Schieloperation / wie lange warten?

[Annablume]

Es wird nun definitiv eine Augenmuskeloperation bei unserem Sohn geben. Das Schielen, dass noch vor einigen Wochen jeden zweiten Tag aufgetaucht ist, ist mittlerweile häufiger geworden und wir machen uns nun doch Sorgen, dass wir vielleicht zu spät sein könnten. Es geht nicht um eine kosmetische Korrektur, auch wenn ich das nicht ganz ausser Acht lassen möchte, doch vor allem geht und ging es uns darum, ein mögliches räumliches Sehen aufrecht zu erhalten, bzw. auch ein beidäugiges Sehen. Im Moment sieht es aber so aus, dass mein Sohn jeden zweiten Tag am Vormittag nicht schielt, ab dem Mittag jedoch damit beginnt, an den anderen Tagen jedoch permanent schielt und ich mir Sorgen mache, ob das nun damit zusammenhängt, ob er einfach zu müde ist und das beidäugige Sehen ihn zu fest anstrengt oder aber ob sein Gehirn sich mittlerweile darauf eingestellt hat dass die Augen schielen sollen. Ich hoffe ich habe mich einigermassen deutlich ausdrücken können.
Meine Frage ist, wie lange kann unser Sohn permanent schielen ohne zu verlernen mit beiden Augen zu sehen, bzw. sogar sein räumliches Sehen, dass wenig vorhanden ist beizubehalten.
Vielen Dank für Ihre Hilfe

 

[Gast]

Re: Schieloperation / wie lange warten?

Hallo, das ist abhängig von der zugrunde liegenden Diagnose. Hat bereits Binokularsehen bestanden und liegt ein sogenanntes "Normosensorisches Spätschielen" vor, ist eine Sofort-OP innerhalb weniger Wochen nach Schielbeginn unbedingt angezeigt. Ansonsten sollte bis zur OP zumindest ein Prismenausgleich verordnet werden, unter dem das Binokularsehen aufrecht erhalten werden kann. In diesem Fall kann man die OP auch etwas hinausschieben.

Ganz allgemein würde ich bei der geschilderten Situation jedoch eher zu einer baldigen OP raten und nicht mehr Wochen oder gar Monate abwarten, wenn sie denn ohnehin geplant ist. Selbst ein paar Wochen manifestes Schielen kann unter Umständen bereits das beidäugige Sehen dauerhaft schädigen.

 

[Annablume]

Re: Schieloperation / wie lange warten?

Hallo

Danke für Ihre Antwort. Es wurde ein dekompensiertes Mikroschielen diagnostiziert mit einer wenn auch geringeren räumlichen Sehfähigkeit. Allerdings sind sich die Experten nicht sicher ob es wirklich vorher ein Mikroschielen war oder nicht. Das sichtbare Schielen selber wurde erst vor 1,5 Jahren "entdeckt". Mein Sohn wird nächstes Jahr 6. Ich habe vor Monaten schon einmal darüber berichtet. Dennoch hat man uns immer gesagt, dass solange noch schielfreie Tage da wären man mit einer OP noch warten könne. Jetzt ist es allerdings so, dass das Schielen sich immer mehr manifestiert und deshalb meine Sorge. Für eine OP haben wir uns erst seit kurzem entschieden, von Fachleuten wurde sie uns vor wenigen Wochen nahe gelegt. Und jetzt wollen wir diese in Angriff nehmen. Doch haben wir erst in 14 Tagen den nächsten Termin bei der Orthoptistin und die weist uns dann an den Augenmuskelspezialisten weiter, dann beginnt erst die Vorbereitung auf die OP. Das heisst, dass es noch Wochen oder sogar Monate gehen könnte :0(. Wäre das zu spät?
Vielen Dank noch mal für die Antwort

 

[Gast]

Re: Schieloperation / wie lange warten?

Hallo,

sollte es sich um einen dekompensierten Mikrostrabismus handeln, würde ich, wie bereits erwähnt, zu einem Prismenausgleich mit einer Folie bis zur OP raten. Das kann und sollte durch die Orthoptistin veranlasst und regelmäßig kontrolliert werden.

 

[Annablume]

Re: Schieloperation / wie lange warten?

Die Experten sind sich nicht einig, das ist eine Vermutung, weil die Sehstärke an einem Auge vor über einem Jahr um die 50 % gewesen ist. Dennoch konnte mit Hilfe der Okklusionstherapie schon nach 3 Monaten die volle Sehstärke erlangt werden, und das bei 3 h pro Tag Abkleben (er war zu dem Zeitpunkt ja schon 4 Jahre alt).
Dennoch sind sich die Fachleute nicht einig, und heute kann man das nicht mehr sagen, da er wirklich begonnen hat auch an Nichtschieltagen ein Mikroschielen zu zeigen.
Was wird mit einer Prismenfolie genau bewirkt? Und wie lange kann man mit einer OP in diesem Fall warten? Denn ein geringes räumliches Sehen wurde immer wieder festgestellt ...
Vielen Dank noch einmal für ihre Antwort

 

[Gast]

Re: Schieloperation / wie lange warten?

