• Dr. Frauke HölleringOb Orgasmus, Stellungen beim Sex oder Selbstbefriedigung: Haben Sie Fragen zur Sexualität? In unserem expertenbetreuten Forum Sexualität können Sie sich ganz anonym über die schönste Nebensache der Welt austauschen. Unsere Expertin Dr. med. Frauke Gehring steht Ihnen – für eine begrenzte Anzahl von Fragen – gerne zur Seite. Die Allgemeinärztin arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis in Arnsberg mit Schwerpunkt Psychosomatik und Sexualmedizin und ist zudem als Referentin und Moderatorin für zahlreiche medizinische Themen im Print-, TV- und Internetbereich tätig.

Was ist "Normal"?

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Bernd69

New member
Immer wieder kann man hier und in anderen Foren Fragen lesen, wie: "Wir haben nur 1x im Monat Sex. Ist das normal" oder "Ich masturbiere täglich. Bin ich noch normal" oder "Wir sind jetzt schon solange verheiratet. Ist es normal dass wir nicht mehr miteinander schlafen" oder "Mein Penis ist nur xx cm. Ist das normal",

Meine Frage daher: Was ist "Normal"? Wer bestimmt, was "Normal" ist? Ist Lesbisch und Schwul "normal"? Wenn ja, nin ich dann unnormal, wenn ich Hetero bin? Was sollte ich tun, wenn ich nicht dem Prädikat "Normal" entspreche (Mehr als 1x im Monat mit meiner Frau schlafe - nicht masturbiere - immer noch mit meiner Frau leidenschaftlichen Sex habe, obwohl wir schon 30 Jahre verheiratet sind)?
 
Re: Was ist "Normal"?

Hallo Bernd,

es gibt vermutlich eine "sachliche" Antwort, die sich aus statistischen Erhebungen und/oder Umfragen ableitet, sowie eine (ich nenne sie mal) "individuelle, gesellschaftlich geprägte" Antwort.

Im ersten Fall erfährst Du, dass die Penisgröße eines Mitteleuropäers im Schnitt x cm beträgt, wobei die yyyy-länder den Größten haben.

Im zweiten Fall hast Du Dir ganz persönlich ein Bild gemacht (z.B. aus Fernsehen, Zeitschriften oder Internetforen). Diese Daten stellst Du dann in Relation zu Deinen Lebensumständen und stellst (globalisiert) fest: Meistens haben alle anderen mehr Sex als ich (und Du bist frustriert). :-((

Fazit: Das "Normal" gibt es nicht. Es ist m.M.n. sehr individuell. Ich würde mir die Frage einfach gar nicht stellen, sondern einfach (versuchen) zu leben.

LG,
Hermi
 
Re: Was ist "Normal"?

>> Ist Lesbisch und Schwul "normal"? Wenn ja, bin ich dann unnormal, wenn ich Hetero bin?

Natürlich nicht. Die Mehrzahl der Menschen ist heterosexuell. Nur sollte das nicht zur Folge haben, daß den Schwulen und Lesben unnötigerweise das Leben schwer gemacht wird.

Die Frage "normal oder nicht" ist manchmal einfach falsch gestellt, oder jedenfalls unpräzise.
Wenn jemand mit viel oder wenig Sex, mit einer bestimmten sexuellen Orientierung - oder mit was auch immer - gut zurecht kommt und niemandem damit geschadet wird, ist es doch eigentlich wurscht, ob "normal" oder nicht....
 
Re: Was ist "Normal"?

Wenn Sie meine Antworten in diesem Forum hin und wieder gelesen haben, werden Sie bemerkt haben, dass ich antworte: Es ist überhaupt keine sinnvolle Fragestellung, ob man "normal" ist! Denn es ist alles "normal", was es auf der Erde gibt: Lesben, Schwule, Heteros, viel, wenig, gar kein Sex, SM, Fetischismus etc.


