• Dr. Frauke HölleringOb Orgasmus, Stellungen beim Sex oder Selbstbefriedigung: Haben Sie Fragen zur Sexualität? In unserem expertenbetreuten Forum Sexualität können Sie sich ganz anonym über die schönste Nebensache der Welt austauschen. Unsere Expertin Dr. med. Frauke Gehring steht Ihnen – für eine begrenzte Anzahl von Fragen – gerne zur Seite. Die Allgemeinärztin arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis in Arnsberg mit Schwerpunkt Psychosomatik und Sexualmedizin und ist zudem als Referentin und Moderatorin für zahlreiche medizinische Themen im Print-, TV- und Internetbereich tätig.

zum Thema Männer Ü20 ohne sexuelle Erfahrung

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Wildschwein

New member
Hallo liebe Forum-Gemeinde,

letztens hatte ich einen Beitrag von einem von diesem Problem betroffenen jungen Mann hier gelesen. Da ich den Beitrag aber nicht mehr finde, hier meine persönliche Meinung zu diesem Thema auf etwas anderem Wege. Vielleicht lesen das ja auch andere von diesem "Problem" betroffene Männer.

Der besagte junge Mann machte sich Sorgen, da er mit Anfang 20 noch nie mit einer Frau intimeren Kontakt gehabt hatte, was wiederum seine Schüchternheit Frauen gegenüber verschlimmerte, da er Angst hatte als unerfahrener Mann eher abgelehnt zu werden.

Ich kann diese Sorge sehr gut nachvollziehen, da ich bis ich 26 war, nie eine Freundin hatte. Dafür bin ich mit dieser Freundin immer noch zusammen. Bis dato haben mich aber durchaus Sorgen und Probleme geplagt wie:

-unerfahrene in dem Alter will doch eh keine
-in dem Alter noch ohne Freundin ist doch total abnormal und so jemand findet sicher nie eine Partnerin
-mit zunehmendem Alter sich steigernde Unsicherheit bzw. Verunsicherung und sicher auch Negativerlebnisse infolge dieser Unsicherheit
-auch dass man an eigentlich schönen Sommerabenden (nur als Beispiel) Gesellschaft als unangenehm empfindet, wenn es sich dabei um glückliche Pärchen handelt, da einen das zu sehr mit den eigenen Sehnsüchten konfrontiert hat
-generelle Angst darüber zu reden oder zuzugeben, dass man noch nie eine Freundin hatte

Männern um die Zwanzig oder sogar jünger, kann ich nur sagen: cool bleiben. 90% meiner Freunde und Bekannten hatten ihre ersten Partner im Alter zwischen 16 und 19. Mit 20, 21 ist man da noch nicht so weit neben diesem Schnitt. Kann und muss ja nicht jeder gleich mit 15 ran.

Den anderen kann ich sagen, dass ich heute viele Dinge anders sehe, was diese Probleme angeht:

-glaube ich, dass viel mehr Männer jenseits der 20 oder gar 30 noch nie eine Freundin hatten, als die meisten denken. Daher ist das meiner Meinung nach nicht so unnormal wie es oft dargestellt oder empfunden wird. Es ist halt irgendwie ein Tabuthema. Keiner redet drüber, das ist das Problem. Später habe ich angefangen an mir zu arbeiten bzw. meine Unsicherheit zu bekämpfen und auch mit Freundinnen/Bekannten darüber geredet. Viele waren überrascht, fanden es aber nicht weiter schlimm. Ich kenne da selbst einige andere Männer die lange Jungmann waren oder es immer noch sind (wobei diese Männer, und das führt schon zum nächsten Punkt, nicht behaupten können, dass nie eine Frau ihrerseits Interesse gehabt hätte)
-nämlich, dass der unerfahrene, verunsicherte Mann viele subtile Signale von Frauen gar nicht erkennt oder falsch deutet. Mittlerweile kann ich die weibliche Sprache diesbezüglich etwas besser einordnen und muss im Nachhinein sagen, dass ich doch einige Damen habe links liegen lassen. Wenn diese dann nichts von dieser Unerfahrenheit wissen/ahnen halten sie das sicher für eine bewusste Absage
-Wenn Frauen wirklich an einer Beziehung interessiert sind, weil sie den Mann toll finden, ist die sexuelle Erfahrung nicht wichtig. Wenn doch, dann steht vielleicht auch eher nur der Sex im Vordergrund, dann braucht der Mann auch nicht so traurig drum zu sein, wenn es nicht klappt. Meine Freundin wusste es, bevor wir zusammen waren. Sie fand es im Gegenteil sogar toll, dass sie die erste bei mir war. Ich denke, das ist individuell, aber kein Grund sich als Mann ernsthafte Sorgen zu machen. Die eine findet es abschreckend, die andere toll.
-meiner Erfahrung nach reagieren Frauen darauf sensibler als Männer. Das kann den Männern, die eine Frau suchen und keinen Mann, ja nur recht sein.

