Hallo,
ich bin ja seit 4 Monaten glückliche Pumpenträgerin und würde meine Pumpe freiwillig nie wieder hergeben (außer der Diabetes wird geheilt).
ABER es gibt auch Menschen, die sagen, wenn sie ohne Pumpe auch eine gute Einstellung erreichen könnten, würden sie sofort die Pumpe ablegen.
Ich habe auch drei Diabetiker jetzt in Bad Mergentheim kennengelernt, die von Pumpe wieder auf Pen zurückgewechselt sind und glücklich waren. Also sowas gibt es auch.
Eine Pumpe hat klar deutliche Vorteile, man kann bei kurzfristigen Schwankungen wie Krankheiten einfach die Basalrate ändern, man kann die Basalrate viel genauer dosieren. Man braucht nicht so oft Stechen. Der Diabetes ist unauffälliger in der Öffentlichkeit als wenn man mit Spritzen/Pen hantiert. Die Möglichkeit mit temporär erhöhter bzw. reduzierter Basalrate zu arbeiten, unterschiedliche Basalraten je nach Bedarf (z.B. Wochenende, Arbeit, etc.), verzögerte Boli.
Aber halt auch Nachteile, man hat 24 Stunden am Tag die Pumpe an einem, man kann sich am Schlauch verhedern, Katheterprobleme.
Wenn der Katheter verstopft etc. ist die Ketoazidose Gefahr mit Pumpe deutlich höher, weil kein langwirksames Insulin im Körper vorhanden ist. Luftblasen im Schlauch, abgeknickte Katheter, etc. Grundsätzlich kommen auch Alarme wie Verstopfungsalarm, Batterie leer, Reservoir leer, etc. immer gefühlt zur falschen Zeit, man muss sich dann aber zeitnah um die Pumpe kümmern. Wobei sie nicht sooo häufig passieren, aber schon hin und wieder vorkommen.
Die vielen feineren Einstellungen sind zwar super, bedeuten aber auch mehr Arbeit insb. am Anfang und mehr mögliche Fehlerquellen. Und durch die besserer Basalversorgung können Schätzfehler bei den Mahlzeiten deutlich sichtbarere Konsequenzen haben als bei ICT. Das fällt einigen bei der Umstellung auf.
Und man hat auch einfach mehr Gepäck immer dabei, Ersatzkatheter, ggf. mit Stechhilfe und Insulin für Pumpenausfall (entweder Pen oder Einwegspritzen). Bei längeren Reisen etc. Katheter, Reservoire, Insulin, trotzdem für Pumpenausfall auch ggf. Ersatzpumpe und auf jeden Fall noch Pen/Einwegspritze für den Notfall.
So, jetzt zu deinen zwei Dingen, warum du eine Pumpe möchtest.
Sport: beim Sport/Bewegung gibt es mit Pumpe 3 Möglichkeiten mit ICT 2 Möglichkeiten, darauf zu reagieren.
ICT: entweder Sport-KEs oder Bolus der letzten Mahlzeit reduzieren, wenn Sport geplant und innerhalb Insulinwirkzeit erfolgt
Pumpe: Sport-KEs, oder Bolusreduktion der Mahlzeit oder zusätzlich bei Pummpe kann bei GEPLANTEN Sport die Basalrate bereits 1 Stunde vor! der Aktivität und dann während und ggf. nach der Aktivität gesenkt werden. Spontan los, heißt auch mit Pumpe Sport-KEs, man kann dann auch zusätzlich die Basalrate reduzieren um weniger Sport-KEs zu brauchen, aber die Veränderung macht sich erst 1 Stunde später wirklich bemerkbar.
Also bitte nicht zuviel erwarten. Ich brauche weiterhin häufig trotz Pumpe Sport-KEs.
Schichtarbeit: ist an sich keine Indikation allein für sich für eine Pumpe, ich arbeite Schicht also kriege ich definitiv eine Pumpe. Nein, leider ist es nicht so einfach. Sondern nur wenn aufgrund der Schichtarbeit keine gute Einstellung erreicht wird, dann wird ggf. eine Pumpe genehmigt. Das möchte die Krankenkasse aber anhand der BZ Werte sehen.
In Bad Mergentheim gab es einige Diabetiker mit Schichtarbeit. Dort wurde wenn möglich versucht, die Basalrate sehr flach zu halten, damit bei Verschiebung der Aufstehzeiten keine Probleme auftreten. Teilweise gelang es auch. Vllt. wäre dies auch bei dir mit ICT mit einem sehr flach wirksamen Basalinsulin wie Toujeo oder Tresiba möglich.
Zum Tagebuch, manche Krankenkassen wollen es noch handschriftlich, die meisten akzeptieren Sensorkurven, wenn diese alle notwendigen Informationen (KEs, IEs, Besonderheiten wie Sport, Krankheit, etc.) enthalten. Wichtig ist, aus den Daten muss die Indikation für eine Pumpe klar hervorgehen.
Bei mir waren die Gründe für meine Pumpe, extreme Nadelphobie sowie nicht in der Öffentlichkeit spritzen mit Konsequenz, dass ich häufig nix gegessen habe, um nicht zu spritzen. Zudem aufgrund Magen-Darm-Probleme immer wieder stark absackender Insulinbedarf, der immer in vorhersehbare Hypos bei nur wirksamen Basalinsulin führt, was mit ICT nicht wirklich gut beherrschbar war. Sowie sehr geringer Insulinbedarf.
Ich möchte dir definitiv nicht von einer Pumpe abraten, aber man sollte beide Seiten kennen (Vor- und Nachteile) damit man später nicht enttäuscht ist.
Die Beantragung kann sehr nervenaufreibend sein je nach Krankenkasse, viele Kassen lehnen erstmal den ersten Antrag ab. Dann Widerspruch, dann wird ggf. nur eine Probezeit von 3 Monaten oder 6 Monaten genehmigt, wo man zeigen muss, dass mit Pumpe tatsächlich die Probleme beseitigt sind bzw. verbessert wurden. Dann wieder Überprüfung durch MDK. Kann sich somit länger hinziehen.
Auch mit Pumpe heißt es leider nicht, Pumpe dran, alles super. Nein, aber sie erleichtert schon einiges.
Wenn du wirklich eine Pumpe möchtest, drücke ich dir fest die Daumen, dass es genehmigt wird.
LG