RE: Oxidativen Stress
RE: Oxidativen Stress
Hallo Eric!
Wenn Sie über oxidativen Stress sprechen muss man eine gemeinsame Definition dafür haben, um zu verstehen, was man sich darunter vorzustellen hat. Oxidativer Stress wird in den letzten Jahren häufig im Zusammenhang mit Anti-Aging-Konzepten genannt.
Deshalb muss ich erstmal ein bisschen ausholen.
Sauerstoff ist lebenswichtig, doch er ist auch agressiv und kann Zellen angreifen und das Altern beschleunigen.
Viele Forscher halten den Sauerstoff als Übertäter von Verschleißvorgängen.
Wir sind zwar einerseits abhängig von Sauerstoff, andererseits ist Sauerstoff ein recht agressives Gas. Sauerstoff erzeugt im Körper chemisch reaktive Verbindungen, sogenannte freie Radikale.
Diese freien Radikale können praktisch alle Körperzellen angreifen, Eiweißstoffe, Zelloberflächen, Blutgefäße, Erbsubstanz etc.
Werden z.B. Proteine angegriffen, kommt es zu defekten Enzymen und defekten Botenstoffen und es kann zu Funktionsausfällen kommen, die erstmal unbemerkt bleiben. Später kann es aber zu unerwünschten Veränderungen kommen durch die veränderten Bausteine wie z.B. Allergien, Autoimmunreaktionen.Ferner wird behauptet, dass sich mit fortschreitendem Alter kaputte Substanzen in verschiedenen Organen anhäufen und deren Leistungsfähigkeit behindern: z.B. Untergang von Nervenzellen.
Solch Kettenreaktionen laufen so lange ab, bis sie durch ein Gegenmittel, ein sogenanntes Antioxidans gestoppt werden.
Jede Körperzelle werde jeden Tag attackiert, man spricht vom oxidativen Stress. Eine bestimmte Aktivität von freien Radikalen durch Sauerstoff ist normal, schädlich ist nur eine unkontrollierte Entstehung solcher Teilchen.
Im Biologieunterricht haben Sie sicherlich schon von den Mitochondrien in den Zellen gelernt. Dies sind die "Kraftwerke" unserer Zellen und vor allem der Energieproduktion dienen. 95% des zugeführten Sauerstoffes wird zu Energie umgewandelt, z.B. für Bewegung und Zellaufbau. Aus dem Rest bilden sich hoch reaktive Zwischenprodukte, sogenannte ROS (Reaktive Oxygen Species. Diese sind sehr aggressiv und können unter bestimmten Umständen sehr zerstörend wirken.
Wenn aus Zucker und Fett mithilfe von Sauerstoff verwertbare Energie für die Muskeln gewonnen wird, fallen jedesmal auch Sauerstoffradikale an. Diese werden jedoch meist sofort entgiftet.
Fragen Sie mich nicht wie, aber Forscher haben offensichtlich nachgewiesen, dass bei älteren Menschen zunehmend die Erbsubstanz der Mitochondrien geschädigt sind. Dadurch klappt es mit der Abwehr von agressivem Sauerstoff nicht mehr wie bei jüngeren Testpersonen, wo dies nicht der Fall ist.
Besonders tückisch sollen Angriffe auf die Erbsubstanz sein. Allerdings kann ich Sie erstmal beruhigen, bei jungen gesunden Menschen werden DNA-Schäden effizient durch entsprechende Reparaturenzyme beseitigt und die defekten Produkte über den Harn ausgeschieden.
Der Körper besitzt auch ausgefeilte Schutzmechanismen gegen agressive Sauerstoffverbindungen, die schon erwähnten Antioxidantien, die den agressiven Sauerstoff abfangen.
Mit Antioxidantien wie Vitamin C, A und E, Glutathion, Selen oder dem Hormon Melatonin fängt der Körper freie Radikale ein und macht sie unschädlich.
Auch Östradiol (weibl. Geschlechtshormon) ist ein wichtiges Antioxidans.
In der Southern Methodist University in Dallas wurden gentechnisch Fruchtfliegen gezüchtet, die bestimmte oxidative Schutzstoffe in erhöhter Konzentration produzieren. Ergebnis: die Fliegen lebten ca. 30% länger als Ihre nichtbehandelten Artgenossen.
Allerdings darf man die freien Radikale nicht nur als "Teufelswerk" bezeichnen um den Körper zu zerstören. Freie Radikale sollen auch ein wichtiges Element der Abwehrreaktion und Signalstoffe sein. Sjie sind in der Zelle scheinbar auch für den normalen Lebensablauf erforlderlich. So produzieren manche Zellen des Immunsystems gezielt solche agressiven Teilchen, um Bakterien und Viren befallene Zellen zu zerstören.
Viele Umweltfaktoren können die antioxidativen Schutzsysteme beeinträchtigen oder die Entstehung von agressivem Sauerstoff begünstigen, wie z.B. chronischer Stress, UV-Strahlung, Röntgenstrahlung, Ozon, Chemikalien in Umwelt und Nahrung, Schwermetalle, Rauchen etc.
So nun zu Ihrer Frage:
Ich weiß nicht, ob man den oxidativen Stress durch eine apparative Messung ermittelt oder vielmehr durch eine Einstufung aus einer intensiven Befragung.
Wichtiger erscheinen mir die derzeitigen Empfehlungen aus diesen Forschungen zu sein.
Wie kann man sich schützen vor freien Radikalen von aussen sozusagen, um das innere Schutzsystem zu unterstützen?
Man ist sich heute zumindest in einigen Punkten einig:
Als Schutzstoffe werden derzeitig einige Substanzen genannt, die durch die Nahrung zugeführt werden:
Einige Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe.
Dazu gehören Vitamin E, Vitamin C, Vitamin A, Karotinoide, Alpha Beta-Karotin, Lykopen, Lutein, Ubichinon/Q10, Selen, Zink, PUVA/freie Fettsäuren usw.
Eine Ernährung, die kalorienarm ist und reich an Obst, Salat und Gemüse (täglich gelbe, grüne und rote Sorten), gepaart ohne Extreme scheint die beste Prophylaxe gegen oxidativen Stress zu bieten.
Übrigens soll auch ein ausgeglichenes Körpertraining Ihre körpereigenen antioxidativ wirksamen Schutzsýsteme verbessern. Nur überstrapazieren sollten Sie vermeiden.
Man kann sich sicherlich noch weiter über das Thema auslassen, nun lasse ich es erstmal auf Sie wirken und hoffe, dass Ihnen dieser kleine Exkurs etwas fürs "Leben" bringt.
Sicherlich wird sich auf diesem Gebiet aber in den nächsten Jahren noch eine Menge tun.
Viele Grüße
Fr. Walter-Friedrich