RE: an alixdragon
RE: an alixdragon
>Möchtest Du mir damit sagen, dass eine Überprüfung der Cholesterinwerte bei jedem Arztbesuch erforderlich ist?<
Nein, ich möchte sagen, daß sich wenige Ärzte finden dürften, die einen erhöhten Cholesterinspiegel nicht für einen Risikofaktor und deshalb u.U. für behandlungsbedürftig halten.
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>- Ein Zusammenhang zwischen erhöhtem Cholesterinspiegel (bis 350) und Herzerkrankungen konnten bisher auch im Tierexperiment nicht nachgewiesen werden. Diverse Studien führen ebenso nicht zu dieser Erkenntnis. <
Dazu liegen mir schlichtweg andere Informationen vor.
Meines Wissens haben alle größeren Studien, in denen dieser Zusammenhang in den letzten 15 Jahren untersucht wurden (u.a. auch die von Dir genannte framingham-Studie oder die große nurses-health-Studie) ergeben, daß ein erhöhtes LDL-Cholesterin einer der Haupt-Risikofaktoren für Herzinfarkt/Schlaganfall darstellt. In der Seven-Countries-Studie wurde ein direkt proportionaler Zusammenhang zwischen Cholesterin-Wert und 10-Jahres-Mortalität festgestellt. Mit anderen Worten: Je höher das Cholesterin, desto höher das Risiko, in den folgenden 10 Jahren an Herzinfarkt zu versterben.
Das widerspricht jetzt auf den ersten Blick meinem zuvor gesagten, daß das Gesamtcholesterin heute kein adäquater Parameter mehr für eine Fettstoffwechselstörung ist und zu einem Lipidprofil immer die Bestimmung von Gesamtcholesterin, LDL/HDL-Cholesterin und Triglyzeriden gehört. Andererseits ist es sehr wahrscheinlich, daß ein erhöhtes Gesamtcholesterin mit einem erhöhten LDL-Cholesterin einhergeht, so daß es durchaus wieder Sinn macht.
Desweiteren konnte ebenfalls in großen Studien gezeigt werden, daß eine Behandlung mit Statinen (also Medikamenten, die u.a. das LDL-Cholesterin senken) daß Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant senkt. Da Statine selbst bei nicht oder kaum erhöhtem Cholesterinspiegel einen kardioprotektiven Effekt zeigen, kann man natürlich darüber spekulieren (und wird auch daran geforscht), ob dieser Effekt nicht auch durch andere Wirkmechanismen der Statine zustande kommt.
Des weiteren kann im Tierversuch sehr leicht durch eine atherogene Kost eine Atherosklerose erzeugt werden, was routinemäßig gemacht wird, um die Pathogenese und Therapiemöglichkeiten zu untersuchen. Ich habe leider auf die Schnelle keine Informationen gefunden, aus was diese Koste besteht, meines Wissens aber zumindest aus cholesterinhaltiger und kohlenhydratreicher Kost (Insulin hat ebenfalls einen stark atherogenen Effekt)
Da Herz-Kreislauferkrankungen nach wie vor die häufigste Todesursache in den westlichen Ländern ist, wurden zu diesem Thema auch die weltweit größten Studien mit tausenden von Teilnehmern durchgeführt. Ich kann kaum glauben, daß "keine einzige Statistik [...] gemäß sauberen wissenschaftlichen Kriterien erstellt" wurde, wie Du zitierst.
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>Verzeih einem Laien, wenn ich den Hinweis auf LDL, HDL, und Triglyzerin nicht verstehe. Bei letzterem handelt es sich zwar auch um ein Blutfett, doch wird in allen Diskussionen eigentlich nur vom Cholesterin gesprochen.
Auch wenn man LDL und HDL gerne mit Cholesterin in Verbindung bringt, ka sogar suggeriert, es handele sich um zwei verschiedene Cholesterinarten, ändert das nicht daran, dass es sich um Lipoproteine handelt. Sie werden vom Körper eingesetzt, um das nicht wasserlösliche Lipid Cholesterin im Blut transportieren zu können. Was genau soll dann die Erkrankungen auslösen: Die Verpackung, oder der Inhalt? Wie konnte die Natur so irren, dass in der Leber produziertes Cholesterin (immerhin rund 80%) in HDL verpackt wird, obwohl so schädlich, und per Nahrungsumstellung nicht zu ändern? Wie kommt es, dass die Menschheit mit stark überhöhtem Cholesterinspiegel bis heute ohne -senker ausgekommen ist? <
Ich weiß nicht, ob Du Dich hier vertippt hast oder nicht: Das HDL ist das "gute" Cholesterin, das LDL das "böse".
