Guten Morgen liebe Elektraa, liebe Tired

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Elektraa - die "Leberwurstsemmel" kann ich leider nicht mehr genießen, wobei ich Leberwurst nie mochte, hihi. Mein Mann ist mein langjähriger Gefährte, und er unterstützt mich auch in materieller Hinsicht, aber dafür bekommt er auch meine Gesellschaft, auf die er keinesfalls verzichten möchte. Das betont er quasi täglich. Er hätte auch gerne Sex, aber ich kann und will das einfach nicht mehr - seit ich mich in A. verliebt habe, ist der "mein Mann". Seit über 1 Jahr inzwischen. (Seit mittlerweile fast 3 Monaten lebe ich zölibatär, nicht freiwillig...aber "für das Echte gibt es keinen Ersatz!" ;o) Nein, wir rauchen nicht, auch wenn das ne olle Camel-Werbung war) Würde A. im verwaschenen Pyjama bei mir rumlungern, ich wäre der glücklichste Mensch der Welt! Mit ihm einfach nur einen Alltag haben wäre schon ein Traum für mich!
@Tired: A. ist derjenige, der mit der "Schwärmerei" angefangen hat und mit Liebesbekundungen, denen ich so mißtrauisch gegenüberstand, wie du jetzt meinen Ausführungen hier im Forum. Schon von Anfang an hat er mir offen mitgeteilt, er hätte sich schon im Seminar im Sommer in mich verliebt, aber nicht den Mut gefunden, sich zu nähern, u.a. da ihm mein Ehering aufgefallen war. (Auch er war mir ja schon im Seminar aufgefallen als der attraktivste Mann (und noch dazu in meiner Altersklasse - unter all diesen 20-30Jährigen!) nicht nur im Seminar sondern auf dem gesamten Campus (und überhaupt!), und auch ich hatte in der Zeit mal verstohlen auf seine Hände geschaut und mir sind Ringe aufgefallen, die nicht wie normaler Schmuck wirkten. )
Er sagte, im Laufe des Sommers sei ihm klar geworden, er müsse mich wieder sehen oder wenigstens den Versuch machen, sonst könne er nicht mehr mit sich leben. Und so hat er mich in den Semesterferien kontaktiert, meine Handynummer/email etc. hatte er ja noch aus der Zeit der gemeinsamen Referatsbearbeitung. Er hat monatelang gebraucht, um den Mut zu fassen.
A. ist derjenige, der zuerst von Liebe sprach - weil er die nötige Offenheit dafür hatte. Ich war die Mißtrauische...
A. und ich haben definitiv das gleiche Erlebnis geteilt, wenn dir sowas geschieht, dann nimmst du dieses gemeinsame Erlebnis mit allen Sinnen wahr, du fühlst, wie jemand im Innersten erzittert, wir haben uns in die Augen gesehen dabei... wir haben es uns erzählt, geschrieben, und gespürt. Immer wieder. Jede einzelne unserer (sexuellen) Begegnungen hat diese Empfindungen hervorgerufen, war ein solches "universelles" Liebes-Erlebnis. Ich konnte das irgendwann nicht mehr in Frage stellen, da war eine Membran gerissen, ich hatte eine völlig neue Wahrnehmung von A., von Liebe, von Transformation durch (sexuelle) Hingabe - eine neue Wahrnehmung von der Welt. Ja, diese Erlebnisse haben nicht weniger getan als meine Welt erschüttert und meinen Horizont erweitert und mein Herz (wieder) geöffnet für das, was in Liebe möglich ist.
