RE: schmerzende Gelenke
Lieber Jochen,
danke für die Ergänzung.
Sie schneiden ein ganz wichtiges Problem an: Den Umgang mit Medikamenten. Das meine ich in zweierlei Hinsicht: Sowohl im eigentlichen, aber auch im übertragenen Sinn. Lassen Sie mich mit letztem anfangen.
Die Abneigung gegen die Einnahme von Medikamenten ist weit verbreitet und sicher auch zunächst verständlich: Sie bedeutet die Einhaltung einer bestimmten Disziplin, die Änderung des Tagesablaufes und - nicht selten - auch eine Einschränkung der Freiheit von störenden Terminen.
Aber: Wie immer muss man den Vorteil eines Tuns mit den möglichen Nachteilen vergleichen und dann entscheiden, was überwiegt.
Nach Ihrer Schilderung sind für Sie die Schmerzen sehr belastend und schränken Ihre Lebensqualität deutlich ein. Wenn Sie nun aber eine medikamentöse Einstellung hätten, unter der die Schmerzen deutlich reduziert würden - könnte man dann nicht die oben beschriebenen Nachteile in Kauf nehmen? Die weit verbreitete Annahme, alle Medikamente würden auch schaden, ist so in dieser pauschalen Formulierung nicht zutreffend! Sicher gibt es eine Reihe von Pharmaka, bei deren Anwendung mit schweren Nebenwirkungen bei nahezu jedem Patienten zu rechnen ist. Anders ist es bei vielen Schmerzmedikamenten: Oft überwiegt die Hauptwirkung, und die unerwünschten und störenden Nebenwirkungen treten, zumindest bei regelmäßiger Einnahme über einen längeren Zeitraum, mehr und mehr in den Hintergrund. Somit erweisen sich glücklicherweise viele Bedenken als Vor-Urteile und damit als unbegründet. Natürlich kann man nie vorhersagen, ob bei einem ganz bestimmten Patienten (z. B. bei Ihnen) das Medikament A verträglich ist , auch wenn es von vielen anderen vertragen wird. Also wird man dann zum Medikament B oder C greifen müssen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen ein Medikament wirksam zumindest gegen die Schmerzen helfen kann, ist sehr groß.
Der zweite Gedanke betrifft die Einnahme der Präparate: Die Wissenschaft hat uns so genannte retardierte Präparate zur Verfügung gestellt, welche deutlich länger wirken - z. B. 8, 12, 24 Stunden oder gar einige Tage. Das erfordert jedoch die Einnahme nach einem strengen Zeitschema, welches sich eben nach der, für den Arzt bekannten, Wirkungsdauer richtet. Konkret würden Sie also das Medikament nicht mehr z. B. "3 x täglich" verordnet bekommen, sondern die Einnahme müsste dann "8-stündlich" erfolgen: Ein kleiner Unterschied mit oft verblüffend großen Folgen! So entsteht nämlich nach einigen Tagen ein konstanter Wirkspiegel im Blut, und (nur!) unter diesen Bedingungen sind die Hauptwirkungen am besten ausgeprägt und die Nebenwirkungen am geringsten.
Lassen Sie sich bitte aus meiner Erfahrung unterstreichen: Heute verfügen wir zum Glück über hochwirksame Schmerzmedikamente, die auch bei Langzeiteinnahme unter ärztlicher Kontrolle nicht nur den Schmerz erträglich machen, sondern Ihnen eine neue, bessere Lebensqualität geben können.
Manche Mediziner formulieren eine Aussage, die ich persönlich als ausgesprochen dumm empfinde: "Mit den Schmerzen müssen Sie leben...!" Aber keinesfalls intelligenter ist eine ebenso anzutreffende Auffassung: "Lieber Schmerzen ertragen, als dass ich Medikamente einnehme." Wer käme auf die Idee, die Feuerwehr beim Löschen eines Wohnungsbrandes zu behindern - es könne ja Wasserflecken geben ;-) ...
Lassen Sie mich den etwas längeren Beitrag kurz zusammenfassen: Beraten Sie mit Ihrem Arzt, ggf. auch mit einem Schmerztherapeuten, ob nicht eine sinnvolle Kombination von Schmerzmedikamenten Ihnen das Leben wieder lebens-WERTer machen würde - und dann kämpfen Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt um das für Sie beste Ergebnis.Sie wissen ja: Wer kämpf, KANN verlieren; wer nicht kämpft, HAT verloren.
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http://www.m-ww.de/pharmakologie/arzneimittel/schmerzmittel/
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen baldige Besserung und bin
mit guten Wünschen für Sie
Ihr
cfw