Hallo morama
Zunächst einmal tut’s mir leid für Dich, daß es Dich erwischt hat – ein trauriges „Willkommen im Club“.
Es hilft Dir vielleicht ein kleines bißchen weiter, wenn sich hier noch jemand zu Wort meldet (ich

), dem es prinzipiell genauso geht.
Die schlechte Nachricht: Ich mache seit nun knapp zehn Jahren mit Depressionen herum und habe leider auch noch kein Patentrezept gefunden.
Die gute Nachricht: Ich komme aus den Löchern immer wieder raus – und das wirst Du auch schaffen!
Ich kann Deine Situation absolut nachvollziehen, auch wenn ich nicht Akkord gearbeitet habe – aber das Gefühl, nach der ersten geballten, depressiven „Attacke“ lange Zeit nicht wieder arbeiten gehen zu können, kenne ich. Auch bei mir gab es damals Faktoren, Katalysatoren und Auslöser, die meine Situation mit herbeigeführt und verstärkt haben.
Aber: Man kann über die Phase hinwegkommen. Auch, wenn ich Dir nicht sagen kann, wie lange es bei Dir dauern wird – das ist individuell. Aber: Es
WIRD wieder besser werden, und Du
WIRST wieder am Leben teilhaben können.
Abseits dessen, was Dir schon von Victoria und Tired empfohlen und gesagt wurde, will ich Dir ergänzend noch meine persönlichen Hilfsmittel und Erfahrungen mit auf den Weg geben:
1. So ein kompletter Zusammenbruch mit anschließender Depression ist ein echt übler, schwerwiegender Einschnitt in das bisherige Leben. Ich hab mich damals auch am Ende gefühlt, hab absolut kein Land und Licht mehr gesehen, hatte meine erste Panikattacke, Angstwallungen, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit bis hin zu dem Gedanken, soo nicht mehr leben zu wollen.
=> Daraus ist für mich schon wenige Tage später der felsenfeste Entschluß entstanden, daß ich es nicht möchte, daß es mir jemals wieder sooo schlecht geht wie damals, und daß ich alles dafür tun werde, das zu verhindern.
Bis jetzt hat das funktioniert
2. Ich hab gelernt – bzw. bin immer noch dabei zu lernen -, geduldig mit mir und den Depressions- und Angstschüben zu sein: Ich fühle mich zwar immer wieder scheiße, antriebslos, lustlos, unmotiviert, manchmal auch hoffnungslos und will so nicht weiter leiden – aber ich habe gelernt und lerne, solche Phasen, Gedanken und die einhergehenden Gefühle und Symptome einigermaßen geduldig zu akzeptieren und durchzustehen, bis sie wieder abgeklungen sind. Manchmal dauert das nur ein paar Tage, manchmal ein bis zwei Wochen; im Augenblick ist es leider wieder etwas hartnäckiger (was aber auch damit zusammenhängt, daß ich mit meinem AD geschludert und es schließlich abgesetzt hab und der Wirkspiegel sich noch nicht wieder voll aufgebaut hat, seitdem ich es wieder einnehme).
Trotzdem: Es wird wieder langsam besser, ich sehe erneut Licht am Ende des Tunnels, und in zwei Wochen sieht es nochmal besser aus. Meine Erfahrung der letzten Jahre (und vorangegangener Fehlversuche des Absetzens) zeigen aber auch, daß es noch gut Monate bis zu einem halben Jahr dauern kann, bevor ich wieder auf nem 90% stabilen Level bin. Isso

