Liebe Tired,
ich bin der gleichen Meinung, und das, obwohl ich selber gerade meinem Mann ggü nicht "offen und ehrlich" bin, obwohl ich es 17 Jahre lang war. Aber ich weiß aktuell noch nicht, wie alles bei mir weiter geht. Ich könnte natürlich jetzt mit der Tür ins Haus fallen und sagen, ich hab mich in einen verliebt, ich werde dich verlassen, und hätte dann keinen Rückzugsort, um das tatsächlich zu tun, und keinen Job, der mir ein Standbein in der Kulturszene oder in der Forschung gibt. Und hätte ihm hart einen vor den Bug geknallt, obwohl er eh schon down ist, weil er seinen Lieblingssport aufgeben "muß" und seine letzte Band aufgrund pers. Schwierigkeiten mit dem Bandleader verlassen hat.
Deshalb will ich das vorsichtiger angehen lassen und mich eben erstmal um einen Rückzugsort bemühen und dazwischen versuchen, auch für ihn da zu sein. Ich bin auch Freund für ihn, nicht nur (untreue) Ehefrau. Das kann ich trennen. (Ob er es kann/könnte, wenn er "die Wahrheit" wüßte, weiß ich natürlich nicht. Es wäre aber sogar möglich.) Wenn die Zeit reif ist für die "offene" Aussprache, wird sie kommen. Bezogen auf den "Schock" oder das "aus allen Wolken fallen" ist es im Grunde egal, wann man sowas auf den Tisch bringt, denn diese Wirkung wäre jetzt gegeben und vermutlich später genauso. Es soll nicht noch jahrelang so weitergehen wie bisher.
Was A. sich vorstellt, weiß ich auch nicht - er arbeitet jetzt nen 12h-Tag und hat nur am WE frei, wo er sich dann sicherlich auch um Haus und Familie kümmern muss. Zuletzt gesehen haben wir uns Ende August (!), und weder hat er mir mitgeteilt, dass er das Studium gg Arbeit eintauschen will noch hat er mich in sonstige Details vorab eingeweiht. Unsere ganze Kommunikation seit August besteht aus whatsapp-Nachrichten. (Nicht von mir so bevorzugt, aber er ist nicht so der email-/Briefeschreiber, leider.) Mir scheint, er stützt sich auf unsere Kommunikation von davor, wo ich genau diese Fragen schon stellte (welchen Platz das Studium in seinem Leben hat, wie er sich eine Beziehung mit mir vorstellt, was er dafür zu tun bereit ist). Er agiert jetzt so, als ob er diese Fragen nicht mit Worten, sondern Taten beantworten würde.
Er hat auch definitiv versucht, die Prüfungen in den Semesterferien noch alle vorzubereiten und ist dann krank geworden, daraus schließe ich, dass er zu dem Zeitpunkt möglicherweise noch nicht einmal selber konkret wußte, wie er weitermacht - ob mit Job oder Studium. Es ist sehr seltsam, als ob eine Maschine in Gang gesetzt worden sei, die nun unaufhaltsam läuft... sein Ziel, sagte er mal, sei mich zu heiraten, mit mir zu leben, in der "Waldhütte" oder sonstwo, "alles mit mir zu machen", einen gemeinsamen Alltag zu haben. Mich zu lieben und zu achten und glücklich zu machen. Ich bin sicher, dass er sich und sein Handeln mir ggü für "offen und ehrlich" hält. Ich kann nix tun, außer Termine zum Treffen anzubieten, die wir auch zur Besprechung solcher Themen nutzen könnten, aber wenn er nicht drauf eingeht, weil er vielleicht einer ist, der einfach macht und sich nicht weiter abstimmt (warum auch immer), dann.... wird es noch "interessant"... ich bin trotzdem extrem neugierig auf ihn, will ihn kennenlernen, will all seine angenehmen und nervigen Eigenschaften erfahren, weil ich diesen eigenartigen Mann liebe, und ich weiß nicht einmal, "warum" ;o) - ich glaube, eben gerade, weil er so ist, wie er ist, obwohl ich gar nicht "weiß", wie er "ist". Er gibt mir Lebensfreude, wenn er für mich da ist und ich kann mich an ihm abarbeiten und über mich lernen, wenn er sich zurückzieht. Ich habe bei ihm nur Intuition als Basis. Mal sehen, wie das weiter geht...
Herzliche Grüße
Venus