RE: Venenverschluß im rechten OS
RE: Venenverschluß im rechten OS
Sehr geehrter Herr Braun,
wenn ich Sie richtig verstehe, haben Sie Durchblutungsstörungen und infolge dessen ist Ihre Gehstrecke auf 100 m begrenzt. Man hat versucht, einen Verschlussprozess am Bein mit einem Bypass zu überbrücken, drei Mal, aber leider ohne Erfolg. Die Frage nach dem Stent lässt sich aus der Ferne nicht beantworten, aber sie ist meines Erachtens zweitrangig. Lassen Sie mich im Anschluss erklären, warum.
Zunächst: Warum hat das mit dem Bypass nicht geklappt? Wir nannten das früher: Autobahn mündet auf Fußweg. Das will sagen: Die Arterie, an der die Vene oben angeschlossen wurde, ist viel dicker als diejenige, an die unten angeschlossen wurde. Die Umgehung (Vene oder Bypass) ist aber (unten und oben) gleich dick. Daher kommt es "unten" relativ leicht zum Stau und infolgedessen zum Verschluss. Das ist einer der Gründe, warum man immer weniger solche Durchblutungsstörungen operiert, obwohl man anfangs ganz begeistert war von der Idee, eine kranke Ader durch eine gesunde Vene zu umgehen. Es gibt es noch weitere Probleme, das Autobahn auf Fußweg-Problem ist nur ein Aspekt, aber ein sehr wichtiger und einleuchtender, wie ich meine.
Bypass klappt nicht: Kein Grund zum unglücklich sein!
Der Körper kann selber Umleitungen schaffen. Und wenn er das tut, dann hält diese Umleitung "ewig".
Ewig gilt mit der Einschränkung, dass auch diese Adern dem Verschleiss unterliegen, dem die anderen Adern unterliegen, denen es jetzt schlecht geht. In dem Zusammenhang, wie überhaupt zur Verbesserung der Prognose, ist es wichtig, die Risikofaktoren zu erkennen und auszuschalten. Aber dazu ein ander Mal.
Zurück zu den Umleitungen, die der Körper zur Verfügung stellen kann:
Der Körper macht das, wenn man ihn dazu nachdrücklich auffordert. Und dazu braucht man ein gezieltes Gehtraining. Das geht so:
Gehtraining:
In flottem Tempo möglichst auf ebener Strecke gehen und entweder die Schritte zählen oder sich das Haus merken oder die Entfernung sonstwie einschätzen, die man gehen kann BIS die Schmerzen kommen. Von dieser Strecke 10 Prozent abziehen, also x Schritte, x Meter oder einfach zwei Häuser, wenn es in der Innenstadt ist. Das ist die Trainingsstrecke. Die geht man zwei Mal am Tag und zwar so oft, dass man auf etwa zwei Mal zwanzig Minuten kommt. Nach der Trainingsstrecke immer eine kurze Pause einlegen, DAMIT KEINE SCHMERZEN AUFTRETEN!
Ganz Ungeduldige dürfen ein Mal pro Woche austesten, ob sich die Strecke schon verbessert hat. Alle anderen warten vier Wochen bis zu ersten Kontrolle.
Dieses Gehtraining hilft eigentlich immer. Es ist aber nicht ungewöhnlich, dass man erst nach drei Monaten den Effekt messen kann.
Mit Geduld und Disziplin kommen Sie ans Ziel!
Probieren Sie das Gehtraining und Sie werden davon profitieren, das steht außer Frage.
Die Gehstrecke ist das eine Kriterium, das man messen kann. Das zweite ist der Blutdruck in den Arterien am Fuß. Auch der bessert sich durch diese Maßnahme. Fragen Sie Ihren Hausarzt, ob er die Messung macht oder wer sonst das tun kann. Denken Sie daran, dass der Erfolg unter Umständen erst nach drei Monaten mess- und spürbar wird, aber lassen Sie sich nicht entmutigen. Eine Patientin, bei der schon alles versucht worden war (operativ und Stent und Dilatation) und die viel älter war als Sie (über 80) ist drei Monate nach Beginn des Gehtrainings über den Wallberg gewandert. Der ist in Bayern, bei Bad Tölz und ich komme dabei locker in´s Schnaufen und bleibe mehrmals stehen ...
So viel für heute. Fortsetzung gerne ein ander Mal.
Dr. Ive Schaaf