hallo elektraa,
ich glaube er hat nie gelernt aufzustampfen. wir kommen beide aus familien, in denen der autoritäre militärstil geherrscht hat. der vater war das oberhaupt (beide haben getrunken und tun es immer noch) und was er sagte, musste gemacht werden, wenn nicht, dann gab es auch schläge.
er war eher das stille kind, der sich zurückgezogen hat, wenn die situation eskalierte. er kommt aus einer familie mit insgesamt 5 kindern und die mutter ist damals 2 tage vor weihnachten abgehauen, für einen mann der (damals) viel geld hatte und wo eben nicht der "stress" mit den kindern war. (dafür hasse ich sie immer noch, wie kann man seinen kindern so was antun?)
ich dagegen habe 2 schwestern und selbst wenn mein vater mich verprügelt hat, weil ich seine kommunistische meinung nicht teilte, war meine antwort nach dem letzten schlag: "und ich sehe das immer noch anders" oder "wenn alles so richtig war, warum existiert der kommunismus dann hier nicht mehr?". ich wusste damals schon, so weit man das als kind/ jugendlicher begreifen kann, dass die schläge ausdruck seiner sucht und damit auch unzufriedenheit mit sich selbst sind und manchmal glaube ich auch, dass er irgendwie angst vor mir hatte, weil er wusste, dass ich mit meiner art sein lügennetz gefährdet habe. ich wurde relativ früh, mit 17, das erste mal schwanger. eines tages stand ich mit meinem dicken babybauch in der küche, als er rein kam, um mich mal wieder zur schnecke zu machen- eventuell habe ich den schweren fehler begangen irgendwo eine fussel zu verlieren!!!! als er dann da so stockbesoffen vor mir stand und die hand erheben wollte, nahm ich eine flasche vom tisch und hab sie ihm über den kopf gezogen. falls ihr jetzt denkt, oh mein gott- ja er lebt noch! heute, 8 jahre später weiß ich, dass das falsch war (auch wenn ich mir manchmal immer noch denke " geschieht dir recht, du arschloch; du hast uns viel mehr angetan), und dass ich damals einfach mein baby beschützen wollte. und ich habe den verdacht, dass gewalt genau seine sprache ist, denn seit dem lässt er mich in ruhe und ich sehe ihn wenn dann nur von weitem.
mein freund dagegen kriecht seiner verlogenen familie immernoch sprichwörtlich in den hintern. nie kommt die frage:" mama, warum hast du uns alleine gelassen?"
ich glaube er hat mit mir, meiner tochter und unserem gemeinsamen sohn erstmal erlebt, was familie heißt. denn familie heißt nicht "alles hört auf mein kommando", sondern, "sprechen wir gemeinsam ab, wie wir uns entscheiden". auch solche dinge wie spazieren gehen, den kindern was vorlesen, gemeinsames essen. manchmal hat er große probleme damit, wenn wir uns mit den kindern "gleichstellen"( sprich in pfützen springen, schneeballschlacht, wenn wir so laut fangen spielen, dass es anderen eltern peinlich wäre), dann wieder den sprung zum erwachsenen menschen zu schaffen, der die verantwortung trägt. manchmal habe ich das gefühl 3 kinder zu haben.
in solchen momenten glaube ich, dass ihn irgendwas in seine schönen zeiten der kindheit zurück versetzt und er da nicht mehr raus möchte, oder kann.
ich habe schon öfters zu ihm gesagt, lass uns irgendwohin fahren, wo einen keiner hört und dann schrei mich mal so richtig an, gern auch mit beleidigungen, dass was du an mir alles scheiße findest!!!!! (hab ich mal mit einer freundin gemacht, nach einer längeren "streitpause", seitdem verstehen wir uns ohne worte).... ABER NEIN, seine antwort war; " ich könnte dich niemals anschreien und ich finde alles an dir toll!"
ich habe so viel erfahrung mit mir selbst, dass ich in den spiegel schauen kann um zu sagen "hey, eigentlich bist du ganz ok, aber so ein paar dinge find ich an dir schon scheiße!" also, wie und wieso kann ein mensch mit dem man 5jahre zusammen ist, einem nicht mal direkt ins gesicht sagen, was ihn stört (ausgenommen die sache mit der eifersucht und dass ich ihm keine zuneigung schenke, darüber redet er ja genug)!
Er redet so oft über seine gefühle, in meinen augen und nach meiner nervenstabilität eigentlich zu viel und trotzdem habe ich das gefühl, dass er vor innerlicher anspannung fast platzt! manchmal sitze ich neben ihm und denke mir "mein gott junge, jetzt mach die gusche auf, knall die faust auf den tisch und sag mir endlich was wirklich los ist".
in solchen momenten, muss ich immer an die worte einer krankenschwester denken, als ich pierre ins kh brachte. ich erzählte ihr, dass ich es mit ihm nicht mehr schaffe und angst um ihn haben muss. und eigentlich schon genug um mein kind habe (damals war mein kleiner chron. lungenkrank). die schwester kam auf mich zu, hat mich in den arm genommen und gesagt "...und eigentlich brauchen sie jemanden, an den sie sich anlehnen können. in den nächsten minuten können sie das gern bei mir tun." und ich habe ohne ende geheult, ich glaub die ganze rückfahrt noch