Hallo Mimi,
zunächst mal tut's mir echt leid, wie es Dir geht. Ich denke, ich und viele andere hier Forum können Dir das ansatzweise nachfühlen.
Ich kann Dir leider auch kein Pauschal- oder Zauberrezept anbieten, weil ich selbst seit mittlerweile vier Jahren mit Depressionen und Ängsten zu kämpfen habe und den Mist bis heute auch nicht losgeworden bin.
Wie bei Dir gibt es mal Phasen (aktuell leider nur Tage bis maximal ne Woche), da geht es ganz gut, ausnahmsweise hab ich auch mal nen komplett beschwerdefreien Tag (1 im Monat oder so). Und dazwischen immer wieder Tage bis ne Woche, wo ich es gerade so schaffe, mich mal besser, mal schlechter über Wasser zu halten.
Du bist damit also nicht allein, falls Dir das ein kleines bißchen hilft
Nun zu Deinen Symptomen:
Benommenheit habe ich zwar praktisch gar nicht, lediglich alle paar Wochen bis Monate mal für ein paar Stunden ein bißchen Schwindel. Da kann aber auch irgendein Infekt obendrauf die Ursache für sein.
Das Ohrensausen / -klingeln kenne ich allerdings auch. Hab's gerade heute wieder seit dem Aufstehen um 6, wobei es im Tagesverlauf etwas besser geworden ist. Ich hab allerdings gestern einen emotional ziemlich stressigen Tag gehabt, die 2-3 Nächte davor nicht genug geschlafen und in der letzten Nacht noch weniger, weil unser Sohn (7) üblen Schnupfen hatte und immer wieder wach wurde bzw. insgesamt auch sehr unruhig geschlafen hat. Überhaupt habe ich bei mir festgestellt, daß ich das Ohrenklingeln hauptsächlich dann habe, wenn Streß und Schlafmangel zusammenkommen. So eine Beobachtung bzw. Erkenntnis beruhigt mich dann immer wieder ein bißchen, weil ich weiß, daß ich "nur" mal wieder ne Nacht vernünftig und genug schlafen muß, und dann ist das auch wieder weg.
Wieviel Schlaf bekommst Du? "Genug"...?
Panikattacke & nur auf der Couch sitzen wollen (oder schlafen wollen, Augen zumachen wollen etc. - sind alles Variationen): Richtig heftige Panikattacken bis zur kompletten Handlungsunfähigkeit / "Lähmung" hatte ich glücklicherweise noch nicht. Aber ich hatte auch schon Situationen, in denen wahrscheinlich nicht mehr viel gefehlt hätte.
Tipp: Höre in solchen Situationen auf Dein Bauchgefühl und handle danach. Soll heißen: Wenn Du spürst, daß da was im Anmarsch ist, registriere es, akzeptiere es und versuche ruhig zu bleiben. Erledige bspw. von dem Einkauf noch soviel, wie Du Dir zutraust bzw. gehe im besten Fall sofort zur Kasse. Oder laß schlimmstenfalls eben den Einkaufswagen stehen. Anstatt gedanklich die Panik zu unterstützen, solltest Du Dich in Gedanken immer wieder mit Sätzen wie den folgenden versuchen, über Wasser zu halten, bis die "Gefahr" vorbei ist:
- "Ich mache jetzt einen Schritt nach dem anderen."
- "Ganz in Ruhe und langsam."
- "In meinem eigenen Tempo."
- "Ich weiß, daß mir nichts passieren wird, und deswegen halte ich das jetzt auch noch zehn Minuten durch, bis ich Zuhause bin."
- "Zuhause kann ich mich dann fallen lassen, mir die Decke über den Kopf ziehen."
- "Lieber Körper, liebe Gedanken, lieber Gott, gebt mir einfach noch zehn Minuten Kraft."
- "Ich verspreche auch, es nicht zu übertreiben. Nur noch fix, aber in Ruhe zur Kasse, und dann fahre ich nach Hause."
usw.
Wichtig ist, daß Du erkennst, daß Dir real gesehen nichts passieren kann und nichts passieren wird. Es fühlt sich "nur" schei**e an, richtig schei**e! Ein solcher Kontrollverlust bei alltäglichen Dingen ist heftig. Aber im Prinzip ist es gerade diese Angst vor dem Kontrollverlust, die die Angst noch weiter schürt, bis es zur Panikattacke kommt.
Also:
Mahne Dich ganz liebevoll und freundlich zur Ruhe, so, wie Du es mit Deinen Kindern machen würdest. Geduldig, liebevoll, verständnisvoll.
"Belohne" Dich mit der Aussicht darauf, Zuhause zusammenklappen zu können und zu dürfen, sei stolz auf Dich, wenn Du das schaffst - und ganz wichtig: ERLAUBE!! Dir dann Zuhause auch wirklich, loszulassen, ggfs. zusammenzuklappen, in Tränen auszubrechen etc.
Es geht nicht darum, sich mit Pseudo-Belohnungen selbst zu überlisten wie den Esel mit der Möhre und immer weiter durchzuhalten, nur noch ein bißchen, und noch ein bißchen, und noch ein bißchen... Nein! Es geht darum, sich in die Angst nicht dadurch hinzusteigern, daß man nicht mitten im Geschäft etc. ohnmächtig werden und sich evtl. blamieren möchte, das Grundgefühl aber sehr wohl zuzulassen und zu einem Zeitpunkt in der näheren Zukunft dann aber wirklich auch "kontrolliert" den Damm brechen zu lassen! Denn brechen wird er sowieso - das kannst Du nicht verhindern. Sondern maximal hinauszögern. Und das solltest Du nicht bis ins Unendliche tun, das klappt meiner eigenen leidvollen Erfahrung nach (leider) nicht.
Seitdem ich das erkannt habe, fällt es mir etwas leichter, mit solchen Situationen umzugehen. Ich finde sie immer noch schei**e (so weit ist es also mit meiner Akzeptanz dann leider auch noch nicht