Ein Prismenausgleich korrigiert den Schielwinkel (hier wäre es die sogenannte "latente Komponente" - siehe dazu auch meine Beiträge auf Ihre Anfrage vom April diesen Jahres). Er nimmt zudem auf optischem Weg das Ergebnis einer Schiel-OP vorweg und gestattet so beidäugiges Sehen, wenn es denn vorhanden ist. Theoretisch kann man damit jahrelang herumlaufen, was aber wenig praktikabel wäre. Wenn denn nun eine Schiel-OP beabsichtigt ist, dann sollte sie noch vor der Einschulung erfolgen und je eher desto besser.
Ein Prismenausgleich dient aber auch zur Überprüfung und Validierung des Schielwinkels und damit der Sicherstellung der OP-Strecken an den jeweiligen Muskeln. Man prüft, ob sich an dem Ausmaß des Schielenes noch etwas ändert, ob es zu- oder abnimmt etc. und passt dann ggf. die Behandlung bzw. OP-Dosierung an. Ein Prismenausgleich ist also eine ganz übliche operationsvorbereitende Maßnahme. Ich gehe einmal davon aus, dass dies auch Ihre "Experten" wissen.

 

[Annablume]

Re: Schieloperation / wie lange warten?

Vielen Dank für Ihre Antwort. Das beruhigt mich ein bischen. Was aber, wenn das kindliche Gehirn plötzlich verlernt auch mit einem Mikorschielen, sofern vorhanden, nicht mehr beidäugig sehen zu wollen? Denn das ist was mich beunruhigt, vielleicht hab ich das aber auch nicht richtig verstanden? Hilft da auch die Prismenfolie um dies nicht zu verlernen?

Danke noch einmal

 

[Gast]

Re: Schieloperation / wie lange warten?

Ja, das tut sie. Sie sorgt dafür, dass trotz des in dieser Situation noch vorhandenen Schielens beide Augen gleichzeitig sehen können, wenn dies denn der Mikrostrabismus - wie bislang offensichtlich der Fall - zulässt.

 

[Annablume]

Re: Schieloperation / wie lange warten?

Noch mal vielen Dank für Ihre Antwort

Das ist das andere, uns wurde gesagt, dass eine Operation in jedem Fall eine Verbesserung des beidäugigen Sehens bringen würde, mein Sohn wäre im Strassenverkehr besser geschützt, dennoch lese ich immer wieder, dass auch bei einem Mikrostrabismus vom Kind ein Auge ausgeschaltet werden kann, wieso ist sich der Expertes, und er ist Experte in der Augenmuskelchirurgie, so sicher, dass mein Sohn nach einer OP beide Augen benützen wird, das hab ich nicht so ganz verstanden. Wenn er ein Auge abschaltet, dann doch auch bei einem Mikrostrabismus, dann schaut er ja weiterhin nur mit einem Auge oder nicht?

 

[Gast]

Re: Schieloperation / wie lange warten?

Man kann sich deshalb relativ sicher sein, weil bei Ihrem Sohn bereits beidäugiges Sehen in Form von grobem räumlichen Sehen nachgewiesen wurde. Dieses beidäugige Sehen funktioniert aber nur auf der Grundlage eines kleinen Schielwinkels (Mikrostrabismus). Sobald sich der Winkel vergrößert, wird das schielende Auge "ausgeblendet" und nicht mehr benutzt. In dieser Situation ist beidäugiges Sehen nicht mehr möglich. Damit dies nicht mehr passiert, kann man das "große" Schielen entweder operieren und auf diese Weise beseitigen, oder mittels einer Prismenfolie das "große" Schielen zwar zulassen, aber die Bilder auf optischem Wege so umlenken, dass trotzdem beide Augen benutzt werden. Letzteres ist aber nur eine Interimslösung.
Natürlich folgt auch ein Mikrostrabismus nicht immer der reinen Lehrmeinung. Es gibt selbstverständlich Patienten mit einem Mikrostrabismus, die keinerlei beidäugiges Sehen besitzen. Dies ist eben abhängig von der jeweiligen Situation und den sensorischen Gegebenheiten. Man geht jedoch davon aus, dass, je früher man mittels OP eine Unterstützung der motorischen Verhaltnisse herbeiführt - sprich: den großen Schielwinkel reduziert - desto besser sind die Voraussetzungen für die Entwicklung bzw. Stabiliserung von beidäugigem Sehen (welcher Qualität auch immer). Eine 100 %ige Garantie gibt es jedoch auch dafür nicht.

 

[Annablume]

Re: Schieloperation / wie lange warten?

jetzt verstehe ich es doch etwas besser. herzlichen Dank