Ich kann allen Männern nur raten, die Ruhe zu bewahren. Wenn es psychisch belastend wird, sollte man an sich arbeiten. Man(n) tendiert dabei leider schnell zu Selbstmitleid, oder fängt damit an der Frauenwelt allgemein die Schuld daran zu geben. Bringt leider (oder Gott sei Dank) beides nichts. Den größten Einfluss hat man immer noch auf sich selbst, nicht auf andere. Dabei sollte man nicht in der Schüchternkeitsspirale verschwinden, oder gucken, dass man da wieder rauskommt. Immer gut ist es mit Freunden darüber zu reden. Oder wenn man Freundinnen der Angebeteten gut kennt, kann man sich auch dort Hilfe holen. Das erfordert viel Mut und kann auch zu Rückschlägen führen, über kurz oder lang hilft es einem aber damit umzugehen. Zur Not gibt es auch eine Selbsthilfegruppe in Berlin für Schüchterne, die Probleme haben einen Partner zu finden (Vll. auch in anderen Städten, weiß ich nicht). Mit Internetdating habe ich keine so gute Erfahrung gemacht, kann aber auch sicherlich eine Option sein. Sicherheit gibt's allemal.

Also nicht den Mut verlieren! Weiß nicht, ob der Beitrag was gebracht hat. Aber sicherlich kann es nicht schaden, wenn generell mehr über dieses Thema geredet wird, weil man sich dann als Betroffener schon nicht mehr ganz so einsam fühlt.

Viel Mut und viel Erfolg (ein Erfolg reicht aber auch ;) ... )

LG
 
Danke für diesen wichtigen Beitrag! Ich hoffe, dass viele Menschen ihn lesen, und ich freue mich,dass Sie mit Ihrer Freundin glücklich sind. Sie haben Recht: Lieber spät und richtig als früh und "wahllos".

LG, Dr. Höllering
 
Der besagte junge Mann machte sich Sorgen, da er mit Anfang 20 noch nie mit einer Frau intimeren Kontakt gehabt hatte, was wiederum seine Schüchternheit Frauen gegenüber verschlimmerte, da er Angst hatte als unerfahrener Mann eher abgelehnt zu werden.
Die Problem trat aber erst mit der Generation der ~1980er Jahre auf,vorher war dies absolut unbekannt!
Als ab Mitte der 1970er Jahre Porno praktisch für jedermann zugängig wurde,
hat sich die Männerwelt daran orientiert,dies nun so auch schaffen zu müssen/zu können!

Wer dann nicht 5 x hintereinander konnte,empfand sich schon als Loser,
....nicht mindestens 5 versch.Stellungen beherschte/kannte,....als Versager!
Früher hat sich Männlein und Weiblein einfach, ohne den Kopf einzuschalten,sexuell miteinander "vergnügt"

Heute lebt "Mann" ständig in Anspannung funktionieren zu "müssen",
wenn seine Partnerin nicht vor ihm einen Orgasmus hatte,darf er sich gar nicht weiter ausleben,
von wirklichem sexuellen "freiem Genuss" für ihn weit und breit keine Spur!
Ohne entsprechendes Vorspiel darf er erst gar nicht "ran"

Irgendeine(r) führt da beim Sex(bewust/auch unbewust) immer Regie
....wie nun wie und was in welcher Reihenfolge abzulaufen hat!:(
 
@wildschwein
Wirklich ein sehr guter Beitrag, vielen Dank!

Aber du darfst den anderen Jungs auch nicht alles glauben, was sie in jungen Jahren so über amorösen Abenteuer erzählen. Hier prahlt doch jeder und auf die Fragen nach dem Alter beim ersten Mal wird doch mit am meisten gelogen, selbst noch von älteren Männern, die es längst nicht mehr nötig haben dürften.

In meinem damaligen persönlichen Umfeld gab es vor dem Abitur kaum jemanden, der schon sexuelle Erfahrungen hatte. Wenn, dann war das nur innerhalb fester Partnerschaften möglich, wo mit elterlichem Segen die Finanzierung der Pille gesichert war, doch das war eine kleine Minderheit. Von wegen, die "wilden Siebziger", alles nur Legende! Die Realität sah meist ganz anders aus, denn die allermeisten hatten mit Anfang 20 längst noch keine passende Partnerin gefunden, was aber nichts mit "Schüchternheit" zu tun hatte.

