Erstmal einen wunderschönen guten Abend,
Ich bin jetzt 20 und habe seit bestimmt 7 oder 8 Jahren mit dem Problem zu kämpfen, ich weiß nicht mehr was der Auslöser war, aber ich weiß, dass ich etwa ab der 7. Klasse ständig mit Magenschmerzen und Durchfall während der Schulzeit konfrontiert war, was natürlich doppelt ungünstig ist, 1. ist man 45 Minuten quasi eingesperrt, 2. kann man auch nicht mal 10 Minuten unauffällig wegbleiben.
Irgendwann wurde es immer schlimmer, sogar so schlimm, dass ich nur wenn ich dachte "Du könntest mal wieder eine Runde Radfahren oder Spazieren gehen" sofort Krämpfe und Durchfall bekam, direkt und plötzlich. Mitten im Sommer mit 13/14 natürlich nicht wirklich das Wahre.
Ich habe dann angefangen einfach den ganzen Schultag zu fehlen, wenn ich merkte, dass es wieder ein Problem gibt, und zuhause ging es mir super, klassische Vermeidungsstrategie.
Das dieses Verhalten alles nurnoch schlimmer macht, habe ich damals halt nicht gewusst oder Wahrgenommen. Irgendwann war ich dann halt nurnoch an guten Tagen in der Schule und ansonsten nurnoch Zuhause.
Ab einem gewissen Moment war es mir dann aber zuviel, ich war extrem frustriert und habe irgendwann den Entschluss gefasst es diesem Ar..loch da in meinem Gedärm zu zeigen.
Ich habe viele Medikamente genommen, die Krampflösend und gegen Durchfall sind, habe etwas gewartet, mich aufs Rad gesetzt und bin losgefahren. Irgendwann war der Schmerz stärker als die Medikamente und kam durch, da war ich aber schon gut 2 Stunden lang von Zuhause weggefahren. Ich habe angehalten und habe angefangen meinen Frust an meinem Bauch auszulassen, einfach indem ich ihm in allen erdenklichen Weisen gesagt habe was er mich alles kann und dass er gefälligst den Rand halten solle, wir wären 2 Stunden von Zuhause und damit der Toilette entfernt und wisst ihr was? Er hat sich gefügt, zwar hat er noch etwas gegrummelt und hin und wieder ist der schmerz etwas aufgeflammt, aber ich habe das einfach nicht beachtet, weiterhin zu mir selbst gesagt " HALT DIE SCHNAUZE VERFLUCHT NOCHMAL!" und bin weitergefahren, bis ich Zuhause ankam.
Ab da wusste ich wie ich mit dem Problem umgehen muss, ich muss stärker sein als mein Bauch, ich muss ihm kontra geben und ich habe das Ruder in der Hand, das ich niemals wieder einfach so abgeben darf!
Heute bin ich in die nächste Stadt gefahren um einen neuen Reifen für mein Rad zu besorgen und habe direkt vor dem Einsteigen starke Magenkrämpfe bekommen, meine Antwort war einfach " Halt den Rand, ich fahre jetzt trotzdem los!" und bin losgefahren, da kam nach 2 Kilometern die nächste Schmerzstufe mit dem kurzen Gedanken doch umzudrehen, aber ich habe einfach nicht nachgegeben und bin weitergefahren, unterwegs bin ich immer kurz die Toilettenmöglichkeiten durchgegangen, habe aber immer wieder gedacht " Nein, da halten wir nicht an, ich fahre das Auto und ich bestimme wohin es geht, du hast hier garnichts zu sagen, lass es einfach sein und uns einen guten Tag haben." Dann wurde es etwas besser, weil ich wusste, dass ich das Ruder übernommen hatte und damit das sagen hatte, ich bin dann mit Bauchschmerzen zum Laden gefahren, habe dann dort in aller Ruhe meinen Reifen gekauft und bin dann erst zum nächsten Laden, um dort kurz auf die Toilette zu gehen, nachdem das was sich während der Fahrt aufgebaut hatte weg war, ging es mir gut, ich hatte den Kampf gewonnen, habe immer die Oberhand behalten, alles gut durchgestanden und war danach komplett den ganzen Tag beschwerdefrei.
