Re: Wird Reden übebewertet?
Hallo Dr.Riecke,
es ist mir schon bewusst das es beim kennenlernen auch einer Sprachlicher Kommunikation bedarf. Doch sind 5 min. der Stille zwischendurch denn ein absoluter Frauenvergrauler? Muss der Mann die ganze Zeit das Gespräch über leiten, so wie er beim Tanzen auch die ganze Zeit die Frau führen muss?
Ich frage mich auch, wie haben sich die Leute denn früher kennengelernt. Gut schweift nun vieleicht etwas von meinem Grundthema ab, komme jedoch in einigen Zeilen wieder darauf zurück. Früher gab's kein Handy, also nicht's mit SMS und Co., es gab kein Internet, Flirtseminare, speed Dating, etc. sicherlich auch nicht. Und trotzdem haben sich Menschen kennen und lieben gelernt. Waren sie anspuchsloser? Unkomplizierter? Kompromissbereiter?
Ich möchte aber nun wieder zum eigentlichen Thema zurückkommen. Man lernt sich kennen. Da man noch recht wenig voneinander weiß, müsste es ja auch viel zu reden geben. Man stellt Fragen, man erzählt von sich. So interessiert es mich z.B. was die Frau mir gegenüber gerne in ihrer Freizeit macht, Hobbies hat, beruflich tut, wie ihr Familiäres Umfeld ausschaut, ob sie gerne Reist, sportlich ist, gerne Kocht, Musik mag und ins Kino geht. Igendwann jedoch sind diese Fragen geklärt, vieleicht schon nach dem ersten Treffen. Auch ich selbst habe dann nicht nur Fragen gestellt, sondern auch versucht mein leben so interessant wie möglich zu beschreiben - nein das heißt nicht das ich irgendetwas erfundenes erzähle, oder eine Phantasiewelt vermittele - nein ich erzähle aus meinem Leben, wie es ist. Mit Interessant meine ich lediglich, das ich negatives eher vermeide, so wie Ex-Beziehungen, berufliche Probleme, Sorgen, Bedenken, ... Es wird nicht ganz ausgelassen, vieleicht mal kurz angedeutet, z.B. wenn sie nachfragt wie lange meine letzte Beziehung denn schon her ist. Kurz angedeutet und direkt vermittelt, das war, gehört zu meinem Leben dazu, aber was kommt ist doch viel interessanter.
Wie gesagt, vieleicht sind diese grundlegenden Dinge schon beim ersten Treffen zum grössten Teil geklärt. Es gab für jeden genug Gesprächsstoff, jeder hat erzählt und erfahren. Vieleicht gab's mal zwischendurch einen kleinen Moment der Stille. Eine Minute, um ein neues Thema zu finden, die Pause dann aber auch angesprochen und mit einem neuen Thema weitergemacht.
Die Stunden sind super schnell vergangen, sollte dann doch auch ein Zeichen sein, dass der Abend interessant war. Man verabredet sich auf ein 2. Treffen.
Man trifft sich ein 2. mal. Man erzählt was man in den Tagen dazwischen so erlebt hat, im besten Fall hat man etwas spannendes erlebt und nicht nur gearbeitet, fragt nach wie der Tag denn so war und unternimmt etwas zusammen, z.B. ein Spaziergang auf einer Prommenade. Man geht nebeneinander her, geniesst die Nähe des anderen und dann sind sie plötzlich da, die 5 min. des Grauens. Gesprächststoff ist alle. Ich geniesse jedoch noch einfach nur die Situation, die Nähe, die Umgebung. Es fällt direkt kein Thema mehr ein. Mein Gegenüber bleibt auch still. Ich denke jedoch, wieso fragt sie mich denn nicht einfach etwas. Ist sie nicht interessiert? Gedanken kreisen im Kopf. Aus den 5 werden 6 Minuten. Um die Situation zu entspannen - für mich könnte die Situation so entspannt sein, doch man merkt doch auch wenn sich die Begleitung nicht so wohl fühlt, oder? Jedenfalls, in solch einer Situation einfach etwas vorschlagen wie der Tag, der Abend denn weiter verlaufen kann. Z.B. ob man etwas zusammen essen gehen soll oder in eine Bar etwas zusammen trinken geht.
Wenn dann die Antwort kommt, du bist mir zu still oder wir haben uns zuwenig zu sagen - wenn es heissen würde, nee sorry, aber du bist dann doch nicht mein Typ (wieso dann ein 2. Treffen? Aus Höflichleit?) wäre das ja ok. Aber es von einem Moment der Stille abhängig zu machen?