Und ich habe ihm nicht meine Gedanken dazu "vorgebetet", damit er sie wiederholt, um sich netten Sex zu sichern, sondern ich habe das erlebte Gefühl in Gedichte gefasst, weil ich es gar nicht zu beschreiben wußte. Er als Logikfan und Anhänger der analytischen Philosophie meinte, wir hätten "andere Dimensionen" erreicht, etwas, das "nicht von dieser Welt" sei... beteuerte mir, er liebe mich "abgöttisch" (was ich nicht so günstig finde, ich bin ein Mensch mit menschlichen Bedürfnissen) und er werde alles tun für unsere gemeinsame Zukunft. Das führte er zwar nicht spezifisch aus, aber letzten Frühling erwähnte er schon mal, er werde sich wohl Arbeit suchen, wenn er mit dem Studium nicht schneller vorankomme. Mein Arbeitstempo habe bei ihm so etwas wie Torschlußpanik ausgelöst. Das lag natürlich gar nicht in meiner Absicht! Aber egal was geschehe, nichts könne uns jemals trennen. So seine Worte.
Er ist aber nicht der große Briefe-/email-Schreiber (zu meinem Bedauern), 10-Finger-Schreiben ist nicht sein Ding, und mir kommt es vor, als handele er lieber, ohne seine Handlungen vorher anzukündigen oder zu erklären. Nach dem Motto: ich habe doch schon mitgeteilt, dass ich für uns sorgen werde, nun hab ich die Gelegenheit und mach es einfach. Ich hätte es "normal" gefunden, wenn er mir mitgeteilt hätte, dass er dieses Semester nicht studiert, sondern lieber arbeiten geht, aber vielleicht wollte er sich Diskussionen ersparen, vielleicht war es ihm peinlich, vielleicht ist ihm das alles auch eher "passiert", als dass er es langfristig geplant hätte. Er hat ja definitiv versucht, seine Prüfungen noch zu machen, und ist aber wochenlang krank geworden darüber. Nicht zum 1. Mal. Er hat mir auch diesen Sommer einige Bücher, die ich von ihm geliehen habe, einfach geschenkt mit der Begründung, er brauche sie nicht zurück - da habe ich mich etwas gewundert, denn es handelte sich um Standardwerke, die man immer wieder braucht. Aber er hätte sie natürlich jederzeit von mir wiederhaben können.
Hier mal eine radikale These: A. ist eher ein Mann der Tat als des Wortes. Aber er hat auch ein Leben, das er teilweise so nicht mehr will, das sich aber nicht so leicht mal eben ändern läßt (Haus, Ehe... die finanziellen Verflechtungen auflösen und dabei keine großen Verluste hinnehmen...). Er ist ein Kommunikationsmuffel, was Erklärungen angeht, und er hat die Vorstellung, dass er als Mann die Versorger-Rolle zu übernehmen hat - jedenfalls für mich. (Hätte er mich gefragt, hätte ich ihm meine Ansicht dazu mitgeteilt - ob ihm die gefallen würden, weiß ich nicht. Ich schätze mal nicht. Aber wir hätten ja einen Kompromiss finden können...)
Was, wenn es stimmt, dass er die Jobs - auch - für unsere gemeinsame Zukunft angenommen hat? Was, wenn er immer schon so ein Arbeitstier war? Als ich z.B. im Praktikum war und noch teilweise im Institut arbeitete, durch die Semesterferien hindurch, hat er in der Zeit auch nen Teilzeitjob genommen. Wir konnten uns eh ob meines Arbeitspensums kaum sehen, und so hat er - genau wie ich - gearbeitet und für seine Prüfungen gelernt. (Mit dem Unterschied, dass er bezahlt wurde, mein Praktikum war unbezahlt - und er im Gegensatz zu mir seine Prüfungen leider nicht ablegen konnte. Ich hab mir immer Sorgen gemacht, dass er sich überlastet. So wie ich es nämlich mit mir selber getan habe... )
Bei den wenigen Treffen, die in dieser Zeit dann trotzdem stattfanden, betonte er, dass er mit mir zusammenleben wollte. Ich habe das Thema bewußt nicht aufgebracht. Ich habe ja auch den Wunsch, erstmal alleine zu wohnen, was ich bereits ganz an Anfang unserer Bekanntschaft/Beziehung ebenfalls deutlich kundgetan habe. Aber ich habe ihm auch mitgeteilt, dass er mir jederzeit willkommen sei. Ich würde ihm einen Schlüssel geben. Ich dachte immer, ich wäre diejenige, die zuerst arbeiten geht, um einen Ort zu finanzieren, der als Rückzugsort fürs Kreative ebenso taugt wie als "Liebesnest".
