RE: Abtreibung
Mhhh. Parmenion, die Adoption als Alternative zur Abtreibung - das bleibt in meinen Augen wirklich eine fast unzumutbare Lösung. Sie gibt es und wird tatsächlich gelegentlich genutzt, wie man hört. Na gut.
In der Regel sind Frauen, die eine Schwangerschaft nicht wollen, nicht gewillt, sich monatelang mit allen "Risiken und Nebenwirkungen" einer solchen Schwangerschaft auseinanderzusetzen, geschweige denn die nicht minder folgenreiche Erfahrung zu machen, einem Kind das Leben zu schenken. Nach meinem Dafürhalten eine ganz selbstverständliche Reaktion.
Ich bin sehr wohl der Meinung, dass Abtreibungen nicht - wie mir meine damalige Frauenärztin gut hörbar für alle Patienten in der Praxis versicherte - als Verhütungsmittel missverstanden werden sollten. Eine Schwangerschaft nicht auf natürlichem Wege beenden zu wollen, ist eine insbesondere für die Frau sehr folgenreiche Entscheidung, wobei der Zeitfaktor die klare Entscheidungsfindung sehr stark beeinflusst. Ich fand es damals sehr erstaunlich, dass ich eine Schwangerschaft in der 7. Woche diagnostiziert bekam und - im Falle einer nicht gewollten Schwangerschaft - mich innerhalb von nicht einmal 5 Wochen ausführlich mit dem Sachverhalt auseinander setzen (nicht nur rein sachlich, sondern vor allem auch seelisch!), einen Beratungstermin vereinbaren und einen Arzt/eine Klinik hätte finden müssen, die dann quasi kurz vor Toresschluss den "Fehler behebt", den ich bzw. mein Partner gemacht hätte. Das fand ich sehr heftig!
Ich habe Gott-sei-Dank NIE vor dieser Entscheidung und diesem Zeitdruck gestanden, habe im Gegenteil die traurige Erfahrung machen müssen, ein von Herzen gewünschtes Kind in der 13. SSW zu verlieren. Die Ereignisse um die Ausschabung herum haben in mir vieles geändert, unter anderem auch die Einstellung zum Thema Abtreibung.
Eins ist mir geblieben: der innere und äußere Druck, der auf einer Frau lastet, die sich zu einem solchen Schritt - aus welchen Gründen auch immer - entschließt, ist von den Menschen um sie herum schwerlich wirklich nachzuvollziehen. Ich respektiere daher, wenn eine Frau das ihr gegebene Recht einfordert, über ihren Körper selbst zu entscheiden, auch wenn es einen Aufschrei unter Gegnern der Abtreibung gibt und ich selbst ein Problem damit habe, mir vorzustellen, was dem werdenen Leben dabei widerfährt.
Ich spreche anderen Menschen das Recht und das Vermögen ab, beurteilen zu können, ob es für eine - ihnen völlig fremde - Frau besser wäre, diesen Eingriff NICHT durchführen zu lassen. Mir ist die Unversehrtheit der Seele dieser ungewollt schwangeren Frau und des genauso ungewollten Kindes (ich will an dieser Stelle keine Diskussion über die Lebensberechtigung eines Zellhaufens starten) mehr wert als die prinzipiengenaue Durchsetzung einer Moral, die der Frau von außen aufgezwungen wird.
Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass abtreibungswilligen Frauen nur deshalb soviel Widerstand entgegengesetzt wird, weil damit einige Menschen irgendwo einen Ausgleich für alles Schlechte in der Welt schaffen möchten. Nach dem Motto: Wenn ich schon keine Hungersnöte und Kriege verhindern kann, dann aber diesen "Mord" und dann geht's mir und damit der Welt etwas besser.
Tschuldigung für diese Grundsatzrede. Musste das mal loswerden.
Gruß
Anke