RE: viel zu wenig durst
Wasser
Die normale Funktion des Körpers ist von der Konstanz seiner physikochemischen Grundwerte abhängig. Regulär wird diese Homöostase von Wasser und Salzen durch ausgleichende Aufnahme, Speicherung und Ausscheidung der Partner aufrecht erhalten. Schnell reagierende Puffersysteme sorgen für ein erstes, begrenztes Auffangen aller Abweichungen. Die genauere Kontrolle obliegt übergeordneten Regulationen, die eine Anpassung 3n die Erfordernisse gewährleisten. Kommt es trotz dieser mehrfachen Sicherungen durch deren Ausfall oder ihre Überforderung zu Entgleisungen, so ist die therapeutische Korrektur notwendig und oft eine entscheidende Maßnahme neben der Behandlung einer Grundkrankheit. In keinem Lebensalter sind Störungen dieser Art so häufig und werden schnell so bedrohlich, wie im Kindes -, vor allem im Säuglingsalter.
Das Wasser steht als Bausubstanz des Körpers an erster Stelle. Es ist nicht nur Lösungs - und Transportmittel, sondern gleichzeitig integrierender Bestandteil der Struktur und Partner der Stoffwechselprrozesse. Weiterhin ist die Wärmeregulation von seiner Verfügbarkeit abhängig.
Schematisch können wir uns den Wasserbestand des Körpers in vier Großräume verteilt denken, den Intrazellulärraum (ICR), den Extrazellulärraum (ECR), von dem der Plasmaraum als gesonderte Funktionseinheit abzugrenzen ist und schließlich den transzellulären Raum. Im Laufe des Lebens nimmt der prozentuale Anteil des Wassers am Körpergewicht ab (80% bei der Geburt, 60% beim Erwachsenen). Diese Minderung erfolgt vorwiegend auf Kosten des Extrazellulärraumes, während das Wasser des ICR eine mehr konstante Relation zum Körpergewicht einhält.
Auch der Wasserumsatz ist altersabhängig.
Während beim Erwachsenen 15% des extrazellulären Volumens täglich durchfluten, sind es beim Säugling ca. 50 %.
Auf das Körpergewicht bezogen tauscht der Erwachsene 1/35tel der kleine Säugling 1/6tel seines Gewichtes aus. So erklärt sich die große Abhängigkeit des Säuglings von einem stets ausreichenden Flüssigkeitsangebot. Bedingt ist dieser hohe Durchfluss durch den größeren Grundumsatz pro Körpergewicht, die dadurch reichlich anfallenden Schlacken und die Begrenzung ihrer Elimination durch die nur langsam steigende Konzentrationsleistung der Niere.
Der Basis - Wasserbedarf unter Grundumsatzbedingungen, im wesentlichen von der Perspiratio insensibilis und dem für die Nierenfunktion notwendigen Wasser abhängig, beträgt
bei einem Säugling in den ersten Lebensmonaten durchschnittlich etwa 60 ml/kg/Tag,
Ende des ersten Lebensjahres 50 ml/kg/Tagm
und bei einem über 3 Jahre alten Kind 40 bis 45 ml/kg/Tag.
Die Aufnahme bzw. Assimilation von Nahrung (vor allem von Protein) erhöht den Bedarf erheblich. In Übereinstimmung damit liegt die zum Gedeihen notwendige Menge an Milch in den ersten Lebensmonaten rund dreimal so hoch wie der Basisbedarf an Wasser. Der Erhaltungsbedarf an Natrium ist beim Säugling mit 2 mval/kg, der an Kalium mit 1 mval/kg pro Tag anzusetzen. Chlorid wird als Anion mit Natrium und Kalium zugeführt. Abnorme zusätzliche Verluste an Wasser und Elektrolyten durch Fieber, Hyperventilation, Schwitzen, Durchfall und/oder Erbrechen müssen möglichst innerhalb von 24 Stunden ersetzt werden.