Re: schlechtes Gewissen
Liebe struwellotte,
es ist ein Riesenunterschied, ob die Demenz in jungen Jahren, wie bei Ihrer Mutter, oder erst später, im höheren Alter, auftritt. Bei den älteren Patienten verläuft die Demenz oft viel weniger dramatisch und schreitet auch langsamer voran. Deshalb ist es da eher möglich, das zu Hause zu versuchen (alles unter einen Hut bekommt man aber nicht, man muss an anderer Stelle streichen).
Ein starker Ehepartner kann vielleicht eine schwere Demenz, wie bei Ihrer Mutter, eine Zeitlang tragen (mit viel Hilfe), aber ganz sicher nur in den seltensten Fällen auf Dauer.
In Ihrem Fall ist es ganz bestimmt vernünftig und auch das Beste für Ihre Mutter, in fachgerechter Betreuung zu sein. Da hat man oft gar keine Wahl, es gibt nur diesen einen Weg.
Schön wäre es, wenn Sie sich möglichst oft Zeit nehmen, sie zu besuchen. Ich könnte mir denken, dass man auch versucht ist, dem ganz zu entfliehen, was verständlich wäre, aber das wäre schade und Sie würden es später vielleicht bedauern.
Ich bewundere Euch jüngere Leute. Ich denke, es ist noch eine ganze Menge schwerer, damit umzugehen, wenn die Lebensplanung im Wachsen ist und man eigentlich eher auf Leben gestimmt ist und nicht auf Abschiednehmen. Ich wünsche Ihnen trotz allem, dass Sie das Schwere annehmen können und noch gute Stunden mit Ihrer Mutter verleben können, wenn es auch sicher auf einer ganz anderen und ungewohnten Ebene sein wird.
Ganz liebe Grüße,
Eva Franziska
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Mein Steckbrief (Stand März 2012): Mutter, 88, betreut von mir (Tochter), 55, selbstständig. Keine weiteren Verwandten; Wohnen im selben Haus; Schweregrad: mittleres Stadium; Verstärkte Auffälligkeiten seit zirka 2006 nach Narkose wegen Arm-OP. Therapie nach Diagnose seit August 2009: Citalopram 20mg, Aricept 5mg, 1x/Woche Krankengymnastik wegen Gang-Ataxie; 1x/Woche tiergestützte Ergotherapie mit Hirnleistungstraining; 1x/Woche Begeitung bei kurzen Spaziergängen mit Gesprächaustausch und anschließendem Singen, oder einfache Gymnastikübungen). Ich versuche hauptsächlich mit Hilfe integrativer Validation (Nicole Richard) die Grundstimmung zu stabilisieren.