RE: zweite Geburt nach Damriß 4.Grades
Hallo!
Ich hatte vor 3 1/2 Jahren eine Zangengeburt. Durch einen großen Dammschnitt hat mein Beckenboden sehr gelitten. Es wurde eine Verletzung III.Grades diagnostiziert, dadurch habe ich eine Gebärmutter-, Blasen- und Enddarmsenkung. Bis jetzt habe ich "nur" eine leichte Stress-/Dranginkontinenz. Außerdem leide ich sehr unter einer Weitung der Vulva, kann keine Tampons mehr benutzen, habe Probleme beim Verkehr (körperliche und vor allem psychische).
Leider hat meine langjährige Frauenärztin meine Probleme (Senkungsbeschwerden) nicht so ernst genommen und mich mit einer Kopie mit Beckenbodengymnastikübungen abgefertigt.
Im Januar habe ich mein zweites Kind spontan geboren. Ich hatte die gleichen Ängste wie du und mich innerlich zur Sectio entschieden. Vor der Entbindung habe ich mich in meiner Klinik vorgestellt. Der Chefarzt der Gyn hat sich schon lange sehr mit dem Thema "Beckenbodentrauma und Geburt" befasst. Grundsätzlich befürwortet er die spontane Geburt, hätte aber bei meiner "schlechten" Erfahrung und der daraus resultierenden Angst auf meinen Wunsch den Kaiserschnitt gemacht, sah aber auch kein Problem für eine normale Geburt. Er meint, die erste vaginale Geburt hat den entscheidenen Anteil eines Beckenbodentraumas. Wir verblieben so, falls die Geburt zu lange dauert oder andere Probleme auftauchen, wird sofort der Kaiserschnitt durchgeführt.
Als ich zuhause war, ist mir auch die Frage mit meiner alten Narbe eingefallen, ob ich in jedem Fall wieder einen Dammschnitt bekomme, wegen dem Narbengewebe. Darauf sagte er mir telefonisch:"Sie werden keinen neuen Schnitt bekommen, das verspreche ich ihnen."
Durch diesen Arzt bin ich zu einem tollen Geburtserlebnis gekommen. Ohne dieses erstmals erlebte Verständnis des Arztes für meine Beschwerden und den Zuspruch hätte ich mich bestimmt für die OP entschieden.
Mein Beckenboden ist durch die Geburt nicht schlechter geworden (schlechter geht wahrscheinlich auch nicht mehr), ich bin nicht geschnitten worden (das KH schneidet nur bei einer Notsituation für das Kind, in diesem Fall hätte ich die Sectio bekommen) und ich bin nur leicht gerissen (I.Grad). Es war eine sehr schöne Wassergeburt.
Heute bin ich bei diesem Arzt weiter in Behandlung. Trotz Widerstand der Krankenkasse hat er ein Therapiegerät mit Elektrostimulation und Biofeedback für meinen Beckenboden verordnet. Ich trainiere jetzt seit 3 Monaten und habe langsam kleine Erfolge.
Entscheide mit deiner Klinik! Suche dir den Arzt deines Vertrauens! Falls du dich für die vaginale Geburt entscheidest, kläre vorher ab was bei einer verzögerten Geburt oder einer Notsituation für das Kind passieren soll! Entscheide dich wenn möglich immer gegen eine vaginal-operative Entbindung (Zange/Saugglocke). Lass nach der Geburt den schon verletzen Schließmuskel behandeln! Eine oft verschwiegene Folge eines Dammrisses IV ist eine Wind- und Stuhlinkontinenz!
Ich hoffe, meine Erfahrung erreichen dich noch vor deinen Entschluß. Ich wünsche dir alles Gute!