl wo anders ab.

Lass mich einmal sagen, dass ich in vielem, das hier gesagt wird, Wunschdenken zu erkennen glaube und das Bemuehen, selbst noch in der Anonymitaet dieses Forums, unter unseren nomes de guerre, eine Fassade aufrecht zu erhalten.

Das wird wohl der Susanne nicht helfen. Oder doch?

Schoene Gruesse
Gottlieb
 
RE: Dornenvögel 2. Teil !!!

GottlLieb, wollte dir nur mal sagen dass ich deine einträge sehr schätze
- denke auch dass du recht hast mit den beiden unterschiedlichen vorstellungen einer intakten beziehung.

da du scheinst als hättest du dir über all das schon sehr viele gedanken hast frage ich dich jetzt einfach mal- woran liegt es deiner meinung nach, dass frauen wohl zu lebenslanger treue fähig sind (wenn auch nicht alle), männer hingegen einer gutaussehenden frau kaum widerstehen können..?

Hat es was damit zu tun, dass Frauen, sobald sie von ihrem Mann schwanger sind und ein Kind gebären auch gleichzeitig ´der familie einen höheren stellenwert zuteilen und mehr Veranwortung übernehmen?
 
RE: Dornenvögel 2. Teil !!!

Hallo Zoe,

zunaechst vielen Dank fuer deinen ersten Satz. Es freut mich, wenn ich mit meiner Meinung nicht bei allen daneben liege.

Zu deiner Frage haben Anthropologen und Verhaltensforscher eine Antwort. Sie vermuten dahinter einfache Biologie.

Es wird gesagt, dass wir unseren Genen gehorchen. Fuer die Gene des Mannes, mit seiner ueberschiessenden Spermaproduktion, ist es wuenschenswert, wenn moeglichst viele Zeugungsakte mit moeglichst vielen Partnerinnen erfolgen. So vervielfacht er seine Chancen, Nachwuchs in die Welt zu setzen. Das hat auch einen evolutionaeren Vorteil, da so zum Wohle des allgemeinen Genpools viele Genkombinationen entstehen, Dadurch wird nicht nur die Palette breiter, sondern es steigen auch die Chancen, dass fehlerhaftes Erbgut korrigiert und so die Anfaelligkeit fuer Erbkrankheiten verringert wird. Da sie nahezu unbegrenzt reproduzieren koennen, brauchen Maenner in der Wahl ihrer Partnerinnen nicht besonders waehlerisch zu sein. Es genuegt, dass sie vom Koerperbau her geeignet zu sein scheinen, zu empfangen und zu gebaeren. (geringe Investition in den Nachwuchs.) Dieses Auswahlkriterium hat man angeblich auch da vorgefunden, wo zivilisatorische Einfluesse noch nicht zu argwoehnen sind, z.B. bei Staemmen im Amazonasgebiet.

Fuer die Frau ist die Situation dagegen voellig anders. Sie hat, bei 9-monatiger Tragezeit und, je nach Kulturkreis ca. 20 - 40 Jahren Empfaengnisbereitschaft, nur ein begrenztes Reproduktionsvermoegen. Ihre Investition ist daher ungleich groesser, zumal es ja mit Empfaengnis und Geburt nicht getan ist. Daher ist es fuer sie wichtig, in der Wahl ihrer Partner umsichtig zu sein und dafuer zu sorgen, dass sie Qualitaetserbgut einfaengt. Was nicht bedeutet, dass sie schon allein deshalb strikt monogam sein muesste. Dieses Verhalten kommt wohl eher aus soziologischen Ablaeufen: Waehrend sie den ueber lange Zeit von ihr abhaengigen Saeugling aufzieht, haengt sie weitgehend von der Versorgung durch andere ab. Der einzige andere, der primaer daran interessiert ist, dass das Kind seinerseits geschlechtsreif wird, ist dessen Erzeuger, oder wer sich dafuer haelt. Also macht es fuer beide Elternteile Sinn, sich in einer Art arbeitsteilger Wirtschaft um die Aufzucht des Nachwuchses zu kuemmern. Aus dem Grunde wird die Frau in der Wahl ihres Partners auch darauf achten, dass er als Versorger potent ist. Ihre Chancen, diesen fuer sich zu behalten und nicht etwa an eine Konkurrentin zu verlieren, steigen, wenn sie sich ihm exklusiv widmet und dafuer mindestens seine exklusive Versorgung einfordern kann. Wenn er sich auf sie darueber hinaus fuer alle Kopulationen konzentriert, wird die Situation fuer sie sicherer.

