RE: Dornenvögel 2. Teil !!!
Hallo Zoe,
zunaechst vielen Dank fuer deinen ersten Satz. Es freut mich, wenn ich mit meiner Meinung nicht bei allen daneben liege.
Zu deiner Frage haben Anthropologen und Verhaltensforscher eine Antwort. Sie vermuten dahinter einfache Biologie.
Es wird gesagt, dass wir unseren Genen gehorchen. Fuer die Gene des Mannes, mit seiner ueberschiessenden Spermaproduktion, ist es wuenschenswert, wenn moeglichst viele Zeugungsakte mit moeglichst vielen Partnerinnen erfolgen. So vervielfacht er seine Chancen, Nachwuchs in die Welt zu setzen. Das hat auch einen evolutionaeren Vorteil, da so zum Wohle des allgemeinen Genpools viele Genkombinationen entstehen, Dadurch wird nicht nur die Palette breiter, sondern es steigen auch die Chancen, dass fehlerhaftes Erbgut korrigiert und so die Anfaelligkeit fuer Erbkrankheiten verringert wird. Da sie nahezu unbegrenzt reproduzieren koennen, brauchen Maenner in der Wahl ihrer Partnerinnen nicht besonders waehlerisch zu sein. Es genuegt, dass sie vom Koerperbau her geeignet zu sein scheinen, zu empfangen und zu gebaeren. (geringe Investition in den Nachwuchs.) Dieses Auswahlkriterium hat man angeblich auch da vorgefunden, wo zivilisatorische Einfluesse noch nicht zu argwoehnen sind, z.B. bei Staemmen im Amazonasgebiet.
Fuer die Frau ist die Situation dagegen voellig anders. Sie hat, bei 9-monatiger Tragezeit und, je nach Kulturkreis ca. 20 - 40 Jahren Empfaengnisbereitschaft, nur ein begrenztes Reproduktionsvermoegen. Ihre Investition ist daher ungleich groesser, zumal es ja mit Empfaengnis und Geburt nicht getan ist. Daher ist es fuer sie wichtig, in der Wahl ihrer Partner umsichtig zu sein und dafuer zu sorgen, dass sie Qualitaetserbgut einfaengt. Was nicht bedeutet, dass sie schon allein deshalb strikt monogam sein muesste. Dieses Verhalten kommt wohl eher aus soziologischen Ablaeufen: Waehrend sie den ueber lange Zeit von ihr abhaengigen Saeugling aufzieht, haengt sie weitgehend von der Versorgung durch andere ab. Der einzige andere, der primaer daran interessiert ist, dass das Kind seinerseits geschlechtsreif wird, ist dessen Erzeuger, oder wer sich dafuer haelt. Also macht es fuer beide Elternteile Sinn, sich in einer Art arbeitsteilger Wirtschaft um die Aufzucht des Nachwuchses zu kuemmern. Aus dem Grunde wird die Frau in der Wahl ihres Partners auch darauf achten, dass er als Versorger potent ist. Ihre Chancen, diesen fuer sich zu behalten und nicht etwa an eine Konkurrentin zu verlieren, steigen, wenn sie sich ihm exklusiv widmet und dafuer mindestens seine exklusive Versorgung einfordern kann. Wenn er sich auf sie darueber hinaus fuer alle Kopulationen konzentriert, wird die Situation fuer sie sicherer.
Ich habe das so gut dargestellt, wie es mir als Laien moeglich ist.
Die Ansicht, die ich hier wiederzugeben versucht habe, wird oft kritisiert, mit Variation von sachlich bis wuetend. Viele fuehlen sich einfach unwohl, dass wir solch primitiven Steuerungsmechanismen unterworfen sein sollen, wo wir doch die Neunte von Beethoven haben und Einsteins Relativitaetstheorie. Vor allem ziehen wohl Feministinnen dagegen zu Felde, denen es nicht ins Konzept passt, dass Biologie regieren koennte, wo sie tradiertes Rollenverhalten aufbrechen wollen.
Das ist etwas lang geworden. Vielleicht hat es dich aber trotzdem interssiert. Ich bin neugierig, was du dazu sagst.
Schoene Gruesse
Gottlieb