RE: Thema ADHS ...
Hallo Gast 1000,
ich hoffe, daß Du diesen Thread nochmal besuchst, denn ich möchte Dir gerne darauf antworten.
Auch ich habe immer gedacht, daß ADS eine Art von 'Ausredekrankheit' ist und mir schwerste Vorwürfe gemacht, weil alle Maßnahmen, jeder Versuch, ein 'normales Leben' zu gestalten, mit Freunden (die wenigen, die er hat, sind leider nicht zuverlässig), mit Ausflügen, Fußball-/ oder Schwimmvereine (in die er nicht wollte), kreatives Gestalten zu Hause, zusammen kochen, Hausaufgaben betreuen, fehlgeschlagen sind.
Ich bin dabei, mich gut zu informieren. Was ist ADHS? Wie kann man es diagnostizieren? Wie kann man es behandeln? Was sind das für Medikamente?
ADHS ist tatsächlich eine Stoffwechselstörung, so wie es sie zum Beispiel auch bei der Schilddrüse geben kann. Deshalb kann man auch schon sehr früh einen sehr typischen Lebenslauf feststellen. Also auch Säuglinge zeigen schon Auffälligkeiten.
Bei meinem Kind gingen Wutausbrüche über das normale Maß weit hinaus. 45 Minuten Schreien, als würde er abgeschlachtet, waren normal 2-3 mal am Tag, wenn er z.B. seinen Willen nicht bekommen hat. Kaum soziale Kontakte, Angst vor allem und jedem, auch als Baby schon. 'Komische' Spiele (z.B. alles Mögliche in Papiertaschentücher wickeln und mit Tesa umkleben - ständig.) Sammeln, was das Zeug hält. Spiele spielt er häufig 'unorganisiert'. Sicher machen das andere auch, aber sie haben wenigstens hin und wieder eine 'Struktur in sich' - ich weiß nicht, wie ich das sonst erklären soll. Keine Zärtlichkeiten geben und auch nicht haben wollen.
Manche Kinder sind extrem unruhig, andere machen 'nur' ständig 'Fingerspiele' oder 'knibbeln' mit den Augen und kratzen die Nase, oder träumen vor sich ihn.
Sehr wichtig ist, daß man das Gefühl hat, alle 'Erziehungsmethoden' die bei anderen Kindern funktionieren, funktionieren hier überhaupt nicht!
Das Kind lernt nicht aus Konsequenzen!
Und man macht sich selber Vorwürfe, weil man glaubt, es nicht richtig zu machen.
Wenn ich meinen Sohn etwas fragte, kam es mir oft so vor, als wäre er 'ein Stück Seife', weil er immer 'entwischte', vielleicht weißt Du, was ich meine?
Hinzu kommen seine massiven Schulprobleme. Er ist ein sehr kluger Junge, könnte auf's Gymnasium, wenn man den IQ Tests glaubt, und man merkt es auch ganz einfach. Er interessiert sich für wissenschaftliche Sendungen und macht 'Experimente' aber wäre beinahe auf der Hauptschule gelandet, weil er nur schlecht schreiben, sich kaum konzentrieren kann und er integriert sich schlecht in Gruppen.
Ich habe noch einen Sohn, der ist nicht so. Bei ihm haben ganz normale Erziehungsmaßnahmen auch ganz normalen Erfolg. er ist kontaktfreudig, verschmust und ausgeglichen.
Das Medikament ist kein 'Tranquilizer' oder eine abhängig machende Droge, sondern sie stimuliert und verbessert den Stoffwechsel des Gehirns. Wie gesagt, sie macht nicht süchtig und sie dämpft nicht! Normalerweise kann man einen aufgedrehten Menschen nicht mit Stimulanzien ruhig stellen. Das geht nur dann, wenn der Körper nicht richtig funktioniert.
Ruhig werden die Kinder, weil sie sich nicht mehr anstrengen müssen. Setzt man das Medikament ab, so ist die Wirkung auch weg.
Vergleichbar aufgedreht ist ein normaler Körper schon mal, wenn er z.B. übermüdet ist. Das kennst Du vielleicht von Deinen eigenen Kindern.
Ob mein Sohn dieses Medikament bekommen sollte, werde ich mir noch reichlich überlegen, denn irgendwie hat man ja doch ein komisches Gefühl dabei, trotz der guten Aufklärung darüber.
Ich hoffe, Du hast einen Einblick nehmen können und kannst Dir nun ein etwas kompetenteres Urteil bilden. Wenn man nämlich keine Ahnung hat, kann man über alles unqualifiziert seinen Senf dazu geben. Und das hat mich sehr verletzt.
Gruß,
Gutemine