• Kognitive Verhaltenstherapie, Psychoanalyse, Psychopharmaka,... Die moderne Psychiatrie und Psychotherapie hat heute eine große Bandbreite an verschiedenen Therapiemöglichkeiten. Aber welche ist für Sie die richtige? Wann sollte man in eine psychiatrische Klinik gehen, wann reicht eine ambulante Psychotherapie?

Carbamazepin

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Tucco

New member
Sehr geehrter Dr. Riecke. Ich nehme seit über 20 Jahren Carbamazepin ein ( wegen Epilepsie ). In den letzten 10 Jahren habe ich problemlos immer wieder die Dosis reduziert, so dass ich die letzten 5 Jahre nur 100 mg ret / Tag eingenommen habe. In den letzten 3 Wochen habe ich anstatt täglich alle 36 Stunden die Tablette eingenommen. Seit 2 Wochen habe ich ganz massive Depressive Phasen- kann es an dem Ausschleichen des Medikaments liegen???
MfG
Tucco
 
Hi, ich bin zwar kein Arzt, gebe meinen Senf aber einfach mal dazu.

Ich kann mir vorstellen dass die 36 Std. die Halbwertzeit überschreiten, dann also der Wirkstoff im Blut rapide absinkt.
Es wäre dann ein ziemliches hin und her, mal der volle Wirkstoff, dann wieder unter dem angestrebten stabilen Wirkspiegel, dann wieder die volle Wirkung.

Vielleicht wäre es besser wenn du die Dosis nicht zeitlich auseinander ziehst, sondern von der mg Anzahl her senkst und dich auf diese Weise langsam ausschleichst, der Serumspiegel wäre dann insgesamt länger und durchgehender stabil.
Es kann auch sein dass das Medikament eine anti depressive Wirkung hat, da wäre dann die Frage ob es bei dir gegen Depressionen gewirkt hat und diese Wirkung mit dem Ausschleichen nachlässt, oder ob vielleicht die Schwankungen bei der Form des Ausschleichens eine Rolle spielen.
 
Hi Tired- vielen Dank für die Antwort. Hört sich logisch an- werde es so versuchen, die Dosis zu reduzieren und nicht den zeitlichen Abstand der Einnahme. Eine Antidepressive Wirkung von Carbamazepin ist bekannt- kann auch durchaus sein, dass diese Wirkung auch nachlässt.
 
"Seit 2 Wochen habe ich ganz massive Depressive Phasen- kann es an dem Ausschleichen des Medikaments liegen???"

Die antikonvulsive Wirkung des Carbamazepin besteht sowieso nur sicher bei höheren Dosen. Doch offenbar haben Sie die in den letzten Jahren nicht mehr gebraucht (EEG?).

Eine neurotrope Wirkung hat das Mittel aber auch noch in sehr geringer Dosierung (also auch bei 100mg) und wird ja deswegen besonders in bestimmter Kombination z.B. in der Schmerztherapie eingesetzt.

Somit lässt sich Ihre o.g. Frage mit "Ja" beantworten.
 
Sehr geehrte Dr. Riecke,
vielen Dank für Ihre Antwort. Eine Frage hätte ich da aber noch. Wenn schon seit Jahren keine antikonvulsive Wirkung besteht könnte ich doch einfach das Medikament absetzen ( ist eine sehr niedrige Dosis ) . Oder wäre es ratsam weiter auszuschleichen- denn ich müsste die Tabletten schon vierteilen . Oder wäre es ratsam die Zeitspanne der Einnahme zu verlängern ( z.B. jeden zweiten Tag )
MfG
Tucco
 
"Oder wäre es ratsam weiter auszuschleichen- denn ich müsste die Tabletten schon vierteilen . Oder wäre es ratsam die Zeitspanne der Einnahme zu verlängern ( z.B. jeden zweiten Tag )"

Egal ob antikonvulsiv oder neurotropisch, auf alle Fälle sollten Sie nach so langer Einnahme-Zeit sehr langsam ausschleichen.

Dabei können Sie "vierteln" und dann noch zunehmend alternativ vorgehen (jeden 2., eine Woche später jeden 3.Tag).

