Re: Demenzdorf "De Hogeweyk" in Holland
Ein bisschen ist natürlich jeder an allen Mißständen auf dieser Welt schuld, so lange er sich auf seinem Sofa hin- und herwälzt und gar nichts tut, nie und nirgendwo und schön wegsieht. Aber es ist wirklich schwierig, etwas zu verändern.
Natürlich haben wir zu wenig Pflegepersonal, ich sehe das im Pflegeheim täglich, aber auch hier gilt eben nur der Profit. Es gibt eine Gesetzesvorgabe, wie viele Personen in wie viel Zeit wie viele Bewohner wie zu betreuen haben. Das ist ja immer nur eine Richtlinie, also ein Mindestvorgabe. Ob ein z.B. karitativer Verein dann doppelt so viele Mitarbeiter einstellt, ist dem Gesetzgeber ja egal. Und so lange Pflegekräfte sich dermaßen ausnutzen lassen, mit Doppelschichten 100-ten von Überstunden aus ANGST (vor was weiß ich, den Job zu verlieren) oder was weiß ich, sind auch sie nicht ganz unschuldig an dieser Situation. Und wenn eine Pflegeschülerin aus obigen Gründen dann als Aushilfe verheizt wird, wird sie es sich nochmal überlegen, ob das wirklich ihr Traumberuf ist. Ich höre immer nur Schülerinnen die sagen "ich kann das hier gar nicht machen, was ich gelernt habe, keine Zeit". Von der Bezahlung fang ich gar nicht erst an.
Es ist vertrackt. Je mehr die Situation eskaliert, umso mehr Gesetze werden erlassen und dies immer von Menschen, die noch nie direkt mit der Pflege konfrontiert waren und mal eben aus der Hüfte schießen.
Und die Angehörigen müssten selbstverständlich mehr auf die Barrikaden gehen, was die wiederum nicht tun, aus ANGST, ihre Schutzbefohlenen müssten dies "ausbaden".
Wie bin ich jetzt darauf gekommen ? Ach so, wer ist schuld. Jeder hat seinen Anteil daran. Das gehört eigentlich gar nicht zu unserem Thema Demenz. Sorry.
Es gibt im Augenblick nur eine beste Möglichkeit, und die ist natürlich die Pflege zu Hause. Aber nicht einer allein. Jetzt wo ich es schreibe, kommt mir allerdings der Gedanke, es sei denn, man hat einen eher geselligen Angehörigen, der sich in Sing- und Spielgruppen wohler fühlen würde und zu Hause unterfordert ist. Es gibt gute Heime, muss man ein bisschen suchen. Man wählt sowieso immer nur zwischen zwei Übeln.
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Mein Steckbrief (Stand Jun 2012): Mutter (84), Betreuer Tochter (57), vollzeitberufstätig. Erste Hirnleistungsstörungen diagnostiziert in 1994. Im März 09 als "mittelschwere" Altersdemenz eingestuft. Medikamente in 2009: 1 x wöchentlich Imap-Spritze, morgens und abends eine Piracetam Tablette. Seit Jan 10: Axura 5 mg morgens. Mit Axura deutliche Verbesserung in Wahrnehmung und Wortfindung. Wir werden wieder mit unseren richtigen Namen angesprochen, auch wenn sie nicht weiß, wer wir sind. Sie formuliert ab und zu wieder ganze Sätze, wenn auch kurze. Seit März 10 wieder mehr Stimmungsschwankungen, Weinen, Angst. Es kommen Rückenschmerzen und dadurch eingeschränkte Beweglichkeit hinzu. Ab 23.03. Fentanyl-Pflaster. Am 28.03. 10 Tage Krankenhaus wegen starker Durchfälle. Ab 06.04. auf mehrmaliges Anraten des Neurologen auf die geronto-psych. Abtlg. Dort bekommt sie Solian. Am 20.04.2010 Umzug in ein Seniorenheim. Weiterhin nur Solian (1/2 morgens und abends), nachts Pipamperonsaft (5 ml), sonst keine Medikamente.