Ich habe das so gut dargestellt, wie es mir als Laien moeglich ist.

Die Ansicht, die ich hier wiederzugeben versucht habe, wird oft kritisiert, mit Variation von sachlich bis wuetend. Viele fuehlen sich einfach unwohl, dass wir solch primitiven Steuerungsmechanismen unterworfen sein sollen, wo wir doch die Neunte von Beethoven haben und Einsteins Relativitaetstheorie. Vor allem ziehen wohl Feministinnen dagegen zu Felde, denen es nicht ins Konzept passt, dass Biologie regieren koennte, wo sie tradiertes Rollenverhalten aufbrechen wollen.

Das ist etwas lang geworden. Vielleicht hat es dich aber trotzdem interssiert. Ich bin neugierig, was du dazu sagst.

Schoene Gruesse
Gottlieb
 
RE: Dornenvögel 2. Teil !!!

Hallo,
lest doch mal das Buch "Mars, Venus & Eros. Männer lieben anders. Frauen auch." von John Gray im Mosaik Verlag.
Das ist echt klasse!!

Eimerchen
 
RE: Dornenvögel 2. Teil !!!

Hallo Gottlieb,

also zu diesem ganze Bio-kram fällt mir immer wieder eine Tiersendung ein, die ich neulich gesehen habe.
Ich glaube, es ging um Robben, aber das gilt eigentich für viele Herdentiere: während die stärksten und "erfolgreichsten" Bullen miteinander um die Streuerlaubnis ihrer Gene kämpften, ließen es sich viele Weibchen am Rande der Gesellschaft mit den angeblichen Looser-Außenseitern nach Strich und Faden gutgehen.

ich finde das sehr menschlich. Inzwischen gibt es ja auch Berichte, daß jedes 10. Kind ein Kuckuckskind sein soll. Ich habe viel mit Frauen zu tun und kriege immer wieder mit, wie frau sich auf ihre Weise, still und heimlich eben, "amüsiert".

So einfach ist das wohl mit dem Fortpflanzungstrieb doch nicht zu erklären. Das alles passt schon eher in das Bild, daß Energie eben fließt, die Liebe sich keine Schranken setzen läßt und die Natur ihre Spielfreude hat und auf die Vielfalt durch Promenadenmischungen setzt, die auf mehr oder weniger komische Weise entstanden sind.

Außerdem sind doch solche Auswahlkriterien (Ernährertauglichkeit usw.) sicherlich auch der Zeit unterworfen und werden sich langsam und stetig verändern. Ich finde mich jedenfalls in keiner dieser Untersuchungen wieder, habe meine "Männchen" immer nach ganz anderen Gesichtspunkten ausgesucht, bzw. sie sind mir einfach über den Weg getrappt.

Zu den vielen kaputten Beziehungen möchte ich nur noch kurz anmerken: wenn wir so gut und edel wären, wie wir tun, dann würde es unserer Marktwirtschaft nicht so verdammt gut gehen.

Alles Liebe und ein Augenzwinkern
Inanna
 
RE: Dornenvögel 2. Teil !!!

Hallo Josy, wie immer voll Deiner Meinung. Und ich kriegs technisch immer noch nicht hin, dich direkt anzufunken. Vielleicht schaffst Dus bei mir. Würde mich echt freuen.

Inanna
 
RE: Dornenvögel 2. Teil !!!

