Wie verarbeitet man diesen Schock um heute noch damit umgehen zu können ?
Schwierig.
Mara, ich hoffe du verzeihst mir, wenn ich in deinem Thread Anekdoten aus meiner Kindheit erzähle?
Wenn nicht, einfach dazwischenhauen!
Das Ding war, dass eine verfeindete Bande Steine in das Wespennest warf, ich konnte aber nicht sehen was die da taten und die Wespen flogen dann auf mich los, als ich vorbei ging.
Traumatisch war sicher dass, während ich Fersengeld gab und laut um Hilfe rief, die Nachbarn nur irritiert schauten und dann weiter gingen, die konnten natürlich auch nicht die Ursache meiner Schreie erkennen und ich hatte verdammtest Glück dass mir keines der Tierchen in den Rachen flog.
Mein ältester Bruder hörte dann irgendwann die Schreie, kam aus dem Haus und reagierte sofort, er zog mir den Pullover aus und warf ihn zur Seite, fast der ganze Schwarm stürzte sich dann auf den Pullover.
Endlich im sicheren Haus, kamen dann die Wespen aus etlichen Körperregionen gekrochen, aus den Kniekehlen, aus der Unterwäsche, sogar aus den Ohren und ich bekam natürlich einen hysterischen Anfall, wo ich meinen Bruder noch heute dafür bewundere wie erwachsen und ruhig er mit der Situation umgegangen ist.
Leider hatte er eine wichtige Arbeit an der Uni, die er wohl auch nicht schieben konnte und somit keine Zeit im RTW mitzufahren, so bat er meinen anderen großen Bruder das zu übernehmen.
Der meinte nur dass man ja nix sieht und alles gut ist (Schwellung kommt ja erst zeitversetzt), er hätte auch besseres zu tun und ging weg um sich mit Freunden zu treffen.
Mein ältester Bruder hat dann seine Arbeit sausen lassen und ist mitgefahren, was ihm im Studium natürlich wichtige Zeit gekostet hat, einen Schein.
Das hat jedenfalls einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen, alles einfach stehen und liegen zu lassen um sich um die kleine Schwester zu kümmern und auf der anderen Seite der grenzenlose Egoismus wo die kleine Schwester nur stört, egal was ist und trotz der eindringlichen Bitte mich zu begleiten und Schilderung was aufgrund der Stiche passieren kann.
Im Grunde genommen hat er mein Ableben für das eigene Vergnügen in Kauf genommen, dieser Bruder sagte auch dass man einfach keinen RTW rufen müsste und weg war er.
Ich glaube das hat mich sehr geprägt und mir sehr bewusst gemacht wie die Menschen sind, auch wenn es welche sind die einen eigentlich helfen sollte, besonders in dem Alter in dem ich war.
Natürlich habe ich dann Jahre, wohl auch Jahrzehnte, eine sehr ausgeprägte Wespenphobie gehabt, bin immer weggerannt wenn nur eine in Sicht kam und wenn es summte auch, egal ob Wespe, Hummel, Biene oder sonst was.
Der Pullover den ich damals trug wurde von meiner Oma gewaschen und weil wir es nicht so dicke hatten musste ich ihn immer mal wieder anziehen und jedes Mal stach es wie verrückt überall, irgendwann habe ich ihn verschwinden lassen.
Kein Essen draußen und wenn nur mit Joggingeinlagen, was trinken gehen am liebsten immer in Innenräumen, Pflaumenkuchen hasse ich nur aus dem Grund weil da immer die Wespen dran hängen, kam eine Wespe an mein Glas oder Teller konnte ich das nicht mehr essen/trinken, bei Waldspaziergängen bin ich kilometerweit gerannt, von einer Wespe verfolgt.
Aber eines Tage beschloss ich das einfach mal ein bisschen auszuhalten und dann immer länger.
Das hat recht gut funktioniert, mittlerweile kann ich mit Wespen an einem Tisch sein, sie können mir sogar recht nahe kommen und ich kann es einigermaßen aushalten.
Natürlich kommt irgendwann ein Punkt wo dann doch geflüchtet wird, aber es ist ein geordneter Rückzug und ich glaube dass ist dieser Punkt den die meisten Menschen auch kennen.
Bei mir kommt der Punkt nur etwas öfter als bei anderen, denn all meine Bekannten und Freunde bescheinigen mir, dass sie Ruhe vor den Wespen haben sobald ich in der Nähe bin, sie kommen dann in erster Linie zu mir und natürlich endet dann irgendwann der Mut dies weiter zu ertragen.
Mittlerweile ist es ok, nur wenns richtig heiß ist wird es ein wenig mehr zum Problem, wegen der Veränderung im Verhalten der Wespen die dann ja ihre Brut nicht mehr versorgen müssen und sich intensiv und aggressiv über die menschlichen Leckereien her machen.
Vielleicht habe ich auch so viel Wespengift abbekommen, dass sie mich für eine ihrer Schwester halten und deshalb immer meine Nähe suchen anstatt es auch mal mit jemand anderen zu versuchen und ich wurde ja auch seither von keiner mehr gestochen, Schwestern sticht die Wespe nicht.
