Hallo Kater,
zunächst einmal tut es mir leid für Dich, daß Du davon auch nicht richtig loskommst.
Auch, wenn es vielleicht nur ein kleiner Trost ist, aber mir geht's zur Zeit auch wieder richtig bescheiden. Ausprobiert habe ich ebenfalls schon so einiges (allerdings erst zwei Medis), und so ganz allmählich habe ich auch grad mal wieder nicht allzu viel Hoffnung, diesen Mist jemals komplett loszuwerden.
Ich denke, einer der besten Wege ist es, sich in Akzeptanz zu üben und zu versuchen, trotzdem sein Leben zu leben - auch, wenn es teils extrem mühsam sein kann.
Fakt ist aber auch: So mühsam die depressiven Phasen selbst sind, nach jeder Phase kommt auch wieder eine bessere, in der zumindest ich die Dinge auch wieder zuversichtlicher sehen kann
Vor der Fragestellung, ob Krankschreibung oder Job, stand ich vor drei Jahren auch. Damals habe ich noch rund zwei Wochen durchgehalten, dann (dachte ich) ging's nicht mehr, und ich habe mich krankschreiben lassen zzgl. 3,5 Wochen Klinik zzgl. 4 Wochen Wiedereingliederung in den Job.
Rückblickend war es einerseits sicher eine Erfahrung. Andererseits fühlte es sich aber auch extrem merkwürdig an und hat mir nicht unbedingt soviel gebracht.
Meine Frau meinte gestern Abend noch, wenn es gar nicht mehr ginge, sollte ich mich wieder krankschreiben lassen.
Was ich auch definitiv tun werde, wenn es gar nicht mehr geht.
Aber solange es geht, ist es, glaube ich, besser für mich, arbeiten zu gehen. Allein Zuhause fiele mir mittlerweile eher die Decke auf den Kopf, es würde sich schlechtes Gewissen breitmachen, und auch im Haushalt wäre eigentlich genug zu tun, so daß ich nicht wirklich zur Erholung käme. Und ob ich jetzt Zuhause Anflüge von Angst habe oder im Büro... damit zurechtkommen muß ich in beiden Fällen, solange ich nicht vorhabe, mich tagelang im Bett zu verkriechen.
Falls Du die Möglichkeit hast, Deinen Chef ins Vertrauen zu ziehen, ohne daß Dir deswegen etwas passiert, wäre das vielleicht eine Überlegung wert. Eventuell kannst Du dann darüber ein wenig Schutz vor Streß und Überforderungen erhalten, bist aber trotzdem weiterhin beruflich aktiv.
Einfacher wäre vielleicht auch, eine Arbeitszeitverkürzung zu beantragen. Dazu hat jeder Arbeitnehmer das Recht, und der Arbeitgeber ist i.d.R. verpflichtet, dem stattzugeben. Ich selbst habe meine Arbeitszeit vor knapp einem Jahr um 5 Stunden gekürzt. Wenn Du also sagst, Du könntest es Dir finanziell leisten, wäre vielleicht eine Reduzierung Deiner Arbeitszeit um ein paar Stunden oder bspw. sogar auf eine 3/4-Stelle eine Überlegung wert. Das mußt Du auch nicht weiter begründen; familiäre bzw. persönliche Umstände reichen aus. Punkt.
Das "kommt" womöglich besser an, als wegen einer Krankheit ein halbes Jahr krankgeschrieben zu werden. Denn das Wörtchen "Burnout" o.ä. wird dann früher oder später ohnehin die Runde machen.
Ansonsten: Lassen wir uns nicht unterkriegen, ok?