Die Frage ist eher: Kann ich, kann mein(e) Partner(in) mit meinen Wünschen leben, wo einigen wir uns?

Lg, Dr. Höllering
 
Re: Was ist "Normal"?

Vielen Dank für die Antworten.

Ich wollte damit niemanden diskrieminieren oder abstempeln. Es ging mir nur darum, eine allgemeine Diskussion über das "Normal" zu führen.

Jede 2. Frage die in solchen Foren gestellt wird, beginnt halt mit den Worten: "Ist es normal, dass ...". Und recht: Je nachdem wo man fragt oder wer antwortet, definiert jeder etwas anderes als die Norm.

Klar, jeder sollte soviel Toleranz anderen gegenüber zeigen und sie deswegen nicht irgenwie als "Unnormal" bezeichnen. Aber liegt nicht dieses "normale" Verhalten in der Frage nach dem Normalen begründet? Wollen wir nicht alle, besonders was den Sex angeht, nicht wie einzelnen da stehen, sondern sagen können, wir haben nur 1x im Monat Sex, dass ist bei allen so? Möchte man damit nicht eine Entschuldingung dafür suchen, dass man unzufrieden ist und den Grund bei den andern sucht?

Wie gesagt, sollte nur eine allgemeine Frage sein - hat nicht´s mit mir und meinem Sexualleben zu tun. Wollte nur mal "laut" drüber nachdenken, was man anderen, die mich mal fragen, "du, was ist normal" antworten kann ;-)
 
Re: Was ist "Normal"?

[quote Bernd69]
Klar, jeder sollte soviel Toleranz anderen gegenüber zeigen und sie deswegen nicht irgenwie als "Unnormal" bezeichnen. Aber liegt nicht dieses "normale" Verhalten in der Frage nach dem Normalen begründet? Wollen wir nicht alle, besonders was den Sex angeht, nicht wie einzelnen da stehen, sondern sagen können, wir haben nur 1x im Monat Sex, dass ist bei allen so? Möchte man damit nicht eine Entschuldingung dafür suchen, dass man unzufrieden ist und den Grund bei den andern sucht?[/quote]
Ich denke nicht, das man mit der Frage zwangsläufig den Grund bei jemand anderem sucht. Es ist eher eine Frage der Perspektive. Als soziale Wesen vergleichen wir uns permanent, mal mehr, mal weniger intensiv mit unserem Umfeld. Daher dürfte es eher die Unsicherheit um die eigene Position sein, die diese Fragen motiviert. Unzufriedenheit und Mißkommunikation ist sicherlich ein Auslöser für die Fragen, ob man mit dem eigenen Verhalten nicht vollständig daneben liegt.

Um mal kurz von mir zu berichten:
So war ich beispielsweise jahrelang damit unzufrieden sehr wenig Sex zu haben - doch fand ich das dies normal, so üblich sei. Und ich, der deutlich öfters wollte, eher ungewöhnlich. Bis ich herausfand, das die 1-2x Sex im Jahr, die wir hatten, in einer festen Beziehung doch eher ungewöhnlich sind - sprich, nicht ich habe einen ungewöhnlichen Wunsch, sondern mein Umfeld entspricht nicht dem, das ich benötige. Dafür brauchte ich eine Orientierung, eine Perspektive, um das herauszufinden. Für mich war das die Frage nach der "Normalität" - sind meine Vorstellungen überzogen, oder nicht?
 
Re: Was ist "Normal"?

Natürlich ist es nicht "überzogen", was deine Vorstellungen betrifft. Aber überleg doch mal, je nachdem WO du deine Frage stellst, und WER dir antwortet, wirst du unterschiedliche Antworten bekommen.

Die einen schreiben: "Was? 1-2x Sex im Jahr? Sooo viel?" und andere wiederum "Verlass deine Partnerin. Man sollte mindestens 3-4x in der Woche".

Daher die Frage: Wer oder was sollte die "Norm" festlegen an der man sein eigenes Leben orientieren kann?

