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RE: Tiere sind Individuen
Hallo Silia.
Vielen Dank für die Antwort. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie Du Dich in der beschriebenen Situation fühlst. Springe mir aber bitte nicht wieder ins Gesicht, wenn ich behaupte, dass Du von einer "Riesenpanik" dann immer noch meilenweit entfernt bist. Wie schon beschrieben hast Du bei einer echten Panik keine Kontrolle mehr über Dein Verhalten. Nur Deine Instinkte werden Dich dann noch handeln lassen. Erst in dieser Situartion wäre Dein handeln mit dem eines Tieres vergleichbar: Beide werden von uralten Programmen (Instinkten) gesteuert. Von dem was landläufig einen "Menschen" ausmacht ist nicht mehr viel vorhanden.
Ganz anders ist das Verhalten Deiner Katze zu bewerten. Ein fremdes Lebewesen dringt in ihren Sicherheitsbereich ein. Dabei handelt es sich um ein wesentlich grösseres Wesen. Sofort tritt die erste Stufe in Kraft: Flucht und/oder verstecken. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, dass real gar keine bedrohliche Situation vorliegt. Beugt sich Dein Besuch jetzt runter und versucht ganz freundlich Deine Katze an zu sprechen, folgt Stufe 2: Drohen. Deine Katze macht einen Buckel, die Haare stellen sich auf, der Schwanz peitscht. Immer noch liegt keine bedrohliche Situation vor, aber die Katze kann garnicht anders, weil sie von Verhaltensprogrammen gesteuert wird. Wenn Dein Besuch jetzt noch versucht die Katze an zu fassen, folgt Stufe 3: Da keine weitere Fluchmöglichkeit besteht, heisst das Angriff. Der Besuch zieh seine blutende Hand zurück, verflucht die "Blöde" Katze und entfernt sich von ihr. Für die "Natur" hat sich also das Programm bewährt, denn es ist wieder eine sichere Lage hergestellt. Dein Besuch hält Deine Katze für agressiv und verschlagen, denn er wollte doch nur mit ihr schmusen.
Verstehe mich nicht falsch: Ich unterstelle Deinem fiktiven Besuch nur, dass er kein ausgeprägter Katzenkenner ist.
Auch Dein Einwand der Evolution ist sehr interessant. Nach heutigen Erkenntnissen entwickelte ALLES Leben auf der Erde aus einzelligen Meeresbewohnern. Der Genetiker kann Dir heute auf die letzte Kommastelle Deine genetische Verwandtschaft mit z. B. einer Tomate nennen. Trotzdem sind wir weit von unserem gemeinsamen Vorfahren entfernt. Das gilt gleichermaßen auch für die Tiere (zu denen ich natürlich auch den Menschen zähle). Obwohl viele Lösungen, die sich in der Entwicklung als passend erwiesen, in allen Gattungen beibehalten´haben, sind die einzelnen Arten im Laufe der Geschichte immer weiter aus einander gedriftet. Ein Indikator dafür ist die Kreuzungsmöglichkeit. Es ist durchaus möglich und auch üblich, Esel und Pferde zu kreuzen. Der Verwandtschaftsgrad ist sehr hoch. Allerdings ist es möglich, den Menschen mit seinem nächsten genetischen Verwandten zu kreuzen. Die Abzweigung im gemeinsamen Stammbaum liegt zu weit zurück. Nicht nur in diesem Bereich, sondern auch in der Entwicklung des Gehirnes haben sich die Wege schon vor sehr langer Zeit getrennt. Das menschliche Gehirn wird durch die proportional überdimensionierte Grosshirnrinde dominiert. In Deinen Vergleich Katze/Mensch bedeutet das:
Katze:
Es gibt keine bedrohliche Situation! Es gibt ausnahmslos eine festes unabänderliches genetisches Programm, welchen jenseits eines Bewusstseins abläuft.
Mensch:
Er hat ein Bewusstsein, welches ihm sofort alle Möglichen Konsequenzen aufzeigt. Die Folge ist, er hat Angst. Die Folge ist eigentlich fatal, denn Angst hindert ihn zu handeln. Nicht von ungefähr spricht man von "vor Angst gelähmt". Artet die Situation soweit aus, dass der Mensch um sein Leben fürchtet, schaltet sich das Zwischenhirn ein, und übernimmt die Steuerung. Dann verhält er sich genau so sein Rassenvorfahr in grauer Vorzeit. Je nach Situation fo´lgen Flucht, Verstecken und Angriff.
Die Steuerung durch den Menschen ist dramatisch reduziert, bis im Extremfall nicht mehr vorhanden.
Es ist richtig, dass ich auch nicht immer weis, was der andere denkt und fühlt, wenn er es mir nicht erzählt. Das liegt auch daran, dass wir reden können. Dieses Können hat dazu geführt, dass wir in der Regel kaum noch auf die Körpersprache achten, oder diese interpretieren können. Darin sind wir den anderen Tierarten weit unterlegen.
Natürlich habe ich keine Antwort auf die Frage, warum der Mensch im Gegensatz zu allen anderen Tierarten über ein Bewusstsein verfügt. Wenn ich mir aber anschaue, was der Mensch mit diesem Bewusstsein anrichtet, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das ein Fehler der Natur oder sogar ein Unfall in der Entwicklung war............
Viele Grüsse
Frodo
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