Re: Wie gewöhnt man Kleinkind an Brille u. Pflast
Hallo, nun, da teilen Sie das Schicksal vieler Eltern, die die ungeliebten Seiten einer Schielbehandlung gegenüber ihrem Kind durchsetzen müssen. Es ist verständlich, dass sich Ihr Sohn das Pflaster herunterreißt, da hiermit sein besseres Auge verschlossen wird, und er mit seinem schlechteren sehen soll. Die ungewohnte Brille bringt ihm auch mehr Ungemach als eine spürbare Verbesserung. Der einzige Weg, die Toleranz für diese Behandlungen zu fördern, liegt in Ihrer Geduld, die größer sein sollte, als die Aversion Ihres Sohnes. Wichtig ist: Lassen Sie sich auf keine Kompromisse ein, etwa das Pflaster auf das Brillenglas zu kleben o. ä., sondern versuchen Sie konsequent, ihm die Brille aufzusetzen und das entsprechende Auge mit dem Okklusionspflaster zu verschliessen.
Es hilft in der Regel, wenn man Kinder in dieser Situation mit visuellen Anreizen (Bilderbuch, Gameboy, Fernsehen etc.) beschäftigt, zumindest während der Okklusionsdauer. Gerade diejenigen Beschäftigungen, die bei Eltern regelmäßig für Kopfschütteln und Unverständnis sorgen, nämlich ein Gameboy oder das Fernsehen, sind sehr gut geeignet, zumindest während dieser Zeit Pflaster und Brille zu tolerieren. Darüber hinaus sind diese Aktivitäten ein glänzendes Training für das schielende Auge! Hier kann man also durchaus den Kindern - auch mit pädagogisch ungeliebten Massnahmen - entgegenkommen und auch noch die visuelle Beanspruchung für die Behandlung nutzen. Voraussetzung ist natürlich, dass ein Kind in diesem Alter bereits entsprechend an TV und Spielen interessiert ist. Es macht keinen Sinn, ein Kind zu okkludieren, wenn es döst oder gar schläft. Fragen Sie den behandelnden Spezialisten, ob es ggf. möglich ist, die Teilzeit-Okklusion von 1x3 Stunden täglich auf 3x1 Stunden zu verlagern, wenn dies Ihrer Ansicht nach die Bereitschaft zum Tragen erhöht. Achten Sie dabei auf ein gewisses Maß an visueller Belastung (wobei wir wieder beim TV oder anderen geeigneten Beschäftigungen wären...). Sollten Sie selbst Brillenträger sein, machen Sie ein Ritual daraus, die Brille zusammen mit Ihrem Sohn aufzusetzen. Er sollte dann eigentlich akzeptieren, dass dies zum täglichen Leben dazugehört. Ansonsten schaffen Sie sich im schlechtesten Falle eine Brille an (mit Fensterglas, also ohne optische Wirkung) und versuchen auf diese Weise, eine Art Normalität für das Tragen herbeizuführen.
Das A und O einer solchen Behandlung ist wie gesagt: bleiben Sie konsequent und setzen Sie sich durch! Es dauert vieleicht ein paar Tage, aber Sie werden zuguterletzt Erfolg damit haben, auch wenn es vielleicht etwas martialisch anmutet. Einem Kind ist solch eine Behandlung durchaus zuzumuten, und sie steht in einem absolut vertretbaren Verhältnis zu ihrem Sinn und Zweck. Wenn man erst später mit der Behandlng einsetzt, ist die wichtigste Phase der Sehentwicklung bereits vorbei und die Wahrscheinlichkeit von irreversiblen Schäden steigt enorm. Aus diesem Grund ist es so wichtig, bereits sehr frühzeitig mit der Therapie zu beginnen.
Noch ein Hinweis: erwarten Sie kein Verständnis von Ihrem Sohn für diese Maßnahme. Er wird es nicht aufbringen. Es ist eine Tortur, die manchmal nur mit Zwang durchgehalten werden kann. Lediglich die Rahmenbedingungen (Spielen, TV) können ihm hierbei Entlastung bringen und ggf. die Toleranz abfordern. Wenn er etwas älter ist, wird es sehr viel leichter werden, diese aufzubringen, und man kann ihm dann auch erklären und verständlich machen, wozu die Behandlung gut ist. Viel Erfolg!