Wie hättest du empfunden und reagiert, wenn du die Antwort bekomen hättest: "1-2x im Jahr - genau wie bei uns"?
 
Re: Was ist "Normal"?

[quote Bernd69]Natürlich ist es nicht "überzogen", was deine Vorstellungen betrifft. Aber überleg doch mal, je nachdem WO du deine Frage stellst, und WER dir antwortet, wirst du unterschiedliche Antworten bekommen.
[/quote]
Selbstverständlich, denn genauso individuell sind auch die Menschen, die das schreiben.
[quote Bernd69]
Die einen schreiben: "Was? 1-2x Sex im Jahr? Sooo viel?" und andere wiederum "Verlass deine Partnerin. Man sollte mindestens 3-4x in der Woche".
[/quote]
Diese Antworten habe ich natürlich auch bekommen. Das ist in diesem Falle natürlich nicht hilfreich, das auf eine bestimmte "Frequenz" festlegen zuwollen. Aber immerhin zeigt es, das ich 1. nicht allein einer "Wahnvorstellung" nachjage und 2. die Selbsterkenntnis, das ich das allein für mich bestimme, bzw. es an mir liegt, was ich als normal ansehe. Mit diesem Wissen kann ich mich selbst besser verstehen und mich gegebenfalls selbst oder mein Umfeld ändern.
[quote Bernd69]
Daher die Frage: Wer oder was sollte die "Norm" festlegen an der man sein eigenes Leben orientieren kann?
[/quote]
Die muß letztlich jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe mich dafür entschieden, das ich ersteinmal herausfinden wollte, was es überhaupt für verbreitete Vorstellungen gibt, um zu sehen, wie meine eigenen da hineinpassen. Sprich: Die "Grenzen" finden und schauen, wie ich selbst dort hineinpasse. In meinem Fall fand ich halt heraus, das unser "Niveau" eher grenzwertig ist.

Es geht daher glaube ich um eine Kombination aus dem "am meisten verbreiteten" und auch dem eigenen Empfinden dabei. Damit natürlich auch dem gesellschaftlichen Konsens und dem eigenen selbst. Wenn ich mich damit herumquäle, kann es noch so verbreitet sein - ich bin damit nicht glücklich. Andererseits kann ich auch unglücklich sein und feststellen, das ich mich selbst gewissermaßen im Abseits befinde. Letzteres war es jedenfalls bei mir.

[quote Bernd69]
Wie hättest du empfunden und reagiert, wenn du die Antwort bekomen hättest: "1-2x im Jahr - genau wie bei uns"?[/quote]
Angenommen, ich hätte herausgefunden, das dies "normal" sei. Nun, dann hätte ich mich damit abfinden müssen, ungewöhnliche Vorstellungen zu haben. Glücklich wäre ich damit per se nicht gewesen. Vielleicht hätte ich mir dann einen neuen Partner suchen müssen, der zu meiner Ungewöhnlichkeit besser passt - um es auf mein spezielles Problem zu reduzieren :-)
 
Re: Was ist "Normal"?

[quote berkel]Ich habe mich dafür entschieden, das ich ersteinmal herausfinden wollte, was es überhaupt für verbreitete Vorstellungen gibt, um zu sehen, wie meine eigenen da hineinpassen. Sprich: Die "Grenzen" finden und schauen, wie ich selbst dort hineinpasse. In meinem Fall fand ich halt heraus, das unser "Niveau" eher grenzwertig ist.[/quote]

Ich denke hiermit hast du es glaub ich sehr gut getroffen - Man sollte für sich nicht die Frage nach "Wie machen es die meisten" stellen, sondern einfach nur "Wie machen es andere" - völlig wertfrei halt.

