Wofür Sokrates herhalten muss
Wofür Sokrates herhalten muss
Also, ich bin kein Sokrates-Experte, allerdings bin ich auch nicht ganz unbedarft. Und ich weiß, dass die Leute aus der Esoterik-Ecke und diejenigen, die die "alternativen" Methoden propagieren, einen großen Hang dazu haben, berühmte Persönlichkeiten für ihre Zwecke einzuspannen - und sei es nur ein Zitat, das völlig aus dem Zusammenhang gerissen ist.
Sokrates befragte andere, die als weise galten, um von ihnen zu lernen. Er glaubte an die menschliche Vernunft und war der Ansicht, dass der, der wisse, was gut ist, auch Gutes tun werde. Ihm war viel daran gelegen, das Wissen zu vermehren.
Allerdings tat er das nicht, indem er andere einfach belehrte. Er hatte die Angewohnheit, durch Fragen den Gesprächspartner dahinzukriegen, dass er das Gute und Edle selbst "gebärt“ – wie er das nannte. Das ist ein schwieriges Unterfangen, denn natürlich konnten viele, vor allem wenn sie in der Öffentlichkeit demontiert wurden, es nicht gut verkraften, wenn ihre Unzulänglichkeiten offensichtlich wurden. Sokrates machte sich damit natürlich auch Feinde - sein Ziel, dass die Menschen, wenn sie sehen, dass sie falsch liegen, über sich selbst lachen können, hat er so manches Mal nicht erreicht.
Dass er auf der Suche nach der Wahrheit auch sein eigenes Wissen immer wieder mal in Frage stellen musste, war für ihn selbstverständlich. Aber wenn er etwas für richtig hielt, dann hielt er durchaus daran fest – es sei denn, jemand konnte ihn widerlegen. Und sein Tod zeigt ja auch: Er stellte die Wahrheit über sein Leben. Unfug, Unbewiesenes einfach glauben, das war gewiss nicht sein Ding. In diesem Kontext ist das Zitat zu sehen. Es geht keinesfalls darum, dass man irgendetwas von irgendjemandem lernen soll – das muss schon etwas sein, das Hand und Fuß hat.
Auch Sokrates’ wohl bekanntester Ausspruch wird oft missverstanden. „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Gemeint hat er damit nicht, dass er nichts weiß, sondern folgendes: „Ich scheine also um dieses Wenige doch weiser zu sein, dass ich, was ich nicht weiß, auch nicht glaube zu wissen.“ Und das ist eine ganz wichtige Erkenntnis – dass man nämlich seine eigenen Grenzen sieht. Und nicht über Dinge redet, von denen man nichts versteht und so tut, als sei man Experte auf einem Gebiet.
Jeder, der forscht, stellt immer wieder Hypothesen auf und dann versucht man, Beweise für die Richtigkeit zu finden. Manchmal gelingt das, manchmal nicht. Dabei werden auch ganz neue Wege eingeschlagen und Dinge, die heute als Richtig gelten, in Frage gestellt. Hat man etwas Neuartiges gefunden, wird das in der Fachwelt diskutiert und ev. stellt sich dann heraus, dass man etwas, was bisher als richtig galt, korrigieren muss. Das ist völlig normal. Jedenfalls in der seriösen Wissenschaft.
Sie sind hier schon öfters aufgefordert worden, seriöse Studien zu benennen, die diese "Therapien" als wirksam belegen, aber da kommt nichts. Derjenige, der solche Behauptungen aufstellt, sollte eigentlich Beweise liefern können.
Viele "Alternativen" sind inzwischen recht gut erforscht und es hat sich herausgestellt, dass sie keine sind. Stellt sich heraus, dass etwas wirksam ist, wird es Teil der wissenschaftlichen Medizin.
Und noch etwas:
Sie hätten sich besser nicht gerade ein Zitat von Sokrates ausgesucht.
Sokrates hätte Sie mit Sicherheit demontiert.