Hallo GottLieb,

wenn wir davon ausgehen, dass nicht nur Männer ab und an zu weiblichen, sondern auch Frauen zu männlichen Beziehungen fähig sein können, stimme ich dir zu ;-))
Ich bin Frau, und selber nicht treu. In meinen Augen ist die lebenslange Monogamie die Ausnahme. Glücklich der Mensch, der dazu fähig ist, doch halte ich sie (aus unterschiedlichen Gründen) nicht für die Norm.
Biologisch betrachtet leben die wenigsten Tierarten in Einehe. Und gerade bei unseren nächsten Verwandten, den Bonobos, wird munter durch die Gegend gevögelt. Daram hat sich durch den aufrechten Gang wohl wenig geändert, auch nicht am Umgang damit. Die Weibchen suchen sich den besten Ernährer als Gefährten, und nehmen sich potente Jungaffen als Liebhaber. Die Männer hingegen raffen als Statussymbol mehr Frauen als sie befriedigen können. Die Affenmänner tun's öffentlich, die Weiber heimlich...
... doch geht es ja hier nicht (nur) um Triebe, sondern auch ein Stück weit um Moral. In unserem Kulturkreis ist es sehr selten geworden, dass jemand mit seinem ersten Sexual-Partner gemeinsam alt wird. Was war als erstes da? Angebot oder Nachfrage?
Wie jedes Ding hat diese Tatsache Vor- und Nachteile. Dem bedauernswerten Verfall der Moral und der sinkenden Bereitschaft Probleme gemeinsam durchzustehen steht eine gestärkte persönliche Freiheit gegenüber, die niemanden mehr zum jahrelangen Dulden unerträglicher Partnerschaften zwingt.

Jetzt gibt es Menschen, die mit dieser Freiheit rücksichtslos und unverantwortlich umgehen, denen die Gefühle anderer Menschen sch***egal sind (wobei Kinder natürlich besonders schützenswert sind). Aber bei einem Pfarrer gehe ich nunmal davon aus, dass er schon ein moralischer Mensch ist. Denn warum sollte er sonst den Beruf wählen? Aus Prestige- oder Geldgründen sicher nicht, das ist so doll nicht. Ich unterstelle dem Herrn viel, nur nicht unbedingt absichtliche Bosheit. Dass es hinter der Gutmenschen-Fassade bröckelt ist klar. Nur ist der Pfarrer für mich da ein ganz normaler Mann.

Was hilft Susanne? Entweder kriegt sie ihn, oder sie muss ihn vom Podest stoßen.
Nur hat er ein gutes Jahr lang Susannes Vorzüge genossen, sollte ihr also auch jetzt helfen, wo sie ihn wirklich braucht. Eine ungewöhnliche Form von Seelsorge, aber auch das gehört dazu. Ich finde, Susanne hat ein Recht darauf, dass er sich jetzt um sie kümmert.

Viele Grüße
Josy
 
RE: Dornenvögel 2. Teil !!!

Hallo Josy,

Deine Beitraege lese ich stets gerne und mit Aufmerksamkeit.

Ich finde es gut und befreiend, dass Frauen 'masculine Beziehungen' fuehren koennen. Ich glaube, dass wir aus den Zeiten des Minnegesangs, der Marienverehrung und der Romantik viel zu sehr und viel zu lange das Bild der Frau als aetherisches Wesen und Madonna gepflegt haben, das seine Existenzberechtigung auschliesslich aus ihrer Rolle als Gespielin des Mannes (Adams Eva) und Mutter ableiten konnte. Mit der Folge natuerlich auch ihrer Bevormundung und Unterdrueckung. Erfreulicherweise sind Frauen keine Tutuchen mehr. Das bringt natuerlich auch Verpflichtungen mit sich, z.B. die der Eigenverantwortlichkeit.

Du sprichst drei Themen an, die interessant sind, das Recht auf etwas, Moral und Freiheit.

Das letztere ist mir so wichtig wie nichts anderes. Das ist aber ein Thema ganz fuer sich und gehoert hier vielleicht nicht hin.

Bezueglich der Moral koennen wir sicher dreierlei feststellen: 1. Es gibt die Moral der Maechtigen und die der anderen. 2. Es gibt die Moral vor der Tat und die danach. 3. Die Moral von heute ist der Muell von morgen.

Was wir in den letzten 50 - 60 Jahren an Moralen ueber Bord gekippt haben, ist beachtlich. Und das ist auch erschreckend. Nicht, dass wir uns befreit haben ist erschreckend, sondern dass uns heute Dinge selbstverstaendlich sind, mit denen unsere Eltern noch gequaelt werden konnten.

Es ist wohl so, dass es einen harten Kern gibt, der erhalten bleiben muss. Darum herum wird aber vieles angehaeuft, das dem Zeitgeist gefaellig sein will (oder den Zeitgeist ausmacht.)

