RE: Scharlach
Hallo Andruschka!
Deine Frage ist durchaus berechtigt und erwartet mich zugegebenermaßen ein wenig unvorbereitet, zumal die erklärende Antwort wiederum Unmengen von „anders orientierten Medizinern“ auf den Plan ruft.
Tatsächlich bedeutet Scharlach heute kaum ein schwere Erkrankung und kann meist ohne Penicillin „durchstanden“ werden. Die gefürchteten Komplikationen wie Nierenentzündungen, rheumatisches Fieber etc. sind ziemlich selten geworden, auch wenn das Risiko in einigen Fällen besteht, wenn ein Kind „sehr empfindlich“ (ganz plump ausgedrückt) auf das jeweilige Bakterium reagiert. Andererseits ist es kein Ammenmärchen, sondern statistisch nachgewiesen, dass eine Scharlach-Erkrankung, die durch eine Penicillinbehandlung (auch wenn diese zur empfohlenen Dauer eingenommen wird; die Befürworter der AB machen oft ein „Aufflackern“ des Bakteriums dafür verantwortlich, dass das AB nicht bis zum Ende eingenommen wurde, wenn die Krankheit erneut ausbricht – das ist aber so nicht 100% richtig... ) abgeschwächt bzw. unterdrückt wird, innerhalb weniger Wochen viel öfter wiederkehrt als bei der „Durchmachung“ der Erkrankung. (Achtung: auch ein Kind, das ohne AB eine Scharlacherkrankung durchstanden hat, kann nach kurzer Zeit erneut erkranken – dann sind jedoch in den meisten Fällen neuartige Erreger verantwortlich).
Richtig ist, dass eine Scharlacherkrankung, die ohne AB behandelt wird, eine regelmäßige Kontrolle beim behandelnden Arzt voraussetzen sollte, um die etwaigen Komplikationen im Griff zu halten. Dazu sollten eigentlich, insb. Bei Unsicherheiten, zwischendurch Herz- und auch Urinkontrollen gehören. Ein abschließender Rachenabstrich (in NRW glaube ich vorgeschrieben) gibt dann das grüne Licht für den „öffentlichen Verkehr“.
Deine eigentliche Frage, warum eigentlich 3 Wochen Schonzeit, spaltet die Medizinerschaft wiederum in 2 Abteilungen:
Abtl A: Scharlach sowie seine gefürchteten Nachfolgekomplikationen sind durch Penicillin gut in den Griff zu bekommen! Auf ein Penicillin zu verzichten ist verantwortungslos! Außerdem sind die Kinder schnell wieder „fit“; zudem ist die Ansteckungsdauer gering und sie können nach kurzer Zeit wieder den KiGa/die Schule besuchen.
Abtl B: Scharlach kann unter ärztlicher Kontrolle auf eine Penicillin-Therapie verzichten! Es handelt sich jedoch noch immer um eine Krankheit, die den Körper stark „abbauen“ lassen kann. Hat das Immunsystem aus eigener „Kraft“ – ohne äußere“Hilfsmittel“ mit dem jeweiligen Erreger zu „kämpfen“, dauert es erstens ein wenig länger, auch den „letzten“ Eindringling zu „besiegen“, man sollte dem Körper aus demselben Grund auch eine längere Rekonvaleszenz zugestehen.
Ich habe diese Frage ein wenig offen gelassen, denn ich möchte niemanden zu einer „Gesinnung“ überreden. Das Thema Antibiotikum ist (wie auch das Thema Impfen) ein brisantes Thema, das in Internetforen (und auch unter Ärzten) gerne ausgeschlachtet wird. Ich kann nur hoffen, dass ein jeder sich seine eigene Meinung bildet und nach eigener Überzeugung handelt – unabhängig davon, dass meist ein Rattenschwanz von beleidigenden Beiträgen folgt (Ihr seid schulmedizinische Abzocker – Ihr seid homöopathische Scharlatane... haben wir alles schon zur Genüge gehabt)
Fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch wünscht Pépé!
PS/ Ich habe gerade eine Mandelentzündung und werde mir ein AB gönnen, um die Festtage zu überstehen ... (ganz im Vertrauen...)