Meine damaligen Kumpels und ich waren auch mit 25 noch solo, obwohl wir regelmäßg rauschende Parties feierten und viele tolle Frauen kannten. Doch die waren meist vergeben oder wollten nur eine platonische Freundschaft. Ich z. B. konnte mich verlieben, in wen ich wollte und bekam doch immer nur dieselbe Antwort "sorry, du bist nicht mein Typ,...aber wir können ja Freunde bleiben." Und den anderen ging es ganz genauso. Was uns freilich nicht daran hinderte, immer wieder irgenwelche geheinmisvollen neuen Frauenbekanntschaften vorzutäuschen. Da kamen dann plötzlich fingierte Anrufe von irgendeiner ominösen, unbekannten Schönheit oder ein gebrauchter Pariser sollte so ganz zufällig im Aschenbecher auftauchen, wissend, daß jeder vom anderen wußte, daß es nur Bluff sein konnte! Da war es dann fast schon ein wenig schade, als es dann irgendwann nach vielen Jahren doch plötzlich Ernst wurde und wir fast gleichzeitig eine echte Freundin hatten.

Und heute? Vielleicht sind die jungen Menschen ja heutzutage bei ihrer Partnerwahl nicht mehr so wählerisch wie wir damals, aber den ersten Sex schon mit 16 bis 19 im Regelfall? Das halte ich für genauso geblufft wie bei uns damals. Sonst müßte ja die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche und die Ausbreitung von HIV in diesen Altersgruppen weit größer sein.

@Herzbube40
Wenn du darauf hinaus wolltest, daß in Zeiten, als es noch keinen Sex vor der Ehe gab, für junge Männer dieses Problem noch nicht gab, dann gebe ich dir vollkommen Recht!

g.
 
Ich kann mich den drei Herren nur anschließen. Als ich meinen ersten Verkehr hatte war ich schon Mitte zwanzig. Man spricht ja hier bereits neudeutsch von den "Absolute Beginners". Als Jugendlicher war ich schon interessiert wie sich Sex anfühlt, wie ein Mädchen überhaupt nackt aussieht. Als ich zum ersten Mal eine Frau nackt gesehen habe war ich 18 Jahre alt. Man kann dies heute im Zeitalter von Internet, Youporn und Flatratebordellen überhaupt nicht glauben aber noch vor 20 Jahren gab es das alles nicht. Die einzige Quelle sich zu informieren waren eine Hand voll sich speziell an Jugendliche richtender Zeitschriften, welche man sich wöchtentlich am Kiosk kaufen konnte. Diese mußten aber in einem Heft von Sexualität bis Showbusiness alles abdecken und konnten deshalb alleine schon kein Thema näher vertiefen. Da die Mädchen früher volle Schambehaarung trugen sah man vom weiblichen Körper mit Ausnahme des pubertären Busens eigentlich nichts. Wenn es möglich war in einer Bibliothek ein Sachbuch zu leihen so atmeten diese den Charme der 50er Jahre, sprachen stets vom "ehelichen Verkehr" oder dem "Zusammenkommen" und waren lediglich mit zweifarbigen Skizzen illustriert. Bücher zur Männergesundheit, der männlichen Sexualität wie z.B. von Bernie Zilbergeld (Die neue Sexualität der Männer) suchte man vergebens.