Ueber den Verfall der Moral haben schon die Roemer geklagt. Nun kannst du einwenden, das roemische Imperium sei ja auch prompt zusammengebrochen. Wenn daran der Verfall der Moral schuld war, dann vielleicht weniger dass der Herr auch seinen Sklaven zu benutzen pflegte, sondern mehr, dass der Staat durch und durch korrupt war. Die Bundesrepublik laesst gruessen.

Ob Susanne ein Recht auf irgend etwas hat, darueber koennte man streiten. Sie hat sich, als freier (!) Mensch entschieden, sich auf den Pfarrer einzulassen. Dass er, wie du schreibst, 'ihre Vorzuege genossen hat' scheint mir eine einseitige Betrachtungsweise. Sie hat ja umgekehrt wohl auch seine Vorzuege genossen. Haben Susanne und ihr Pfarrer wirklich Rechte gegeneinander? Ich denke, dass das nicht der Fall ist. Die einzigen, die einen Anspruch geltend machen koennen sind die Freau des Pfarrers und seine Kinder. Wobei wir hinsichtliche der ersteren nicht wissen, welchen Beitrag sie zu einer Situation geleistet hat, von der uns gesagt wurde, sie sei verfahren.

Beim Ueberlesen dessen, was ich geschrieben habe, bemerke ich, dass mir der Ton zu hart geraten ist. Wenn du das auch so empfindest, denn glaube mir, dass ich die Sache meine, in allen Punkten. Dich anzugreifen laege mir fern. Im Gegenteil, ich wuerde dir gerne gefallen.

Schoene Gruesse
Gottlieb
 
RE: Dornenvögel 2. Teil !!!

Hallo GottLieb,

du gefällst mir doch, sonst würde ich mich auf keine Diskussion mit dir einlassen ;-))

Über Susannes Rechte lässt sich auch trefflich streiten, und ich finde wirklich, sie hat welche. Denn nicht nur sie hat sich auf den Pfarrer eingelassen, sondern er sich ja wohl auch auf sie. Und von einem Priester setze ich einige Dinge voraus, zunächst mal eine gewisse Intelligenz und Bildung, und vor allem das grundsätzliche Anerkennen der moralischen Grundsätze seines Arbeitgebers.
Und daraus drehe ich ihm den Strick der Verantwortlichkeit. Und zwar für sein eigenes Handeln und die Folgen, sowie für die Menschen, die er mit seinem Handeln emotional an sich bindet.

Es gibt Kulturkreise, in denen ein Lebensretter verantwortlich für den Geretteten ist. Das würde ich gerne auf Gefühle übertragen. Wenn ich in jemanden Gefühle erwecke, gehört er ein Stück weit zu mir. Das hat er getan, ganz egal ob Susanne mehr in die Sache hinein interpretiert als er selber. Und auch unabhängig davon, wie er sein Leben künftig gestalten möchte, muss er die Suppe auslöffeln, die er sich eingebrockt hat. Er ist nicht unschuldig an Susannes Situation, also ist er ihr was schuldig.

Natürlich schuldet er seiner Familie noch mehr als Susanne, doch zu all seinen Bindungen=Verpflichtungen=Schulden hat er sich freiwillig entschlossen. Und es ist seine Pflicht als Mensch, Mann, Priester, Susanne beizustehen in ihrer Krise. Wenn er sich aus seiner Verantwortung stiehlt (was viele Männer in so einer Situation tun), sollte er nicht mehr in den Spiegel schauen. Dann wäre sein ganzes Leben auf einer Illusion aufgebaut.

Liebe Grüße
Josy
 
RE: Dornenvögel 2. Teil !!!

Liebe Josy,

dein erster Satz hat mich gewaermt. Wer wuerde so etwas von einer klugen Frau nicht gern hoeren!

Wenn Susanne geltend machen koennte, dass der Pfarrer ihr die Ehe versprochen habe, duerfte sie jetzt natuerlich beanspruchen, dass er zu ihr steht.

Sie koennte das, vielleicht abgeschwaecht, auch dann, wenn er ihr ein solches Versprechen zwar nicht expressis verbis gegeben hat, sie aber von der Vermutung geleitet war, dass sein Beruf ihn zu besonders besonnenem Umgang mit seiner Verantwortung veranlasste, und dass sie deshalb darauf vertraut habe, dass er sich aus seiner Ehe loesen wuerde.