Ich denke, dass man ja nur in dem Fall solch einer Frage nachgeht, wenn man unzufrieden mit der eigenen Situation ist. Wenn man glücklich ist, wenn man 3-4x die Woche mitander schläft, wird man ja nicht fragen: Ist 3-4x die Woche zu viel? Eher wird man solche Dinge thematisieren, wenn es einem zuwenig oder zuviel vorkommt oder das gefühl aufkommt, andere haben es "besser". Nur stellt sich dann die Frage: Ist es wirklich besser so zu leben? Man mag zwar nicht häufig miteinander schlafen, aber denoch glücklich miteinander zusammen leben.

Sicherlich ist bei so einer Frage doch leider nur die ein Aspekt der zugrunde gelegt wird. Ist fast so, als wenn man ein Auto nur nach dem Spritverbrauch kaufen würde

Finde daher deinen Denkansatz (Grenzen erkennen und dann die eigene Standortbestimmung) total gut.
 
Re: Was ist "Normal"?

[quote Bernd69]Ich denke, dass man ja nur in dem Fall solch einer Frage nachgeht, wenn man unzufrieden mit der eigenen Situation ist. Wenn man glücklich ist, wenn man 3-4x die Woche mitander schläft, wird man ja nicht fragen: Ist 3-4x die Woche zu viel? Eher wird man solche Dinge thematisieren, wenn es einem zuwenig oder zuviel vorkommt oder das gefühl aufkommt, andere haben es "besser".
[/quote]
Und auch ein weiteres: Man fragt eher nach, ob etwas nicht stimmt, wenn man unzufrieden ist - und das dürfte auch der Grund sein, warum man in zahlreichen Foren eher extreme Meinungen trifft. Denn die ganzen zufriedenen Paare werden dort eher nicht auftauchen :-)

[quote Bernd69]
Nur stellt sich dann die Frage: Ist es wirklich besser so zu leben? Man mag zwar nicht häufig miteinander schlafen, aber denoch glücklich miteinander zusammen leben.
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Das ist auch die Frage, die ich mir gestellt habe. Ist es besser, wenn ich mehr Sex habe, als momentan? Das war kaum zu beantworten - ich kannte das auch nicht wirklich anders. Es kommt nun auch nicht zwangsläufig auf die Häufigkeit an, sondern auch auf die Qualität und noch viele andere Faktoren, ob ich damit glücklich bin. Ich war weder mit der Qualität noch der Quantität auch nur annähernd zufrieden, also mußte ich für mich etwas tun.

Was ich allerdings anders kannte, ist die "normale" Zärtlichkeit, mal ein Kuss, eine Umarmung und ähnliches, die mir doch sehr fehlte. Und das war für mich mit der ausschlaggebende Grund, etwas zu ändern und zu versuchen herauszufinden, wie das anderen Paaren ergeht. "Denn so, wie bei uns... also so "schlecht" kann das doch nicht sein" war mein Gedanke.
[quote Bernd69]
Sicherlich ist bei so einer Frage doch leider nur die ein Aspekt der zugrunde gelegt wird. Ist fast so, als wenn man ein Auto nur nach dem Spritverbrauch kaufen würde
[/quote]
Natürlich - in eine Beziehung spielt nun noch deutlich mehr hinein, als sexuelle Zufriedenheit, das ist klar. Wie in den Autokauf auch ;-)
[quote Bernd69]
Finde daher deinen Denkansatz (Grenzen erkennen und dann die eigene Standortbestimmung) total gut.
[/quote]
Dankeschön. :-)
 
Re: Was ist "Normal"?

Normal ist was gefällt / oder das was dem Durchschnitt entspricht.

Du kannst Körperliche Merkmale wie Penisgröße nicht mit der häufigkeit von Sex vergleichen.

Das zweite ist: deine Frage ist berechtigt, leider ist das Wort "Normal" in unserer gesellschaft so wichtig, weil "nicht normal " zu sein schlächt ist.
Ich vermute es geht bei solchen Fragen um den Aspekt nicht "unnormal" sein zu wollen - und sich die Bestätigung zu holen das es anderen auch so geht.(8D)
 
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