Was, wenn es nun anders gekommen ist und A. macht halt den 1. Schritt in diese Richtung? Und ist zurückhaltend mit der Kommunikation, weil er gerade keine Ahnung hat, wie er in seinem Arbeitszeitplan, der eigentlich keine Freizeit vorsieht, auch noch unsere Treffen unterbringen soll, die ja auch aktuell noch "heimlich" stattfinden müssten. (Ich hätte da Ideen, aber ich glaube, er ist gerade zu eingebunden, um sich dafür zu öffnen - leider!!!).
Was, wenn er in der Lage ist, von den "flashbacks" unserer Begegnungen zu zehren und ihm das reicht - im Gegensatz zu mir? Er hat schon 7 völlig sexlose Ehejahre überstanden und in der ganzen Zeit seine Frau niemals betrogen. Diese Phase hat zwar an seinem Selbstbewußtsein genagt wie er mir auch offen sagte, aber ich glaube, er hat sich dann zum Ausgleich in die geistige Arbeit des Philosophiestudiums gestürzt. In dubio prosecco, oder?
A. und ich sind übrigens beide tendenziell eher schüchtern. Mich hat es eine Riesenüberwindung gekostet, ihn zuhause aufzusuchen. Jedes Mal, wenn er sich meldet, egal in welcher Form, rast mein Herz. Er hat monatelang gebraucht, um den Mut zu fassen, mich zu kontaktieren, nachdem ihm klar war, dass er sich in mich verliebt hatte.
Was, wenn es ihn immer wieder Überwindung kostet, mir zu schreiben, wenn er mich nicht sehen kann? Keine "schlechten" Nachrichten geben will, weil er meine Reaktion (Traurigkeit, Frustration) fürchtet? Deshalb will ich ja jetzt alles tun, damit er sich entspannt fühlt mit mir, aber dazu kommt es leider gerade nicht. In der Vergangenheit habe ich eben genau so reagiert auf Absagen seinerseits - mit Traurigkeit, mit Zorn... wir waren aber auch in einer konstanten Ausnahmesituation, das letzte Jahr war das arbeitsreichste in meinem ganzen Leben und dann dieser emotionale Ausnahmezustand - alle Sorten von Stress, Eustress/Distress kamen ständig zusammen, da war ich nicht die Kontrollierteste im Ausdruck meiner Emotionen...und für jemanden, der eh schüchtern und sensibel ist, sind solche Gefühlsausbrüche dann auch schwer zu handhaben. Zu dieser Erkenntnis war ich allerdings seinerzeit nicht fähig. Ich war viel zu involviert in mein Studium und alles, was damit zu tun hatte, nebenbei erfüllt von Schuldgefühlen. Erst jetzt nehme ich mir die Zeit, darüber nachzudenken und versuche nochmal, seine Perspektive einzunehmen und zu verstehen.
Was, wenn er der "Vernünftige" ist von uns beiden bzw. den echten Weitblick hat, wenn er der hoffnungsvolle Romantiker, der radikale Verwirklicher seiner Träume ist? Was, wenn ich Teil seiner Träume wäre? Warum sollten wir nicht schaffen, was unzähligen andere Menschen vor uns gelungen ist - basierend auf diesem Zusammengehörigkeitsgefühl, das offenbar nur wenige Menschen so erfahren im Leben.
Sorry für diesen megalangen Text mal wieder und danke vorab fürs Lesen!!!
Herzliche Grüße
Venus