Das klingt pedantisch, kann aber verhindern, dass Sie störende psychische Symptome bekommen.
 
Sehr geehrter Hr.Dr.Riecke,
Bei mir war es ähnlich:
Habe 15 Jahre lang Carbamazepin genommen- die letzten 5 Jahre nur noch 100mg/Tag- und diese vor 3 Monaten ausschleichend abgesetzt. Nun habe ich seit einigen Tagen recht starke und störende Auren ( bin auch in der Nacht wo es anfing aufgewacht- Herzrasen, Kopfschmerzen, die 2 Tage lang anhielten, Wadenschmerzen...- "vielleicht ein Anfall?" ). Eine antikonvulsive Wirkung bestand bei der niedriger Dosierung des Medikaments eh kaum in den letzten Jahren. Die NW ( Depressionen, auch Aura ) beim Ausschleichen konnte ich noch verstehen aber jetzt 3 Monate später. Wie ist Ihre Meinung dazu.
MfG
Olkow
 
"nur noch 100mg/Tag- und diese vor 3 Monaten ausschleichend abgesetzt."

Wenn ich das richtig verstehe, haben Sie also seit 3 Monaten überhaupt nichts mehr von der Substanz genommen?

Es sind Fälle bekannt, dass nach Monaten nochmal eine Sensation der beschriebenen Art auftritt.
Sicher lässt sich das nicht sagen.

Sie sollten aber auch an andere Möglichkeiten denken. Es passiert etwas ähnliches auch aus hämodynamischen Gründen. Wenn z.B. der Hämatokrit sehr ungünstig ist (das ist das Verhältnis der geformten Bestandteile zum Serum im Blut). Dann wäre - wenn man viel zu wenig getrunken hat - das Blut zu "dickflüssig", kann so die kleinen Kapillaren der verschiedenen Organe nicht erreichen, Störungen wie Krämpfe der Muskulatur, verschiedene Sensationen sind möglich.

Könnten solche Faktoren seit einigen Tagen eine Rolle gespielt haben?
 
Sehr geehrter Dr. Riecke,
vielen Dank für Ihre Antwort. Das ist richtig, dass ich seit etwa 3 Monaten nichts von der Substanz eingenommen habe. Und, nein die Faktoren ( zu wenig trinken ) spielte keine Rolle- ich trinke regelmäßig und ausreichend. Habe nur seit 3 Tagen diese Auren ( geschmack, deja vu gefühl, unruhe, dass man sich "verliert" in der aura oder diese zum Anfall führt...). Was wäre Ihre Meinung dazu- Carbamazepin wieder einnehmen oder abwarten?
MfG
Olkow
 
"Carbamazepin wieder einnehmen oder abwarten?"

Das hängt von Ihrem Leidensdruck ab.

Wenn Sie die beschriebenen Erscheinungen weiter aushalten, ohne dass Ihre Lebensqualität sehr darunter leidet, dann lohnt sich sicher das Warten. Denn jede Absetzsymptomatik hört irgendwann auf.

Falls Sie aber die neurotrope Wirkung einer geringen Carbamazepineinnahme vermissen, sollten Sie es wieder nehmen.

Wenn ich Sie richtig verstanden habe, hat doch die antikonvulsive Wirkung des Mittels in den letzten Jahren keine Rolle mehr gespielt (?).

Gab es EEG-Kontrollen vor dem Reduzieren?
 
Hallo Hr.Dr.Riecke.
Vielen Dank erstmal, dass Sie sich die Zeit nehmen und den Menschen mit Ihrer Ausbildung und Erfahrung hier Rede und Antwort stehen. Ich gehe davon aus, dass bei so geringer Dosierung (100mg/Tag ) keine antikonvulsive Wirkung mehr bestand. EEG- Kontrollen sind auch keine gelaufen. Sollte es sich bei den Auren "nur" um eine Absetzsymptomatik handeln werde ich natürlich warten- obwohl die Lebensqualität momentan sehr darunter leidet. Habe mir nichts desto trotz einen Termin bei einem Facharzt gemacht .
 
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