RE: Schon wieder Scharlach???
Scharlach ist keine Erkrankung, die nach dem 1. Mal immun macht. Sie kann immer wieder auftreten. Obwohl Scharlach meist keine gefährliche Erkrankung bedeutet, möchte ich gerne ein paar Aspekte aus früheren Beiträgen hierher kopieren:
1) Scharlach ist meist nur selten ernst. Nur bei sehr gegen das Bakterium empfindlichen Kindern kann die Erkrankung zu Folgeerscheinungen (rheum. Fieber, Nieren- oder Herzbeschwerden etc.) führen.
Scharlach wird oft auch, selbst wenn diagnostiziert, ohne Penicillin behandelt (dieses verkürzt die Krankheitsdauer und die Ansteckungsgefahr und - es wird lt. „Bundesseuchengesetz“ dann nicht „abgesondert“ gehalten). Scharlach ist übrigens jederzeit zu Rezidiven bereit, zumal es mittlerweile eine Vielzahl verschiedener Scharlach-Erreger gibt (Viele Fachmediziner machen übrigens eine zu häufige AB-Gabe dafür verantwortlich...)
Der Scharlachverlauf sollte trotzdem unbedingt im Auge behalten werden, denn unbehandelter Scharlach erfordert zeitlich ein wenig mehr Ruhe zur Rekonvaleszenz, Zwischen- und Nachsorge als ohne AB durchzustehender, damit man etwaige Komplikationen (MOE etc.) sofort behandeln kann.
Viele Mediziner wollen die unterschiedlichsten Gründe dafür verantwortlich machen. In einfachen Worten:
a) „...Rezidive sind oft der Fall, wenn das Penicillin zu früh abgesetzt wurde...“
b) „...Immunität besteht nach der Krankheit nur, wenn kein Penicillin gegeben wurde (und immer nur gegen diesen einen Bakterientyp, eine erneute Infektion durch einen anderen Typ ist daher möglich)...“
c) „...da es mindestens 3 (vielleicht sogar 5) verschiedene Scharlacherreger gibt, erkranken manche Kinder (bis zu 5%) mehrmals an Scharlach. Diese Zweiterkrankungen haben nichts damit zu tun, ob das Kind mit Penicillin behandelt wurde...“
d) „...Bakterien lösen zwar zweifellos Scharlach aus, aber nur dasjenige Kind erkrankt daran, dessen Gesamtentwicklung die Bereitschaft zum spezifischen Krankheitsprozeß zulässt. Ein etwa durch sofortige Penicillingabe unterdrückter Scharlach kann sich nach wenigen Wochen wiederholen, u.U. sogar mehrmals...“
e) „...ein Scharlach-Rezidiv tritt erfahrungsgemäß nach antibiotischer Behandlung wesentlich häufiger auf. Auch tritt nach Penicillinbehandlung bald eine „indirekte Resistenz“ auf; d.h. in den Mandeln siedeln andere Keime, die das Penicillin auflösen und den Streptokokken dadurch „Schützenhilfe“ leisten...“
Das alles sind bisher immer mehr, aber unterlegte Vermutungen. Trotzdem sollte an eine penicillinfreie Behandlung gedacht werden.
Tatsächlich bedeutet Scharlach heute kaum ein schwere Erkrankung und kann meist ohne Penicillin „durchstanden“ werden. Die gefürchteten Komplikationen wie Nierenentzündungen, rheumatisches Fieber etc. sind ziemlich selten geworden, auch wenn das Risiko in einigen Fällen besteht, wenn ein Kind „sehr empfindlich“ (ganz plump ausgedrückt) auf das jeweilige Bakterium reagiert. Andererseits ist es kein Ammenmärchen, sondern statistisch nachgewiesen, dass eine Scharlach-Erkrankung, die durch eine Penicillinbehandlung (auch wenn diese zur empfohlenen Dauer eingenommen wird; die Befürworter der AB machen oft ein „Aufflackern“ des Bakteriums dafür verantwortlich, dass das AB nicht bis zum Ende eingenommen wurde, wenn die Krankheit erneut ausbricht – das ist aber so nicht 100% richtig... ) abgeschwächt bzw. unterdrückt wird, innerhalb weniger Wochen viel öfter wiederkehrt als bei der „Durchmachung“ der Erkrankung. (Achtung: auch ein Kind, das ohne AB eine Scharlacherkrankung durchstanden hat, kann nach kurzer Zeit erneut erkranken – dann sind jedoch in den meisten Fällen neuartige Erreger verantwortlich).
Richtig ist, dass eine Scharlacherkrankung, die ohne AB behandelt wird, eine regelmäßige Kontrolle beim behandelnden Arzt voraussetzen sollte, um die etwaigen Komplikationen im Griff zu halten. Dazu sollten eigentlich, insb. Bei Unsicherheiten, zwischendurch Herz- und auch Urinkontrollen gehören. Ein abschließender Rachenabstrich (in NRW glaube ich vorgeschrieben) gibt dann das grüne Licht für den „öffentlichen Verkehr“.
Abtl A: Scharlach sowie seine gefürchteten Nachfolgekomplikationen sind durch Penicillin gut in den Griff zu bekommen! Auf ein Penicillin zu verzichten ist verantwortungslos! Außerdem sind die Kinder schnell wieder „fit“; zudem ist die Ansteckungsdauer gering und sie können nach kurzer Zeit wieder den KiGa/die Schule besuchen.
Abtl B: Scharlach kann unter ärztlicher Kontrolle auf eine Penicillin-Therapie verzichten! Es handelt sich jedoch noch immer um eine Krankheit, die den Körper stark „abbauen“ lassen kann. Hat das Immunsystem aus eigener „Kraft“ – ohne äußere“Hilfsmittel“ mit dem jeweiligen Erreger zu „kämpfen“, dauert es erstens ein wenig länger, auch den „letzten“ Eindringling zu „besiegen“, man sollte dem Körper aus demselben Grund auch eine längere Rekonvaleszenz zugestehen.
Gute Besserung Pépé