Ist aber nicht zu ändern

=> Soll heißen: Der zweitbeste wertvollste Tipp, den ich Dir geben kann, ist: GEDULD und AKZEPTANZ !
Lerne, geduldig mit Dir zu sein.
Lerne, die Situation zu akzeptieren.
Auch, wenn es Dich immer wieder wurmt.
Auch, wenn Du damit unzufrieden bist.
Auch, wenn Dich die innere Unruhe und der Streß, den Du Dir damit machst, kirre macht.
=> Lerne, geduldig zu sein. Es dauert, so lange, wie es dauert.
=> Lerne, den Burnout, die depressive Verstimmung und die ganzen Symptome zu akzeptieren.
Das wird Dir nicht sofort gelingen. Das gelingt auch mir nach all den Jahren der Übung in besonders schlechten Phasen nicht immer geschweige denn gleich gut. Aber es gelingt mir immer öfter, und selbst, wenn es nicht perfekt klappt, hilft es zumindest etwas, die Phase, die Situation und die Symptome erträglicher zu machen.
3. Zuguterletzt – und dabei will ich es erstmal bewenden lassen – lerne, Dir selbst gegenüber mitfühlend zu sein!!
Gewissermaßen ergibt sich das aus Geduld und Akzeptanz bzw. die drei Dinge unterstützen sich gegenseitig: Geduld, Akzeptanz und Selbst-Mitgefühl.
=> Kritisier‘ Dich nicht für das, was Dir gerade passiert – Du kannst da nichts dafür.
Laß Dir da auch von niemandem anders was einreden, insb. von allen vermeintlichen Erfolgscoaches oder ähnlichen Menschen! Natürlich haben die Umstände Deines Lebens und insb. Deiner Arbeit in den letzten vier Jahren dazu beigetragen bzw. das ausgelöst – es wäre eine Selbstlüge, etwas anderes zu behaupten. Aber der entscheidende Punkt ist: Wenn Du gewußt hättest, was Dir da irgendwann (jetzt) widerfährt, hättest Du rechtzeitig vorher wahrscheinlich Maßnahmen ergriffen, den Job gewechselt, früher die Reißleine gezogen, o.ä. Nur: Du wußtest es eben nicht! Genau wie bei vielen anderen Krankheiten bemerken wir ihr Dasein nicht, bis sie ausgebrochen ist. Und anders als bei vielen körperlichen Krankheiten gibt es für Burnout oder Depression keine Blutwerte oder Marker oder ähnliches, mit dem man zuverlässig hätte vorhersagen können, ob und wann der Zusammenbruch kommt – oder nicht.
=> Kurz: Geißel Dich also bitte nicht!!
=> Sorge stattdessen für Dich.
Frage Dich, was Dir gut tun würde. Und dann mach das. Und wenn es nur ein heißer Tee, ne Wärmflasche oder ein paar Gummibärchen sind.
Selbst, wenn die Antwort – wie bei mir so oft – sein sollte: Am liebsten ins Bett und Decke über den Kopf => dann mach das! In der Phase des akuten Burnouts / Zusammenbruchs / Depression ist das Symptom und Hilferuf Deiner Psyche zugleich, daß Du viel Ruhe brauchst! Es wird auch der Zeitpunkt kommen – später am Tag -, wo Dich die Unruhe evtl. wieder aus dem Bett oder vom Sofa hochtreibt. Wo Du Dir vorstellen kannst, Fernsehen zu gucken, ne Kleinigkeit zu kochen oder vielleicht sogar nen Döner oder ne Pommes essen zu gehen.
=> Höre im Moment auf Deine Intuition, Dein Bauchgefühl, lerne, dem zu vertrauen und danach zu handeln. Und sprich Dir vor allem auch diesbezüglich Mitgefühl und Akzeptanz zu: „Du
DARFST einen Burnout haben!, nach all dem, was Du die letzten Jahre durchgemacht hast. Du
DARFST zusammenbrechen! Du
DARFST im Moment lustlos und depressiv sein! Du
DARFST traurig und/oder wütend sein! Du
DARFST heulen, die Kissen verprügeln! Und Du
DARFST sogar Angst vor all dem haben!“ => Das alles sind absolut normale und „gesunde“ Reaktionen Deiner Psyche und Deines Körpers, und diese Ventile (und ähnliche) darfst Du Dir erlauben
Wenn Du im Laufe der Zeit zunehmend lernst, so zu denken und mit Dir selbst umzugehen, wird Dir das eine ganze Menge Druck nehmen. Ja – phasenweise wird das schlechte Gewissen trotzdem bleiben, nicht sofort verschwinden; phasenweise wird die Unruhe hartnäckig sein – aber trotzdem wird es Dir ein wenig Entspannung und Erleichterung verschaffen. Versprochen
Ich belasse es dabei jetzt erstmal, wie schon gesagt, und hoffe, daß ich Dir mit den Zeilen ein ganz klein wenig weiterhelfen kann
Laß Dich nicht unterkriegen, es wird vorbeigehen und wieder besser werden, auch, wenn es etwas dauert. Gib Dir Zeit, Geduld, Ruhe und Selbst-Mitgefühl.
Ganz liebe Grüße, und schnell gute Besserung
Alex