Da Frauen viel mehr verstehen, als Maenner, das sagt mir jedenfalls die meine, hast du das vielleicht aus Susannes Hilferuf herausgehoert und dann koennte ich dir folgen.

Wenn das aber nicht so ist, moechte ich dabei bleiben, dass Susanne und der Pfarrer sich nichts schulden. Das scheint mir des Pudels Kern zu sein, dass Susanne sich freiwillig und als souveraener Mensch auf ein Abenteuer eingelassen hat, dessen Ausgang von vorneherein unsicher war. Und hier wird es grundsaetzlich:

Ich plaediere leidenschaftlich dafuer, dass Frauen und Maenner gleichberechtigt sind. Roeslein auf der Heide ist passe. Der Pfarrer kommt nicht und pflueckt eine Susanne. Ich lasse hier auch nicht das Argument gelten, dass Frauen emotional verwundbarer sind als Maenner. Susanne haette sich dessen bewusst sein muessen und entsprechende Vorsicht walten lassen sollen. Es widert mich an, wenn Menschen rauchen und hinterher die Tabakindustrie auf Schadenersatz verklagen. Mein Freiheitsbegriff verlangt kategorisch danach, dass ich fuer mein Handeln selbst verantwortlich bin. Wenn ich mich nicht auf arglistige Taeuschung berufen kann, wuerde ich meinen Hunger nach Freiheit verraten, wenn ich einen anderen fuer meine Entscheidungen verantwortlich machen wollte.

Was die Verantwortung des Pfarrers anbetrifft, die man aus seinem Beruf ableiten koennte, so scheint mir das eine Sache zu sein, die er mit seiner Kirche ausmachen muss. Ich habe mich immer wieder gefragt, was an einem Glauben sein kann, welche Ueberzeugungskraft ein Glaube hat, wenn dessen Verkuender zu jeder Art gemeiner Ferkelei faehig sind. Gemein im Sinne von allgemein. Wenn sich Geistliche darauf ausdruecklich oder implizit berufen, dass sie auch nur Menschen sind, dann akzeptiere ich das, vorausgesetzt sie raeumen gleichzeitig auch ein, dass es sich mit dem von ihnen propagierten Glauben genau so verhaelt, Menschenwerk.

Ganz liebe Gruesse
Gottlieb
 
RE: Dornenvögel 2. Teil !!!

Hallo Gottlieb,

beim schuldig sein kommen wir eh auf keinen Nenner, aber merkst du nicht, worauf ich hinaus will?
Fakt ist, der Mann hat als Pfarrer eine Art Amtseid geschworen, und zwar auf die Grundsätze seines Arbeitgebers. Gegen diese hat er ganz klar verstoßen, weshalb ich sein Verschulden schwerer wiege als das von Susanne als normaler Frau.

Wenn wir ihn an seinem Amtseid messen (und das muss er sich gefallen lassen), können wir nur zu zwei Ergebnissen kommen. Entweder hat er aus Schwäche dagegen verstoßen, oder er hat die Grundsätze seines Glaubens nie ernst genommen. Wenn dem so wäre, ist er ein Heuchler, und als den kann ihn Susanne dann auch ziemlich leicht entlarven. Und zwar dann, wenn er sich jetzt einfach davonstehlen und sie in ihrem Trümmerfeld zurücklassen will. Dann Pfarrer, sieh deine Lebenslüge!

Schwächen hingegen kann ich verzeihen, die hat jeder Mensch. Und wenn Susanne für ihn wirklich mehr ist (war) als eine nette Bettgeschichte, dann ist er ihr sehr wohl etwas schuldig. Und zwar Hilfe beim Verarbeiten ihrer Situation. Wenn er sie wirklich liebt, er aber aus Verantwortungsbewusstsein gegenüber seiner Familie auf diese Liebe verzichtet, sollte es ihm sogar ein Grundbedürfnis sein, der geliebten und liebenden Frau über diesen Verlust wegzuhelfen.

An seinen Taten wirst du ihn erkennen, liebe Susanne. Schreib doch mal, wie es dir jetzt geht.

Liebe Grüße von
Josy
 
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