Der Rotkäppchen Picolo sei Ihnen von Herzen gegönnt - dagegen ist auch absolut nichts einzuwenden (solange Sie "davon" nicht doppelt sehen)....
Zu Ihren Ausführungen kann ich folgendes erwidern: wenn sich Ihre Beschwerden erst nach der Katarakt-OP in dieser Deutlichkeit eingestellt haben, dann kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass diese nicht an einem wie auch immer gearteten Nystagmus oder an Ihrem Schielen liegen - auch wenn sich eine etwas diffuse Bemerkung dazu im Befundbericht eines Augenarztes wiederfindet. Ein Prisma ist immer erst dann zu verordnen, wenn dem sehr umfangreiche Untersuchungen der Beweglichkeit und Stellung der Augen, sowie der Qualität des beidäugigen Sehens vorausgegangen sind.
Nichts gegen die Augenärzte - aber es liegt in der Natur der ärztlichen Ausbildung, dass sie von diesem augenheilkundlichen Schwerpunkt in der Regel nur sehr wenig Fachwissen vermittelt bekommen. Dafür hat man dann auch das Berufsbild der Orthoptistin geschaffen. Ich würde Ihnen also, wenn Sie mir den Rat gestatten, zur Abklärung Ihrer Beschwerden und zur Überprüfung, ob sich diese tatsächlich mittels eines Prismas erfolgreich behandeln lassen würden, dringend eine Untersuchung in einer Augenarztpraxis mit angeschlossener "Sehschule" und dort tätiger Orthoptistin empfehlen. Ich könnte mir vorstellen, dass in Ihrem Falle ein Prisma keinerlei Verbesserung bringen würde, ja im Gegenteil die Beschwerden noch zunehmen würden.
Ihre Katarakt-OP ist erst einige Monate her. Obwohl diese Operation zu den am meisten durchgeführten der Welt gehört, bleibt sie doch ein massiver Eingriff in Ihr visuelles System, und dass man danach in manchen Fällen Unannehmlichkeiten oder gar ernsthafte Beschwerden entwickelt, scheint nur allzu offensichtlich. Insofern - ein letzter Rat - sollten Sie noch etwas Geduld mit sich und der Situation aufbringen und sich zusammen mit einem guten, kompetenten und geduldigen Augenoptiker eine optimale Brille anpassen lassen. Vielleicht ist es notwendig, dass man hier auch danach noch einmal die Gläser wechseln und sich an ein optimales Ergebnis erst herantasten muss, weil sich immer noch etwas an den Augen verändern kann. Ich bin aber sicher, dass mit der Zeit die Vorteile überwiegen werden und die Beschwerden in den Hintergrund treten. Auch sollte im Zuge dessen überprüft werden, ob eine Gleitsichtbrille in dieser neuen Situation immer noch die beste Wahl für Sie darstellt, oder man vielleicht nicht mit zwei Brillen eine bessere Lösung schaffen kann.
Noch ein abschließendes Wort zu Ihren Beschwerden des "anstrengenden Sehens". Im Idealfall erreicht man mit einer Katarakt-OP die Wiederherstellung eines scharfen Sehens, welches einem über die Jahre i. d. R. verloren gegangen war. Dieser "Effekt" kommt mit der erfolgreichen OP sehr plötzlich und unmittelbar. Nicht jeder Patient ist davon begeistert, so merkwürdig dies auch klingen mag. Manche stört ein sehr kontrastreiches und scharfes Bild geradezu. Auch hier bedarf es einiger Gewöhnung, um mit dieser Situation zurechtzukommen. Das ist sicherlich nicht die Regel, aber es kommt vor.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute und viel Erfolg!