RE: narkose
Hallo, Pechmaus,
ich bin leider erst jetzt über eine Bekannte auf Ihr Problem aufmerksam geworden.
Ich selbst habe drei Mal Awareness erlebt, bin also während einer Anästhesie wach geworden (1961 Milchzahnextraktion unter reinem Lachgas; 1969 Mandeloperation; 1983 Varikozelenoperation). Deshalb kann ich Ihre Lage sehr gut verstehen. Die seelischen Probleme kommen oft sehr viel später, weil man am Anfang vieles verdrängt.
Grundsätzlich haben Sie ein Anrecht auf eine Kopie Ihres Narkoseprotokolls; ein Anästhesist hat nicht das Recht, es zurückzuhalten.
Geholfen hat mir in meiner Not die Verhaltenstherapie, das heißt: Ich wusste, ich muss mich meiner Angst stellen. Andere Patienten, die dasselbe erlebt haben, mögen andere Wege beschreiten.
Ich hatte Gelegenheit, mit einem Anästhesisten, dem ich von meinem Problem erzählt hatte und der mir die Gründe für das Wachwerden genannt hatte (heute nicht mehr übliche und zulässige Narkoseverfahren), zunächst als Zuschauer einen Operationssaal zu besuchen, mir Narkosen anzusehen, alle meine Fragen zu stellen und Antworten zu bekommen.
Und einige Zeit später wurde - trotz (oder wegen) meiner Angst - eine Vollnarkose gemacht, damit ich erleben konnte, dass Anästhesie auch gelingen kann. Für mich war das der einzige Weg, das Problem zu lösen.
Wenn ich heute operiert werden müsste, wäre ich sicher nicht ohne Angst. Aber ich denke, dass ich mit der Situation fertig werden könnte.
Zum Vergleich: Wenn Menschen, die beruflich viel mit dem Flugzeug unterwegs sein müssen, Flugangst haben, besuchen sie (oft) auch ein Seminar, bei dem sie alle ihre Fragen einem Fachmann stellen können. Sind die Fragen beantwortet, fliegen sie ein Stück weit mit dem Flugzeug und stellen sich so ihrer Angst.
Ich kann nun nicht sagen, ob Ihnen das hilft, was ich hier schreibe; ich wünsche es Ihnen aber von Herzen. Ich hoffe sehr, dass Sie einen verständnisvollen Anästhesisten finden, mit dem Sie zunächst ausführlich sprechen können und mit dem Sie dann alle weiteren Schritte vereinbaren können. Ich bin sicher, dass es einen Weg heraus aus der Not gibt!
Viele Grüße!
Rhaban Lammeyer