Wobei die Ausdrucksweise hier falsch ist: Es handelt sich nicht um verschiedene Formen von Cholesterin, sondern um verschiedene Transportformen von Fetten im Blutkreislauf. Man unterscheidet hier außer LDL und HDL auch noch Chylomikronen und VLDL. Diese Partikel unterscheiden sich in der Zusammensetzung und der Funktion. Vereinfacht gesagt haben LDL-Partikel den höchsten Cholesterinanteil und dienen dem Transport von Cholesterin aus der Leber in den Organismus, während HDL-Partikel einen hohen Proteinanteil haben und dem umgekehrtenTransport von Cholesterin aus der Peripherie zur Leber dienen. Dem Körper stehen nicht viele Möglichkeiten zur Elimination von Cholesterin zur Verfügung, eigentlich nur die Umwandlung in Gallensäuren (in der Leber) und die Ausscheidung über die Galle.
Somit läßt sich nicht einfach zwischen Verpackung und Inhalt trennen. Vereinfacht gesagt: Problematisch ist der Inhalt, aber die Verpackung bestimmt, was mit dem Inhalt geschieht: Wird er in die Peripherie gebracht, wo er evtl. zu einer "Verfettung" von Zellen oder Ablagerung in Gefäßplaques führt, oder wird er zur Leber gebracht, wo er über die Galle ausgeschieden werden kann?
Damit erscheint mit die Aussage "Sicher ist nur, dass jede Cholesterinsenkung nutzlos, gesundheitsgefährdend und oft tödlich ist." im Widerspruch zu den Ergebnissen der großen Studien, in denen dieser Zusammenhang untersucht wurde.
Zur Information: Ich habe das Buch von Prof. Hartenbach nicht gelesen. Ich habe übrigens auch keine der Studien gelesen bzw. versucht, die daraus gewonnen Erkenntnisse nachzuvollziehen bzw. die Statistiken nachzurechnen. Es fällt mir aber sehr schwer zu glauben, daß hier eine "Interessengruppe" (Pharmamafia?) systematisch die Ergebnisse verfälschen soll, während nur ein Mann (Prof. Hartenbach) die wahren Zusammenhänge erkannt hat. Das löst bei mir sehr starke Assoziationen mit Homöopathie oder Vollwerternährung nach Kollath oder Bruker aus und läßt mich an andere "Verschwörungstheorien" denken (mit diesem Begriff verknüpft findet man Prof. Hartenbachs Theorie im Internet massenhaft, was natürlich per se kein Argument dagegen ist!)
Zudem wundere ich mich über die Aussage:
"Ich würde jedem Arzt, der sich kritisch über meinen Cholesterinspiegel äußert, sogar jedem Arzt, der beginnen will, meinen Cholesterinspiegel zu messen, das Vertrauen entzie-hen. Suchen Sie im Zweifelsfall eine große Klinik auf, gleichgültig ob es sich um eine städtische oder um eine Universitätsklinik handelt. Diese sind weit-gehend Garanten für gut ausgebildete und kritische Ärzte.“
Schließlich wurde und werde ich an einer großen Universitätsklinik ausgebildet, und hier gilt es als ganz klar erwiesen, daß dem Lipidprofil eine enorm wichtige Rolle bei der Atherosklerose zukommt. Ich würde behaupten, daß ein Arzt, der bei einem kardiologischen Patienten NICHT auch das Cholesterin und den HDL/LDL-Quotienten berücksichtigt, einen massiven Rüffel seines Chefs bekommen würde.
Darf ich im Gegenzug fragen, ob Du außer dem Buch "Die Cholesterinlüge" (und Herrn Pollmer) noch andere Quellen hast, die der gängigen Auffassung von der Rolle des Cholesterins so widersprechen? Vielleicht hast Du auch Informationen zu Prof. Hartenbach selbst?
Thomas