RE: Oma lässt Pflege nicht rein
Was mir nicht ganz klar ist - wie kann der Medizinische Dienst oder wer immer das zugelassen hat, Deinen Mann (Pflegestufe 3) und Dich (vermutlich mit der Pflege Deines Mannes schon überlastet)- als Pfleger für seine demente Mutter einsetzen? Natürlich bist Du, bzw. Dein Mann völlig überfordert mit den Gegebenheiten, die sich auf Dauer nicht bessern werden...die Erfahrungen, die ich mit pflegebedürftigen älteren Verwandten (und deren Pfleger) gemacht habe (meine Großmutter, jetzt meine Eltern...wobei mein Vater der Pflegefall ist, meine Mutter die "offizielle" Pflegeperson ist aber nicht im Traum daran denkt, auch nur die geringsten hygienischen Voraussetzungen zu schaffen - nicht weil sie nicht kann, sondern weil sie Hausarbeit schon immer verabscheut hat...genauso wie sich um Irgendjemanden aktiv zu kümmern, ob das Kinder oder Alte sind...aber auch sie lehnt fremde, professionelle Hilfe komplett ab...aus Geiz und natürlich weil die sich von ihr nicht manipulieren lassen.
Selbst die Internistin der beiden (zu der ich meinen Vater im Rolli bringen muss, da meine Mutter ihn gar nicht schieben kann) scheint komplett die Augen vor den Tatsachen zu verschließen...und weigert sich auch stetig mit mir ein Vier-Augen-Gespräch zu führen...im Vorbeigehen höre ich nur..."sie müssen ihre Mutter mehr unterstützen, die Frau kann nicht alles alleine machen" - während der Pneumologe und Neurologe ständig versuchen ihr professionielle für meinen Vater schmackhaft zu machen (Baden, Physiotherapie etc). Meine Mutter ist nicht dement...sie weiß genau was sie wem wann erzählen muss und welche Details sie besser für sich behält...aber JEDER, der auch nur ein bisschen wach im Kopf ist und sein will, MUSS sehen, dass dieses Arragement nicht funktioniert - sie setzt ihren Kopf durch, koste es was es wolle...das kann sie sich aber nur leisten, weil sie das Pflegegeld, die Rente und die VBL meines Vaters - ausgeben und verplempern kann...wenn jetzt Jemand sagte "hören sie mal, sie bekommen das Pflegegeld für die Pflege ihres Mannes und um sich ggf. eine Haushaltshilfe oder zusätzliche ambulante Hilfe ins Haus zu holen (fürs Baden z.B.), wenn sie das nicht dafür ausgeben, dann bekommen sie gar nichts mehr" - sofort würde sie zustimmen...
Was ich damit sagen will: Wenn Deine Schwiegermutter in den letzten 80 Jahren nicht gelernt hat, Hilfe zur Selbsthilfe anzunehmen, dann wird sie dass jetzt auch nicht mehr tun - meiner Erfahrung nach hat das nichts mit Altersstarrsinn zu tun, sondern mit Frustration und der Erkenntniss, dass sie sich mit Leuten "abgeben" muss, die sich (weil nicht mit ihr verwandt) auf keiner Weise von ihr manipulieren lassen...ich meine das nicht böse, die meisten Menschen haben eine bestimmte Position innerhalb ihrer Familie/Freundeskreis/Kollegen etc...und um so enger die Beziehung, umso eher "WISSEN" wir welche Knöpfe wir bei wem drücken müssen um zu bekommen was wir wollen - und um so mehr wir uns einreden können "der/die" ist mir das und das schuldig, um so leichter fällt es uns auch uns von diesen Menschen gefühlsmäßig zu distanzieren und sie für unsere Zwecke zu nutzen...das klingt wie ein absurdum...ist es auch aber so sind wir Zweibeiner nun mal...
zu Deinem Fall: Deine Schwiegermutter weiß genau, wie sie Dich und Deinen Mann moralisch unter Druck setzen kann...weil sie Euch kennt - aber nur weil sie sich einredet, der Sohn und seine Frau sind ihr das SCHULDIG, kann sie sich von der Tatsache und den Folgegedanken distanzieren, dass ihr Sohn und seine Frau selbst schwerst krank sind...wenn sie Mitleid für Euch zulassen würde, dann würde dieses "die sind´s mir schuldig" nicht mehr funktionieren, dann müßte sie sich mit fremden Leuten, die sie nicht so einfach manipulieren kann auseinander setzen.
Eine Fremde Hilfe wäre in so einem Fall viel konsequenter, viel weniger manipulierbar und würde ohne Zweifel einiges mehr (an Menschlichkeit und Eigenverantwortung) von ihr verlangen - auch eine Hauspflege zieht es vor mit dem Patienten/Kunden zusammen zu arbeiten und gewisse Dinge zu besprechen und zu planen... Nach meiner Erfahrung haben es nicht die Leute am schwersten "Hilfe" zuzulassen, die ihr lebenlang selbstständig und hilfsbereit waren (wie mein Vater, der alles versucht um das bisschen mobilität, und privatspähre zu behalten aber auch sagen kann, heute gehts ihm nicht so gut...was heißt, ihm gehts objektiv richtig scheiße und jeder andere würde schon längst nach Morphium wimmern), sondern die, die es selbst immer als "Zumutung" und "Belastung" empfanden, wenn sie für Jemanden anderen etwas tun "mussten" (z.B. ihre Kleinkinder, Enkel, eigene Eltern, Kollegen, Ehepartner etc)- die können es sich im Traum nicht vorstellen, dass Irgendjemand professionell einen Job dieser Art macht, ohne völlig angeekelt und verbittert und gemein zu sein/werden - weil sie DIESES Emotion verstehen und nachvollziehen können, weil sie selbst so empfinden - deshalb lassen sie sich lieber von Leuten "helfen", die emotional und auf ganz persönlicher Ebene manipulierbar sind und vermutlich aus Schuld handeln...
Du musst einfach, schon um Deines Mannes Willen, ganz ganz schnell zum Pflegedienst gehen und auch mit dem Medizinischen Dienst sprechen...nicht nur weil Du selbst überfordert bist, sondern weil DU letztlich die Jenige bist, die, wenn was Schlimmes mit Deinem Mann oder Deiner Schwiegermutter passiert, wenn Du nicht da bist, damit weiterleben musst. Wenn Du selbst Parkinson Patientin bist, dann wird Dir Dein Neurologe aber 100% mit Rat und Tat zur Seite stehen...denn diese Art von Stress und Belastung verschlimmert Deinen Zustand rapide...und was dann? Dann kannst Du für keinen von Euch was tun. Deine Schwiegermutter wird nicht weiser, Dein Mann und Du nicht gesünder...ich weiß, man denkt in so einer Situation nur noch in "die nächsten Stunden, die nächsten 2 Tage"...aber das ist nicht tragbar und ganz bestimmt auch das Falsche...Du machst Dich selbst zum Pflegefall, Liebes! Raus aus der Falle, werde aktiv und lass Dir helfen, solange Du noch einigermaßen fit bist!