RE: mrsa ansteckung?
Wo hat er denn den MRSA?
MRSA ist ein Methicillinresistenter Staphylococcus Aureus. Das bedeutet, er ist gegen 4 von 5 Antibiotikastämmen resistent. Trotzdem ist das kein Weltuntergang. Ist es eine Besiedelung oder eine Erkankung? Und schon gar keine Erkrankung die in erster Linie sexuell übertragen wird.
Wenn es nur eine Besiedelung ist, reicht eine 20 tägige Keimsanierung mit Duschen, Nasengel und Mundspülungen.
Ich hänge unten die von mir als Hygienefachkraft ausgearbeitete Hygienerichtlinie für Pflegeheime an. Damit sollte man eine Keimbesiedelung mit MRSA gut in den Griff bekommen. Meine Erfahrung sagt, nach 20 Tagen ist die Sache erledigt.
Liebe Grüße
Beate Ullmann
Hygienerichtlinie
Sanierende Pflege bei methicillinresistenten Keimen
1. Ziel der Anweisung
Durch tägliche konsequente Ganzkörperpflege wird die Besiedelung mit methicillinresistenten Keimen reduziert und schließlich völlig beseitigt. Die weitere Ausbreitung wird verhindert.
2. Ansprechpartner
3. Grundlagen
3.1 Richtlinie für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention des Robert-Koch-Institutes (RL-RKI)
3.2 Infektionsschutzgesetz (IfSG)
3.3 BGV A1
3.4 § 80SGB XI
3.5 Biostoffverordnung
Sanierende Pflege bei methicillinresistenten Keimen
4.1 Indikation
Eine sanierende Grundpflege sollte grundsätzlich bei Besiedelung mit einem multiresistenten Keim stattfinden, unabhängig davon, ob eine Antibiose stattfinden soll oder nicht. Bei einer Besiedelung im Trachealsekret, Urin oder Stuhlgang sollte diese aber immer, in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Eine sanierende Pflege ist bei Besiedelung der Haut eigentlich immer erfolgreich.
4.2 Produkte
Zur sanierenden Pflege werden folgende Produkte benötigt:
1. Stellisept Scrub Hautwaschlotion von Bode (beim Hausmeister erhältlich oder Prontosan D (muss vom Bewohner selbst gezahlt werden, ist aber hautverträglicher)
2. Prontosan W Wundspüllösung
3. Prontoral
4. Prontosan D Gel (Nasengel)
5. Prontosan D Festgel (Wundgel)
6. evtl. Prontosan D Foam
4.3 Häufigkeit der Sanierenden Pflege
Die sanierende Pflege sollte über mindestens 20 Tage täglich durchgeführt werden. In dieser Zeit duscht man den Bewohner einmal täglich. Prontosan D Nasengel und Prontoral werden mindestens 3 mal täglich angewandt, Wunden werden nach Anordnung verbunden.
4.4 Durchführung der sanierenden Pflege
Im Rahmen einer sanierenden Pflege ist es nötig, den Bewohner für einen Zeitraum von mindestens 20 Tagen täglich zu duschen. Bewohner, die nicht auf einem Duschstuhl sitzen können, werden auf einem Liegelifter ins Bad gefahren und über der Wanne abgeduscht.
Der Bewohner wird einschließlich der Haare warm abgebraust. Dann werden die Haare mit reichlich Stellisept Scrub oder Prontosan D eingeschäumt. Anschließend wird der Bewohner mit der gleichen Waschlotion gewaschen. Wichtig ist, dass eine ausreichende Menge der Waschlotion aufgetragen wird. Man rechnet pro Körperteil mindestens 3 ml. Das bedeutet: Pro Arm 3 ml, für den Oberkörper mindestens 3 ml, pro Bein 3ml usw. die Augen bitte aussparen! Wenn der Bewohner so komplett eingeschäumt ist, alles bitte mindestens eine Minute einwirken lassen. Danach gründlich mit reichlich Wasser abspülen. Eine normale Waschung mit der Waschlotion in der Waschschüssel ist sinnlos und deshalb zu unterlassen.
Die Mundpflege sollte mit Prontoral Mundspüllösung erfolgen. Bewohner die in der Lage sind, den Mund auszuspülen, sollten dieses nach dem Zähneputzen und Ausspülen gründlich mit der unverdünnten Prontorallösung erfolgen. Bewohner, die dies nicht können, bekommen den Mund mit unverdünntem Prontoral gründlich ausgewischt und gereinigt. Alle vorhandenen Beläge müssen entfernt werden. Da eine solche Mundpflege naturgemäß nicht so viel Wirkstoff wie beim Spülen aufbringen kann, sollte die Mundpflege so bei jedem Rundgang erfolgen. Chlorhexidin erfüllt die gleichen Anforderungen, verfärbt aber bei der Häufigkeit der Anwendung dauerhaft die Zähne und ist daher contraindiziert.
Das Prontosan Nasengel sollte wie Nasengel angewandt werden.
Die PEG wird mit Prontosan W Wundspüllösung gereinigt, ist sie reizlos, wird sie dann trocken verbunden. Ist die PEG entzündet, wird sie mit Prontosan D Festgel verbunden. Prontosan D Festgel ist ein Hydrogel (z.B. Nugel) , das einen antiseptischen Wirkstoff (Polihexeanid) enthält.
Wunden werden prinzipiell nach Anordnung verbunden, sollte aber ein Hydrogel verwandt werden, sollte man auf Prontosan umsteigen. Prinzipiell werden alle Wunden mit Prontosan W Wundspüllösung bei jedem Verbandswechsel gespült.
4.5 Schutzmaßnahmen
Selbstverständlich werden alle Schutzmaßnahmen, wie in den jeweils vorgesehenen Hygienerichtlinien, beibehalten.
4. Abschluss
Nach 20 Tagen wird die sanierende Pflege beendet. Nach weiteren 2 Tagen sollte der behandelnde Arzt erneut Abstriche nehmen. Sind diese negativ, werden in den vorgeschriebenen Abständen die drei notwendigen Abstriche vorgenommen, ist der Befund aber positiv, sollte die ganze Prozedur von vorne beginnen.
5. Abschließende Erklärung
Warum Prontosan? Es gibt noch das Produkt Octenisept, das ähnliche Eigenschaften besitzt. Im Gegensatz zu diesem Produkt enthält Prontosan in geringen Mengen ein Konservierungsmittel. Es ist das gleiche Produkt, das in Kosmetika Verwendung findet. Durch dieses Konservierungsmittel wird Prontosan 6 Wochen verwendungsfähig. Octenisept ohne Konservierungsmittel ist leider nur 24 Stunden haltbar. Da Prontosan in Gebinden zu 350 ml angeboten wird und Octenisept in Gebinden zu 500 ml ist der Vorteil ziemlich schnell erklärt.
Außerdem sollte man immer die gebrauchsfertigen Lösungen verwenden und keine Konzentrate, da Konzentrate immer ein Risiko der Fehldosierung bieten, bzw. die Hygiene nicht zwangsläufig gewährleistet ist. Sowohl Prontosan als auch Octenisept werden nicht von der Krankenkasse gezahlt. Die Bewohner müssen es selbst zahlen.
Parsberg, den 17.04.2005
Beate Ullmann
Hygienebeauftragte