• Der Alltag hält Belastungen und Herausforderungen verschiedenster Art bereit. Bei vielen Menschen führt dies zu Stress. Sind die Belastungen zu hoch oder dauern lange Zeit an, kann sich dies nachteilig auf die Gesundheit auswirken. In unserem Forum Stress, Nervosität & innere Unruhe können Sie sich mit anderen Betroffenen austauschen.

Massive Probleme mit dem Aufstehen

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Ich meinte damit, das ich mitlerweile weiß, was mit meiner Vergangenheit los ist und woher meine Symptome kommen. Desweiteren kann ich zuordnen woher gewisse Impulse kommen (z.b. von inneren Kritiker ).. etc.
Es würde mir nicht viel bringen, länger Therapie zu machen und mich eher abhängig machen.
Das meinte ich damit.

Also ich sehe den Sinn einer Therapie vollkommen anders.
Es ist natürlich wichtig zu wissen was los ist und woher die Symptome kommen, das findet man da heraus, aber das sind nur Bausteine auf die die eigentliche Therapie aufbaut. Es geht darum das wenn man das Problem erkannt hat, beginnt Strategien zu entwickeln einen guten Umgang mit den Symptomen zu finden und das macht dich nicht abhängig sondern sollte dich im Gegenteil befreien, von all dem was dich hemmt.
Was hast du denn davon wenn du genau weißt was los ist, aber nicht damit umgehen kannst, es nicht in den Griff bekommst?
Und genau da setzt die eigentliche Therapie an, die dich nicht abhängig macht, sondern Wege zur Selbsthilfe aufzeigt.
 
>>>2. Auf meinen Vorschlag mit dem Positiv-Tagebuch bist Du in Deiner Antwort nicht eingegangen. Wäre nett und hilfreich, wenn Du auch dazu was sagen könntest.


Ich bin jemand der versucht, Achtsamkeit zu praktizieren. Dabei geht es darum, sich selber im jeweiligen Moment (!) „ungeschönt“ so wahrzunehmen und zu akzeptieren wie man gerade ist.

Meine Frage daher:
Verzeichnet man die Dinge, die man auch wirklich als positiv wahrgenommen hat oder auch solche die „normalerweise positiv sind.“ (Also, z.b. mir fällt auf das der Himmel blau ist und das eig. (!) Schön ist, aber es kommt nicht so als positives Gefühl an)
2. Macht du da eine feste Anzahl von Einträgen pro Tag?

Moin,

das eine - Achtsamkeit - schließt das andere ja nicht aus - Positiv-Tagebuch-führen.

Ich übe mich selbst in Achtsamkeit. Aber das ist ja auch immer ne momentane Sache und erfordert mal mehr, mal weniger Mühe. Das Positiv-Tagebuch kann Dich genau dabei zusätzlich unterstützen, weil es Dir eben auch hilft, die Erinnerung weniger zu verfälschen und Dir im Nachhinein Dinge schlecht zu reden, die Du gestern noch als gut empfunden hast.

Grundsätzlich soll man deshalb in sein Positiv-Tagebuch selbstverständlich nur Dinge eintragen, die man auch wirklich als schön empfunden hat. Sonst ergäbe es wenig Sinn.


In Kombination mit der Umstellung der Denk- und Verhaltensmuster jedoch soll man ja aber auch (wieder) lernen, die Schönheit und das Gute an Dingen, Sachen, Ereignissen wiederzuentdecken und auch zu reflektieren.

Deshalb trage ich auch einen blauen Himmel und Sonnenschein selbst dann ein, wenn ich mal einen nicht ganz so tollen Tag hatte und mir der blaue Himmel vielleicht eher egal gewesen ist bzw. ich ihn nur am Rande wahrgenommen habe. Einfach um mir achtsam im Erinnerung zu rufen, daß ich so etwas die Tage zuvor ja noch schön gefunden habe. Und warum sollte sich meine grundsätzliche Einstellung zum blauen Himmel ändern, nur weil ich eine Krankheit und einen etwas schlechteren Tag habe? Mir geht's dabei sogar eher so, daß ich den blauen Himmel dann im Nachhinein noch als schön empfinde und mir sage: "Das war doch eigentlich wirklich schön, worüber beschwere ich mich eigentlich?" Mag auch damit zusammenhängen, daß ich einer der Depressiven sind, der seine Beschwerden eher am Vormittag hat und ab Mittag bis Abend hin wieder "normaler" empfindet. Und ich schreibe mein Tagebuch abends ;)


So etwas natürlich nur dosiert - im Schwerpunkt sollten die Einträge zu 90% wirklich aus echt empfundenen, schönen Dingen bestehen. Aber dann auch selbst diejenigen, die Dir nur ein Mini-Lächeln entlockt haben. Ein Mini-Lächeln ist besser als gar keins oder Trübsal :)


Was Deine Frage nach einer festen Anzahl an Einträgen angeht: Nein.

