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Werner Schuren, Patientenstell
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Kuratorium Behinderung und Sexualität gegründet
Bericht von Sozialberater Werner Schuren, Winsen/Luhe
In der Maslowschen Bedürfnispyramide werden unsere Bedürfnisse nach
Dringlichkeit geordnet. Körperkontakt und Sexualität sind dabei als
Primärbedürfnisse, wie Essen, Schlafen und Wohnen anzusehen. Jeder
Mensch wünscht sich einen anderen Menschen, der ihn versteht, um nicht
allein zu sein auf dieser Welt. Das Zusammensein mit einem geliebten
Menschen gehört zu den wichtigen Dingen im Leben. Jedoch : zu
l(i)eben ist für einen behinderten Menschen äußerst schwierig:
Kontakte aufnehmen und halten, gängiges Schönheitsideal, Orte für
Intimität, erotische Hilfsmittel sind nur einige der wichtigen Themen,
die alle interessieren und über die nirgends offen gesprochen wird.
Und es kann jede
treffen: Nicht nur Geburtsbehinderte haben
erhebliche Defizite mit der Sexualität. Auch. viele spätbehinderte
Menschen werden aus Krankenhaus oder Rehaklinik entlassen ohne
Aufklärung darüber, wie es ganz praktisch im partnerschaftlichen
Bereich weitergehen soll. "Wie komme ich als behinderter Mensch mit
anderen Menschen in Kontakt?" "Wie erreiche ich nun als behinderter
Mensch mit meinem Partner/in dennoch ein erfülltes Sexualleben?" Es
ist eine große und weitreichende Tragik, wenn aufgrund mangelnder
Informationen Familien auseinanderbrechen. Ein erfülltes Sexualleben
in einer Partnerschaft hat unbestritten eine stabilisierende Funktion.
Auf Sexualität verzichten können eigentlich nur Paare, die über eine
längere gemeinsame Vergangenheit verfügen oder eine sublimierte Form
gefunden haben.
Auch für Eltern behinderter Kinder ist es sehr schwierig mit der
Sexualität ihres behinderten Kindes - auch wenn dieses schon längst
erwachsen ist - umzugehen. Eltern müssen einsehen (lernen), dass ihr
behindertes Kind ein Recht auf Aufklärung und Begleitung der
individuell bedürftigen Sexualität hat. Behinderte Jugendliche müssen
eine "Konditionierung des Machbaren" aufgezeigt bekommen, d.h. eine
Hinführung zu einem verantwortungsvollen Umgang mit sich selber und
mit anderen Menschen. Sexualpädagogik ist auf Sozialisation bedacht:
ein realistisches Selbstbild zu entwickeln und eine Anleitung zu
bekommen, um die Umwelt nicht ständig mit ausschließlicher
Triebsteuerung und Grenzüberschreitung in Schwierigkeiten zu bringen.
Angehörige und Pflegepersonal werden durch eine pragmatische
Sexualpädagogik sehr entlastet. Es ist sehr wichtig, dass behinderte
Jugendliche Perspektiven vermittelt bekommen, die sie für ihre
Entwicklung und letztlich für ihre Integration dringend brauchen.
Behinderung & Sexualität ist trotz allem ein Tabuthema. Über
sexuelle Funktionsstörung spricht niemand gern - ob behindert oder
nichtbehindert. Der Verdrängungsmechanismus und das
Nicht-Wahrhaben-Wollen ist groß, vor allem in dieser Gesellschaft, in
der perfekte Supergirls und potente Supermänner das Bild bestimmen..
In einem Bundeskongress "Behinderte Sexualität - verhinderte Lust?
anlässlich der REHAB 2000 in Nürnberg (06.-08.September 2000), der
von der behinderten Sexualpädagogin Manuela Bannasch vorbereitetet
wurde, gelang es Wissenschaftler, Betroffene und Praktikern aus der
Sozialarbeit zusammenzuführen. Im Kongreß wurde herausgearbeit, dass
die Bundesrepublik auf dem Gebiet der Sexualität Behinderter noch
Entwicklungsland ist. Holland und Dänemark sind in der Entwicklung der
Förderung Behinderter auch auf dem Gebiet der Sexualität als Teil
selbstbestimmten Lebens erheblich weiter.
