RE: Abort
Hallo Sbinchen,
sei mir nicht böse, aber Du klingst leicht panisch. Kann das sein? Soviel zeitlicher und seelischer Druck ist nicht so gut, wenn man schwanger werden möchte. Warum machst Du soviel Dampf? Du stehst doch schließlich nicht kurz vor dem Einsetzen der Menopause.
Es ist schade, und ich selbst habe auch erlebt, dass man sich so sehr wünscht, schwanger zu werden und immer wieder macht die einsetzende Periode alle Hoffnungen zunichte. Das ist nicht einfach auszuhalten, das weiß ich. Aber je hektischer und ultimativer Du Deinen Kinderwunsch gestaltest, desto mehr Stress signalisierst Du auch Deinem Körper. Und der reagiert dann womöglich erstrecht mit Zurückhaltung.
Wie steht denn Dein Partner dieser Angelegenheit gegenüber? Beruhigt er Dich? Hast Du das Gefühl, er drängt genauso? Ich weiß, dass es gar nicht einfach ist, in den USA ein Bleibe- und Arbeitsrecht zu erhalten, wenn man nicht Ehepartner ist. Habt ihr diese Schwierigkeit für Dich gut gelöst?
Mit 34 wirst Du sicher keine junge Mutter mehr, sobald Dein Wunsch in Erfüllung geht, das ist klar. Aber sei mal ehrlich mit Dir: wo ist der Unterschied, ob Du noch in Deutschland positive Nachrichten erhälst oder vielleicht erst vor Ort im Land der unbegrenzten Möglichkeiten? Mir persönlich wäre es sogar lieber, ich würde den Langstreckenflug nicht riskieren müssen, womöglich sogar in der Anfangsphase der Schwangerschaft, die ja immer etwas unsicherer ist als die späteren Monate. Das beruht natürlich auf schlechten Erfahrungen.
Ich habe mein erstes Kind in der 13. Schwangerschaftswoche verloren, auf der Hochzeitsreise. Der sogenannte wunderbarste Tag in meinem Leben war mit diesem Ereignis die reinste Qual geworden. Es hat mich tief schockiert, dass ein Arzt vor Ort tatsächlich meinte, ich habe durch die Reise und die Aufregung mit dazu beigetragen, dass die Schwangerschaft frühzeitig endete... Meine eigene FÄ hat später einen richtigen Wutanfall bekommen, als ich ihr das erzählte. Aber den Gedanken daran, mit Schuld an Verlust des Kindes sein zu können, spielte auch bei der folgenden Schwangerschaft immer wieder eine Rolle.
Ein Arzt in der Klinik, die ich zwecks Ausschabung aufsuchen musste, erklärte mir damals, dass viele Frauen heutzutage völlig überzogene Vorstellungen von dem Wunder der Zeugung haben und daher so schlecht verkraften, wenn die Natur "sich selbst hilft". In den ersten Wochen (nicht nur den ersten Tagen, von denen wir Frauen ja nichts merken würden!) seien Abgänge ein absolut normales Ereignis, für das keine Frau sich schuldig fühlen müsse. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht, bei aller Wut auf meinen eigenen Körper, die ich noch in mir trug.
Allerdings kann eine Frau, wie ich schon mehrfach auch in diesem Forum gelesen habe, tatsächlich die Vorbereitungszeit für die Empfängnis günstig gestalten. Zum einen ist es das Nervenkostüm, die allgemeine Familiensituation, die entspannt und positiv sein sollte. Dann gibt es noch Medikamentengaben (außerhalb von Hormonen), die frau in Erwägung ziehen könnte. Das Stichwort Folsäure fällt an dieser Stelle oft. Besprich das Thema doch einmal mit Deinem FA/Deiner FÄ.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Du keinen Abort im eigentlichen Sinne hattest, obwohl Du sicher jeden Tag gezählt hast, in dem Du begründete Hoffnung auf ein Baby hattest. Eine erneute Untersuchen brauchst Du wohl nicht. Vielleicht ist jetzt aber ein guter Zeitpunkt für ein ausführliches Beratungsgespräch beim Doc.
Beim nächsten Mal solltest Du vielleicht wirklich einen Untersuchungstermin in der Praxis vereinbaren und die Sache dort fachmännisch klären lassen, bevor Du Dir wieder den Stress mit den Apotheken-Tests antust. Ich persönlich halte von diesen Dingern nicht allzu viel. Den schlagenden Beweis liefern am ehesten die Ultraschallaufnahmen beim Arzt Deines Vertrauens.
Kopf hoch! Das wird schon noch! Immer mit der Ruhe! Alles Gute für Dich und Dein Zukunftspläne.
Viele Grüße
Anke