Aber je mehr, desto besser (ohne Druck und nicht beschönigt, selbstverständlich. Es ist ja kein Wettbewerb.). Es geht primär darum, die Freude und Schönheit des Lebens wiederzuentdecken. Und wenn ich mich an einem Tag eben über viele Dinge, auch Kleinigkeiten, gefreut habe, dann trage ich diese auch möglichst alle ein. Da fange ich schon bei so "Banalitäten" an
- wie dem blauen Himmel und Sonnenschein;
- dem fröhlichen Lachen der Arzthelferinnen beim Arzt letzte Woche;
- dem Angebot zum "Du", das ich von einem Kollegen erhalten habe;
- dem Knuddler meines kleinen Sohnes;
- dem LEGO-bauen abends mit ihm;
- seinem Regenbogen-Bild, das er gestern Morgen für meine Frau gemalt hat;
- der Nußecke zum zweiten Frühstück, auf die ich spontan Appetit hatte und die mir geschmeckt hat;
- dem Zwitschern der Amsel gestern früh auf dem Weg zum Auto;
- dem TV-Gucken mit meiner Frau, kuschelnd auf der Couch;
- usw.

aber selbstverständlich eben auch die größeren und offensichtlicheren Freuden.

Und wenn mir da an einem Tag nur 2-3 Einträge zusammenkommen, ist das in Ordnung. Kommen 10-15 zusammen, ist das auch in Ordnung. Und mittlerweile geht es bei mir auch meistens in die zweite Richtung, einfach, weil ich die schönen und guten Dinge in meinem Leben mehr und mehr wieder bewußter und achtsamer wahrnehme und genieße. Hier schließt sich der Kreis zur Achtsamkeit ;)

Deswegen:
Für mich, so, wie ich Achtsamkeit für mich verstehe, ist Achtsamkeit auch kein Selbstzweck, sondern ein Hilfsmittel aus der Depression raus zur bewußten (Wieder)Entwicklung von mehr Lebensfreude. Klar kann man Achtsamkeit auch praktizieren und alles nur stoisch-fatalistisch akzeptieren. Aber das hört sich zumindest in meinen Ohren ziemlich traurig an. Und ich bin mir nach Deinen Schilderungen echt nicht sicher, ob Dir eine solche Einstellung weiterhelfen wird.
Es geht ja nicht darum, daß Du Dir alles und jedes, auch das wahrhaft schlechteste, schön redest. Hier ist es sicher schon mühsam genug, das ein oder andere einfach zu ertragen und zu akzeptieren.
Aber es gibt sehr wohl wahrhaft schöne Dinge – und die solltest Du nicht nur einfach stoisch-neutral akzeptieren, sondern wieder genießen lernen. In kleinen Schritten, Stück für Stück. Ein Stück Schokolade hier, ein Stadtbummel dort – achtsam genießen und Freude zulassen (natürlich auch nicht herbeizwingen, klar).

Letzten Endes besteht unser ganzes Leben – sehr vereinfach ausgedrückt – aus einer komplexen Abfolge von Gefühlen, Denk- und Verhaltensmustern, die auf mehr oder minder tieferen Einstellungen basieren. Und die gilt es, zu hinterfragen und zu ändern, wo und falls nötig. Aber wie gesagt: Ich weiß auch, daß das einfach gesagt ist… fällt auch mir nicht immer leicht, und vor allem ist es leichter, das hier einfach runterzuschreiben als es selbst umzusetzen ;) Aber daß es auf Dauer funktioniert und man das lernen kann, davon bin ich mehr und mehr überzeugt.
 
Also, mein Aufstehproblem hat sich nun auf sehr unspektakuläre Weise gelöst:

Hab die Sache mit dem Wecker, der durchrattert und nicht aufhört (und der weiter wegsteht), beibehalten und seit dem funktioniert es eigentlich gut.

Danke für die ganzen Tipps.

Das mit dem Positiv-Tagebuch werd ich „trotzdem“ mal ausprobieren. (Danke nochmal für deine Ausführungen dazu)
 
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