Was die Probleme mit anderen Menschen anbelangt, so habe ich gelernt, dass die Menschen eigentlich immer Verständnisvoll reagieren, egal ob Lehrer, Freunde, Vorgesetzte, wenn sie wissen was los ist, dann wundern sie sich nicht, wenn ich nach unten gucke und runterzische "Jetzt halt die Fresse, hier ist kein Platz für dich!"
Es hat lange gedauert, bis ich gemerkt habe, dass Menschen die von meinem Problem wissen, garkein Problem damit haben, sie akzeptieren es, manchmal bekomme ich etwas Mitleid, aber ab dem Moment geht es mir zum einen besser und ich bekomme genau die Unterstützung die ich brauche. Wenn ich mal zur Toilette muss, dann halten wir halt kurz irgendwo an, oder die Gruppe wartet kurz auf mich, oder ich verschwinde mal für ein paar Minuten, ohne dass sich jemand darum schert um mich dann wieder freudig zu empfangen, weil ich gefehlt habe.
Das Ganze ist wirklich kein Problem mehr, wenn alle bescheid wissen, was einem wirklich Rückhalt gibt. Das Einzige wo ich wirklich noch Probleme habe, ist wenn ich manchmal Abends mit ein paar Freunden im Auto durch die Stadt fahre und ich bekomme Bauchschmerzen, dann steigere ich mich da leider noch immer rein, weil man in dem Moment irgendwie gefangen ist, gerade wenn man an der roten Ampel steht, oh gott wie ich dann diese Ampeln hasse
Aber auch dann wissen meine Freunde direkt was los ist, weil ich eben etwas hektischer fahre und schweigsamer und gereitzt werde und zeigen auch dann immernoch verständnis und versuchen alles um mich davon abzulenken, bis es sich wieder legt.
Kurz die Quintessenz, für mich ist es wichtig immer das Ruder in der Hand zu behalten und mich nicht von meinem Bauch beherschen zu lassen, ich habe die Macht einfach weiter zu fahren und meinem Bauch dazwischen zu funken, bis er irgendwann von selbst aufgibt.
Eben so ist es wichtig, dass mein Umfeld bescheid weiß, meißtens reicht das Wissen um mich soweit zu beruhigen, dass ich garnicht erst Probleme bekomme, und wenn doch ist es kein wirkliches Problem mehr.
Soweit zu meinem tiefen Erfahrungsschatz dies betreffend
Ich hoffe ich kann jemandem mit diesem Roman weiterhelfen der ebenfalls an psychischem Durchfall leidet, haltet durch, lasst euch nicht alles gefallen und reißt eurem A... den A... auf ;D
Für mich ist es jetzt kein Problem mehr mit Familie und Freunden längere Autofahrten zu machen oder etwas trinken zu gehen, und wenn ich spüre, dass Essen gerade eine Dumme Idee wäre, dann lasse ich es halt sein und esse später etwas, jeder weiß bescheid, niemand verurteilt mich und es ist auch für niemanden ein Problem, dass ich gerne in mir bekannten Restaurants esse, die nicht allzuweit von Zuhause entfernt sind

Ich bin im Moment eigentlich fast komplett beschwerdefrei, aber wenn doch, dann esse ich zur sicherheit einfach nichts, wenn ich merke, dass ich eigentlich gerade Krämpfe und Durchfall haben müsste.
Also, man kann gut mit der Krankheit leben, man muss nur bereit sein mit ihr zu kämpfen und diesen inneren Schweinehund in die Schranken zu weisen, wann immer es nötig ist

Ihr schafft das auch!