Zudem war ich ein typisches Kind der Bundesrepublik in einer bayerischen Provinz. Während in der DDR Schüler mit Lehrern (sicher nur vereinzelt) sogar gemischt zum FKK gingen, was ohne Zweifel das andere Extrem darstellt, war es uns strengstens verboten mit Mädchen Sport zu treiben. Nachdem bayerische Schulen als einziges Bundesland selbst in der Grundschule heute noch eine strenge Trennung vorsehen hat sich der Rest der Bundesrepublik hier schon sehr stark weiterentwickelt. Die Sportvereine paßten sich an und wandten selbstverständlich in vorauseilendem Gehorsam das Bayerische Erziehungs- und Unterrichtsgesetz analog an. Ob dies alles immer der Gesundheit dienlich war entzieht sich meiner Kenntnis dennoch gibt es mir zu denken daß Eltern bei Einschulungsuntersuchungen dem Rektor drohten sich beim Schulamt zu beschweren daß hier "ohne erkennbaren Grund" die Schulärztin die Jungen bat ihre Unterhose kurz über den Popo nach unten zu ziehen damit sie schauen kann ob sich am Penis die Vorhaut vor und zurückziehen läßt. Meine Mutter hat sich dann doch noch beruhigt wobei ich natürlich nicht weiß ob sie das Thema mit Vater dann doch wieder aufgegriffen hat. Jedenfalls weiß ich daß sich mehrere Mütter massivst empört haben. Ob die Mädchen auch kurz nackig waren weiß ich nicht. Nur war ich damals sechs Jahre alt und seit diesem Zeitpunkt nie wieder vor einem Arzt nackt. Die U-Untersuchungen die damals schon in Teilen existierten führte unser Hausarzt selbstverständlich immer bekleidet durch, manchmal hörte er sogar über den Pullover ab. Selbst als ich als Jugendlicher bei Erektionen starke Schmerzen hatte getraute ich mir nicht zum Arzt. Erst als Erwachsener machte als ich eine Reportage im Radio über Männergesundheit hörte machte ich bei dieser Urologin einen Termin und konnte durch eine einfache Cortisonsalbe von meinem Leiden erlöst werden. Meine heutige Frau ist in einem andern Bundesland jenseits der Grenze aufgewachsen. Bei ihnen kam der Schularzt jedes Jahr und die Mädchen hatten auch keine Probleme darüber zu reden oder fühlten sich beschmutzt oder hatten Angst. Wir hatten zwar alles, litten keinen Mangel und es ging uns viel besser als den ostdeutschen Kindern aber es war bei diesem Thema eine sehr beklemmte Stimmung. Man konnte auch nicht einfach zu den Eltern gehen und Fragen zur Sexualität stellen. Keiner meiner Freunde konnte das und deshalb waren die Phantasien von uns Jugendlichen aus heutiger Sicht über Mädchen ziemlich absurd. Manchmal brachte einer einen Beate Uhse Katalog mit den er seinem Vater geklaut hatte oder Zeitschriften wie Praline oder Blizz Illu, auch dies aus heutiger Sicht absolut züchtige Fotos aber mit ziemlich unzüchtigen Beiträgen die wir als Realität hinnahmen. Einem Vater eine solche Zeitschrift zu klauen war kein Risiko, dafür gab es auch keine Prügel weil man wußte ja woher man sie hatte und wie der Besitzer vor Mutter dagestanden wäre das hätte sich für ihn nicht rentiert. Bei meinen Freunden war es auch nicht anders.

Nur eines unterschied uns dann schon, ich war nämlich ein Langweiler und mochte diese Saufpartys nicht. Bis heute trinke ich weder Alkohol noch rauche. Damals war das ein Manko und man galt als Spielverderber. Das hat sich heute selbst in Bayern geändert obwohl die "Staatspartei" wegen einem Nichtrauchergesetz eine Landtagswahl verlor und nach über 30 Jahren Alleinherrschaft eine Koalition bildete. Von meinem Vater hatte ich nie gelernt wie man eine Frau behandelt und auf sie zugeht. Er hat meine Mutter nie ausgeführt und war auch am Muttertag kein Gentleman. Wenn ihm das Essen nicht geschmeckt hat beschimpfte er sie und war er wütend schüttelte er sie auch vor uns Kindern. Heute trennen sich die Frauen auch in Bayern von solch einem Mann. Wir machen Fortschritte. Jedenfalls waren Partys das Zentrum für Kuppelei, auf dem Schulhof hätte man sich nicht beim Schmusen erwischen lassen dürfen. Vorsichtige Küsse auf die Wange und auch den (natürlich geschlossenen) Mund gab man sich hinter Hausmauern. Aus heutiger Sicht im Rückblick ist das direkt romantisch.

Mit Mitte zwanzig entschloß ich mich etwas zu tun und begann mein Verhältnis zur Sexualität zu hinterfragen. Ich holte mir Hilfe nicht vom Dorfarzt sondern aus der Stadt und begann eine Sexualtherapie. Das ist nicht so schlimm wie sich das anhört und völlig seriös. Wenn man es als Depression hinstellt zahlt das sogar die Krankenkasse. Ich konnte lernen mich nicht schmutzig zu fühlen wenn mich ein Mädchen nackt sieht und auch Penis Scheide und Busen sind keine verwerflichen Körperteile die man wenn das Liebespaar allein ist immer noch verstecken muß. Einander annehmen und berühren, sich spüren, die Signale des anderen zu erkennen und sich unverkrampft aufeinander einlassen. Oder auch wie behandle ich ein Mädchen, wie nehme ich Kontakt auf, wie geht man mit einem Korb um, wie macht man Komplimente das alles kann man lernen. Es ist wie beim Tanzen, man muß sich einfach trauen. Hätte ich meine Frau nie zum Tanz aufgefordert hätten wir bestimmt nie geheiratet und ich wäre heute immer noch alleine. Ich möchte deshalb allen Männern Mut machen die Sache anzupacken. Es gibt Hilfe!
 
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