Auf dem Kongress wurden daher u.a. folgende Forderungen erhoben:
· Aufklärung der Gesellschaft über das Grundrecht von behinderten
Menschen auf Sexualität
· Autonomie für Menschen mit Behinderung und die Schaffung von
Rahmenbedingungen für das Ausleben von Sexualität (finanzielle
Unabhängigkeit, individuelle Wohnmöglichkeiten, "Sex-Helpers" nach
holländischem Vorbild)
· Intensive Aufklärungsarbeit gegenüber Betroffenen vor allem in
Institutionen und gegenüber Betreuern und Pflegepersonal
· Bereitstellung einer individuellen Assistenz und einer Begleitung,
die auf den einzelnen Menschen mit Behinderung und seine Bedürfnisse
zugeschnitten ist
· Rechtliche Absicherung für Betreuer und Institutionen bei
Unterstützung von sexuellen Handlungen
· Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen für die Tätigkeit von
"Sexualbegleitern" (provokant: "Sex auf Krankenschein?")
Zur Umsetzung des Anliegens des Kongresses wurde Mitte Januar 2001 in
Nürnberg ein interdisziplinäres "Kuratorium Behinderung und Sexualität
" gegründet. Gleichberechtigt arbeiten Praktiker, Wissenschaftler und
Betroffene (Behinderte und ihre Angehörigen) zusammen, um die
Öffentlichkeit auf das Grundrecht aller Menschen, behindert und
nichtbehindert, auf Sexualität aufmerksam zu machen. Auch sollen
gemeinsam Wege erarbeitet werden, wie individuell Hilfe geleistet
werden kann.
Zu seinem Sprecher wählte das Kuratorium Herrn PD Dr. Thomas Mösler
(Universität Erlangen-Nürnberg); die Geschäftsführung übernahm die
selbst behinderte Sexualpädagogin Manuela Bannasch. (Weitere
Informationen : Telefon 0911-2723554 oder
eMail [email protected])
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Veröffentlichung kostenfrei !
Belegexemplar an
Pressebüro für Sozialpolitik
Winser Baum 69
21423 Winsen
Tel & Fax 04171-880016
eMail [email protected]
Bericht von Sozialberater Werner Schuren, Winsen/Luhe
In der Maslowschen Bedürfnispyramide werden unsere Bedürfnisse nach
Dringlichkeit geordnet. Körperkontakt und Sexualität sind dabei als
Primärbedürfnisse, wie Essen, Schlafen und Wohnen anzusehen. Jeder
Mensch wünscht sich einen anderen Menschen, der ihn versteht, um nicht
allein zu sein auf dieser Welt. Das Zusammensein mit einem geliebten
Menschen gehört zu den wichtigen Dingen im Leben. Jedoch : zu
l(i)eben ist für einen behinderten Menschen äußerst schwierig:
Kontakte aufnehmen und halten, gängiges Schönheitsideal, Orte für
Intimität, erotische Hilfsmittel sind nur einige der wichtigen Themen,
die alle interessieren und über die nirgends offen gesprochen wird.
Und es kann jede

erhebliche Defizite mit der Sexualität. Auch. viele spätbehinderte
Menschen werden aus Krankenhaus oder Rehaklinik entlassen ohne
Aufklärung darüber, wie es ganz praktisch im partnerschaftlichen
Bereich weitergehen soll. "Wie komme ich als behinderter Mensch mit
anderen Menschen in Kontakt?" "Wie erreiche ich nun als behinderter
Mensch mit meinem Partner/in dennoch ein erfülltes Sexualleben?" Es
ist eine große und weitreichende Tragik, wenn aufgrund mangelnder
Informationen Familien auseinanderbrechen. Ein erfülltes Sexualleben
in einer Partnerschaft hat unbestritten eine stabilisierende Funktion.
Auf Sexualität verzichten können eigentlich nur Paare, die über eine
längere gemeinsame Vergangenheit verfügen oder eine sublimierte Form
gefunden haben.