), ich fühle mich elend, ich würde mich auch am liebsten auf der Stelle im nächsten Loch verkriechen und nie wieder rauskommen - ich weiß aber auch, daß mir nichts passieren kann und daß ich nur noch zehn Minuten oder ne halbe Stunde oder so durchhalten muß, bis ich zusammenklappen darf. Und das tue ich dann auch: Schlafzimmertür zu, auf's Bett legen, zudecken, Stille, Gedanken - und warten was passiert. In der Regel bin ich dann zehn Minuten später am Heulen wie ein Schloßhund. Und so blöd das jetzt klingen mag: Mir geht's dann dreckig, keine Frage, sonst würde ich das ja nicht tun. Aber es tut gleichzeitig unendlich gut, das dann tun zu dürfen - zu heulen, in die Kissen zu hauen, und (wenn niemand sonst im Haus ist) auch zu kreischen, zu toben und die Wände anzuschreien.
Zuguterletzt - und dann mach ich auch mal Schluß für den Moment

:
Sport und Bewegung sind unendlich wichtig für uns psychisch Angeschlagenen! Keine Frage.
Aber meiner ebenfalls eigenen, leidvollen Erfahrung nach muß man sich da langsam rantasten, wenn man im Loch steckt bzw. gerade erst dabei ist, da rauszukommen. Ich weiß jetzt nicht genau, was Du für einen Kurs belegt hast, könnte mir aber vorstellen, daß Du Dich damit gleich zu Beginn überfordert hast.
An meinem Beispiel: Wenn es mir schlecht geht und ich ein paar Wochen oder Monate lang nicht gelaufen, Fahrrad gefahren oder schwimmen gewesen bin, muß ich ziemlich vorsichtig sein mit Dauer und Intensität. Während nach ein paar Wochen "Training" gut 30-45 Minuten joggen gehen, ist am Anfang selten mehr als 15 bis maximal 20 Minuten drin - dann ist der Akku leer. Ich fühle mich dann nicht unbedingt besser, die Motivation geht auch wieder in den Keller, und am Ende kommt nix bei rum.
=> Lieber alle 2-3 Tage etwas weniger machen, das aber regelmäßig, als einmal die Woche für ein oder anderthalb Stunden reinpowern!
Das einzige, was ich meiner Erfahrung nach auch über einen so langen Zeitraum wie ein bis anderthalb Stunden die Woche empfehlen kann, wären körper- und bewegungsorientierte Meditationskurse wie Yoga, Tai-Chi oder ähnliches. Die animieren und kräftigen gezielt Muskel- und Körperpartien, lockern und entspannen aber gleichzeitig auch. Jede Übung machst Du da nur soweit bzw. intensiv, wie Du Dich dabei wohlfühlst, nicht weiter. Kein Durchhalten um jeden Preis, kein Auspowern. Dazwischen Entspannungs- und Ausgleichsübungen.
Ich hab vor längerer Zeit mal Yoga gemacht, anderthalb Stunden die Woche, und auch wenn der Angang vor jeder Stunde nach nem Bürotag immer etwas mühsam war - sobald ich da war und erst Recht, wenn die Stunde dann vorbei war, habe ich mich so entspannt wie sonst nicht gefühlt

(Zur Zeit ist es leider terminlich etwas schwer einzurichten... will mich da aber unbedingt mal wieder drum kümmern

).
Hoffe, das war jetzt nicht zuviel Text auf einmal
Laß Dich nicht unterkriegen, Dir kann nichts passieren. Versprochen! Und mache langsam. Ganz in Ruhe, Schritt für Schritt. Eins nach dem anderen. Du schaffst viel mehr als Du denkst, wenn Du langsam machst

Mir hilft da immer der Vergleich mit den Elefanten (den meine Frau mir beigebracht hat): Elefanten sind nicht schnell beim Arbeiten - aber trotzdem bekommen sie mit Ruhe und Kraft Baumstämme und andere Dinge bewegt, die keiner von uns bewegt bekäme, und wenn er sich noch so angestrengt beeilen würde!
Liebe Grüße,
Alex