Auch für Eltern behinderter Kinder ist es sehr schwierig mit der
Sexualität ihres behinderten Kindes - auch wenn dieses schon längst
erwachsen ist - umzugehen. Eltern müssen einsehen (lernen), dass ihr
behindertes Kind ein Recht auf Aufklärung und Begleitung der
individuell bedürftigen Sexualität hat. Behinderte Jugendliche müssen
eine "Konditionierung des Machbaren" aufgezeigt bekommen, d.h. eine
Hinführung zu einem verantwortungsvollen Umgang mit sich selber und
mit anderen Menschen. Sexualpädagogik ist auf Sozialisation bedacht:
ein realistisches Selbstbild zu entwickeln und eine Anleitung zu
bekommen, um die Umwelt nicht ständig mit ausschließlicher
Triebsteuerung und Grenzüberschreitung in Schwierigkeiten zu bringen.
Angehörige und Pflegepersonal werden durch eine pragmatische
Sexualpädagogik sehr entlastet. Es ist sehr wichtig, dass behinderte
Jugendliche Perspektiven vermittelt bekommen, die sie für ihre
Entwicklung und letztlich für ihre Integration dringend brauchen.
Behinderung & Sexualität ist trotz allem ein Tabuthema. Über
sexuelle Funktionsstörung spricht niemand gern - ob behindert oder
nichtbehindert. Der Verdrängungsmechanismus und das
Nicht-Wahrhaben-Wollen ist groß, vor allem in dieser Gesellschaft, in
der perfekte Supergirls und potente Supermänner das Bild bestimmen..
In einem Bundeskongress "Behinderte Sexualität - verhinderte Lust?
anlässlich der REHAB 2000 in Nürnberg (06.-08.September 2000), der
von der behinderten Sexualpädagogin Manuela Bannasch vorbereitetet
wurde, gelang es Wissenschaftler, Betroffene und Praktikern aus der
Sozialarbeit zusammenzuführen. Im Kongreß wurde herausgearbeit, dass
die Bundesrepublik auf dem Gebiet der Sexualität Behinderter noch
Entwicklungsland ist. Holland und Dänemark sind in der Entwicklung der
Förderung Behinderter auch auf dem Gebiet der Sexualität als Teil
selbstbestimmten Lebens erheblich weiter.
Auf dem Kongress wurden daher u.a. folgende Forderungen erhoben:
· Aufklärung der Gesellschaft über das Grundrecht von behinderten
Menschen auf Sexualität
· Autonomie für Menschen mit Behinderung und die Schaffung von
Rahmenbedingungen für das Ausleben von Sexualität (finanzielle
Unabhängigkeit, individuelle Wohnmöglichkeiten, "Sex-Helpers" nach
holländischem Vorbild)
· Intensive Aufklärungsarbeit gegenüber Betroffenen vor allem in
Institutionen und gegenüber Betreuern und Pflegepersonal
· Bereitstellung einer individuellen Assistenz und einer Begleitung,
die auf den einzelnen Menschen mit Behinderung und seine Bedürfnisse
zugeschnitten ist
· Rechtliche Absicherung für Betreuer und Institutionen bei
Unterstützung von sexuellen Handlungen
· Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen für die Tätigkeit von
"Sexualbegleitern" (provokant: "Sex auf Krankenschein?")
Zur Umsetzung des Anliegens des Kongresses wurde Mitte Januar 2001 in
Nürnberg ein interdisziplinäres "Kuratorium Behinderung und Sexualität
" gegründet. Gleichberechtigt arbeiten Praktiker, Wissenschaftler und
Betroffene (Behinderte und ihre Angehörigen) zusammen, um die
Öffentlichkeit auf das Grundrecht aller Menschen, behindert und
nichtbehindert, auf Sexualität aufmerksam zu machen. Auch sollen
gemeinsam Wege erarbeitet werden, wie individuell Hilfe geleistet
werden kann.
Zu seinem Sprecher wählte das Kuratorium Herrn PD Dr. Thomas Mösler
(Universität Erlangen-Nürnberg); die Geschäftsführung übernahm die
selbst behinderte Sexualpädagogin Manuela Bannasch. (Weitere
Informationen : Telefon 0911-2723554 oder
eMail [email protected])
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